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Korallenzucht im Aquarium - Die Herausforderung für erfahrene Meerwasseraquarianer

Blog: Korallenzucht im Aquarium - Die Herausforderung für erfahrene Meerwasseraquarianer (7322)

Korallenriffe gehören zu den faszinierendsten Ökosystemen unserer Erde. Sie sind nicht nur Heimat für unzählige Fischarten, sondern auch ein zentraler Bestandteil des empfindlichen marinen Gleichgewichts. Wer ein Meerwasseraquarium besitzt, kennt die Faszination, die Korallen ausüben: ihre leuchtenden Farben, ihre vielfältigen Formen und ihr Zusammenspiel mit Fischen, Wirbellosen und Mikroorganismen.

Eine häufig gestellte Frage in der Aquaristik-Community lautet: „Ist es möglich, Korallen selbst zu züchten?“ Die kurze Antwort lautet: Ja, es ist möglich – aber es erfordert Geduld, Fachwissen, die richtige Technik und ein hohes Maß an Verantwortung.

In diesem Artikel erfährst du detailliert, wie Korallen in einem Heimaquarium gezüchtet werden können, welche Voraussetzungen notwendig sind, welche Methoden zur Verfügung stehen und worauf du achten solltest, um nachhaltig und erfolgreich zu sein.

Korallen im Meerwasseraquarium – ein kurzer Überblick

Bevor wir uns mit der eigentlichen Zucht beschäftigen, ist es sinnvoll, die Grundlagen zu verstehen. Korallen sind keine Pflanzen, wie manche anfangs glauben, sondern Tiere. Sie gehören zu den Nesseltieren (Cnidaria) und bestehen aus Polypen, die in Kolonien leben.

Man unterscheidet grob zwischen zwei Hauptgruppen:

Steinkorallen (Scleractinia)

  • Bilden Kalkskelette, die Korallenriffe aufbauen.
  • Unterteilt in SPS (Small Polyp Stony) und LPS (Large Polyp Stony).
  • Sehr beliebt in Riffaquarien, aber oft anspruchsvoll in der Haltung.

Weichkorallen (Alcyonacea)

  • Besitzen kein festes Kalkskelett.
  • Oft einfacher zu pflegen und zu vermehren.
  • Beispiele: Xenia, Zoanthus, Lederkorallen.

Korallen leben in Symbiose mit sogenannten Zooxanthellen, einzelligen Algen, die ihnen Energie durch Photosynthese liefern. Deshalb spielt das Licht im Aquarium eine entscheidende Rolle für ihr Wachstum.

Ist Korallenzucht im Aquarium wirklich möglich?

Die Antwort ist eindeutig: Ja. Viele Hobby-Aquarianer und auch professionelle Züchter haben in den letzten Jahrzehnten Methoden entwickelt, Korallen erfolgreich im Aquarium zu vermehren. Dabei geht es nicht nur um die Freude am Hobby, sondern auch um Artenschutz. Denn durch Überfischung, Umweltverschmutzung und den Klimawandel sind Korallenriffe weltweit bedroht.

Die Zucht von Korallen im Aquarium kann dazu beitragen, den Druck auf natürliche Bestände zu verringern. Statt Wildfänge zu kaufen, setzen immer mehr Aquarianer auf Nachzuchten, die aus Fragmenten anderer Korallen gewonnen werden.

Voraussetzungen für die Korallenzucht

Bevor man mit der eigentlichen Zucht beginnt, muss das Aquarium bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Ein stabiles Meerwasseraquarium

Laufzeit: Mindestens 6–12 Monate stabiler Betrieb, bevor an Zucht gedacht wird.

Wasserwerte:

  • Temperatur: 24–26 °C
  • Salinität: 1,023–1,025
  • pH-Wert: 8,0–8,3
  • KH (Karbonathärte): 7–10 dKH
  • Calcium: 400–450 mg/l
  • Magnesium: 1200–1350 mg/l
  • Nitrat und Phosphat sollten möglichst niedrig sein.

Hochwertige Technik

  • Beleuchtung: LED, T5 oder Hybrid-Systeme, angepasst an die Bedürfnisse der Korallen.
  • Strömung: Mehrere Strömungspumpen, um turbulente Strömungen zu erzeugen. Korallen mögen keine „toten Zonen“.
  • Eiweißabschäumer: Hilft, Nährstoffe zu reduzieren und das Wasser klar zu halten.
  • Dosieranlagen: Für die Versorgung mit Calcium, Magnesium und Karbonaten.

Erfahrung

Korallenzucht ist kein Thema für Anfänger. Man sollte bereits Erfahrung mit Meerwasseraquarien gesammelt haben, bevor man sich an die Vermehrung wagt.

Methoden der Korallenzucht

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Korallen zu züchten. Man unterscheidet zwischen asexueller Fragmentation und sexueller Vermehrung.

Fragmentation (asexuelle Vermehrung)

Die gängigste Methode in der Aquaristik. Dabei wird ein Teil einer bestehenden Koralle abgetrennt und an anderer Stelle befestigt. Mit der Zeit wächst daraus eine neue Kolonie.

Werkzeuge: Skalpell, Korallenzange, Aquarienkleber (z. B. Epoxidharz oder Cyanoacrylat).

Vorgehen:

  1. Einen gesunden Ableger von der Mutterkoralle abtrennen.
  2. Das Fragment auf einem kleinen Stein oder einem sogenannten „Frag Plug“ befestigen.
  3. Das Fragment in einem Bereich mit optimaler Strömung und Licht platzieren.

Geeignete Arten: Besonders Weichkorallen und LPS lassen sich leicht fragmentieren. SPS erfordern mehr Erfahrung, da sie empfindlicher sind.

Sexuelle Vermehrung (Spawning)

Sehr viel komplexer und in der Aquaristik noch relativ selten erfolgreich. Dabei geht es darum, dass Korallen im Aquarium wie in der Natur ihre Eier und Spermien ins Wasser abgeben.

Voraussetzungen:

  • Stabile Bedingungen über viele Monate.
  • Simulation von Mondzyklen mit spezieller Beleuchtung.
  • Exakte Steuerung von Temperatur und Strömung.

Schwierigkeiten:

  • Nur wenige Arten wurden bisher erfolgreich im Aquarium vermehrt.
  • Hoher Aufwand, meist eher von Forschungseinrichtungen betrieben.

Polypen-Ableger bei Weichkorallen

Manche Weichkorallen wie Xenia oder Zoanthus breiten sich von selbst durch wandernde Polypen aus. Diese können auf kleine Steine gelenkt werden, sodass neue Kolonien entstehen.

Vorteile der Korallenzucht

  • Artenschutz: Weniger Wildentnahmen aus den Meeren.
  • Kostenersparnis: Selbst gezogene Ableger sind günstiger als ständig neue Korallen zu kaufen.
  • Tausch und Verkauf: Überschüssige Ableger können mit anderen Aquarianern getauscht oder verkauft werden.
  • Hobbyerweiterung: Die Zucht bringt eine neue Dimension in das Aquarium-Hobby.

Herausforderungen und Risiken

Natürlich ist nicht alles einfach. Korallenzucht kann auch problematisch sein.

  • Infektionsgefahr: Schnittstellen können Eintrittspforten für Bakterien sein.
  • Chemische Abwehrstoffe: Manche Korallen geben Giftstoffe ab, die andere schädigen können.
  • Technikabhängigkeit: Ohne stabile Technik ist die Zucht kaum möglich.
  • Geduld: Korallen wachsen langsam. Manchmal dauert es Monate oder Jahre, bis sichtbare Ergebnisse da sind.

Tipps für erfolgreiche Korallenzucht

  • Starte mit robusten Arten wie Zoanthus, Xenia oder Lederkorallen.
  • Achte auf eine gute Wasserqualität und vermeide Schwankungen.
  • Arbeite sauber, sterilisiere Werkzeuge vor jeder Fragmentation.
  • Platziere Ableger nicht zu dicht, um Konkurrenz zu vermeiden.
  • Führe regelmäßig Wasseranalysen durch.
  • Dokumentiere deine Schritte – so erkennst du Fortschritte und Fehlerquellen.

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Kann jeder Korallen züchten?

Theoretisch ja, aber es ist empfehlenswert, vorher Erfahrung mit Meerwasseraquarien zu sammeln.

Welche Korallen sind für Anfänger am besten geeignet?

Weichkorallen wie Zoanthus, Scheibenanemonen und Xenia sind pflegeleicht und vermehren sich oft von selbst.

Wie lange dauert es, bis Korallenableger wachsen?

Das hängt von der Art ab. Manche Weichkorallen wachsen in wenigen Wochen sichtbar, SPS-Korallen brauchen oft Monate.

Brauche ich spezielles Futter für Korallen?

Die meisten Korallen leben von Licht und den Produkten ihrer Zooxanthellen. Manche profitieren aber von zusätzlichem Plankton oder speziellen Korallenfuttern.

Ist Korallenzucht legal?

Ja, solange es sich um Nachzuchten handelt und nicht um illegal entnommene Wildtiere. Manche Arten unterliegen jedoch dem Artenschutz (z. B. CITES).

Kann ich mit Korallenzucht Geld verdienen?

Ja, viele Aquarianer verkaufen überschüssige Ableger an andere Hobbyisten oder Fachgeschäfte. Allerdings ist der Markt stark regional abhängig.

Fazit

Korallenzucht im Aquarium ist faszinierend, anspruchsvoll und lohnend zugleich. Sie trägt nicht nur zum Schutz der bedrohten Korallenriffe bei, sondern eröffnet auch Hobby-Aquarianern eine neue Dimension der Meerwasseraquaristik. Wer die Grundlagen beherrscht, Geduld mitbringt und ein stabiles Aquarium führt, kann mit der Vermehrung von Korallen nicht nur sein eigenes Riff bereichern, sondern auch aktiv zur Nachhaltigkeit beitragen.

Während die Fragmentation die am weitesten verbreitete Methode ist und sich gut für den Einstieg eignet, bleibt die sexuelle Vermehrung eine Herausforderung, die eher Forschungseinrichtungen vorbehalten ist. Dennoch entwickeln sich Technik und Wissen stetig weiter – und es ist gut möglich, dass in Zukunft auch private Aquarianer mehr Arten erfolgreich nachziehen können.

Letztlich lautet die Antwort also: Ja, Korallen selbst zu züchten ist möglich – mit der richtigen Technik, Erfahrung und Verantwortung.

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Blogartikel 'Blog 7322: Korallenzucht im Aquarium - Die Herausforderung für erfahrene Meerwasseraquarianer' aus der Kategorie: "Tipps & Tricks" zuletzt bearbeitet am 02.10.2025 um 15:37 Uhr von Tom

Tom

Userbild von TomTom ist Administrator*in von EB und stellt 12 Beispiele vor. In den Bereichen Malawisee, Tanganjikasee, Victoriasee, West- / Zentralafrika, Südamerika, Mittelamerika, Amerikagesellschaftsbecken, Asien/Australien, Gesellschaftsbecken, Wasserchemie, Fragen zu einrichtungsbeispiele.de steht er/sie den Usern bei Fragen kompetent als Anspechpartner zur Seite.

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