Begriffe erkärt: Was ist Bokashi?
Bokashi – Mehr als nur Kompost
In der Welt des Gärtnerns und der nachhaltigen Abfallverwertung stößt man immer häufiger auf den Begriff „Bokashi“. Doch was genau steckt eigentlich hinter diesem exotisch klingenden Wort? Viele Hobbygärtner haben zwar schon davon gehört, doch nur wenige wissen, wie Bokashi wirklich funktioniert und welches Potenzial es für den eigenen Garten birgt. Dabei handelt es sich um eine Methode, die nicht nur Küchenabfälle aufwertet, sondern auch einen wertvollen Beitrag zum ökologischen Gartenbau leisten kann.
In diesem ausführlichen Artikel erklären wir dir Schritt für Schritt, was Bokashi ist, wie es funktioniert, welche Vorteile es bietet und wie du selbst zu Hause damit starten kannst. Du erfährst außerdem, worin der Unterschied zum herkömmlichen Kompostieren liegt, welche Materialien sich für die Herstellung eignen und welche Fehler du vermeiden solltest. Mit praxisnahen Tipps und häufig gestellten Fragen rundest du dein Wissen perfekt ab.
Was bedeutet „Bokashi“?
Das Wort „Bokashi“ stammt ursprünglich aus dem Japanischen und bedeutet übersetzt so viel wie „fermentiertes Allerlei“ oder „verändertes Material“. In der Gartenpraxis beschreibt Bokashi eine Methode zur Fermentation organischer Abfälle mithilfe sogenannter Effektiver Mikroorganismen (EM). Im Gegensatz zur klassischen Kompostierung, bei der organisches Material unter Sauerstoffzufuhr verrottet, erfolgt beim Bokashi ein anaerober (also sauerstofffreier) Prozess. Das Ergebnis ist kein reifer Kompost, sondern ein nährstoffreiches, fermentiertes Zwischenprodukt, das im Garten weiterverwendet werden kann.
Bokashi eignet sich besonders für Küchenabfälle wie Gemüse- und Obstreste, gekochte Speisen, Fleisch, Fisch und Milchprodukte – also all das, was in einen normalen Komposthaufen eher nicht gehört.
Die Grundlagen: Wie funktioniert Bokashi?
Der Fermentationsprozess
Beim Bokashi wird organisches Material luftdicht in einem speziellen Behälter (dem sogenannten Bokashi-Eimer) gesammelt. Dabei wird es regelmäßig mit einer Mischung aus Effektiven Mikroorganismen besprüht oder mit EM-geimpftem Streu bestreut. Die Mikroorganismen – darunter Milchsäurebakterien, Hefen und Photosynthesebakterien – starten einen Gärprozess, ähnlich wie bei der Herstellung von Sauerkraut.
Durch die Fermentation wird das Material nicht zersetzt, sondern in einen stabilen, säurehaltigen Zustand überführt. Nach etwa zwei bis vier Wochen ist der Fermentationsprozess abgeschlossen und der Bokashi kann weiterverwendet werden.
Der Bokashi-Eimer
Ein Bokashi-Eimer besteht in der Regel aus zwei Kammern: Der obere Bereich dient zur Befüllung mit Küchenabfällen, der untere Teil sammelt die entstehende Flüssigkeit – den sogenannten „Bokashi-Saft“. Wichtig ist, dass der Eimer luftdicht verschlossen werden kann und am Boden ein Ablaufhahn für die Flüssigkeit vorhanden ist.
Der Bokashi-Saft
Während der Fermentation entsteht eine nährstoffreiche Flüssigkeit, die regelmäßig abgelassen werden sollte. Der Bokashi-Saft ist stark konzentriert und kann verdünnt als Flüssigdünger für Garten- und Zimmerpflanzen verwendet werden. Unverdünnt eignet er sich sogar zur Reinigung von Abflussrohren, da er biologisch aktiv ist und unangenehme Gerüche neutralisieren kann.
Unterschiede zwischen Bokashi und klassischem Kompost
Merkmal | Bokashi | Klassischer Kompost |
---|---|---|
Prozess | Anaerob (ohne Sauerstoff) | Aerob (mit Sauerstoff) |
Geruch | Mild-säuerlich bis neutral | Erdiger bis fauliger Geruch |
Verwertbare Materialien | Auch gekochte Speisereste, Fleisch, Milchprodukte | Keine gekochten Speisereste oder tierischen Produkte |
Dauer | 2–4 Wochen | 6 Monate bis 1 Jahr |
Endprodukt | Fermentierte Abfälle | Humusähnlicher Kompost |
Platzbedarf | Wenig | Größerer Komposthaufen nötig |
Vorteile von Bokashi
- Schnelligkeit: Der Fermentationsprozess ist deutlich schneller als die herkömmliche Kompostierung.
- Vielseitigkeit: Es können auch organische Küchenabfälle wie Fleisch, Fisch oder Milchprodukte verarbeitet werden.
- Nährstoffreichtum: Durch die Fermentation bleiben viele Nährstoffe erhalten, die sonst bei der Verrottung verloren gehen.
- Umweltfreundlichkeit: Bokashi reduziert das Volumen des Biomülls und schont somit Ressourcen.
- Geruchsneutral: Richtig durchgeführt, riecht Bokashi kaum oder angenehm säuerlich – kein Vergleich zum fauligen Komposthaufen.
- Flüssigdünger inklusive: Der Bokashi-Saft ist ein kostenloser und effektiver Bio-Dünger.
Wie verwendet man fertigen Bokashi im Garten?
Nach der Fermentation ist der Bokashi noch nicht direkt pflanzenverträglich. Er ist sehr sauer und muss zuerst im Boden „nachreifen“. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Eingraben in den Boden
Du kannst den Bokashi direkt in ein vorbereitetes Beet eingraben. Wichtig ist, dass du ihn gut mit Erde bedeckst. Nach etwa zwei Wochen hat sich der pH-Wert neutralisiert, und du kannst das Beet bepflanzen.
Vermischen mit Kompost oder Erde
Du kannst Bokashi auch mit reifem Kompost oder Gartenerde vermengen. So entsteht eine besonders nährstoffreiche Mischung, die sich hervorragend zur Bodenverbesserung eignet.
Hochbeet oder Pflanzkübel
Auch in Hochbeeten oder größeren Pflanzkübeln kann Bokashi verwendet werden. Gib einfach eine Schicht fermentiertes Material auf den Boden, decke es mit Erde ab und warte etwa zwei Wochen vor dem Pflanzen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Bokashi
Kann ich jeden Küchenabfall in den Bokashi-Eimer geben?
Fast alles ist erlaubt: Obstreste, Gemüse, gekochte Speisen, Brot, Milchprodukte, Fleisch und Fisch. Verzichten solltest du auf große Knochen, zu viel Öl oder stark schimmelnde Lebensmittel.
Wie oft muss ich den Bokashi-Eimer leeren?
Das hängt von deinem Abfallvolumen ab. Ein Eimer reicht für einen 2–3-Personen-Haushalt meist 2–4 Wochen. Danach sollte er fermentieren und ein zweiter Eimer in Betrieb gehen.
Wie oft sollte ich den Bokashi-Saft ablassen?
Idealerweise alle 2–3 Tage. Der Saft ist sehr konzentriert – verdünne ihn 1:100 mit Wasser vor der Anwendung im Garten.
Riecht Bokashi nicht unangenehm?
Wenn alles richtig gemacht wird, riecht Bokashi leicht säuerlich, nicht faulig. Starke Gerüche deuten meist auf zu viel Feuchtigkeit oder falsche Abfälle hin.
Was tun, wenn Schimmel entsteht?
Weißer Schimmel ist meist unbedenklich und Teil des Prozesses. Grüner oder schwarzer Schimmel deutet auf Fäulnis hin – hier sollte das Material entsorgt werden.
Brauche ich spezielle Mikroorganismen?
Ja, Effektive Mikroorganismen (EM) sind notwendig. Sie gibt es als Flüssigkeit oder Bokashi-Streu im Handel.
Kann ich Bokashi auch im Winter machen?
Ja, die Fermentation funktioniert auch bei kühleren Temperaturen, dauert dann aber etwas länger.
Fazit: Bokashi – Nachhaltigkeit im Kleinen mit großem Effekt
Bokashi ist weit mehr als nur eine alternative Form der Kompostierung. Es ist ein durchdachtes, effizientes und nachhaltiges System zur Verwertung organischer Abfälle, das sich perfekt in den Alltag integrieren lässt – sogar in kleinen Haushalten ohne Garten. Mit wenig Aufwand und etwas Know-how kannst du deinen Biomüll in wertvollen Dünger verwandeln, die Bodenqualität verbessern und langfristig die Gesundheit deiner Pflanzen fördern.
Für alle, die sich für ökologischen Gartenbau interessieren oder einfach nachhaltiger leben möchten, ist Bokashi eine großartige Möglichkeit, aktiv zu werden. Du benötigst weder viel Platz noch Vorerfahrung – nur etwas Neugier und Bereitschaft, dich auf den Prozess einzulassen.
Mit diesem Ratgeber hast du nun das notwendige Wissen, um dein eigenes Bokashi-Projekt zu starten. Also: Eimer besorgen, Mikroorganismen einfüllen und loslegen – dein Garten wird es dir danken!
Bildquelle: Pfctdayelise, Bokashi bin set, CC BY-SA 3.0