Hornmehl: Ein ökologischer Dünger für deinen Garten
Warum Hornmehl für Hobby-Gärtner spannend ist
Wer seinen Garten nachhaltig, ökologisch und gleichzeitig effektiv düngen möchte, stößt früher oder später auf den Begriff Hornmehl. Dieser organische Dünger ist ein echter Klassiker im ökologischen Gartenbau – und das nicht ohne Grund. Hornmehl ist reich an Stickstoff, wirkt langfristig, verbessert den Boden und schont gleichzeitig Umwelt und Bodenleben.
Doch was genau ist Hornmehl eigentlich? Worin unterscheidet es sich von Hornspänen oder Horngrieß? Für welche Pflanzen eignet es sich besonders gut – und wie setzt man es korrekt ein? In diesem Artikel bekommst du eine fundierte, praxisnahe und zugleich leicht verständliche Einführung in das Thema Hornmehl. Du erfährst alles über Herkunft, Zusammensetzung, Wirkungsweise, Anwendungsgebiete, Dosierung, Kombinationen mit anderen Düngern, Lagerung und mögliche Fehlerquellen. Zusätzlich beantworte ich häufige Fragen und gebe dir viele Tipps aus der Praxis. So kannst du selbst einschätzen, ob und wie Hornmehl deinen Garten bereichern kann.
Was ist Hornmehl? Eine Definition
Hornmehl ist ein organischer Stickstoffdünger, der aus den Hörnern und Hufen von Rindern gewonnen wird. Es handelt sich um ein Nebenprodukt der Schlachtung, das nach dem Trocknen fein gemahlen wird. Die Körnung ist dabei sehr fein – ähnlich wie Mehl, daher auch der Name.
Hornmehl enthält in der Regel 13–15 % organisch gebundenen Stickstoff. Dieser Stickstoff ist nicht sofort wasserlöslich wie bei mineralischen Düngern, sondern wird durch Bodenorganismen – insbesondere Bakterien – langsam zersetzt und für die Pflanzen verfügbar gemacht. Daher zählt Hornmehl zu den sogenannten langsam wirkenden organischen Düngern.
Herkunft und Herstellung von Hornmehl
Hornmehl wird in spezialisierten Betrieben aus Schlachtabfällen hergestellt, genauer gesagt aus Rinderhörnern und -hufen. Diese bestehen hauptsächlich aus Keratin, einem faserigen Protein, das auch in Haaren und Nägeln vorkommt. Nach der Schlachtung werden die Hörner und Hufe:
- gereinigt,
- getrocknet,
- thermisch behandelt (zur Hygienisierung),
- mechanisch zerkleinert,
- zu feinem Mehl vermahlen.
Das fertige Hornmehl ist ein hell- bis mittelbraunes Pulver mit einem leicht erdigen Geruch. Es enthält keine synthetischen Zusätze und gilt als rein organischer Naturdünger. Da es aus tierischen Reststoffen besteht, ist es nicht vegan, aber für den ökologischen Landbau (nach EU-Bio-Verordnung) in der Regel zugelassen.
Hornmehl im Vergleich zu Hornspänen und Horngrieß
Viele Hobbygärtner stolpern über verschiedene Begriffe wie Hornmehl, Horngrieß und Hornspäne – und sind verwirrt. Hier ein klarer Überblick:
| Produkt | Körnung | Wirkgeschwindigkeit | Stickstoffgehalt | Einsatzgebiet |
|---|---|---|---|---|
| Hornmehl | sehr fein (Pulver) | schnell bis mittel | ca. 13–15 % | für schnell wachsende Pflanzen, Gemüse |
| Horngrieß | mittelfein (1–3 mm) | mittel | ca. 13–15 % | für mittelfristige Wirkung |
| Hornspäne | grob (3–8 mm) | langsam (Monate) | ca. 13–15 % | für Bäume, Sträucher, Dauerpflanzen |
Merksatz: Je feiner das Material, desto schneller steht der Stickstoff den Pflanzen zur Verfügung.
Hornmehl ist also die schnellste Variante und eignet sich besonders gut für Pflanzen mit kurzer Wachstumsperiode, z. B. Salat, Spinat oder Radieschen.
Optische Eindrücke: Hornmehl & Co.
Damit du dir die Unterschiede besser vorstellen kannst, hier eine kleine visuelle Gegenüberstellung:
Welche Nährstoffe enthält Hornmehl?
Hornmehl enthält vor allem Stickstoff (N). Der genaue Gehalt schwankt je nach Hersteller, liegt aber in der Regel bei 13–15 % N. Phosphor (P) und Kalium (K) sind nur in sehr geringen Mengen enthalten (unter 1 %).
Das bedeutet: Hornmehl ist ein reiner Stickstoffdünger, kein Volldünger. Es eignet sich daher hervorragend zur Stickstoffversorgung, aber nicht zur umfassenden Nährstoffversorgung aller Pflanzen.
Stickstoff ist wichtig für:
- kräftiges Blattwachstum,
- Bildung von Eiweißen und Enzymen,
- Förderung des vegetativen Wachstums,
- sattgrüne Blattfarbe.
- Fehlt Stickstoff, zeigen Pflanzen oft:
- blasse, gelbliche Blätter (v. a. ältere Blätter),
- gehemmtes Wachstum,
- dünne, schwache Triebe.
Hornmehl kann diesen Mangel sanft, aber nachhaltig beheben.
Wie wirkt Hornmehl im Boden?
Hornmehl ist organisch gebunden. Das heißt: Der Stickstoff liegt nicht direkt in mineralischer, pflanzenverfügbarer Form vor, sondern muss erst durch Mikroorganismen im Boden mineralisiert werden. Dabei wird das Keratin enzymatisch abgebaut, und der Stickstoff wird schrittweise als Ammonium und später als Nitrat freigesetzt.
Die Freisetzung hängt ab von:
- Bodentemperatur (optimal: 10–25 °C),
- Bodenfeuchtigkeit (weder staubtrocken noch staunass),
- pH-Wert (neutral bis leicht sauer, ideal 6,0–7,0),
- Bodenleben (Humusgehalt, Aktivität der Mikroorganismen).
Unter günstigen Bedingungen beginnt die Stickstofffreisetzung nach wenigen Tagen bis 1 Woche und hält je nach Menge 4–8 Wochen an.
Für welche Pflanzen eignet sich Hornmehl?
Hornmehl ist für nahezu alle stickstoffliebenden Pflanzen geeignet – besonders für:
- Gemüse wie Salat, Spinat, Kohl, Mangold, Sellerie, Lauch, Kürbis, Gurken,
- Kräuter wie Basilikum, Schnittlauch, Petersilie,
- Beerensträucher wie Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren,
- Rosen (besonders im Frühjahr),
- Stauden und Zierpflanzen mit hohem Blattanteil.
Nicht geeignet bzw. nur vorsichtig dosieren solltest du Hornmehl bei:
- Zwiebelgewächsen (Zwiebeln, Knoblauch) – sie mögen es stickstoffärmer,
- Wurzelgemüse (z. B. Karotten, Pastinaken) – zu viel N kann zu „Kopfbildung“ und Rissen führen,
- sauren Moorbeetpflanzen (z. B. Rhododendron, Heidelbeeren) – Hornmehl hebt leicht den pH-Wert an.
Anwendung von Hornmehl im Garten
Wann ausbringen?
- Frühjahr: Hauptzeitpunkt (März–Mai), wenn das Wachstum startet.
- Sommer: Nachdüngung bei stark zehrenden Pflanzen.
- Herbst: Nicht empfehlenswert! Der Stickstoff würde ins Grundwasser ausgewaschen, da die Pflanzen ihn nicht mehr aufnehmen können.
Wie ausbringen?
- Boden leicht lockern (z. B. mit Harke).
- Hornmehl gleichmäßig streuen.
- Leicht einarbeiten (2–3 cm tief), da es an der Oberfläche langsamer wirkt.
- Anschließend gut wässern, damit Mikroorganismen aktiv werden.
Dosierungsempfehlungen (grobe Richtwerte):
| Kultur | Hornmehl pro m² |
|---|---|
| Starkzehrer (z. B. Kohl, Sellerie, Lauch) | 80–120 g/m² |
| Mittelzehrer (z. B. Möhren, Spinat, Erdbeeren) | 40–80 g/m² |
| Schwachzehrer (z. B. Kräuter) | 20–40 g/m² |
| Rosen und Stauden | ca. 60 g/m² im Frühjahr |
| Rasen (bei Bedarf) | 30–50 g/m² |
Bei Kübelpflanzen: ca. 1–2 Esslöffel pro 10 Liter Erde, gut einarbeiten.
Kombination mit anderen Düngern
Da Hornmehl fast ausschließlich Stickstoff liefert, ist es oft sinnvoll, es mit Phosphor- und Kaliumdüngern zu kombinieren – z. B.:
- Gesteinsmehl (liefert Mineralstoffe, verbessert Bodenstruktur),
- Kompost (liefert Humus und weitere Nährstoffe),
- Holzasche (liefert Kalium – aber nur sparsam und nicht bei sauren Böden),
- Organischer Volldünger (wenn Komplettversorgung nötig ist).
Hornmehl kann auch gut in Kompostmieten eingestreut werden – es beschleunigt dort die Rotte und reichert den Kompost mit Stickstoff an.
Vorteile von Hornmehl
- Rein organisch, keine Chemie.
- Langzeitwirkung: 4–8 Wochen.
- Verbessert den Humusgehalt.
- Schont Bodenleben und Regenwürmer.
- Verbrennt keine Pflanzenwurzeln (bei richtiger Dosierung).
- Wenig Auswaschungsverlust (im Gegensatz zu mineralischem Stickstoff).
- Für den Bio-Gartenbau geeignet.
Nachteile und Grenzen
- Langsamer Wirkungseintritt (nicht für akute Mangelbehebung).
- Abhängig vom Bodenleben (funktioniert schlecht in toten, verdichteten Böden).
- Geruch leicht unangenehm bei frischem Produkt.
- Nicht vegan (tierisches Nebenprodukt).
- Kein Kalium und Phosphor enthalten – muss ergänzt werden.
- Nicht geeignet für Moorbeetpflanzen.
Typische Fehler bei der Anwendung
- Zu späte Düngung im Herbst → Stickstoff wird ausgewaschen.
- Zu hohe Dosierung → zu viel Blattmasse, aber wenig Frucht.
- Nicht eingearbeitet → Wirkung stark verzögert.
- Zu trockener Boden → Mikroorganismen bleiben inaktiv.
- Falsche Pflanzen gedüngt → z. B. Zwiebeln oder Karotten leiden.
Hornmehl im ökologischen Gartenbau
Hornmehl ist im ökologischen Landbau zugelassen (z. B. nach EU-Bio-Verordnung, Naturland, Bioland). Es ist ein wichtiges Werkzeug für Bio-Gärtner, weil es:
- keine synthetischen Bestandteile enthält,
- das Bodenleben fördert,
- Humusbildung unterstützt,
- und langfristig für stabile Erträge sorgt.
Viele Bio-Betriebe kombinieren Hornmehl mit Kompost und Mulch, um eine ganzheitliche Bodengesundheit zu fördern.
Lagerung von Hornmehl
- Trocken, kühl und dunkel lagern.
- Am besten in fest verschlossenen Eimern oder Säcken.
- Vor Mäusen, Insekten und Haustieren schützen.
Haltbarkeit: in der Regel 2–3 Jahre problemlos.
Hornmehl kaufen: Worauf achten?
- Bio-Qualität / Zertifizierung (z. B. EU-Bio-Siegel, Naturland).
- Feine Körnung (für schnelle Wirkung).
- Geruch: sollte nicht stark faulig riechen.
- Deklaration: Stickstoffgehalt sollte klar angegeben sein.
- Keine Zusätze (z. B. Kalk, Mineraldünger) – reines Hornmehl bevorzugen.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zu Hornmehl
Ist Hornmehl für den Rasen geeignet?
Ja, aber nur bedingt. Hornmehl liefert Stickstoff, den Rasen braucht – jedoch relativ langsam. Für eine gezielte Rasenpflege eignet sich eine Mischung aus Hornmehl und Rasenschnitt oder Kompost besser. Alternativ kannst du speziellen organischen Rasendünger verwenden.
Kann ich Hornmehl mit Kompost mischen?
Ja! Das ist sogar sehr empfehlenswert. Hornmehl liefert Stickstoff, der die Kompostierung beschleunigt. Einfach beim Aufsetzen oder Umsetzen des Komposts pro Schicht eine Handvoll Hornmehl einstreuen.
Ist Hornmehl gefährlich für Haustiere?
Hornmehl ist nicht giftig, aber der Geruch kann für Hunde attraktiv sein. Manche Hunde fressen es und bekommen dann Magen-Darm-Probleme. Deshalb: Hornmehl sofort einarbeiten oder abdecken, wenn Haustiere Zugang zum Garten haben.
Ist Hornmehl vegan?
Nein. Hornmehl stammt aus tierischen Schlachtabfällen (Rinderhörner). Vegane Gärtner greifen auf pflanzliche Alternativen wie Lupinendünger, Vinasse oder Komposttee zurück.
Wie schnell wirkt Hornmehl?
Erste Wirkung tritt bei guten Bedingungen (feuchter, warmer Boden) nach ca. 5–10 Tagen ein. Die volle Wirkung entfaltet sich über 4–8 Wochen.
Kann ich Hornmehl auch im Hochbeet verwenden?
Ja, unbedingt! In Hochbeeten mit frischer Erde ist Hornmehl oft sogar nötig, weil dort schnell Stickstoffmangel auftreten kann. Gut einarbeiten und mit Kompost kombinieren.
Fazit: Hornmehl – ein stiller Held im Naturgarten
Hornmehl ist ein traditionsreicher, aber hochaktueller Dünger für alle, die im Garten natürlich, nachhaltig und langfristig arbeiten wollen. Als rein organischer Stickstofflieferant sorgt es für gesundes Blattwachstum, fördert das Bodenleben und verbessert die Humusbilanz. Es eignet sich besonders gut für stickstoffhungrige Pflanzen wie Gemüse, Kräuter, Beeren und Stauden.
Wer Hornmehl richtig dosiert, zum richtigen Zeitpunkt ausbringt und mit anderen organischen Düngern kombiniert, wird mit kräftigen Pflanzen, stabilem Wachstum und einer vitalen Bodenstruktur belohnt. Gleichzeitig schützt man das Grundwasser, verzichtet auf Chemie und unterstützt eine gesunde Mikrobiologie im Gartenboden.
Natürlich hat Hornmehl auch Grenzen: Es ist kein All-in-One-Dünger, sondern sollte Teil eines ganzheitlichen Nährstoffkonzepts sein. In Kombination mit Kompost, Mulch und Gesteinsmehl entfaltet es sein volles Potenzial.
Ob du nun einen kleinen Kräutergarten, ein großes Gemüsebeet, ein Hochbeet oder einen Ziergarten pflegst – Hornmehl kann ein wertvoller Bestandteil deiner Gartenpflege sein. Probier es aus, beobachte deine Pflanzen genau und passe die Dosierung individuell an. Mit etwas Erfahrung wirst du schnell merken, wie harmonisch sich Hornmehl in einen lebendigen, nachhaltigen Garten einfügt.
Bildquelle: Dr. Eugen Lehle, Hornmehl, CC BY-SA 3.0





