Nachruf - Jane Goodall (1934-2025)
Manchmal reicht ein Leben, um die Welt zu verändern. Jane Goodall hat gezeigt, wie das geht. Sie ist am 1. Oktober 2025 im Alter von 91 Jahren ganz selbstverständlich von uns gegangen – doch ihr Vermächtnis ist so lebendig wie eh und je.
Geboren wurde sie 1934 in London. Schon als Kind war sie von Tieren fasziniert, besonders von Schimpansen, Vögeln und anderen Lebewesen, die sie mit großer Neugier und Zuneigung betrachtete. Bücher wie „Tarzan of the Apes“ weckten in ihr die Sehnsucht nach der Wildnis Afrikas.
Ihr Weg war nicht einfach: Jane Goodall hatte keine formale Universitätsausbildung, wie sie viele Menschen heute verstehen. Dennoch erkannte der Anthropologe Louis Leakey ihr Potenzial. Er bot ihr die Chance – und Jane nahm sie an: 1960 zog sie nach Tansania, in den Gombe Stream National Park, um frei lebende Schimpansen zu beobachten.
Was sie dort tat, veränderte das Verständnis von Tierverhalten und unserer Beziehung zur Natur grundlegend. Sie erkannte nicht nur, dass Schimpansen Werkzeuge benutzen können – etwas, das bis dahin dem Menschen vorbehalten war –, sondern auch, dass sie komplexe soziale Beziehungen haben, Gefühle, individuelle Persönlichkeiten. Sie gab den Tieren Namen statt Nummern. Sie war nicht bloß Forscherin; sie war Zeugin, war Freundin, war Mitbewohnerin in ihrer anderen Welt.
Mit den Jahren wurde aus der Wissenschaftlerin auch eine leidenschaftliche Aktivistin. Jane Goodall gründete 1977 das Jane Goodall Institute, das sich dem Schutz der Schimpansen widmet, aber längst weit darüber hinaus gewirkt hat: Artenschutz, Umweltbildung, nachhaltige Entwicklung, das Programm „Roots & Shoots“, in dem junge Menschen auf der ganzen Welt sich engagieren.
Selbst im hohen Alter blieb Goodall unermüdlich. Sie reiste viel, hielt Vorträge, schrieb Bücher, sprach öffentlich über Klimawandel, über das, was wir Menschen der Natur schulden – und über die Hoffnung, die wir nicht aufgeben dürfen. Sie wusste, dass es viel zu tun gibt, und dass der Kampf schwer ist, aber sie glaubte, dass jede Handlung zählt, so klein sie auch sein mag.
Am Ende ist es vielleicht diese Kombination aus Liebe und Wissen, aus Mitgefühl und Forscherdrang, die Jane Goodall besonders macht. Sie hat uns gelehrt, dass Tiere fühlende Wesen sind; dass Ökosysteme zerbrechlich sind; dass wir Menschen Teil eines großen Ganzen sind – und dass wir Verantwortung tragen, nicht nur als Beobachter der Welt, sondern als Teilnehmer.
Mögen wir, die wir zurückbleiben, lernen, ihrem Beispiel gerecht zu werden. Mögen wir zuhören – nicht nur mit den Ohren, sondern mit dem Herzen. Mögen wir handeln, auch wenn es schwer ist. Mögen wir uns erinnern: Jane Goodall hat uns gezeigt, wie es aussieht, wenn Leidenschaft und Demut sich verbinden, wenn Wissen wachsen darf in der Nähe der Natur, und wenn Hoffnung mehr ist als Wunschdenken.
In stiller Ehrfurcht –
Danke, Jane Goodall. Ruhe in Frieden.

