Begriffe erklärt: Was sind Herbizide?

Unkraut – der ständige Begleiter jedes Hobbygärtners. Kaum sprießt das erste zarte Gemüse im Beet, macht sich auch das Unkraut breit. Viele Gärtner greifen früher oder später zu einem Mittel, das schnelle Abhilfe verspricht: Herbizide. Doch was genau sind Herbizide? Wie wirken sie? Welche Arten gibt es? Und sind sie überhaupt sinnvoll oder gefährlich für Umwelt und Gesundheit? In diesem umfassenden Artikel erfährst du alles, was du über Herbizide wissen musst – klar strukturiert, leicht verständlich und basierend auf aktuellen Erkenntnissen. Damit du eine fundierte Entscheidung für deinen Garten treffen kannst.
Was sind Herbizide?
Herbizide sind chemische oder biologische Wirkstoffe, die gezielt dazu eingesetzt werden, unerwünschte Pflanzen – also Unkräuter – zu bekämpfen oder am Wachstum zu hindern. Der Begriff „Herbizid“ stammt aus dem Lateinischen („herba“ = Pflanze, Kraut und „cida“ = töten). Sie gehören zur Gruppe der Pflanzenschutzmittel und werden weltweit in der Landwirtschaft, im Gartenbau, aber auch auf Verkehrsflächen oder in der Forstwirtschaft verwendet.
Ziel eines Herbizids ist es, den Konkurrenzdruck durch Unkräuter auf Nutzpflanzen zu verringern. Das führt zu höheren Erträgen, weniger Arbeitsaufwand beim Jäten und optisch gepflegteren Flächen – zumindest kurzfristig.
Arten von Herbiziden
Herbizide lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden. Die wichtigsten Kategorien sind:
Selektive vs. Totalherbizide
Selektive Herbizide wirken nur auf bestimmte Pflanzenarten. Sie werden beispielsweise eingesetzt, um Unkraut im Rasen zu bekämpfen, ohne den Rasen selbst zu schädigen. Ein klassisches Beispiel ist ein Herbizid gegen zweikeimblättrige Pflanzen (wie Löwenzahn), das die einkeimblättrigen Gräser verschont.
Totalherbizide (auch Breitbandherbizide genannt) vernichten alle Pflanzen, mit denen sie in Kontakt kommen. Sie kommen oft bei der Flächenräumung zum Einsatz, etwa vor dem Anlegen eines neuen Beets oder zur Bekämpfung von Wildwuchs auf Gehwegen. Ein bekanntes Beispiel ist Glyphosat.
Systemische vs. Kontakt-Herbizide
Systemische Herbizide werden von der Pflanze über die Blätter aufgenommen und in alle Pflanzenteile transportiert. Sie zerstören somit auch Wurzeln und verhindern das Nachwachsen. Diese Form eignet sich besonders gut für tiefwurzelnde Unkräuter.
Kontakt-Herbizide wirken nur dort, wo sie auf die Pflanze treffen. Sie zerstören lediglich das oberirdische Gewebe. Die Wurzel bleibt intakt, was dazu führen kann, dass das Unkraut erneut austreibt.
Vor- und Nachauflaufherbizide
Vorauflaufherbizide werden vor dem Keimen der Kulturpflanzen aufgetragen. Sie verhindern das Auflaufen (Keimen und Aufgehen) der Unkräuter.
Nachauflaufherbizide werden nach dem Keimen eingesetzt und wirken auf bereits sichtbare Unkräuter.
Wirkungsweise von Herbiziden
Herbizide greifen gezielt in den Stoffwechsel der Pflanzen ein. Je nach Wirkstoff wirken sie z. B. auf die Fotosynthese, die Zellteilung oder die Eiweißbildung. Die meisten chemischen Herbizide bestehen aus synthetischen Molekülen, die so konstruiert wurden, dass sie bestimmte Enzyme blockieren oder Stoffwechselwege lahmlegen.
Biologische Herbizide – auch als natürliche oder ökologische Alternativen bekannt – basieren oft auf Fettsäuren, Essigsäure, Pelargonsäure oder ätherischen Ölen. Sie wirken in der Regel als Kontakt-Herbizide und werden besonders im ökologischen Landbau oder von umweltbewussten Gärtnern verwendet.
Vor- und Nachteile der Herbizidnutzung
Vorteile:
- Effektive und schnelle Unkrautbekämpfung
- Spart Zeit und körperliche Arbeit
- Ermöglicht gezielte Bekämpfung bestimmter Unkrautarten
- Kann Ertragseinbußen durch Konkurrenzvegetation verhindern
Nachteile:
- Belastung von Boden, Wasser und Umwelt
- Gefahr für Nützlinge, Haustiere und Menschen
- Förderung von Resistenzen bei Unkräutern
- Oft nur kurzfristige Wirkung ohne langfristige Ursachenbekämpfung
- Eingeschränkter Einsatz im Haus- und Kleingarten (rechtlich reglementiert)
Rechtlicher Rahmen in Deutschland
Der Einsatz von Herbiziden unterliegt in Deutschland dem Pflanzenschutzgesetz. Für Hobbygärtner gilt: Nicht jedes Herbizid darf frei verwendet werden. Besonders Totalherbizide wie Glyphosat sind für den Privatgebrauch häufig verboten oder stark reglementiert. Auf versiegelten Flächen wie Einfahrten oder Terrassen ist der Einsatz generell verboten – auch wenn es sich um „biologische“ Mittel handelt.
Zudem ist eine Zulassung durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) notwendig. Auf jeder Verpackung muss genau angegeben sein, für welche Pflanzen und Einsatzgebiete das Produkt zugelassen ist.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zu Herbiziden
Sind Herbizide gefährlich für Menschen?
Bei sachgemäßer Anwendung und unter Einhaltung der Sicherheitsvorgaben ist das Risiko für den Menschen gering. Dennoch können viele Wirkstoffe Hautreizungen verursachen, und beim Einatmen oder Verschlucken sind gesundheitliche Schäden nicht auszuschließen. Besonders gefährdet sind Kinder und Haustiere – deshalb sollte man nach der Anwendung bestimmte Wartezeiten einhalten.
Was ist Glyphosat und warum ist es umstritten?
Glyphosat ist eines der weltweit meistverwendeten Totalherbizide. Es blockiert ein Enzym, das für die Aminosäuresynthese in Pflanzen notwendig ist. Seit Jahren ist Glyphosat in der Kritik, weil es im Verdacht steht, krebserregend zu sein und das Ökosystem massiv zu belasten. In der EU wird sein Einsatz regelmäßig neu bewertet. Aktuell ist es in Deutschland für Privatpersonen weitgehend verboten.
Gibt es umweltfreundliche Alternativen zu Herbiziden?
Ja. Zu den mechanischen Alternativen zählen Jäten, Hacken, Mulchen oder Abflammen. Biologische Mittel auf Basis von Pelargonsäure oder Essigsäure sind ebenfalls erhältlich – sie wirken allerdings oft nur kurzfristig und erfordern regelmäßige Anwendung. Langfristig ist eine gute Bodenpflege und Mischkultur der beste Weg, Unkraut nachhaltig in Schach zu halten.
Darf ich Herbizide einfach auf der Terrasse oder in der Einfahrt verwenden?
Nein. Auf versiegelten Flächen ist der Einsatz von Herbiziden strikt verboten. Der Grund: Hier besteht eine hohe Gefahr, dass Rückstände in die Kanalisation oder ins Grundwasser gelangen. Auch biologische Mittel dürfen hier nicht verwendet werden – bei Zuwiderhandlung drohen empfindliche Geldstrafen.
Wie erkenne ich resistente Unkräuter?
Wenn ein Unkraut trotz mehrfacher Anwendung eines Herbizids nicht eingeht, kann das ein Hinweis auf eine Resistenz sein. Besonders problematisch sind sogenannte Superunkräuter in der Landwirtschaft, aber auch im Garten können hartnäckige Arten wie Acker-Schachtelhalm oder Giersch schwer zu kontrollieren sein.
Fazit
Herbizide können eine wirksame Hilfe im Kampf gegen Unkraut sein – doch ihr Einsatz will gut überlegt sein. Wer sich auf chemische Mittel verlässt, muss die Umweltwirkungen und gesundheitlichen Risiken genau abwägen. Im Privatgarten ist oft der mechanische oder biologische Weg nicht nur nachhaltiger, sondern auch gesetzlich vorgeschrieben. Letztlich ist der beste Schutz gegen Unkraut ein gesunder, gut gepflegter Gartenboden, in dem Nutzpflanzen stark genug sind, sich selbst zu behaupten. Wer regelmäßig mulcht, durchdacht pflanzt und ein Auge auf Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität wirft, braucht Herbizide vielleicht gar nicht mehr.
Wenn du langfristig Erfolg im Garten haben willst, lohnt sich der etwas aufwendigere, aber dafür umweltfreundlichere Weg – ganz im Sinne der Natur, deiner Gesundheit und zukünftiger Generationen.