Eutropis multifasciata im Terrarium halten

Die Vielstreifenmabuye, wissenschaftlich Eutropis multifasciata, gehört zu den faszinierenden, aber im Terrarienbereich noch immer eher selten gepflegten Echsenarten. Durch ihr lebhaftes Verhalten, ihre auffällige Streifenzeichnung und ihre hohe Anpassungsfähigkeit ist sie für erfahrene Halter äußerst interessant. Gleichzeitig wird sie in der Natur oft unterschätzt oder mit ähnlichen Arten verwechselt.

Herkunft und natürlicher Lebensraum

Eutropis multifasciata ist in großen Teilen Südostasiens verbreitet. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet erstreckt sich über Länder wie Thailand, Vietnam, Laos, Kambodscha, Myanmar, Malaysia, Indonesien sowie Teile der Philippinen. Darüber hinaus wurde die Art durch den Menschen in verschiedene Regionen eingeschleppt, unter anderem nach Taiwan, Hongkong und vereinzelt sogar auf pazifische Inseln.

Die Vielstreifenmabuye ist extrem anpassungsfähig und kommt in sehr unterschiedlichen Lebensräumen vor. Sie bewohnt offene Wälder, Waldränder, Graslandschaften, landwirtschaftlich genutzte Flächen, Gärten, Plantagen und sogar urbane Gebiete. Besonders häufig ist sie dort anzutreffen, wo es sonnige Flächen mit ausreichenden Versteckmöglichkeiten gibt. Steinhaufen, Holzstapel, Mauerritzen, Baumwurzeln und dichter Bewuchs werden gerne genutzt.

Klimatisch ist ihr Lebensraum tropisch bis subtropisch geprägt. Hohe Temperaturen, eine deutliche Regen- und Trockenzeit sowie eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit gehören zu den natürlichen Rahmenbedingungen. Diese Faktoren spielen später in der Terrarienhaltung eine zentrale Rolle.

Gattung und Familie

Die Vielstreifenmabuye gehört zur Familie der Skinke (Scincidae), einer der artenreichsten Echsenfamilien weltweit. Skinke zeichnen sich durch ihren meist glatten, glänzenden Körper, relativ kurze Beine und eine oft schlangenähnliche Fortbewegung aus.

Innerhalb der Familie Scincidae ist Eutropis multifasciata der Gattung Eutropis zugeordnet. Diese Gattung umfasst zahlreiche asiatische Skinkarten, die früher häufig der Sammelgattung Mabuya zugeordnet wurden. Aufgrund genetischer und morphologischer Untersuchungen erfolgte jedoch eine taxonomische Neuordnung, weshalb der heute gültige Name Eutropis multifasciata lautet.

Ältere Literatur und auch der Tierhandel verwenden teilweise noch die Bezeichnung Mabuya multifasciata, was zu Verwirrung führen kann. Beide Namen beziehen sich jedoch auf dieselbe Art.

Beschreibung der Art

Eutropis multifasciata ist ein mittelgroßer Skink mit einer Gesamtlänge von etwa 25 bis 30 Zentimetern, wobei der Schwanz einen erheblichen Teil der Körperlänge ausmacht. Der Körper ist langgestreckt, kräftig gebaut und von glatten, glänzenden Schuppen bedeckt. Diese Schuppen sorgen nicht nur für das typische Erscheinungsbild, sondern erleichtern auch das Durchschlängeln dichter Vegetation.

Die Art ist tagaktiv und zeigt vor allem in den Morgen- und späten Nachmittagsstunden eine hohe Aktivität. In der prallen Mittagshitze ziehen sich die Tiere häufig in schattige Verstecke zurück. Sie sind schnelle Läufer und flüchten bei Störungen blitzartig, was sie in der Natur effektiv vor Fressfeinden schützt.

Trotz ihrer Flinkheit können Vielstreifenmabuyen bei ruhiger, geduldiger Haltung ein gewisses Maß an Gewöhnung entwickeln. Zahm im klassischen Sinne werden sie jedoch selten, da sie von Natur aus wachsam und schreckhaft sind.

Aussehen und Färbung

Der deutsche Name Vielstreifenmabuye leitet sich direkt vom charakteristischen Aussehen dieser Echse ab. Entlang des Körpers verlaufen mehrere helle und dunkle Längsstreifen, die je nach Population und Individuum unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Meist sind es vier bis sechs helle Streifen auf dunklem Grund.

Die Grundfarbe reicht von Braun über Oliv bis hin zu Graubraun. Die Streifen sind cremefarben, gelblich oder leicht weißlich. Jungtiere zeigen oft kontrastreichere Farben als adulte Tiere. Mit zunehmendem Alter kann die Zeichnung etwas verblassen, bleibt aber deutlich erkennbar.

Der Bauch ist heller gefärbt, meist cremeweiß bis hellgrau. Die Augen sind relativ groß und wachsam, was dem Tier einen aufmerksamen Ausdruck verleiht. Der Schwanz ist lang, schlank und dient nicht nur der Balance, sondern auch als Fettspeicher. Wie bei vielen Skinken kann der Schwanz bei Gefahr abgeworfen werden. Er wächst zwar nach, erreicht aber selten wieder die ursprüngliche Länge oder Form.

Haltung im Terrarium

Die Haltung von Eutropis multifasciata ist grundsätzlich möglich, richtet sich aber eher an Halter mit etwas Erfahrung in der Terraristik. Aufgrund ihrer Schnelligkeit und ihres ausgeprägten Fluchtverhaltens sind sie keine klassischen Anfängertiere.

Terrariumgröße

Für ein einzelnes adultes Tier sollte das Terrarium mindestens 120 x 60 x 60 Zentimeter groß sein. Für ein Paar oder eine kleine Gruppe ist entsprechend mehr Platz erforderlich. Die Grundfläche ist dabei wichtiger als die Höhe, da Vielstreifenmabuyen bodenorientiert leben, aber durchaus auch klettern.

Einrichtung und Struktur

Das Terrarium sollte naturnah gestaltet sein und zahlreiche Versteckmöglichkeiten bieten. Korkröhren, Wurzeln, Steine, dichte Bepflanzung und Laubschichten sind ideal. Wichtig ist eine abwechslungsreiche Struktur mit sonnigen Liegeplätzen und schattigen Rückzugsorten.

Als Bodengrund eignet sich eine Mischung aus Erde, Sand und Laub. Dieser sollte leicht feucht gehalten werden, ohne dauerhaft nass zu sein. Eine dicke Laubschicht fördert das natürliche Verhalten und bietet zusätzliche Verstecke.

Temperatur und Beleuchtung

Tagsüber sollte ein Temperaturgradient von etwa 26 bis 30 Grad Celsius herrschen. Unter einem Spot können lokal bis zu 35 Grad erreicht werden. Nachts darf die Temperatur auf 22 bis 24 Grad absinken.

UV-Bestrahlung ist für Eutropis multifasciata essenziell, da sie tagaktiv ist und Vitamin D3 für den Kalziumstoffwechsel benötigt. Eine hochwertige UV-Lampe sollte daher unbedingt eingesetzt werden.

Luftfeuchtigkeit

Die Luftfeuchtigkeit sollte tagsüber bei etwa 60 bis 70 Prozent liegen und nachts leicht ansteigen. Regelmäßiges Sprühen oder ein automatisches Beregnungssystem helfen, diese Werte zu erreichen. Gleichzeitig muss auf ausreichende Belüftung geachtet werden, um Staunässe und Schimmelbildung zu vermeiden.

Ernährung

Vielstreifenmabuyen sind überwiegend insektenfressend, nehmen aber auch gelegentlich pflanzliche Nahrung auf. Geeignet sind Heimchen, Grillen, Schaben, Heuschrecken, Wachsmaden und Mehlwürmer in Maßen. Die Futtertiere sollten regelmäßig mit Kalzium und Vitaminen bestäubt werden.

Gelegentlich können weiche Früchte oder püriertes Obst angeboten werden, dies sollte jedoch nur einen kleinen Teil der Ernährung ausmachen.

Giftigkeit

Eutropis multifasciata ist nicht giftig. Weder besitzt sie Giftdrüsen noch produziert sie toxische Sekrete. Auch für den Menschen besteht keinerlei Vergiftungsgefahr. Im Gegenteil: Die Tiere sind eher scheu und versuchen, Konflikten aus dem Weg zu gehen.

Ein Biss ist äußerst selten und erfolgt meist nur in absoluter Bedrängnis. Selbst dann sind die Zähne klein und stellen höchstens eine oberflächliche Verletzung dar.

Vermehrung und Zucht

Die Vielstreifenmabuye ist ovovivipar, was bedeutet, dass die Weibchen lebende Jungtiere zur Welt bringen. Die Eier entwickeln sich vollständig im Körper des Weibchens, und die Jungtiere schlüpfen unmittelbar vor oder während der Geburt.

Paarung und Trächtigkeit

Die Paarung erfolgt meist nach einer leicht kühleren Phase oder während der Regenzeit. Männchen können in dieser Zeit recht aufdringlich werden. Nach erfolgreicher Befruchtung dauert die Trächtigkeit etwa drei bis vier Monate.

Geburt und Jungtiere

Ein Weibchen bringt in der Regel zwei bis sechs Jungtiere zur Welt, gelegentlich auch mehr. Die Jungtiere sind bei der Geburt voll entwickelt, selbstständig und sofort aktiv. Sie sollten möglichst separat aufgezogen werden, da adulte Tiere nicht immer tolerant reagieren.

Die Aufzucht erfolgt bei ähnlichen Bedingungen wie bei adulten Tieren, jedoch mit kleineren Futtertieren und besonders sorgfältiger Kalziumversorgung.

Mögliche Krankheiten und Gesundheitsprobleme

Wie viele Reptilien kann auch Eutropis multifasciata bei falscher Haltung anfällig für Krankheiten werden.

Häufige Probleme

Ein häufiges Problem ist Kalziummangel, der durch fehlende UV-Bestrahlung oder unzureichende Supplementierung entsteht. Dies kann zu Knochenerweichungen und Deformationen führen.

Atemwegserkrankungen treten oft bei zu niedrigen Temperaturen oder dauerhaft zu hoher Luftfeuchtigkeit auf. Symptome sind Atemgeräusche, Nasenausfluss und Lethargie.

Parasiten wie Milben oder Darmparasiten kommen ebenfalls vor, insbesondere bei Wildfängen. Eine Quarantäne und gegebenenfalls eine tierärztliche Untersuchung sind daher dringend empfohlen.

Vorbeugung

Eine artgerechte Haltung, saubere Bedingungen, abwechslungsreiche Ernährung und regelmäßige Beobachtung sind die besten Maßnahmen zur Krankheitsprävention.

Alternative Bezeichnungen und Synonyme

Eutropis multifasciata ist unter verschiedenen Namen bekannt. Neben dem wissenschaftlichen Namen finden sich unter anderem folgende Bezeichnungen:

• Vielstreifenmabuye
• Mehrstreifen-Skink
• Mabuya multifasciata (veralteter wissenschaftlicher Name)
• Common Sun Skink (englische Bezeichnung)

Diese unterschiedlichen Namen können insbesondere bei Recherchen oder im Handel für Verwirrung sorgen.

Häufig gestellte Fragen

Ist Eutropis multifasciata für Anfänger geeignet?

Eher nicht. Die Art ist schnell, scheu und stellt gewisse Anforderungen an Temperatur, UV-Licht und Strukturierung des Terrariums. Für Halter mit etwas Erfahrung ist sie jedoch gut zu pflegen.

Kann man Vielstreifenmabuyen in Gruppen halten?

Eine Gruppenhaltung ist möglich, erfordert aber ausreichend Platz und Struktur. Mehrere Männchen sollten nicht zusammen gehalten werden, da es zu Revierkämpfen kommen kann.

Wie alt werden Vielstreifenmabuyen?

Bei guter Haltung können sie im Terrarium etwa 10 bis 15 Jahre alt werden.

Sind Wildfänge problematisch?

Ja. Wildfänge sind oft stark gestresst und parasitenbelastet. Nachzuchten sind deutlich robuster und sollten bevorzugt werden.

Fazit

Eutropis multifasciata ist eine äußerst interessante Skinkart, die durch ihr aktives Verhalten, ihre markante Streifenzeichnung und ihre Anpassungsfähigkeit überzeugt. Sie eignet sich besonders für Halter, die Freude an der Beobachtung natürlicher Verhaltensweisen haben und weniger Wert auf direkten Kontakt legen.

Mit einem gut strukturierten Terrarium, stabilen Klimawerten, hochwertiger Beleuchtung und einer abwechslungsreichen Ernährung lässt sich die Vielstreifenmabuye erfolgreich und langfristig pflegen. Ihre Fortpflanzungsbiologie macht sie zudem für Züchter spannend, auch wenn die Zucht Geduld und Erfahrung erfordert.

Wer bereit ist, sich intensiv mit den Bedürfnissen dieser Art auseinanderzusetzen, wird mit einem lebhaften, faszinierenden Terrarienbewohner belohnt, der weit mehr Aufmerksamkeit verdient, als er bislang im Hobby erhält.