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01.10.2013 von Koehler

Die kann man in ganz normalem Leitungswasser halten

Die kann man in ganz normalem Leitungswasser halten

Diesen Satz haben warscheinlich die meisten von euch schonmal so oder so ähnlich gehört, egal ob Anfänger oder alter Hase, egal ob Diskus oder Malawibarsch.Und aus diesem Grund und einigen Informationen die ich über die Zeit so gelesen und gesammelt habe, habe ich mir gedacht das würde ganz gut in einen Blog passen.Dazu kommen ja die soviel diskutierte Haltung von Arten unterschiedlicher Herkunft und Ansprüchen wie z.B.das alte Thema Antennenwelse in Malawibecken. Um eins vorweg zunehmen, ich möchte niemanden mit diesen Worten beleidigen, angreifen oder gar bevormunden, sondern lediglich mal ein paar Fakten aufführen die mich selber mehr als erstaunt und zum Nachdenken angeregt haben.

Die Aquaristik entwickelt sich genau so rasend schnell weiter wie alle anderen Bereiche unseres Lebens und gerade deswegen wundere ich mich immer wieder wie wenig beim Vertrieb unserer Pfleglinge auf ihre Haltungsbedingungen im Bezug auf Wasserparameter geachtet bzw.hingewiesen wird. Beim Kauf wird meistens auf die Grösse des Beckens eingegangen und auch eventuell noch auf Vergesellschaftung aber wenn man bei den Wasserwerten nachhakt kommt dann alzuoft der oben genannte Satz. Ich kann mich hier wie bei allem natürlich nur auf meine persönlichen Erfahrungen stützen und möchte hier keineswegs alle Händler und Züchter über einen Kamm scheren.

Womit wir auch schon bei dem für und wieder der Anpassung bzw.dem Berücksichtigen von Wasserwerten sind.Viele dieser Argumente sind auch eher Meinungen ohne Belege und daher möchte ich mal einige aufführen und bin natürlich auch auf eure Meinungen gespannt.

- Nachzuchten sind unempfindlicher als WF und sind generell viel toleranter, zudem haben sie noch nie ihren natürlichen Lebensraum kennengelernt

- die Tiere fühlen sich wohl und pflanzen sich sogar fort

- mit einem Mittelwert können alle gut leben

Das sind wohl die meistaufgeführten Argumente.Gerade wenn es um Gesellschaftsbecken geht ist die Ausrichtung meistens nur durch einen Kompromiss hinzubekommen.Bei den anderen Argumenten sieht es da für mich anders aus. Die Aussage über Nachzuchten mag sich wohl in der Sterblichkeitsrate niederschlagen aber es ist wohl nicht von der Hand zu weisen das sich Anpassungen an Wasserwerte die über Jahrtausende stattgefunden haben, nicht im Laufe von ein paar Generation ändern bzw.anpassen. Gerade wenn man auf extreme wie den Tanganjika- oder Malawisee schaut.Das Argument das sich die Tiere wohlfühlen kann für mich nicht zählen, da eine objektive Bewertung in meinen Augen nicht machbar ist. Das Ganze würde dann höchstens aus humanisierten Gesichtspunkten bzw.ohne aussagekräftige Vergleiche stattfinden. Auch ist Fortpflanzung für mich nicht immer ein Anhaltspunkt für dauerhaftes Wohlbefinden.Es gibt natürlich auch sehr tolerante Arten aber ich spreche bewusst von starken Kontrasten und dem generellen Ansatz.

All dies sind für mich aber höchstens Meinungen und Anregungen über die man diskutieren kann aber nicht zwangsläufig schlagkräftige Argumente bzw. Feststellungen. Deshalb möchte ich zum Hauptargument kommen, welches nicht von der Hand zu weisen ist.

??ber welche Wasserwerte sprechen wir eigentlich genau und warum sind diese so wichtig ?

Ich rede hier hauptsächlich vom PH-Wert und dem Leitwert bzw.woraus sich dieser zusammensetzt.

Ich möchte jetzt nicht mit irgendwelchem chemischem Fachchinesich um mich werfen, sondern in einfachen Worten auf den Punkt kommen ( ich hoffe es gelingt ;) )

Zunächst zum PH-Wert.Er sagt aus wie sauer bzw.basisch/ alkalisch Wasser ist. Fische bzw. auch Wirbellose haben einen gewissen Toleranzbereich in dem sie leben können, der sich je nach Lebensraum richtet und je nach Art unterschiedlich gross oder klein ist. Bereiche die nicht im optimalen Bereich liegen wirken sich oft nicht sofort schädlich aus, führen aber langfristig zu Kiemen- und Schleimhautschäden.Was hier besonders beachtet werden sollte ist das der PH-Wert logarithmisch aufgeteilt ist, heisst das der PH 6 zehnmal so sauer ist wie PH 7 und PH5 hundertmal so sauer !!!

Nun zum Leitwert.Der Leitwert ist nur ein Summenwert der sich aus gelösten Ionen zusammensetzt also simpel gesagt aus Salzen (Härte, Nitrat etc.) und drückt eigentlich den elektrischen Widerstand aus. Am meisten beeinflusst wird der Leitwert durch GH und KH, auf die wir ja durchaus Einfluss haben und nehmen.Da der Leitwert bei den meisten keine Beachtung findet und auch nur zum Teil für uns von nutzen ist, können wir uns an diesen Werten orientieren.Doch worauf will ich hinaus ?

Es geht um Osmose oder anders gesagt wie unsere Pfleglinge Versuchen ihren Salzgehalt stabil zu halten.Dabei ist wichig zu wissen das Wasser mit unterschiedlichen Salzkonzentrationen immer versucht sich auszugleichen.Dabei versucht immer der niedrige Salzgehalt den höheren zu verdünnen.Für uns ist zusätzlich wichtig zu wissen das Weichwasser wenig Salze enthält und hartes Wasser dementsprechen viele. Bei Fischen stellt die Haut eine Membran da durch die Wasser hindurch fliesst und somit eine Verdünnung der Körperflüssigkeit also der Salze und Mineralien stattfindet..Durch Osmoseregulation versucht der Fisch möglichst wenig Wasser aufzunehmen und gleichzeitig zuviel aufgenommenes wieder abzugeben.Wieviel Wasser in den Fisch eindringt hängt vom Osmosedruck ab d.h.je höher der Unterschied der Salzkonzentration ist desto höher ist der Osmosedruck.Die Körperflüssigkeit der Fische hat immer die höchste Konzentration und da Weichwasser weniger Salze enthält als hartes ist der osmotische Druck logischerweise im Weichwasser höher.Die Fische haben sich im Laufe der Evolution optimal an die Verhältnisse in ihren Heimatgewässern angepasst .Doch was heisst das jetzt für uns ?

Dies möchte ich an einem Beispiel deutlich machen.

Setzen wir nun einen "Weichwasserfisch" wie z.B.den Neon in ein sehr hartes Wasser strömt weniger Wasser in seine Körper obwohl er durch seine Osmoseregulation die selbe Menge an Wasser wie immer herausbefördert.Er trocknet aus.Um diesen Mangel zu beheben muss er seine Regulation anpassen was zu grossen Stress und grosser Belastung führt.Er gibt weniger Wasser ab wodurch es zu einer Schädigung der Nieren kommen kann, das sie nicht mehr ausreichend durchgespült werden.

Setzen wir nun einen "Hartwasserfisch" in weiches Wasser läuft es andersrum ab.Es strömt mehr Wasser in seinen Körper und er muss aktiv Wasser über Urin ausscheiden, was ebenfalls die Nieren belastet und zu Stress führt wegen der Umstellung. Dazu kommt noch das Salze mit dem Urin ausgeschieden werden die in dem salzarmen Wasser schwerer wieder aufgenommen werden.

Generell sind die langfristigen Auswirkungen nicht sofort sichtbar aber ich denke wenn man sich die Fakten vor Augen führt, leuchtet ein warum man auch auf diese Werte ein Auge haben sollte.

Auch erscheinen unter diesen Gesichtpunkten unerklärliche Erkrankungen oder Todesfälle eventuell unter einem anderen Licht.Und Stress ist generell ein Faktor der wohl nur schwer sichtbar ist.Ich hoffe ich konnte die Kernaussage gut vermitteln, nämlich das viele Wasserparameter für das Wohlbefinden mit entscheidend sind auch wenn auf den ersten Blick kein Unbehagen festellbar ist.Natürlich gibt es sehr viele Fälle in denen alles gut läuft und es gibt auch viele Arten die sehr tolerent und anpassungsfähig sind.Bin gespannt auf eure Meinungen, Erfahrungen und Gedanken dazu.

LG Sebastian

P.S.:Dieser Blog ist frei aus meinem Vesrtändnis, bezogen auf meine Quellen verfasst. Um jedem die Möglichkeit zu geben selber Recherche zu betreiben liste ich hier mal meine Quellen auf.

http://www.andy-blackjack.de/fibel/3wasserchemie.html

http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/biok/8484

http://www.drta-archiv.de/wiki/pmwiki.php/Fische/Osmoseregulation

Koehler

Userbild von KoehlerKoehler ist Mitglied von EB und stellt 9 Beispiele vor.

Titel: Die kann man in ganz normalem Leitungswasser halten (Artikel 4548)

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