Begriffe erklärt: Was bedeutet katadrom?

In der faszinierenden Welt der Aquaristik und Fischkunde stoßen wir immer wieder auf Begriffe, die für Einsteiger zunächst fremd oder verwirrend klingen mögen. Einer dieser Begriffe ist "katadrom" – ein Begriff, der vor allem im Zusammenhang mit der Fortpflanzungsbiologie und den Wanderbewegungen bestimmter Fischarten eine wichtige Rolle spielt. Doch was genau bedeutet "katadrom"? Welche Fische zeigen ein katadromes Verhalten und warum? Und was bedeutet das für Aquarianer, die sich für die Haltung oder Nachzucht solcher Arten interessieren?
In diesem ausführlichen Artikel klären wir nicht nur die Definition des Begriffs "katadrom", sondern gehen auch auf biologische Hintergründe, Beispiele aus der Natur und praktische Relevanz in der Aquaristik ein. Außerdem beantworten wir häufig gestellte Fragen rund um das Thema, um dir einen umfassenden Überblick zu geben.
Was bedeutet "katadrom"?
Der Begriff "katadrom" stammt aus dem Griechischen: kata bedeutet „herab“ oder „hinunter“ und dromos heißt „Lauf“ oder „Weg“. In der Ichthyologie, also der Fischkunde, bezeichnet man als katadrome Fische solche Arten, die zur Fortpflanzung vom Süßwasser ins Meer wandern. Das ist das genaue Gegenteil von anadromen Fischen, wie z. B. dem Lachs, der zum Laichen vom Meer in Süßwasserflüsse aufsteigt.
Ein katadromer Fisch lebt also den Großteil seines Lebens im Süßwasser – etwa in Flüssen, Seen oder Bächen – und begibt sich nur zum Zwecke der Fortpflanzung ins Salzwasser, meist in den offenen Ozean.
Biologischer Hintergrund
Die Wanderbewegung von Fischen zur Fortpflanzung, auch als diadrome Wanderung bezeichnet, ist ein faszinierendes Phänomen der Evolution. Dabei gibt es zwei Hauptformen:
- Anadrome Wanderung: Vom Meer ins Süßwasser (z. B. Lachse, Störe)
- Katadrome Wanderung: Vom Süßwasser ins Meer (z. B. Aale)
Diese Wanderungen sind genetisch festgelegt und werden durch Umweltfaktoren wie Wassertemperatur, Tageslänge oder chemische Signale im Wasser ausgelöst. Die katadrome Wanderung stellt für die betreffenden Fischarten eine enorme energetische Leistung dar und ist entscheidend für das Überleben der Art.
Beispiel: Der Europäische Aal (Anguilla anguilla)
Das wohl bekannteste Beispiel für eine katadrome Fischart ist der Europäische Aal. Dieser faszinierende Fisch lebt viele Jahre – manchmal bis zu 20 – in Flüssen und Seen Europas, bevor er sich auf seine Reise in die Sargassosee im westlichen Atlantik begibt, um dort zu laichen. Die genaue Route ist noch immer nicht vollständig erforscht, doch es ist bekannt, dass die Aale tausende Kilometer schwimmen, ohne währenddessen Nahrung aufzunehmen.
Nach der Fortpflanzung sterben die erwachsenen Aale, und die Larven, sogenannte Leptocephalus-Larven, treiben mit dem Golfstrom zurück nach Europa, wo sie sich in sogenannte Glasaale verwandeln und dann wieder in Flüsse aufsteigen.
Warum sind katadrome Fische besonders schützenswert?
Katadrome Arten sind besonders empfindlich gegenüber Umweltveränderungen. Durch den Bau von Wasserkraftwerken, Staustufen oder Begradigungen von Flüssen wird ihre Wanderung oft unterbrochen oder sogar vollständig verhindert. Auch Umweltverschmutzung und Überfischung setzen ihnen zu. Da diese Fische auf zwei völlig unterschiedliche Lebensräume angewiesen sind – das Süßwasser und das Meer –, sind sie besonders anfällig für ökologische Störungen in beiden Systemen.
Katadrome Fische in der Aquaristik
In der klassischen Heim-Aquaristik spielen katadrome Arten eine untergeordnete Rolle, da ihre speziellen Fortpflanzungsbedingungen schwer nachzubilden sind. Dennoch gibt es immer wieder ambitionierte Projekte, etwa zur künstlichen Nachzucht von Aalen oder ähnlichen Arten in geschlossenen Systemen. Diese Projekte sind oft wissenschaftlich begleitet und aufwendig, aber wichtig für den Artenschutz.
Für Aquarianer bedeutet das: Wenn du katadrome Fische pflegen möchtest, brauchst du viel Wissen, technische Ausstattung und vor allem Geduld. Die Reproduktion dieser Arten in Gefangenschaft ist eine Herausforderung, die nur mit gezielten Eingriffen (z. B. hormoneller Stimulation oder künstlichem Wechsel von Salz- zu Süßwasser) gelingen kann.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zum Thema "katadrom"
Was ist der Unterschied zwischen katadrom und anadrom?
Katadrome Fische wandern vom Süßwasser ins Meer, um sich fortzupflanzen, während anadrome Fische vom Meer ins Süßwasser wandern.
Welche Fischarten sind katadrom?
Das bekannteste Beispiel ist der Europäische Aal (Anguilla anguilla), aber auch der Amerikanische Aal (Anguilla rostrata) zeigt katadromes Verhalten.
Warum wandern katadrome Fische ins Meer, um zu laichen?
Diese Verhaltensweise hat sich evolutionär entwickelt und bietet offenbar Vorteile für den Fortpflanzungserfolg – z. B. durch günstige Strömungen für die Verbreitung der Larven oder das Vermeiden von Fressfeinden.
Kann man katadrome Fische im Aquarium halten?
Ja, aber die Fortpflanzung ist äußerst schwierig und nur mit großem technischen Aufwand möglich. Für Einsteiger ist die Haltung solcher Arten nicht zu empfehlen.
Sind katadrome Arten gefährdet?
Viele katadrome Fischarten gelten als bedroht, insbesondere durch den Verlust ihrer natürlichen Wanderwege, Umweltverschmutzung und klimatische Veränderungen.
Fazit
Der Begriff "katadrom" beschreibt eine der faszinierendsten Wanderstrategien im Tierreich. Katadrome Fische, wie der Europäische Aal, sind wahre Meister der Anpassung und legen gewaltige Distanzen zurück, um ihren Fortpflanzungstrieb zu erfüllen. Ihr Lebenszyklus ist eng mit zwei sehr unterschiedlichen Lebensräumen – dem Süßwasser und dem Meer – verknüpft. Diese doppelte Abhängigkeit macht sie besonders schützenswert und ökologisch interessant.
Für Aquarianer ist das Wissen um katadrome Verhaltensweisen vor allem dann relevant, wenn sie sich mit der Haltung oder Nachzucht spezieller Arten beschäftigen. Auch wenn die Nachzucht in Heimaquarien bislang kaum gelingt, ist das Verständnis dieser Prozesse wichtig für artgerechte Haltung und den Schutz dieser faszinierenden Fische.
Wer sich näher mit dem Thema beschäftigt, wird erkennen, wie komplex und zugleich empfindlich die natürlichen Kreisläufe sind, in denen katadrome Fische leben. Ihr Schutz ist eine gemeinsame Aufgabe von Wissenschaft, Aquaristik und Naturschutz – und ein faszinierendes Kapitel für jeden, der sich mit der Welt der Fische intensiver auseinandersetzen möchte.