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Heiko Blessin von JBL im Interview

Heiko Blessin von JBL im Interview

Hallo Heiko! Vielen Dank, dass wir Euch für EB interviewen dürfen. JBL ist ein Familien-Unternehmen, dem eine besondere Entstehungs-Geschichte voraus geht. Würdest Du uns davon erzählen?

Hallo Helga, vorher noch eine Anekdote zum Firmen-Namen. Wenn ich im Firmen-T-Shirt mit dem JBL-Logo unterwegs bin, kamen bisher mehrere Leute auf mich zu und meinten "JBL kenne ich, ich habe Eure Lautsprecher zuhause..." Dass es sich bei JBL um eine Firma für Aquarien, Terrarien und Gartenteiche handelt, wird gerne verwechselt. Der Unterschied im Internet ist die Adresse. Die Lautsprecher-Firma hat die Endung .com, während wir die Endung .de haben.

Zur Geschichte... Die Firma JBL kam deshalb zustande, da der Senior-Chef Joachim Böhme, selbst tierliebender Aquarianer, seinen Beruf des Drogisten an den Nagel hängte und nach West-Deutschland ging, um dort ein Zoofachgeschäft zu eröffnen, das bald zu einem Zierfisch-Großhandel heranwuchs... Bei etwaigen kranken Fischen setzte Herr Böhme sein Wissen als Drogist ein und wurde so zum ersten Menschen in Europa, der damit begann, bei Fischen Medizin zu Hilfe zu nehmen. Er entwickelte das Mittel Punktol, das gegen Ichthyo (die Pünktchen-Krankheit) sehr erfolgreich wirkt - auch heute noch.

Der Name JBL entstand aus den Initialen von Joachim Böhme sowie dem L, der erste Buchstabe der Stadt Ludwigshafen, in der die Firma früher ihren Sitz hatte. Heute befindet sich JBL in der Nähe von Ludwigshafen.

Beinah alles ist wohl irgendwie Chemie. Die gesamten Abläufe auf unserem Planeten... Und besonders in der Aquaristik ist es notwendig die wichtigsten Abläufe zu kennen, um gegebenenfalls eingreifen zu können. Ihr habt hier tolle Produkte entwickelt. Könnt Ihr uns vielleicht das ein oder andere näher bringen?

Interview Heiko Blessin Foto2Als wichtigsten Wasserwert möchte ich gleich vorweg die Karbonat-Härte nennen. Nur die wenigsten Menschen wissen, was das eigentlich ist und für Nicht-Chemiker ist dieser Begriff etwas schwerer zu erklären...

Wichtig ist bei der Karbonat-Härte (KH) nicht, was sie ist sondern, was sie macht. Sie stabilisiert den pH-Wert und dies sieht so aus. Hat z.B. ein weiches Wasser eine KH von 4-5, dann schwankt der pH-Wert nicht so stark. Becken und Teich funktionieren sehr gut! Ist sie jedoch niedriger, kann das schlimme Folgen für ein Aquarium oder einen Teich haben, wenn der pH-Wert am Morgen auf z.B. 6 ist und am Abend auf 8 steigt, dann bedeutet dies, dass sich der Wert innerhalb weniger Stunden verhundertfacht hat. Dies kommt daher, da der pH-Wert ein sogenannter "logarithmischer Wert" ist.

JBL hat hier zwei Produkte, die die Karbonat-Härte anheben. Für Malawi- und Tanganjikasee-Cichliden gibt es das "AQUADUR Malawi/Tanganjika", das speziell auf die Bedürfnisse der Cichliden dieser beiden Seen konzipiert wurde. Sowohl im Tanganjikasee als auch im Malawisee ist die KH höher, als die GH (Gesamt-Härte) und dies kann man durch die Zugabe des Produktes nachstellen.

Wenn man also die GH testet, sagt diese nur aus, wieviel Magnesium und Kalzium im Wasser ist - aber die KH (Karbonathärte) hat die wichtigste Funktion im Aquarium! Dies darf nicht übersehen werden.

Bei Teichen gilt dasselbe. Wir habe jeweils Produkte für den Teich wie z.B. das "STABILOPOND" und für das Aquarium das AQUADUR zum Anheben der Gesamt- und Karbonat-Härte entwickelt.

Bei vielen Aquarianern ist vor allem der Wasser-Testkoffer von JBL sehr beliebt. Und ich muss sagen, ich besitze selbst ebenfalls einen. Gibt es hier eine besondere Entstehungs-Geschichte? Und Ihr habt mittlerweile auch für Meerwasser-Aquarien oder für Teiche einen eigenen Testkoffer im Angebot. Was sind hier die Unterschiede?

Interview Heiko Blessin Foto3Eine Geschichte, zwei Ideen... Einmal haben wir die Überlegung, dass die Anleitung zum Testkoffer entweder nicht gelesen wird oder das Buch aufgrund von Wasser-Spritzern oder Luftfeuchtigkeit verkleben könnte. Darum haben wir auf der Rückseite ein Piktogramm angefertigt, das ohne Worte erklärt, wie viele Tropfen wohin gehören.

Zum anderen - weder das Aquarienwasser, noch das Wasser in der Natur verfügen über eine einheitliche Farbe. Es gibt fast immer einen leichten Farbstich im Wasser. Hier haben wir uns überlegt, das Problem mit einem Komparatorsystem zu lösen. Wenn man nun die Küvette mit dem Testwasser über das Farb-Feld (z.B.) gelb stellt, verändert sich die Sicht auf die Farbe und wird z.B. dunkelgelb oder orange... Die Eigenfärbung des Wassers wird berücksichtigt und es wird sehr sauber und genau gemessen, weil man es dadurch schön vergleichen kann.

Verschiedene Test-Koffer gibt es deshalb, da es zwischen Süß- und Meerwasser Unterschiede gibt, sprich - es gibt verschiedene Schwerpunkte, was das Messen einzelner Parameter betrifft. So benötigt man für Meerwasser die Möglichkeit, Magnesium und Kalzium zu messen, während man in Aqua-Scaping-Aquarien Eisen und Kalzium misst und bei einem Teich benötigt man wieder andere Parameter... Dies ist der Grund der verschiedenen Test-Koffer.

Sind bei Euch in der Firma viel Aquarianer angestellt? Habt Ihr vielleicht im Büro auch ein Aquarium stehen? Und gibt es für Dich eine Lieblings-Fisch-Art oder ein spezielles Biotop, das Dich fasziniert?

Interview Heiko Blessin Foto4Wir haben in der Firma sehr viele Aquarianer angestellt und die Mitarbeiter, die selbst keine Becken zuhause haben, die haben im Büro ein oder zwei stehen...

Bei mir im Büro habe ich das Aquarium allerdings abgebaut, da ich unter anderem aufgrund der Expeditionen oft längere Zeit nicht vor Ort bin, um das Becken zu pflegen.

Dafür habe ich zuhause ein Tanganjika-Becken mit 2,30m und in der Firma steht im Konferenz-Raum ein Meerwasser-Aquarium mit den Maßen 200x70x70cm.

Meine Aquarien-Bewohner zuhause kommen aus dem Tanganjikasee. Es handelt sich um Synodontis und Tropheus spec. "BEMBA" (mit viel Nachwuchs). Dann habe ich noch Neolamprologus buescheri, da der Namensgeber Herr Büscher ein toller Mann ist und die Fische es folglich ebenfalls sein müssen. Jungfische gibt es auch von letztgenannter Art. Dann habe ich noch Cyphotilapia frontosa, doch diese Tiere sind momentan etwas zu jung für Nachwuchs.

Du bist der Leiter der bekannten JBL-Expeditionen. Wie kam es dazu, dass Ihr diese Reise auch Aquarianern, also Euren Kunden ermöglicht, dass die an einer solchen Expedition teilnehmen können? Welche Reisen blieben Euch speziell in Erinnerung und wohin geht die nächste Expedition?

Interview Heiko Blessin Foto1Die Entstehung der Expeditions-Reisen lief folgendermaßen ab. Da ich sehr viel für JBL unterwegs bin, sprich etliche Länder bereise, kamen viele Leute auf mich zu und meinten, dass sie auch gerne an diesen Stellen schnorcheln und tauchen würden, wo ich mich aufhalte. Leider kommt man als "normaler Tourist" an diese Stellen nicht hin und somit wurde ich gefragt, ob man auf die JBL-Expeditions-Reise mitkommen kann.

Nach Rücksprache mit dem Chef meinte dieser, dass es passen würde, wenn ich für JBL die Forschungen, Filme usw. ohne Einschränkungen machen könnte.

Die Kosten werden übrigens 1:1 vom Reisebüro an die Mitreisenden weitergegeben und die Reise wird organisiert. JBL verdient an den Reisen nichts. Es kann allerdings vorkommen, dass sich die Reise-Route aufgrund Wetterlage, Flug-Verbindungen oder anderen Dingen auch mal ändert.

Bei der aktuelle Reise, die den Namen "Indischer Ozean" trägt wurden uns z.B. zwei Flüge gestrichen. Die Flüge von Mauritius nach Madagaskar sind nicht möglich und somit hat sich die Reihenfolge geändert und wir fliegen über La Rèunion. Es kostet Zeit und verursacht etwas an Kosten, aber jetzt klappt alles.

Speziell in Erinnerung blieb mir persönlich die Expeditionsreise nach Südafrika im Jahr 2006 und zwar habe ich zum ersten Mal Weiße Haie gesehen. Darauf habe ich mich schon immer gefreut und es war ein ganz besonderes Erlebnis. Außerdem hatte ich die Möglichkeit, mit Pinguinen und Walen zu schnorcheln. Wir besuchten auch zum ersten Mal den Malawisee... Diese Reise ist für mich etwas Besonderes geblieben.

Die zweite Expeditionsreise, die mir speziell in Erinnerung geblieben ist, das ist der Hai-Workshop auf den Bahamas...

Ich freue mich jedoch jetzt schon auf die kommende, schon angesprochene Reise "Indischer Ozean" im Oktober 2018 mit Madagaskar.

Nächstes Jahr wird es nach Japan gehen. Dies wird insofern eine besondere Expedition, da sie sehr vielseitig wird. Wir werden den Koi-Züchter "Niigata" besuchen aber auch Japan selbst erleben. Geplant ist eine Teezeremonie in einem Tempel, wir werden Geishas sehen und viele japanische Gebäude besuchen. In der Reise sind zwei Tage Kultur dabei. Gleich nach Ankunft in Tokyo werden wir uns Tokyo auch ansehen, bevor wir weiter ins Landesinnere reisen.

Die Route wird vom Norden Japans 2.500km nach Süden gehen. Wir befinden uns dann geografisch auf der Höhe von Taiwan, sind auf den Ryukyu-Inseln, von denen die Insel Okinawa die bekannteste ist. Hier nehmen wir die beiden südlichsten Inseln und verweilen dort auf der von Korallenriffen umgebenen Insel Ishigaki. Abgetaucht wird schließlich auf der dortigen Manta-Station...

Danach geht es zur Nachbarinsel Iriomote. Wir sehen Dschungel, Regenwald, Mangroven, Wasserfälle, werden Grundeln und Kugelfische beobachten und die Schlammspringer. Speziell der Übergang von Meer über Brackwasser ins Süßwasser ist außerordentlich interessant. Wir begegnen kristallklarem Wasser, beschäftigen uns u.a. mit der Lichtmessung und finden eine saubere Dschungel-Umgebung ohne Plastikmüll oder Dosen vor.

Anmeldungen für diese Japan-Expedition sollten jetzt vorgenommen werden. Die Anmeldefrist läuft bis August 2018 und dann wird ausgelost. Wer noch nie bei einer Expedition dabei war, hat natürlich Vorrang. Weiter gibt es Kontingente, was die verschiedenen Länder betrifft. Wir versuchen möglichst gerecht Leute aus vielen, verschiedenen Ländern mitzunehmen. Es handelt sich um eine internationale Expedition und es reisen Menschen aus der ganzen Welt mit JBL mit.

Doch Ziele gibt es noch viele und so schnell hören wir nicht auf, mit den Expeditionen. Falls es diesmal nicht klappen sollte - es wird weiterhin Möglichkeiten geben, bei einer Expedition dabei zu sein...

Zurück zu Euren Produkten. Ihr deckt mittlerweile viele Bereiche in der Aquaristik mit Eurem Angebot ab. Könnt Ihr grob sagen, was es alles bei Euch gibt? Habt Ihr hier vielleicht ein neues Produkt, das Euch wichtig wäre, zu erwähnen?

Man kann beinahe sagen, wir haben alles... Was es von JBL nicht gibt, das sind Aquarien und Unterschränke - das führen wir nicht.

Doch von Futter, Filter, Heilmittel, Wasser-Pflege, Wasser-Aufbereitung und Tests bis CO2 Dünger, UV-C Wasserklärer, Reinigungsgeräte, verschiedene Bodengründe und vieles mehr findet der Aquarianer eigentlich alles. Ein tolles, neues Produkt werden unsere LED-Lampen für Aquarien!

JBL hat es geschafft, mit LEDs ein sonnengleiches Vollspektrum bei gleichzeitig hohem PAR-Wert zu entwickeln (PAR = photosynthetisch aktives Spektrum).

Darauf kann sich jeder freuen! Es wird bezahlbar und Ende Juni erhältlich sein!

LED hat den Vorteil, dass man mehr Licht hat und man kann das Licht auch dimmen und Gewitter sowie Bewölkung, Regen- oder Trockenzeit nachstellen. Bei den JBL LEDs hat der Kunde alles inklusive mit Fernbedienung und Halterung und mit Adapter. Eine JBL LED Lampe ersetzt somit zwei Röhren.

Ein weiterer Vorteil - bei den LEDs kann man zwischen den Farben gut wählen. So wäre ein stärkerer Rotton für den Sonnenaufgang oder blau für die Nacht optimal.

Man startet mit einem Set, wo alles drin ist. Hier z.B. JBL LED SOLAR NATUR - inklusive Fernbedienung. Der Aquarianer kann dann direkt aus drei Farbtemperaturen mit der Fernbedienung auswählen: Warmweiß 2700 K, warm-kaltweiß gemischt 4000 K und kaltweiß mit 6700 K.

Mit einem Dimmer in acht Stufen kann man alles anwählen und sich leicht merken. Das Ganze wird mit einem speziellen Steuergerät und einer über das Handy steuerbaren App erweitert und im Herbst erhältlich sein. Dann kann jeder Biotop-Daten, das sind die Original-Klimadaten von z.B. dem Malawisee oder dem Pantanal aus Südamerika abrufen. Die Beleuchtung wird dann Regenzeiten, Trockenzeiten usw. simulieren.

Viele Aquarien haben Probleme bei der Umstellung von Pflanzen, die unter LED Licht gepflanzt werden. Hier gibt es noch das von uns entwickelte Pflanzenakklimatisierungs-Programm. Dies kann gestartet werden und die Pflanzen werden langsam an die stärkere LED Beleuchtung gewöhnt. Das kommt erst Ende Sommer Anfang Herbst auf den Markt.

Dann sei noch kurz erwähnt, dass wir natürlich unsere Mitbewerber durchgetestet haben. Kein einziger gemessener Mitbewerber bietet ein Vollspektrum mit einem PAR-Wert über 200! Die meisten weisen sogar nur PAR Werte unter 100 auf! Unser Außendienst wurde mit sehr hochwertigen PAR Messgeräten ausgestattet und kann so jedem Zoofachhändler und Aquarianer im Ladengeschäft zeigen, wie stark PAR Werte draußen und bei verschiedenen Beleuchtungen sind.

Wir sind schon am Ende der Interviews angelangt. Habt Ihr noch etwas, das Ihr erwähnen möchtet? Vielleicht in Bezug auf die Aquaristik? Und wohin blickt JBL?

Ja, sehr gerne und hier möchte ich den Blick gleich in Richtung Politik und Tierschutz wenden...

Der Apell geht als erstes an den Zoofachhandel. Man muss auch NEIN sagen können, wenn Kunden einen Goldfisch in ein 50 Liter fassendes Aquarium setzen möchten. Weiter sollen Aquarianer keine Tiere und speziell keine Krebse in der Natur aussetzen. Die Politik sitzt uns im Nacken. Jede/r ist verantwortlich und es handelt sich um Lebewesen.

Ich bin hier selbst in Diskussionen in der Politik vertreten. Es muss dabei von uns aus in die richtige Richtung gehen, bevor Politik uns etwas vorschreibt!

Tierrechtsorganisationen stehen mit folgenden Worten ihrer Forderung dagegen:

"Tierhalter verursachen große Probleme - darum keine exotischen Tiere in privater Hand!"

Dem müssen wir alle entgegenwirken. Ich speziell würde mir außerdem noch wünschen, dass die Biotop-Aquaristik noch beliebter wird. Hier kann man den Lebensraum der Tiere so gut, als möglich kopieren. Dann gäbe es wohl kaum Anhaltspunkte gegen Aquaristik.

Auch wir von EB möchten uns diesen tollen Schlussworten anschließen und bedanken uns sehr für das Interview! Wir alle sind mit unserem Handeln für unsere Tiere und im Endeffekt für unser Hobby verantwortlich. Nebenbei - auf EB findet man tolle Beispiele für Biotop-Aquarien.

Hier geht es zu JBL:

www.jbl.de

Artikel der bisherigen JBL-Expeditionen und Anmeldung zu den neuen:

www.jbl.de/de/expeditionen

Helga Kury für www.einrichtungsbeispiele.de

Titel: Heiko Blessin von JBL im Interview