Blog: LPS- und SPS-Korallen - Der große Leitfaden für erfolgreiche Riffaquarien (7555)
Korallen sind das Herzstück eines jeden Meerwasseraquariums. Sie geben dem Becken nicht nur Farbe, Struktur und Leben, sondern bestimmen auch maßgeblich, wie anspruchsvoll die Pflege und Technik ausfallen müssen. Besonders häufig fallen dabei zwei Begriffe, die für viele Einsteiger zunächst verwirrend klingen: LPS- und SPS-Korallen. Hinter diesen Abkürzungen stecken zwei große Gruppen von Steinkorallen, die sich in Aussehen, Wachstum, Ansprüchen und Pflege deutlich unterscheiden.
Während LPS-Korallen oft als vergleichsweise einsteigerfreundlich gelten und mit ihren großen, fleischigen Polypen beeindrucken, stehen SPS-Korallen für filigrane Strukturen, kräftige Farben und höchste Anforderungen an Wasserqualität und Stabilität. Beide Gruppen haben ihre ganz eigenen Reize, aber auch ihre Tücken.
Was sind LPS- und SPS-Korallen überhaupt?
Der Begriff LPS steht für „Large Polyp Stony Corals“, also großpolypige Steinkorallen. SPS bedeutet „Small Polyp Stony Corals“, also kleinpolypige Steinkorallen. Beide Gruppen gehören zu den riffbildenden Steinkorallen, die ein kalkhaltiges Skelett ausbilden und in Symbiose mit Zooxanthellen leben.
Diese symbiotischen Algen sitzen im Gewebe der Korallen und betreiben Photosynthese. Sie liefern der Koralle einen Großteil der benötigten Energie, während die Koralle ihnen Schutz und Nährstoffe bietet. Genau diese Symbiose ist der Grund, warum Licht im Meerwasseraquarium eine so zentrale Rolle spielt.
Der Unterschied zwischen LPS und SPS liegt nicht nur in der Größe der Polypen, sondern auch im gesamten Erscheinungsbild, im Wachstumstyp und im Pflegeaufwand. Während LPS-Korallen meist massive oder fleischige Formen haben, wachsen SPS-Korallen oft verzweigt, buschig oder tafelförmig und wirken deutlich filigraner.
Typische Merkmale von LPS-Korallen
LPS-Korallen sind bei vielen Aquarianern besonders beliebt, weil sie relativ robust sind und mit beeindruckenden Bewegungen und Farben punkten. Ihre Polypen sind groß, weich und oft stark aufgeblasen, was ihnen ein lebendiges Aussehen verleiht.
Ein weiteres Merkmal vieler LPS-Korallen ist ihre Fähigkeit, Fangtentakel auszubilden. Diese kommen vor allem nachts zum Einsatz und können deutlich länger sein als die Polypen selbst. Damit verteidigen sie ihr Revier oder fangen Nahrung. Das sollte bei der Platzierung im Aquarium unbedingt berücksichtigt werden, da benachbarte Korallen sonst vernesselt werden können.
LPS-Korallen können zusätzlich zur Photosynthese aktiv gefüttert werden. Sie nehmen Frostfutter, Staubfutter oder spezielle Korallenfutter gut an, was ihr Wachstum und ihre Farbentwicklung unterstützen kann. Dadurch verzeihen sie auch etwas geringere Lichtintensitäten als SPS-Korallen.
Typische Vertreter der LPS-Korallen sind großpolypige Arten mit klar erkennbaren Einzelpolypen oder Kolonien mit deutlich strukturiertem Gewebe. Sie wachsen meist langsamer als Weichkorallen, aber oft schneller als SPS-Korallen.
Typische Merkmale von SPS-Korallen
SPS-Korallen gelten als die Königsdisziplin der Meerwasseraquaristik. Sie sind bekannt für ihre intensiven Farben, ihre feinen Strukturen und ihr oft rasches Wachstum unter optimalen Bedingungen. Gleichzeitig reagieren sie extrem sensibel auf Schwankungen der Wasserwerte.
Die Polypen von SPS-Korallen sind sehr klein und oft nur bei genauer Betrachtung sichtbar. Dennoch spielen sie eine wichtige Rolle bei der Nahrungsaufnahme und beim Gasaustausch. Viele SPS-Korallen zeigen tagsüber eine gute Polypenexpansion, was als Zeichen für Wohlbefinden gilt.
Im Gegensatz zu LPS-Korallen sind SPS-Korallen stark auf Licht angewiesen. Sie benötigen eine hohe und gleichmäßige Beleuchtungsstärke, um ihre Zooxanthellen optimal zu versorgen. Auch die Strömung spielt eine zentrale Rolle, da sie Nährstoffe heranführt und Abfallstoffe abtransportiert.
SPS-Korallen bilden oft verzweigte, tellerförmige oder baumartige Strukturen. Dadurch schaffen sie im Aquarium eine beeindruckende Tiefenwirkung, benötigen aber auch ausreichend Platz nach oben und zur Seite.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen LPS- und SPS-Korallen
Der wohl größte Unterschied liegt im Anspruch an Stabilität. LPS-Korallen verzeihen kleinere Schwankungen bei Wasserwerten, Licht oder Nährstoffen deutlich besser. SPS-Korallen hingegen reagieren schnell mit Farbverlust, Wachstumsstopp oder Gewebeschäden, wenn Parameter nicht konstant bleiben.
Auch die Nährstofftoleranz unterscheidet sich. LPS-Korallen kommen mit etwas höheren Nitrat- und Phosphatwerten meist gut zurecht, während SPS-Korallen sehr nährstoffarmes Wasser bevorzugen. Zu hohe Nährstoffe führen bei SPS oft zu braunen Farben oder Algenproblemen.
In Sachen Platzbedarf sind LPS-Korallen durch ihre Fangtentakel nicht zu unterschätzen. SPS-Korallen wachsen eher in die Höhe oder Breite, benötigen aber Abstand, um sich ungestört entfalten zu können.
Optisch sprechen beide Gruppen unterschiedliche Vorlieben an. LPS beeindrucken durch Bewegung und massive Polypen, SPS durch feine Strukturen und kräftige, oft pastellige Farben.
Lichtanforderungen für LPS- und SPS-Korallen
Licht ist einer der wichtigsten Faktoren für den langfristigen Erfolg mit Steinkorallen. LPS-Korallen bevorzugen in der Regel mittlere Lichtstärken. Zu starkes Licht kann dazu führen, dass sich die Polypen zurückziehen oder das Gewebe ausbleicht. Eine langsame Eingewöhnung an neue Beleuchtung ist daher essenziell.
SPS-Korallen benötigen deutlich mehr Licht. Hohe PAR-Werte und ein ausgewogenes Lichtspektrum sind entscheidend, um intensives Wachstum und stabile Farben zu erreichen. Gleichzeitig reagieren SPS sehr empfindlich auf plötzliche Lichtänderungen. Eine zu schnelle Erhöhung der Lichtleistung kann zu massivem Stress führen.
Auch die Lichtverteilung im Becken spielt eine Rolle. SPS-Korallen werden häufig im oberen Bereich des Aquariums platziert, während LPS-Korallen eher im mittleren oder unteren Bereich stehen. So kann man die unterschiedlichen Lichtansprüche optimal kombinieren.
Strömung – unterschätzter Schlüssel zum Erfolg
Neben dem Licht ist die Strömung ein entscheidender Faktor für das Wohlbefinden von LPS- und SPS-Korallen. LPS-Korallen bevorzugen meist eine moderate, eher indirekte Strömung. Zu starke Strömung kann das weiche Gewebe beschädigen oder dazu führen, dass sich die Polypen dauerhaft zurückziehen.
SPS-Korallen hingegen lieben kräftige, wechselnde Strömung. Sie sorgt dafür, dass sich keine Ablagerungen auf den Korallen festsetzen und dass Nährstoffe sowie Sauerstoff gleichmäßig verteilt werden. Eine gleichmäßige Dauerströmung ist dabei weniger ideal als eine turbulente, wechselnde Bewegung.
Die richtige Einstellung der Strömungspumpen ist oft ein Prozess aus Beobachten und Nachjustieren. Polypenexpansion, Wachstum und allgemeines Erscheinungsbild geben gute Hinweise darauf, ob die Strömung passt.
Wasserwerte und Stabilität im Riffaquarium
Egal ob LPS oder SPS – stabile Wasserwerte sind das Fundament eines gesunden Riffaquariums. Besonders wichtig sind Calcium, Magnesium und Karbonathärte, da sie direkt am Aufbau des Kalkskeletts beteiligt sind.
LPS-Korallen sind etwas toleranter, was Schwankungen angeht, profitieren aber ebenfalls von konstanten Werten. SPS-Korallen benötigen nahezu perfekte Stabilität. Schon kleine tägliche Schwankungen können langfristig zu Problemen führen.
Auch Spurenelemente spielen eine Rolle, vor allem bei SPS-Korallen. Sie beeinflussen Farbgebung, Wachstum und Widerstandskraft. Eine regelmäßige, kontrollierte Versorgung ist daher sinnvoll, sollte aber niemals unüberlegt erfolgen.
Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat müssen ebenfalls im Blick behalten werden. Ein komplett nährstofffreies Becken ist genauso problematisch wie zu hohe Werte. Das richtige Gleichgewicht zu finden, ist eine der größten Herausforderungen in der Meerwasseraquaristik.
Fütterung von LPS- und SPS-Korallen
LPS-Korallen lassen sich gezielt füttern, was viele Aquarianer als besonders spannend empfinden. Die Polypen reagieren sichtbar auf Futter und ziehen es aktiv ein. Eine regelmäßige, aber maßvolle Fütterung kann Wachstum und Vitalität deutlich steigern.
SPS-Korallen ernähren sich überwiegend über ihre Zooxanthellen, profitieren aber ebenfalls von feinem Plankton oder gelösten Nährstoffen im Wasser. Eine Überfütterung sollte jedoch unbedingt vermieden werden, da sie das empfindliche Nährstoffgleichgewicht stören kann.
Die Fütterung sollte immer an den Zustand des Beckens angepasst werden. Ein gut laufendes Aquarium zeigt meist klar, ob zusätzliche Nahrung sinnvoll ist oder nicht.
Kombination von LPS- und SPS-Korallen im selben Becken
Viele Aquarianer träumen von einem gemischten Riffaquarium mit beiden Korallentypen. Grundsätzlich ist das möglich, erfordert aber Planung und Erfahrung. Die unterschiedlichen Ansprüche an Licht, Strömung und Nährstoffe müssen in Einklang gebracht werden.
Eine durchdachte Riffstruktur hilft dabei, verschiedene Zonen im Becken zu schaffen. Oben hell und strömungsreich für SPS, darunter etwas ruhiger und schattiger für LPS. Auch der Abstand zwischen den Korallen sollte großzügig gewählt werden, um Konflikte zu vermeiden.
Gerade Anfänger sollten nicht zu schnell zu viele verschiedene Arten einsetzen. Geduld und Beobachtung sind entscheidend, um ein stabiles System aufzubauen.
Häufige Fehler bei der Haltung von LPS- und SPS-Korallen
Einer der häufigsten Fehler ist Ungeduld. Korallen brauchen Zeit, um sich an neue Bedingungen zu gewöhnen. Ständiges Umsetzen, Nachregeln oder Überoptimieren führt oft mehr Schaden als Nutzen.
Auch das Vernachlässigen der Wasserwerte ist ein Klassiker. Unregelmäßige Tests oder fehlende Dokumentation machen es schwer, Probleme frühzeitig zu erkennen. Besonders bei SPS-Korallen rächt sich das schnell.
Ein weiterer Fehler ist falsche Platzierung. Zu wenig Abstand, falsches Licht oder ungeeignete Strömung führen langfristig zu Stress und Verlusten.
FAQs zu LPS- und SPS-Korallen
Sind LPS-Korallen für Anfänger geeignet?
Ja, viele LPS-Korallen sind gut für Einsteiger geeignet, da sie robuster sind und kleinere Fehler besser verzeihen als SPS-Korallen.
Warum verlieren SPS-Korallen ihre Farbe?
Häufige Ursachen sind instabile Wasserwerte, zu hohe oder zu niedrige Nährstoffe, ungeeignetes Licht oder plötzliche Veränderungen im Aquarium.
Kann man SPS ohne Erfahrung halten?
Grundsätzlich ja, aber es ist deutlich schwieriger. Erfahrung mit stabil laufenden Meerwasseraquarien ist sehr hilfreich, um langfristig Erfolg zu haben.
Wie schnell wachsen LPS- und SPS-Korallen?
Das Wachstum hängt stark von Art, Bedingungen und Pflege ab. SPS-Korallen können unter optimalen Bedingungen sehr schnell wachsen, während LPS meist etwas langsamer, aber stetig zulegen.
Brauchen alle LPS-Korallen zusätzliche Fütterung?
Nicht zwingend, aber viele profitieren davon. Eine gelegentliche gezielte Fütterung kann Wachstum und Vitalität fördern.
Fazit
LPS- und SPS-Korallen sind zwei faszinierende Gruppen, die das Meerwasseraquarium auf ganz unterschiedliche Weise bereichern. LPS-Korallen überzeugen durch ihre beeindruckende Erscheinung, ihre Bewegung und ihre vergleichsweise einfache Pflege. Sie sind ideal für Einsteiger und für Aquarianer, die ein lebendiges, farbenfrohes Riff gestalten möchten.
SPS-Korallen hingegen stehen für Präzision, Stabilität und technische Raffinesse. Sie belohnen Geduld und Sorgfalt mit spektakulären Farben und einzigartigen Strukturen, verlangen aber konsequente Pflege und ein tiefes Verständnis für Wasserchemie und Technik.
Wer sich intensiv mit den Bedürfnissen beider Gruppen auseinandersetzt, kann langfristig ein stabiles, gesundes und ästhetisch beeindruckendes Riffaquarium aufbauen. Der Schlüssel liegt nicht in Perfektion, sondern in Konstanz, Beobachtung und der Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Genau das macht die Faszination der Meerwasseraquaristik aus.













