Aquaristik ohne Geheimnisse

Gastbeiträge

Hier sind verschiedene Beiträge von anderen Autoren veröffentlicht, die selbst keine eigene Homepage haben, aber dennoch ihre Erfahrungen und ihr Wissen zu einzelnen Themen der Aquaristik weitergeben möchten.

Insbesondere werden hier in lockerer Folge die im Laufe der letzten 30 Jahre in den verschiedenen Fachzeitschriften erschienen Artikel meines aquaristischen Freundes Dr. Gerd Kassebeer wiedergegeben. Es handelt sich dabei um aufbereitete Originaltexte. Lediglich evtl. Grafiken und Bilder fehlen bzw. wurden durch neuere ersetzt.

Man möge das Alter der Beiträge beachten. Auch wenn den meisten der darin beschriebene Inhalt wie selbstvertsändlich vorkommt, so war er es zu Zeitpunkt der Erstveröffentlichungen weitestgehend nicht. Unter anderem diese Texte waren es, die moderne "Bio"-Aquaristik mit begründeten!


Nachruf

Dr. Gerd Kassebeer ist am 24.11.2013 in seinem 80. Lebensjahr verstorben.

Gerd hat über Jahrzehnte die Aquaristik durch diverse Publikationen und Vorträge geprägt. Aus seiner praktischen Fisch- und Pflanzenaquaristik heraus beschäftigte er sich intensiv mit wasserchemischen Fragestellungen. Dabei ging es ihm speziell um die Wirkung der Bakterien im Aquarium.
Erlernt hat er den Beruf des Chemielaboranten, anschließend ein Chemiestudium absolviert und danach im Bereich der Physikochemie promoviert. Beruflich tätig war in einer Firma, die Analysegeräte für Müllverbrennungsanlagen und Kläranlagen entwickelte und herstellte. Diese Erfahrungen konnte er durchweg in die Aquaristik mit einbringen. So hat er etliche Testreagenzien selbst entwickelt und immer weiter verbessert.

Nach dem Gerd mit seiner Familie (Frau + drei Kinder) aus dem Hannoverschen Raum nach Norderstedt umgezogen war, schloss er sich dem Aquarienverein "Roßmäßler Hamburg" an, über den er weitere maßgebliche Leute der Aquaristik kennenlernte. Zum Beispiel Dr. Werner Ladiges, Prof. Rolf Geisler, Edith Korthaus und andere.
Sein Naturinteresse begrenzte sich nicht nur auf die Aquaristik, sondern auch für die einheimischen Amphibien und Reptilien interessierte sich Gerd. Er wusste viel darüber und ging stets mit wachem Auge durch die Natur. Das regelmäßige Fangen von Tümpelfutter war ihm wichtig.

Gerd stellte immer klar, dass seine Aquaristik und sein aquaristisches Leben stark durch Vereine geprägt und erst durch diese ermöglicht wurden. Er versuchte so gut es ging den Vereinen etwas zurück zu geben. So hielt er selbst bist ins hohe Alter Fachvorträge und war lange Jahre stellvertretender Vorsitzender des Roßmäßler Hamburg und betreute auch dessen Vereinszeitschrift. Der Verein "Stichling Norderstedt" geht auch auf ihn zurück. Allerdings mochte er es nicht, wenn den Vereinen die internen Feiern wichtiger waren als die Aquaristik. Er wollte Aquaristik.

Viele Leute stellen sich seinen Aquarienkeller wie ein kleines Labor vor. Dem war nicht so. Er hatte neun Aquarien zwischen 12 und 120 ltr. Alle waren stets dicht bepflanzt und ebenso dicht besetzt. Er mochte Lebendgebärende und charaktervolle Cichliden. Züchterisch war er immer aktiv, nie aber hätte er ein Aquarium pflanzenleer gemacht, nur um darin kontrolliert zu züchten. Was in seinen Aquarien so nicht wollte ging eben nicht. Dennoch hat er immer Nachzuchten seiner Fische gehabt und etliche Arten sogar über viele Jahre gehalten. Zum Beispiel Priapella intermedia, Aplocheilus blockii, Aplocheilichthys spilauchen und viele andere mehr.
Bemerkenswert war, dass er es fertig brachte in dicht besetzten und sehr gute gefütterten Aquarien dennoch hochempfindliche Pflanzen zu kultivieren. Pflanzen, die gemeinhin als nitratfliehend angesehen werden. Diese praktischen Erlebnisse standen nicht selten im Widerspruch zu landläufigen Ansichten und er hatte schon eine gewisse Freude daran eine Gegenposition einzunehmen. So hatte er auch kein Handy, es war ein 'Taschentelefon'.

Er war stets hochinteressiert an intensiven fachlichen Diskussionen. Er mochte den Disput, denn durch diesen stieß er auf neue Fragen denen er nachgehen konnte. So war es auch nicht verwunderlich, dass er früh die Wirksamkeit des Internet als Diskussionsplattform erkannte und schon in den 90er Jahren bei Compuserve dabei war, später im sog. Usenet diskutierte und dann ausgewählte Foren mit seinen Beiträgen belebte. Dabei blieb er immer sachlich, wenn auch er sich teilweise sehr über moralsaure Sichtweisen ärgerte. Man musste nicht seiner Meinung sein, aber Moralin anstelle von Sachkompetenz mochte er gar nicht.
Viele seiner aquaristischen Denk- und Untersuchungsprojekte wurden durch Internetdiskussionen initiiert. Dabei ging es ihm natürlich immer um die Wirkung der Bakterien im Aquarium. Vorher war er naürlich auch schon aktiv und schrieb regelmäßig in der damals noch existenten Zeitschrift "Aquarium heute" aus dem Hause Dupla. Einige seiner Messreagenzien wurden von Dupla produziert und vertrieben und es wäre nicht verwunderlich, wenn diese heute noch unter anderem Namen verkauft werden. Auch sonst beriet er fachlich die Fa. Dupla, da diese ja auch Messgeräte vertrieb und er beruflich bedingt davon sehr vieles wusste.

Gerd war nicht klassisch als Fisch- oder Pflanzenaquarianer festzumachen. Er bewegte sich in beiden Welten sicher. Systematik war jedoch in keinem Falle sein Interesse, er beschäftigte sich eher mit dem Verhalten von Fischen oder Eigenschaften von Pflanzen. Die Wasserchemie war für ihn nur ein Hobby im Hobby, nicht aber sein Hauptinteresse.

Mit Dr. Gerd Kassebeer hat die Aquaristik einen Aquarianer (Vivarianer) alter Schule verloren. Er gehört zweifelsfrei zu den Aquarianern, die die Aquaristik bewegt haben.

Autor: Olaf Deters   Stand: 2014-06-17   File: http://www.deters-ing.de/Gastbeitraege/Gastbeitraege.htm   User online: 2