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Interview mit Bernd Poßeckert, Online Aquarium-Magazin

Interview mit Bernd Poßeckert, Online Aquarium-Magazin

Hallo Bernd! Super, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Du bist der Mann hinter dem OAM Magazin, dem Online Aquarium-Magazin. Mittlerweile habt Ihr schon über 100 Ausgaben Eures Magazins. Bist eigentlich Du auf die Idee des Magazins gekommen und welche Philosophie steckt dahinter?

Sehr gerne, Danke für die Anfrage und für Dich immer! Allerdings habe nicht ich das OAM ins Leben gerufen. Zwar habe ich die Idee bereits 2005 sehr gut gefunden und auch aktiv unterstützt, aber Sebastian Karkus war es schlussendlich, der die Möglichkeiten und das Engagement hatte, das OAM auf Grund von entsprechenden Anregungen aus der damaligen Newsgroup de.rec.tiere.aquaristik - kurz DRTA- als eigenständiges Magazin zu gründen. Grundlage sollten Beiträge von Mitgliedern der DRTA sein, die in eine Art Onlinemagazin zusammengefasst und als Magazin einer breiteren Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollten. Seinerzeit eine revolutionäre Idee anhand der neuen Möglichkeiten im Internet. Es war auch etwas ganz Neues mit einem großen Potential an möglichen Autoren aus der Newsgroup und mit ganz kleinen Kosten, da kein Druck notwendig war und auch die Kosten für die Homepage gesponsert wurden.

Ich war zwar seit dem Start im August 2005 dabei, hatte mich allerdings zunächst sogar gesträubt, ins Redaktionsteam einzusteigen. Gerade in den ersten Jahren wollten viele Leute mitmischen und es gab ein stetes Kommen und Gehen. Das war mir suspekt und ich war der Meinung, bevor ich ins Redaktionsteam aufgenommen werden sollte, sollte ich zunächst eine bestimmte Ausdauer und Kontinuität aufweisen. Naja, das habe ich dann irgendwann mal bewiesen und bin dann im Laufe der Zeit doch zum Chefredakteur geworden.

Als Sebastian später aus familiären Gründen die Leitung des OAMs abgeben wollte, bot er mir die Nachfolge als Herausgeber an. Interesse war natürlich vorhanden, aber dies ging nicht so ohne weiteres, besonders aus rechtlicher und vor allem auch aus finanzieller Sicht. So wurde von mir dann die OAM Online Aquarium-Magazin UG gegründet. Eine UG (Unternehmergesellschaft) ist die kleine Variante einer GmbH, bei der zur Gründung theoretisch ein Euro Startguthaben ausreicht. Seither bin ich als Herausgeber und Chefredakteur tätig.

Die Idee hinter dem OAM ist es, dass Artikel und Beiträge aus der breiten Basis der Aquaristik und Terraristik - seinerzeit eben der DRTA, später dann aus Blogs und Facebook in einem eigenen Magazin aufbereitet und veröffentlicht werden. Dabei sollten speziell Erstautoren angesprochen werden, damit diese die Hemmung etwas zu veröffentlichen, verlieren und eigene Beiträge auch mal stolz in einem Magazin lesen zu können. Jeder von unseren Autoren kennt den Stolz, den ersten eigenen Artikel in einem offiziellen Magazin zu lesen. Genau dies wollen wir fördern! Dabei geht es uns nicht darum, hochwissenschaftliche Artikel oder Reiseberichte zu veröffentlichen, da die für den Normalbürger entweder nicht nachvollziehbar sind, andererseits unerreichbare Traumurlaube schmackhaft machen könnten.

Für diese Artikel gibt es kein Honorar, dafür ist der Bezug des Magazins im Internet auch kostenfrei. Ein Konzept, das anfangs beim OAM nur die Chance auf eine Handvoll Ausgaben hatte - inzwischen aber eine recht stolze Erfolgsstory aufweisen kann.

Mittlerweile ist die DRTA kaum noch existent, aktuell gibt es wohl noch einen Rettungsversuch von externer Stelle. Andere Online-Magazine kamen und gingen, doch das OAM hält sich sehr gut.

Mit derzeit 105 Ausgaben (die aktuelle Ausgabe ist ganz frisch am 31. Januar 2018 online gestellt worden) ist das OAM schon eine feste Größe in der Medienlandschaft geworden. Wir werden von den Verlagen kritisch beobachtet und stehen trotzdem mit den Redakteuren in lockerem Kontakt.

Das OAM ist tatsächlich ein Projekt, was meine Frau und ich mit einigen Leuten im Reaktionsteam als reines Hobbyprojekt umsetzen.

Es ist sehr zeitaufwendig, ein solches Magazin zu führen. Was muss alles beachtet werden, bis das Magazin online gehen kann?

Es ist schon recht aufwendig, da wir inzwischen auch ein bestimmtes Level erreicht haben. Von den wenigen Seiten zu Beginn sind wir an Umfang deutlich größer geworden. Jedoch bleiben wir dabei bodenständig und sind für jeden Beitrag und jede Zusendung offen. Und das schließt eine Anfängerzusendung nicht aus, im Gegenteil! Der erste Zuchterfolg einer Guppy-Population mit entsprechender Begeisterung hat im OAM die gleiche Bedeutung, wie die Zucht einer eher exotischen Fischart.

Beginnend von der Umschau nach geeigneten Artikeln und Autoren, bei der wir auch durchaus auf eine "Zweitverwendung" gerne zurückgreifen, bis zu der Bitte an namhaften Autoren wie etwa Ingo Seidel um Artikel fürs OAM. Etwa wie schon gehabt, bei einem äußert interessanten Artikel in der DATZ von Rainer Stawikowski, aber auch in Blogs und auf Facebook.

Natürlich gibt es immer diverse Fallstricke bei der Herausgabe von öffentlich zugänglichen Magazinen. Sei es das Copyright auf geistigem Eigentum oder anders gesagt, dem eigenen textlichen Äußerungen, Fotos und anderen Veröffentlichungen, dann aber auch auf das Recht am eigenen Foto usw. Eigentlich ist die Herausgabe eines Hobby-Magazins immer eine Wanderung auf Messers Schneide. Allein wegen dieser rechtlichen Fallstricke wurde das OAM seinerzeit als offizieller Verlag nicht als Privatperson übernommen, sondern es wurde dazu ein spezieller Verlag fürs OAM gegründet.

Man sieht, da gibt es jede Menge zu beachten! Und wenn man nun selbst einen Artikel schreibt oder einen schreiben möchte. Kann man diesen an Euch senden und Ihr veröffentlicht ihn oder gilt es bestimmte Kriterien einzuhalten?

Kriterien gibt es nur insofern, dass er nicht irgendwo abgeschrieben und nur leicht verändert wurde. Es gibt Leute, die halten sich für Spezialisten, weil sie ein Buch über ein Thema gelesen haben. Dies ist aber leicht nachvollziehbar und mit ein paar Rückfragen schnell erledigt.

Ansonsten ist jeder Artikel willkommen und wird auch "bearbeitet", was bei uns heißt, er wird gelesen und auf fachliche sowie grammatikalische Fehler durchgesehen. Sollten fachliche Fragen bei uns auftauchen, gibt es entsprechende Nachfragen und der Artikel wird dann gemeinsam rund gezogen. Bei Tippfehlern oder grammatikalischen Fehlern wird unser Lektor (Ulrico Czysch, von Beruf Lehrer) aktiv und korrigiert entsprechend. Es wird sich bei uns niemand wegen solcher Kleinigkeiten möglicherweise blamieren!

Wie uns die Artikel erreichen ist eigentlich nebensächlich. Als Worddatei, Opensource usw. Können wir alles bearbeiten! Nur eine Bitte haben wir: Fotos möglichst hochauflösend und als separate Datei zusenden. Und natürlich entweder selber gemacht, oder mit ausdrücklicher Genehmigung des jeweiligen Autors.

Nachwuchs wird also immer mal wieder gesucht. Könnt Ihr noch Leute in Eurem Team benötigen? Was müsste man dafür mitbringen und an wen kann man sich wenden?

"Nachwuchs - immer sehr gerne, Unterstützung und Mitarbeit besonders erwünscht!"

Das OAM ist nun mal ein Hobbyprojekt ohne jegliches finanzielles Interesse (der Erlös für Werbeanzeigen geht ausschließlich in den Unterhalt der Homepage).

Besonders über Nachwuchs-Autoren oder auch Nachwuchs-Redakteure mit einem eigenen Interessen-Bereich würden wir uns sehr freuen. Vor allem im "terraristischen" oder auch dem "salzigen" Bereich hatten und haben wir ganz großen Nachhol-Bedarf. Wir würden in diesen Themenbereichen aktiver sein, jedoch fehlen uns dafür entsprechende Kontakte in die Szene und die Autoren.

Was man als Nachwuchs für das OAM mitbringen sollte? Interesse an den verschiedenen Themen der Heimtier- und Pflanzenhaltung. Ok, Hund, Katze, Maus passt bei uns nicht unbedingt ins Magazin, aber ein gelegentlicher Artikel ist sicherlich auch möglich.

Ganz wichtig jedoch ist der Spaß am Schreiben! Wenn Interesse an einem Thema vorhanden ist, dann "läuft" der Text eigentlich von ganz alleine. Einfach von der Seele weg tippen und aus eigener Erfahrung kann dann ein dreiseitiger Artikel in einer halben Stunde fertig sein. Bei Themen mit denen man sich schwer tut, dauert es teilweise wirklich Wochen! Aber jeder hat doch etwas, das ihm ganz besonders am Herzen liegt und darüber zu schreiben, ist keine Arbeit sondern eher eine andere Form darüber zu schwärmen.

Du bist selbst schon lange Aquarianer. Was hast Du an Aquarien zuhause? Hast Du eine spezielle Vorliebe für ein Land oder für bestimmte Fisch-Arten, Wirbellose oder Wasserpflanzen?

Lange ist ja recht relativ. Mein erstes Aquarium schenkte mir ein Onkel im August 1973. Etwa 20x20x50cm mit einem entsprechend gruseligen Fisch-Mix. Guppys, Welse und einem "Barsch", der eigentlich ein Goldfisch war.

Das war aber 1974 der Anlass, eine Aquarienausstellung in Berlin-Karlshorst zu besuchen, um dort eine Adress-Liste mit Vereinen mitzunehmen und am nächsten Treffen in der Nähe teilzunehmen. Ich nahm aktiv am Vereinsleben teil, war Regionalgruppenleiter für Lebendgebärende usw.

Die Aquaristik bestimmte schließlich mein ganzes Leben. Ob es nun in diversen Vereinen war, beim Wehrdienst (Sonderurlaub zur Beschaffung von seltenen Wasserpflanzen, die in Thüringen nicht verfügbar waren) oder der Liebe. Durch die ursprüngliche Anfrage nach Molly-Nachwuchs (da schwimmen Augen durchs Aquarium) bin ich im Laufe von vielen Mails inzwischen von Berlin nach Düsseldorf gezogen. Das war im Jahr 2000. Meine Frau hat sich inzwischen auf Prachtschmerlen, Zwergbuntbarsche und Welse spezialisiert und in der Szene auch einen entsprechenden Ruf. Ich blieb bei den Lebendgebärenden und bin durch diverse antiquarische Aquarienliteratur auch mit allgemeiner Aquaristik sowie der Historie beschäftigt. Durch unser gemeinsames Hobby hat auch jeder seine eigenen Aquarien, die er pflegt. Somit sind wir fachlich recht gut aufgestellt.

Ich kann mir vorstellen, dass Euer breit gefächertes Wissen vor allem dem OAM zugutekommt. Wie viele Ausgaben habt Ihr pro Jahr? Kann man sich auch in einen Newsletter eintragen, damit man keine Ausgabe versäumt? Und findet man Euch auf Facebook?

In der letzten Zeit hatten wir aus Zeitgründen leider etwas Probleme, pünktlich erscheinen zu können. Durch die nebenberufliche Tätigkeit ist nicht immer eine konzentrierte Arbeit am OAM möglich - bei einem stressigen Arbeitstag ist einfach abends mal die Luft raus. Besonders, wenn die Arbeit am OAM nur auf wenigen Leuten verteilt ist. Ziel ist eine zweimonatige Erscheinungsweise. Wobei wir ganz bewusst auf die Monat Januar, März, Mai, Juli, September und November gesetzt haben. Damit vermeiden wir viele Termine, die für mich eher problematisch sind, da ich damit einfach nichts anfangen kann. Etwa der 1. April, Karneval, Weihnachten usw.

Es gibt einen Newsletter mit der Erinnerung, dass die jeweils aktuelle Ausgabe online zur Verfügung steht. Anmeldung auf unserer Homepage www.oammagazin.de. Aber auch bei Facebook sind wir unter OAM Online Aquarium-Magazin (https://www.facebook.com/groups/292786710752505/) zu finden.

Mit einer Neuauflage der Homepage sollen auch lange zurückgestellte Projekte wieder aktiviert werden, wie der Bannertausch, eine Terminübersicht eventuell auch ein Stichwortverzeichnis und ein Marktplatz. Aber dies ist nach dem Ausstieg von Jörg Corell als bisheriger Layouter und Chef der Homepage viel zusätzliche Arbeit für uns.

Ja, da wäre etwas Nachwuchs wünschenswert. Wir sind am Ende des Interviews angelangt. Doch eine letzte Frage gibt es noch. Was wünschst Du Dir für die Zukunft des OAM - Online Aquaristik Magazins? Oder hast Du noch ein Anliegen, das Dir wichtig wäre, zu erwähnen?

Was ich mir für die Zukunft des OAM wünsche?

Ich wünsche mir, dass das Konzept vom OAM auch weiterhin so funktioniert, wie es das tut. Dass die "Macher", "Bastler", "Ich hab da mal eine Idee", "Ich zeig Euch mal, wie ich es mache", "Bin Anfänger, hab aber jetzt Nachwuchs", "Hey, der Zooladen ist echt super!" oder einfach nur die "Ich trau mich mal, einen Artikel zu schreiben"-Typen sich trauen, sich schriftlich an die Redaktion vom Online Aquarium-Magazin wenden, denn diesen wollen wir eine Plattform für ihre Artikel, Beiträge und Ideen geben! Genau derartige Artikel helfen Anfängern, aber durchaus auch Praktikern weiter und werden gerne gelesen.

Vielen Dank für das Interview! Es ist sehr spannend, was es alles zu beachten gilt, wenn man auch "nur" ein gratis Magazin veröffentlicht. Es steckt sehr viel Arbeit dahinter. Wir wünsche Euch weiterhin Alles Gute und dass sich gerade durch dieses Interview der eine oder andere melden wird.

Weitere Informationen zum OAM:

Das OAM ist ein Magazin von Aquarianern - für Aquarianer. Kostenlos und auf alle Fälle lesenswert.

Zu finden unter www.oammagazin.de, bei verschiedenen Blogs und Vereinsseiten aber auch im Verzeichnis der Deutschen Nationalbibliothek unter folgendem Link: https://portal.dnb.de/opac.htm?query=Online+Aquarium-Magazin&method=simpleSearch&cqlMode=true

Das OAM auf Facebook:

https://www.facebook.com/groups/292786710752505/

Helga Kury für www.einrichtungsbeispiele.de

Titel: Interview mit Bernd Poßeckert, Online Aquarium-Magazin