Blog: Vom naturnahen Teich zum echten Naturteich (7514)
Natürlichkeit liegt im Trend! Sowohl optisch als auch im Sinne von Naturschutz und Nachhaltigkeit nähern sich viele Teichbesitzer dem Vorbild der Natur an und schaffen damit nicht nur Lebensraum für heimische Tiere und Pflanzen, sondern sparen sich damit vielleicht sogar einigen Pflegeaufwand.
Wenn Sie darüber nachdenken Ihren Teich in der kommenden Gartensaison umzugestalten, dann haben wir hier einige wertvolle Tipps für Sie!
Unterschiede zwischen einem naturnahen Teich und einem echten Naturteich
Ein naturnaher Teich ist in vielen Gärten anzutreffen. Er sieht zwar natürlich aus, wird aber durch Technik wie Filter, Pumpen oder Wasserspiele beeinflusst. Ebenso sind meist Fische vorhanden – oft mehr, als für ein biologisches Gleichgewicht förderlich wäre.
Ein echter Naturteich hingegen kommt vollständig ohne Technik aus. Seine Wasserqualität reguliert sich ausschließlich durch heimische Vegetation, Mikroorganismen und den natürlichen Eintrag aus der Umgebung.
Ein solcher Teich beherbergt keine Zuchtformen oder exotischen Tiere, sondern entwickelt im Laufe der Zeit ein typisches Vorkommen standortgerechter Pflanzen, die wiederum Lebensraum für Insekten, Amphibien und viele andere Organismen schaffen. Die ökologische Dynamik steht hier im Vordergrund, nicht das optische Ideal eines Teichs.
Tatsächlich ist die Haltung von Fischen einer der größten Streitpunkte auf dem Weg zum echten Naturteich, denn wer Tiere hält ist gleichzeitig verpflichtet ihnen einen passenden Lebensraum zur Verfügung zu stellen, was in einem Gartenteich üblicher Größe kaum ohne Zuarbeit möglich ist. Zuerst muss gefüttert werden, dann verschlechtern die Ausscheidungen der Fische die Wasserqualität und schon ist der Einsatz von Filtern und Pumpen unumgänglich, was wiederum vielen anderen heimischen Arten schadet, die in stehendem, ruhigen Wasser leben und sich fortpflanzen und die daher Teiche mit Wasserbewegung meiden.
Schritte auf dem Weg zum Naturteich
Technik entfernen und das biologische System übernehmen lassen
Der wichtigste Schritt ist gleichzeitig einer der einfachsten: Die komplette Abschaltung von Pumpen, Filtern und Fontänen. Viele Gartenbesitzer befürchten, dass das Wasser danach rasch kippen könnte. Tatsächlich übernehmen jedoch die Pflanzen und Mikroorganismen innerhalb weniger Wochen jene Funktionen, die bisher von der Technik getragen wurden.
Schon vor dem Abschalten der Technik sollten möglichst viele Pflanzen vorhanden sein, die Nährstoffe aufnehmen und Sauerstoff eintragen. Besonders geeignet sind:
- Unterwasserpflanzen wie Wasserpest, Hornkraut oder Laichkräuter
- Röhrichtarten wie Schilf oder Rohrkolben (für kleine Teiche nur sparsam einsetzen)
- Sumpfpflanzen wie Sumpf-Schwertlilie, Blutweiderich oder Mädesüß
- Schwimmpflanzen wie Froschbiss oder Teichrosen
Tipp: Schneiden sie die vorhandenen Unterwasserpflanzen deutlich zurück, so dass sie einen Wachstumsschub bekommen und dabei viele der nun freien Nährstoffe aufnehmen.
Es bilden sich Algen im Wasser? Das ist kein Problem, sondern sogar sehr nützlich. Auch die Algen haben bei ihrem schnellen Wachstum viele überschüssige Nährstoffe aufgenommen. Einfach herausfischen und auf dem Kompost entsorgen. Evtl. muss dies mehrfach oder sogar in jedem Jahr geschehen, aber wie beschrieben ist Algenwachstum ein normaler Vorgang bei Nährstoffüberschuss.
Fische reduzieren oder vollständig abgeben
Für einen Naturteich sind Fische ein Problem, da sie Kaulquappen, Libellenlarven und andere Kleintiere dezimieren, an Wasserpflanzen knabbern oder durch ihre Ausscheidungen die Wasserqualität beeinträchtigen. Wenn überhaupt „verträgt“ ein Naturteich nur sehr wenige, heimische Fische doch auch diese schränken die weitere Artenvielfalt schon deutlich ein.
Wer bereits Fische im Teich hat, kann behutsam vorgehen:
Ein Teil der Tiere lässt sich problemlos abgeben oder verschenken, viele Zoofachhandlungen oder private Halter nehmen sie gern an.
Falls einzelne kleine Fische im Teich verbleiben, stellt dies kein Problem dar. In einem unbeheizten, technisch nicht unterstützten Teich regulieren sich ihre Bestände von selbst, sodass langfristig nur wenige Exemplare überleben. Dieser Vorgang geschieht langsam und ohne Eingriffe, er entspricht dem Prinzip eines Naturteichs.
Uferbereiche erweitern und die natürliche Verlandung zulassen
Die natürliche Verlandung irritiert viele Besitzer, dabei handelt es sich um einen erwünschten Prozess. Neue Lebensräume entstehen, wenn sich am Rand Sumpf- und Röhrichtzonen ausbreiten und das Wasser flacher wird.
Wichtig zu wissen: Die Verlandung verläuft nicht innerhalb weniger Monate. In einem privaten Gartenteich dauert es viele Jahre, häufig Jahrzehnte, bis das Gewässer deutlich in Richtung Sumpf tendiert. Das Erscheinungsbild verändert sich zwar, doch nicht in einem Tempo, das den Teich rasch verschwinden ließe. Im Gegenteil, die Strukturvielfalt nimmt zu, und damit auch die Artenvielfalt.
Wer den Prozess unterstützen möchte, kann offene, sanft geneigte Ufer schaffen oder vorhandene Kieszonen in seichte Übergänge umwandeln. Sumpfpflanzen siedeln sich dort besonders leicht an.
Lebensräume schaffen
Ein Naturteich lebt auch von kleinen Strukturen im Randbereich: Totholz, Steinhaufen, ein paar offene Schlammstellen. Sie müssen nicht angelegt werden, dürfen aber gern liegen bleiben, wenn sie sich von selbst gebildet haben. Auch abgeknickte Pflanzen oder altes Röhricht dürfen zum Teil im Teich verbleiben; sie dienen Insekten und Amphibien als Rückzugsräume.
Das Ziel besteht nicht darin, Ordnung herzustellen, sondern die die ökologische Selbstregulation des Teiches zu beobachten. Oft zeigt sich, dass kein Eingreifen notwendig ist.
Geduld, der wichtigste Baustein des Naturteichs
Der Übergang vom naturnahen Teich zum Naturteich ist kein Projekt, das innerhalb weniger Wochen abgeschlossen ist. Es handelt sich um eine allmähliche Entwicklung, bei der jede Jahreszeit andere Impulse setzt. Nach dem ersten Veränderungen zeigen sich meist bereits deutliche Veränderungen: Mehr Insekten, mehr Vogelbesuche, eine vielfältigere Uferzone. Nach einigen Jahren hat sich ein eigenständiges kleines Ökosystem etabliert, das kaum Pflege erfordert.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de








