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Interview mit Andrea Treml, Halterin und Züchterin von Axolotl

Interview mit Andrea Treml, Halterin und Züchterin von Axolotl

Hallo Andrea und vielen Dank, dass wir Dich für Einrichtungsbeispiele.de interviewen dürfen. Seit zwei Jahren hältst Du die außergewöhnlichen Amphibien mit dem Namen Axolotl. Würdest Du uns erzählen, wie Du auf diese Tiere, die auch unter dem Namen Grottenolm bekannt sind gekommen bist?

Hallo! Ja, eine Bekannte von mir arbeitete damals in einem Zoofachgeschäft. Eine Kundschaft dieses Geschäfts war auf der Suche nach einem Platz für ihre Axolotl und so wurde ich von meiner Bekannten gefragt, ob nicht ich die Tiere aufnehmen könnte. Damals hatte ich noch kein Wissen über diese Tiere und lehnte ab. Doch ich war neugierig und habe mich ungefähr ein Jahr lang eingelesen um mir anschließend beim Züchter Tiere zu kaufen, da diese Tiere in der Zoofachhandlung damals nicht verkauft wurden.

Axolotl sind ganz spezielle Lurche und sehr beliebt - doch ohne geeignete Räumlichkeiten kann nicht jeder diese Tiere halten. Was kannst Du uns über ihre Haltung sagen? Was benötigen die Axolotl?

Interview Andrea Treml Foto 1Wichtig ist in erster Linie, dass das Wasser nicht über 20 Grad hat, sauerstoffreich ist und keine große Strömung aufweist. Außerdem darf man keine Chemie, also keine Wasser-Aufbereiter, Medikamente und ähnliches verwenden. Holz hat in so einem Axolotl-Aquarium auch nichts zu suchen, da sich auf dem Holz Einzeller bilden können und diese können der Haut der Axolotl Schaden zufügen. Und noch etwas Wichtiges - die Tiere sind nachtaktiv.

Zur Fütterung sind die Pellets, die man im Handel erhält oft nicht geeignet. Die Lurche ernähren sich rein carnivor und fressen gierig Regenwürmer oder Süßwasserfische in Streifen und ohne Gräten. Man sollte nichts, das aus dem Meer kommt verfüttern, da das dort enthaltene Jod die Metamorphose (Umwandelung zum Landgänger) auslösen kann.

Ganz ohne Pellets kommt man dann auf Dauer doch nicht aus und ich verwende von Aqua-Terra-Tec die Axobalance Pellets. Die sind gut geeignet, da sie speziell auf die Bedürfnisse von Axolotln ausgelegt sind.

Dann zum Bodengrund! Da ist es wichtig, dass man keine großen Steine verwendet. Diese könnten verschluckt werden und würden das Verdauungssystem der Amphibien empfindlich stören und die Tiere können daran versterben. Am besten bringt man Sand oder feinen Kies, gerundet in einer Körnung von maximal 3mm in das Aquarium ein. Der Bodengrund von Aqua-Terra-Tec mit Namen Axogravel ist ebenfalls geeignet.

Als Beifische habe ich Endlerguppys im Becken. Diese müssen allerdings BD-frei (zu diesem Pilz später mehr) sein, sonst schleppt man sich gleich etwas Schlimmes ein. Der Pilz bedeutet für die Axolotl Lebensgefahr. Guppys sind jedoch eine willkommene Abwechslung wenngleich die Axolotl meist zu faul sind, um diese zu jagen und zu fressen...doch hin und wieder landet aber schon einer im Magen der Lurche, die zu den eigentlichen Querzahnmolchen gezählt werden.

Die Axolotl gibt es in freier Wildbahn nicht mehr so häufig. Kannst Du uns vielleicht mehr über die ursprüngliche Heimat diese Tiere schildern?

Interview Andrea Treml Foto 2Ja, grob gerechnet gibt es in Mexico pro Quadratkilometer noch 0,3 Axolotl. Diese Amphibien sind in ihrer ursprünglichen Heimat beinahe ausgestorben. Grund hierfür sind hauptsächlich eingeschleppte, nicht heimische Fische und die zunehmende Wasserverschmutzung.

Die Axolotl kommen ursprünglich aus zwei Seen in Mexico und bewohnen auch die Kanäle, die diese Seen verbinden. Dort sind die Tiere auch unter den beiden Namen "Nahuatl" oder "Waterdog" bekannt und werden sogar gegessen.

Wie zuvor schon kurz angesprochen gibt es da einen Pilz, der die Axolotl stark gefährdet. Was weißt Du darüber?

Dies ist der Chytrid Pilz, der ähnlich einer Grippe beim Menschen via Tröpfen-Infektion übertragen wird. Dieser Pilz hält sich auch auf der gewaschenen Hand bis zu 24 Stunden und kann in dieser Zeit übertragen werden.

Ursprünglich wurde er von Pfeilgiftfröschen eingeschleppt und ist auch für einheimische Amphibien wie Frösche, Molche, Lurche absolut tödlich.

Ein verantwortungsvoller Axolotl-Halter lässt seine Tiere zweimal im Jahr testen. Dies geht ganz einfach mit einem Wattestäbchen - auf YouTube gibt es eine gute Anleitung, wie man die Probe abnimmt. Das ganze Wattestäbchen wird anschließend eingeschickt. Bei uns in Deutschland geht das an das Hessische Landeslabor oder ExoMed.

Symptome zum Pilzbefall:

Mögliche Verfärbung der Haut. Plötzlich braune oder schwarze Flecken, Tiere magern ab und werden apathisch, bekommen Bewegungsstörungen oder Krämpfe und verweigern die Nahrungsaufnahme.

Bei einem Befall muss das komplette Becken desinfiziert und auf äußerste Hygiene geachtet werden. ACHTUNG! Das Wasser des Beckens darf nicht ins Abwasser gelangen! Es muss abgekocht werden, da die Kläranlagen den Pilz nicht beseitigen und wir somit unsere heimische Fauna stark schädigen würden!! Der Pilz überlebt die Kläranlage, sucht sich Amphibien, die er befallen kann, diese würden wieder andere anstecken usw. Hier ist wie bei so vielen Dingen die Disziplin jedes einzelnen gefragt.

Heilmittel:

Das Mittel mit dem Namen Virkon S gibt es überall im Handel. Es kann auch online über das Internet bestellt werden. Dieses Mittel ist hervorragend geeignet um Einrichtungsgegenstände und Pflanzen, auch vorbeugend, zu desinfizieren. Für befallene Tiere gibt es dann Mittel vom Tierarzt, es muss aber zwingend ein Tierarzt sein der sich mit Amphibien auskennt.

Kurzer Themenwechsel... Hast Du vielleicht noch ein anderes Hobby neben den Axolotl?

Ich bin begeisterter Fan von Mittelalterlichen Veranstaltungen. Ich habe ein eigenes Pferd und reite sehr gerne. Dann leben noch Hunde, Katzen und die Koi sowie Medaka bei mir/uns. Außerdem pflege ich zwei Meerwasser-Aquarien.

Zurück zum Mittelalter... Dort bin ich auf mehreren Festen im Jahr anwesend. Das letzte war in Bayern an der Grenze zu Salzburg... Mich fasziniert das ganz besondere Flair und dass man die Möglichkeit hat, mal in eine andere Rolle zu schlüpfen. Hier vergisst man den Alltag fast vollständig.

Dieses Jahr möchte ich beginnen, auch bei den Lagern mitzumachen... Es reizt mich, mal das "einfache Leben" ohne Handy oder Strom zu erleben.

Ach ja, die Kois werden im Sommer natürlich draußen im Teich gehalten und kommen im Winter in den Keller in eine große Innenhälterung. Also einen Teich gibt es ebenfalls bei uns.

Zurück zu den Axolotl... Die Tiere sind wie zuvor mehrmals erwähnt in der Natur sehr selten geworden. Kann man vielleicht schon etwas über die Zukunft der Tiere sagen? Gibt es Projekte in Bezug auf Wiederansiedelung oder anderes?

Projekte gibt es seit 2009. Es wird versucht, den Axolotl wieder in seiner Heimat anzusiedeln. Allerdings mit sehr wenig Erfolg. Das ganze liegt an der zunehmenden Wasserverschmutzung und den nicht einheimischen Fischen, die dort ausgesetzt wurden. Fische, meist sind es Tilapien (größere Buntbarsche) fressen den Laich und die jungen Axolotl. So haben die Lurche praktisch keine Chance.

Doch der Axolotl ist eines der meist erforschten Tiere der Erde überhaupt. Sehr interessant ist seine Regeneration. Der Lurch hat das Vermögen seine Füße, Beine, den Schwanz und sogar Teile von seinem Gehirn zu regenerieren. Praktisch alles.

Wichtig für die Reproduktion ist hier allerdings die Sauberkeit! Wenn ein Axolotl angefressen wird, also z.B. ein Bein verliert, dann benötigt er sauberes Wasser, damit sich die Wunde nicht infiziert. Und zu warmes Wasser ist ebenfalls schlecht, da sich hier der Keimdruck erhöht...

Wir sind schon am Ende des Interviews angelangt... Doch eine Frage bleibt, was ist Dir wichtig in Bezug auf unser Hobby? Möchtest Du vielleicht noch etwas loswerden - sei es in Bezug auf Aquaristik oder Terraristik oder auch Umwelt-Schutz? Und was sagen eigentlich Deine Familie und Deine Freunde zur Axolotl-Haltung?

Zuerst mal Danke an meine Familie. Die unterstützt mich sehr! Als ich mal eine Woche nicht zuhause war, hat meine Familie alle Tiere gut versorgt, sie sind es nicht anders gewohnt. Auch mein zukünftiger Mann kennt mich nicht anders.

Was ich außerdem noch erwähnen möchte - wer sich Axolotl zulegt, der muss sich dessen bewusst sein, dass er etwas zur Arterhaltung beiträgt und das ist etwas wirklich Schönes mit Sinn dahinter. Doch die Tiere müssen richtig gehalten werden und auf den ersten Gedanken fällt mir gleich die niedrige Temperatur ein, die diese Tiere benötigen. Man sollte sich deshalb einen Durchlaufkühler zulegen, falls es in der Wohnung zu warm sein sollte bzw. im Sommer zu warm wird. Tiere artgerecht zu halten ist nicht schwer. Man muss sich nur informieren, Bücher zulegen usw.

Und noch etwas Wichtiges - es muss nicht jeder züchten! Die Eier kann man im Becken belassen, denn spätestens nach dem Schlupf werden die Jungtiere, wie es in der Natur auch vorkommt gefressen. Man sollte nur die Tiere aufziehen, die man auch wirklich los bekommt. Zumindest wird das bei mir so gemacht, denn der Markt ist mit Axolotl überlaufen...

Vielen Dank für das Interview! So manche kennen diese witzig anmutenden Lurche doch nur wenige wissen über deren schlimmen Zustand in ihrer ursprünglichen Heimat oder die Haltung der Tiere.

Weiterführende und informative Links:

https://www.aquaterratec.de/de/

https://www.axolotlzucht.de/Futter

https://www.axolotlforum.de

oder in Facebook die Gruppe "Axolotl-Freunde"

https://www.facebook.com/groups/471763596238278/

Helga Kury für www.einrichtungsbeispiele.de

Titel: Interview mit Andrea Treml, Halterin und Züchterin von Axolotl