Cladophora aegagrophila

Cladophora aegagrophila

Von Stefan Kornobis

Cladophora aegagropila ist eine kugelige Grünalge und als Mooskugel bekannt

Die Algen aus der Abteilung Grünalgen (Chlorophyta) werden gewöhnlich
nicht mit der Kultur von Wasserpflanzen oder mit der Aquarienästhetik in
Verbindung gebracht. Es gibt aber einige Arten von Grünalgen, die zweifellos
einen dekorativen Wert aufweisen, die für andere Pflanzen harmlos sind
und deren Kultur in Süßwasseraquarien möglich ist. Eine von
diesen Grünalgenarten ist Cladophora aegagropila (L.) Rabenhorst, 1868.
In der Literatur ist diese Alge auch unter den Namen liadophora profunda, C.
sauteri, Aegagropila profunda, A. sauteri, A. linnaei, A. martensi, A, holsatica
und A. armenica bekannt.

Cladophora aegagropila ist eine paläarktische Art, die von Japan bis
Westeuropa verbreitet ist. Eine ihrer charakteristischen Eigenschaften ist die
Bildung von kompakten, kissenförmigen Rasen oder Bäuschchen, die sich
vom Untergrund losreißen und frei auf dem Boden der Gewässer umherrollen.
Diese losen Bäusche bilden manchmal rundliche, radial gebaute, frei schwimmende
Ballen, die durch Verwachsen von ursprünglich freien Einzelalgen entstehen.
Die Ursache solcher Verwachsung von C. aegagropila ist bisher noch nicht vollkommen
klar (Starmach 1972). Sie wird nur in den Populationen einiger Gewässer
beobachtet.

In der Natur können diese Kugeln von C. aegagropila den Durchmesser
von 21 Zentimetern erreichen, obwohl sie meistens viel kleiner sind. An hellen,
sonnigen Tagen entstehen auf ihrer Oberfläche infolge intensiver Photosynthese
Sauerstoffblaschen, die die Kugeln vom Boden heben. In der Nacht dagegen, wenn
sich der Sauerstoff im Wasser löst, sinken die Algenkugeln wieder ab. Die
einzigartige Gestalt und die „Wanderungen“ der Kugeln im See haben
die Entstehung verschiedener Volkssagen verursacht. Die dekorative Wirkung der
Kugeln hat natürlich auch die Aufmerksamkeit an Algen interessierter Süßwasseraquarianer
erweckt.

Cladophora aegagropila wurde zum ersten Mal in Rußland in die Aquaristik
eingeführt, und die Hinweise auf die Pflege finden sich fast ausschließlich
in der russischen Literatur. Zwar wurde die Alge auch in andere Länder
gebracht (Machlin 1974, Latusek 1977), dort aber nicht zur populären Aquarienpflanze,
wahrscheinlich wegen mangelnder Erfahrungen mit ihrer Kultur. Deshalb sind die
wenigen eingeführten Pflanzen sehr schnell zugrunde gegangen. Erst in den
letzten Jahren, vermutlich wegen der Grenzöffnung, wurden größere
Mengen der aus Rußland eingeführten C. aegagropila zugänglich.

Die
für Aquarianer interessante Form von C. aegagropila bildet eine dunkelgrüne
Kugel. Im Gegensatz zu den kleinen Exemplaren sind die großen innen hohl,
denn in der sich nach außen ausdehnenden Kolonie sterben die Algen innerhalb
der Kugel ab. In den Aquarien beträgt der Durchmesser der Kugel gewöhnlich
nicht mehr als acht Zentimeter. Oft verflacht die Kugel im Aquarium oder wächst
nicht regelmäßig. Aber auch solche Exemplare ergeben einen schönen
dekorativen Effekt. Im allgemeinen ist die Kugel ziemlich hart; wenn man sie
nicht vorsichtig genug behandelt, zerreißt sie leicht in Fragmente. Aus
diesen Fragmenten kann man unter günstigen Bedingungen neue Kugeln züchten.
Dieser Prozeß dauert aber sehr lange (zwei bis drei Jahre). Die im Aquarium
gezogenen neuen Exemplare haben meist eine unregelmäßigere Gestalt
als ein Exemplar aus der Natur. Am dekorativsten sind die großen Kugeln.
Man muß also sehr vorsichtig mit C. aegagropila umgehen, um die dekorativen
Eigenschaften der Alge nicht zu zerstören.

Meine mehr als fünfjährige
Erfahrung erlaubt mir, etwas zu der Kultur von C, aegagropila im Aquarium zu
sagen. Im Gegensatz zu Cirling 1991 habe ich niemals im Warmwasseraquarium einen
Zerfall von Cladophora-Kugeln in Bruchstücke beobachtet. Es ist zwar bekannt,
daß das eine natürliche Fortpflanzungsweise dieser Alge ist (Starmach
1972), aber das betrifft nur große, höchstwahrscheinlich sehr alte
Exemplare. Mehr als zwei Jahre pflegte ich Cladophora bei einer Temperatur von
28 °C und schon mehr als fünf Jahre bei 24 °C. Die Gesamthärte
des Wassers beträgt ungefähr 14 °dGH, der pH-Wert zwischen 7,0
und 7.5. Cladophora wächst befriedigend bei verschiedenartiger Beleuchtung
und verträgt auch Beschattung gut. Bei unmittelbarer Beleuchtung mit Sonnenlicht
finden die oben erwähnten vertikalen „Wanderungen“ der Algenkugeln
statt. Andauernde intensive Beleuchtung ist aber nicht angezeigt, weil in diesem
Fall Cladophora mit anderen Algen (insbesondere Blaualgen) bedeckt  werden
könnte, wogegen sie sehr empfindlich ist.

Das meiner Meinung nach
größte Problem bei der Kultur von C. aegagropila im Aquarium ist
ihre Empfindlichkeit gegen Verschlammung. Die Kugeln weisen eine Tendenz zur
Anhäufung von Mulm und verschiedenem Schmutz auf ihrer Oberfläche
und in ihrem Inneren auf. Das verschlechtert ihr Aussehen und ist schädlich.
Deswegen ist es wichtig, bei der Kultur von Cladophora auf vollkommen klares
Wasser ohne Mulmablagerungen zu achten. Man darf Cladophora nicht in einem Aquarium
zusammen mit Fischen unterbringen, die eine Trübung des Wassers hervorrufen
können oder gründeln. Nicht erwünscht wären auch große
Fische, deren Bewegungen die Ruhe der Algenkugeln stören könnten.
Falls die Kugeln aus irgendeinem Grunde verschmutzt werden, kann man sie aus
dem Aquarium herausnehmen und sehr vorsichtig in fließendem Wasser ausspülen.
Die
dunkelgrünen Kugeln von C. aegagropila rufen einen außergewöhnlichen
Eindruck hervor und unterscheiden sich deutlich von anderen Aquarienpflanzen.

Literatur
Cirling,
M. B. (1991): Akvarium i vodnyie rastienia. Gigrometeoizdat. Sankt Petersburg.
Latusek,
A. (1977): Gafezatka kulista – Cladophora sauteri. Akwarium 18: 200-201.
Machlin,
M. D. (1975): Das grüne Herz der Erde. Aquarien Terrarien 22 (7): 328-331.
Starmach,
K. (1972): Flora Sfodkowodna Polski. Tom 10. PWN, Warszawa-Kraków.

©
Text, Bilder: Beitrag aus der
DATZ
4/94, S. 250-251, mit freundlicher Genehmigung des Autors, der Datz und des
Ulmer-Verlages

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Stefan Kornobis; DATZ

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