Blog: Der eigene Komposthaufen: Was ist zu beachten? (6003)
Kompostieren ist eine der einfachsten, nachhaltigsten und wirkungsvollsten Maßnahmen für jeden Hobbygärtner. Aus Küchen- und Gartenabfällen entsteht dunkler, humusreicher Boden, der Pflanzen kräftig macht, Wasser speichert und die Bodenstruktur verbessert. Gleichzeitig sparst du Müllgebühren und schließt den Nährstoffkreislauf in deinem Garten.
Warum kompostieren? Die wichtigsten Vorteile kurz erklärt
- Bodenverbesserung: Kompost steigert die Bodenstruktur, fördert die krümelige Struktur und verbessert die Wasserspeicherung.
- Nährstoffquelle: Langfristig versorgt Kompost Pflanzen mit Nährstoffen und reduziert Bedarf an Mineraldünger.
- Umweltschutz: Organische Abfälle werden vor Deponie oder Verbrennung bewahrt.
- Krankheitsreduktion: Gut ausgereifter Kompost kann Bodenleben und damit die Pflanzenresistenz stärken.
Grundprinzipien der Kompostierung — was passiert biologisch?
Kompostieren ist ein mikrobieller Prozess: Bakterien, Pilze, Regenwürmer und andere Bodenlebewesen bauen organisches Material in immer kleinere Bestandteile um — am Ende entsteht Humus. Diese Zersetzung benötigt:
- Sauerstoff (O₂) – für aerobe Mikroben, die schneller und geruchsärmer arbeiten.
- Feuchtigkeit – ideal ist die Feuchte einer ausgewrungenen Schwamm; zu trocken -> Prozesse stoppen, zu nass -> anaerobe Zustände (Geruch).
- Temperatur – je nachdem ob du kalt oder warm kompostierst; bei warmem Kompost können innerhalb von Monaten hohe Temperaturen erreicht werden, die auch Krankheitserreger und Samen abtöten.
- Kohlenstoff und Stickstoff (C:N-Verhältnis) – wichtige Bausteine der Nahrung für Mikroorganismen.
Das C:N-Verhältnis — kurz und praxisnah
Für aktiven, schnellen Kompostierprozess ist ein ungefähres C:N-Verhältnis von 25–30:1 optimal. Praktisch heißt das:
- Braunes Material (viel C): trockene Blätter, Stroh, Zweige, Papier, Pappe.
- Grünes Material (viel N): frischer Rasenschnitt, Küchenabfälle (ohne viel Fett), frische Pflanzenreste, Kaffeesatz.
Tipp: Schichte braune und grüne Materialien oder mische sie grob mit einem Verhältnis von ca. 2–3 Teilen braun zu 1 Teil grün (volumetrisch).
Aufbau eines Komposthaufens — Schritt-für-Schritt
- Standort wählen: Halbschattig oder sonnig, ebener Boden mit guter Drainage. Direkter Kontakt zum Boden fördert Bodentiere und Regenwürmer.
- Unterlage: Keine zwingende Basis nötig; ein paar grobe Äste als Drainage sind optional. Eine Holzpalette als Sockel kann Belüftung verbessern.
- Schichten anlegen: Beginne mit grobem Material (Äste, Zweige), dann abwechselnd grün und braun. Küchenabfälle nicht in dicken Schichten, sonst Geruch.
- Feuchte einstellen: Harke ein bis zwei Gießkannen Wasser ein, bis es sich anfühlt wie ein ausgewrungener Schwamm.
- Volumen: Mindestens 1 m³ ist für warmen Kompost ideal; kleinere Haufen kompostieren langsamer.
- Abdecken: Mit einer Plane oder Jute abdecken, um Feuchtigkeit zu halten, aber Belüftung zu erlauben.
Kompostsysteme — was passt zu dir?
- Offener Haufen: Simpel, kostengünstig, gut für größere Gärten.
- Komposter / Behälter: Ordentlich, weniger unordentlich, schneller Erwärmen, für mittlere Gärten gut.
- Drehkomposter / Tumbler: Komfortabel, schnelleres Ergebnis, weniger Platz.
- Wurmkompost (Wurmkomposter): Ideal für Küchenabfälle in der Stadt oder auf dem Balkon; produziert sehr feinen Kompost (Wurmhumus).
- Trench-Kompost: Vergraben direkt in Gartenbeeten — praktisch, wenn du Platz sparen willst.
Materialien: Was darf rein — was nicht?
Darf rein:
- Gemüse- und Obstreste (ohne große Mengen Öl)
- Eierschalen (zerkleinert)
- Kaffeesatz & Filterpapier
- Teebeutel (ohne Kunststoff)
- Rasenschnitt (in dünnen Schichten)
- Laub, Stroh, Heu
- Kleine Zweige (zerkleinert)
Nicht (oder nur sehr eingeschränkt) für normalen Kompost:
- Fleisch, Fisch, Knochen (ziehen Schädlinge an; bei Hot-Komposting in Maßen möglich)
- Milchprodukte, Käse, fette Speisereste (ziehen auch Schädlinge an)
- kranke Pflanzen mit Pilzbefall (erst nach sicherer Hygienisierung)
- Unkrautsamen, invasive Samen (wenn Haufen nicht heiß genug wird)
- Katzen- und Hundekot (wegen Parasiten, Krankheitserreger)
Wie heiß sollte der Kompost werden?
Es gibt zwei Strategien:
- Heißkompostierung: Temperaturen zwischen ca. 50–65 °C fördern schnelle Zersetzung und töten Samen und Krankheitserreger ab (bei einigen Tagen in der Spitze). Erfordert größere Mengen und regelmäßiges Wenden.
- Kaltkompostierung: Niedrigere Temperaturen, langsamer (Monate bis Jahre), weniger Arbeit, aber Samen und Krankheitserreger können überleben.
Pflege: Drehen, Feuchte, Nachfüllen
- Drehen: Regelmäßig wenden bringt Sauerstoff hinein. Bei heißem Kompost alle 1–2 Wochen; bei kaltem seltener.
- Feuchte prüfen: Fühle den Haufen; wenn er zu nass ist, Material wie Sägespäne oder trockenes Laub hinzufügen; zu trocken -> Wasser zufügen.
- Materialgröße: Zerkleinere Grobes (Häcksler, Messer), damit Mikroben schneller arbeiten.
- Zugabe von Aktivatoren: Kompoststarter sind meist unnötig; frischer Kompost oder etwas Stallmist können aber die Aktivität ankurbeln.
Probleme & Lösungen (Troubleshooting)
- Starker Geruch (faulig/sauer): Zu nass oder zu wenig Luft -> Haufen umschichten, belüften, mehr braunes Material hinzufügen.
- Fliegen/Fruchtfliegen: Küchenabfälle tiefer einarbeiten oder mit einer Schicht Erde/Laub abdecken; Deckel schließen bei Behältern.
- Ratten/Mäuse: Keine Fleischreste, keine Fettigen Speisereste; dichten Behälter nutzen.
- Kompost zersetzt sich sehr langsam: Zu wenig Stickstoff/Feuchte/Luft oder zu große Materialien. Material zerkleinern, mehr Grünmaterial hinzufügen, wenden.
- Weeds/Unkrautsamen überleben: Haufen nicht heiß genug — für problematische Samen heiß kompostieren oder in die Bio-Tonne geben.
Wann ist Kompost „fertig“?
Fertig ist Kompost, wenn er:
- dunkel-braun bis schwarz ist,
- krümelig riecht (erdig),
- keine großen unveränderten Pflanzenteile mehr sichtbar sind,
- bei Handwärme nicht mehr erhitzt.
Je nach Methode dauert das 2 Monate bis 2 Jahre — heißkompostiert geht es schneller (einige Monate), kaltkompostiert eher länger.
Verwendung des fertigen Komposts
- Als Bodenverbesserer: Oberflächig 2–5 cm auf Beeten verteilen oder leicht einarbeiten.
- Als Pflanzerde-Anteil: In Töpfen und Pflanzkästen bis zu 20–30% Kompostanteil mischen.
- Mulchen: Kompost als Mulch auf Beeten reduziert Wasserverlust und Unkraut.
- Komposttee: Mit Wasser angesetzter Kompost als Flüssigdünger — vorsichtig anwenden (kein Ersatz für Hygienemaßnahmen in Hochbeeten mit Gemüse für Rohverzehr).
Wurmkompost (Vermicomposting)
- Was ist das? Rote Würmer (z. B. Eisenia fetida) verarbeiten Küchenabfälle in sehr nährstoffreiche Wurmhumuserde.
- Vorteil: Schnell, geruchsarm, platzsparend (gut für Balkon/Küche).
- Achtung: Keine großen Mengen Zitrus, Zwiebeln, scharfe Gewürze; Temperatur zwischen ~10–25 °C ist ideal.
Kompost im kleinen Garten / auf dem Balkon
- Kompostiere mit geschlossenen Behältern oder Wurmkästen.
- Nutze Bokashi als Vorstufe für stark geruchsintensive Küchenreste (fermentiert anaerob) und vergrabe das Resultat später im Garten oder gib es zum Kompost.
Werkzeuge & Zubehör (kurz)
- Gartenrechen/Gabel zum Wenden
- Handschuhe, wetterfeste Kleidung
- Thermometer (optional, für Heißkompost)
- Häcksler (optional, beschleunigt Zersetzung)
- Abdeckplane oder Komposter-Deckel
FAQ — Häufige Fragen zum Komposthaufen
1. Wie lange dauert es, bis ein Komposthaufen fertig ist?
Das hängt von Methode und Pflege ab. Bei heißem, gut gepflegtem Kompost kannst du in 3–6 Monaten guten Humus bekommen; bei kalter Kompostierung können es 6–24 Monate sein.
2. Darf ich Rasenschnitt kompostieren?
Ja, aber in dünnen Lagen. Zu viel frischer Rasenschnitt wird kompakt und fängt an zu stinken. Besser mit trockenen Blättern mischen.
3. Kann ich auch Unkraut kompostieren?
Ja, aber keine Samen bildenden Unkräuter, wenn der Haufen nicht heiß genug wird. Ansonsten lieber separat behandeln oder heiß kompostieren.
4. Warum riecht mein Kompost schlecht?
Das ist meist ein Zeichen für anaerobe Bedingungen (zu nass, zu dicht). Belüften, braunes Material hinzufügen und feuchter einstellen.
5. Ist Kompost sicher für Gemüsegarten?
Ja, sofern er gut ausgegoren ist. Bei unsicherer Hygiene (z. B. aus Katzenkot) sollte man Kompost nicht für Gemüse verwenden, das roh gegessen wird.
6. Kann ich Fleisch in den Kompost geben?
Bei offenen Haufen eher nicht (lockt Schädlinge). In speziellen Heißkompostern oder industriellen Kompostsilos unter kontrollierten Bedingungen ist es möglich, privat aber meist nicht empfehlenswert.
7. Wie oft sollte ich den Kompost wenden?
Für Heißkompost etwa alle 1–2 Wochen; für langsame Komposte seltener, z. B. alle 1–3 Monate.
Fazit
Ein Komposthaufen ist eines der lohnendsten Projekte im Garten: Wenig Aufwand, großer Nutzen. Wichtig sind die richtigen Materialien, das richtige Feuchte- und C:N-Verhältnis, ausreichende Belüftung und die Entscheidung, ob du schnell (Heißkompost) oder langsam (Kaltkompost) arbeiten willst. Mit ein paar einfachen Regeln — Schichten aus braun/ grün, Material zerkleinern, Feuchte im Blick behalten, regelmäßig lüften — bekommst du zuverlässig nährstoffreichen Humus, der deinen Garten langfristig stärkt.
Wenn du jetzt startest: such dir einen halbwegs geschützten Platz, leg vom Boden aus ein Bett aus groben Zweigen, schichte abwechselnd grün und braun, halte die Feuchte wie einen ausgewrungenen Schwamm und dreh den Haufen regelmäßig. Und denk dran: Kompostieren ist auch ein bisschen ausprobieren — jeder Garten ist anders. Viel Erfolg beim Anlegen deines Komposthaufens — dein Boden und die Umwelt werden es dir danken.








