Kinyongia xenorhina im Terrarium halten
Einrichtungsbeispiele mit Rwenzori-Schildnase

Wissenswertes zu Kinyongia xenorhina (Rwenzori-Schildnase)
Kinyongia xenorhina, oft im Deutschen als „seltsamnasiges Chamäleon“ oder „Rwenzori-Schildnase“ bezeichnet, ist eine auffällige Chamäleonart aus der Familie Chamaeleonidae. Charakteristisch ist die markante, plate-artige Verlängerung der Schnauze bei vor allem männlichen Tieren sowie ein sehr hoher Casque (Helm auf dem Kopf). Diese Art kommt in feuchten Berg- und Nebelwäldern Zentralafrikas vor und gilt in der Terraristik als selten und anspruchsvoll — nicht die richtige Wahl für Anfänger.
Herkunft & natürliches Verbreitungsgebiet
Kinyongia xenorhina ist endemisch in den Bergwäldern der Ruwenzori (Rwenzori) Gebirgsregion, die sich an der Grenze zwischen West-Uganda und dem östlichen Teil der Demokratischen Republik Kongo befinden. Diese Regionen sind durch feuchte, kühle Bergwälder und Nebelklima mit recht hoher Luftfeuchtigkeit geprägt — Bedingungen, die für das Verhalten und die Physiologie der Art prägend sind. Freilandbeobachtungen zeigen, dass die Tiere oft in den unteren bis mittleren Schichten der Vegetation vorkommen, häufig in dichter Belaubung und feuchten Mikrohabitaten.
Gattung und Familie — taxonomischer Steckbrief
- Familie: Chamaeleonidae (Chamäleons)
- Gattung: Kinyongia — eine Gruppe mittelgroßer bis kleiner baumbewohnender Chamäleons, die vor allem in den Bergwäldern Ost- und Zentralafrikas vorkommen
- Art: Kinyongia xenorhina
Die Gattung Kinyongia umfasst mehrere Arten mit ähnlichen morphologischen Merkmalen, jedoch unterscheiden sich die Arten deutlich in Form, Farbe und Verbreitung. Ältere Literatur kann andere Synonyme oder frühere Gattungszuweisungen nennen.
Erscheinungsbild und Merkmale
Kinyongia xenorhina ist sofort anhand seiner markanten Schnauzenbildung zu erkennen: zwei seitliche Platten, die vorn zusammenwachsen und scheinbar ein „geschweißtes“ Horn formen — besonders ausgeprägt bei Männchen. Daneben besitzt die Art einen hohen Casque. Die Körperform ist kompakt und relativ gedrungen, mit kräftigen Gliedmaßen und einer gut greifenden Schwanzspitze. Die Hauttextur ist schuppig bis körnig, oft mit feiner Granulation. Farblich variieren die Tiere je nach Stimmung, Gesundheitszustand und Temperatur; Grundtöne reichen von grünlich über bräunlich bis zu grau, oft mit unregelmäßigen Flecken oder Streifen. Juvenile Exemplare zeigen häufig kontrastreichere Muster als adulte Tiere.
Adulte Männchen erreichen typischerweise eine Gesamtlänge von etwa 20–30 cm, abhängig von Geschlecht und Lokalform.
Haltungshinweise — das passende Terrarium
Kinyongia xenorhina ist keine einfache Anfängerart. Wer sich diese Art ins Terrarium holen möchte, sollte Erfahrung mit baumbewohnenden Chamäleons, Parasitenprophylaxe und kontrolliertem Klima haben.
Terrariumgröße und Aufbau
Einzelhaltung empfohlen: Chamäleons dieser Gruppe sind territorial und reagieren stressanfällig bei Artgenossen.
Für adulte Tiere sollte ein Mindestmaß von 80 × 60 × 120 cm (B × T × H) angestrebt werden; größer ist immer besser.
- Einrichtung: viele senkrechte Klettermöglichkeiten (Zweige, Astgabeln), dichte Laubpflanzen (z. B. Ficus, Pothos, Schefflera) zur Schaffung von Verstecken und Mikroklimata, Moospolster oder feuchte Lichtungen für die Feuchtigkeitsansprüche
- Bodengrund: luftiger, feuchtigkeitsstabilisierender Boden wie Kokoshumus gemischt mit Rindenstücken; bei reinen Baumbewohnern ist ein zu nasser Boden zu vermeiden, aber eine gewisse Wasserspeicherung ist hilfreich
Klima, Temperatur & Luftfeuchte
- Temperatur: Tagsüber 22–26 °C in der Umgebung, mit lokalen Sonnenplätzchen bis 28–30 °C; nachts Absenkung auf 14–18 °C simuliert das Bergklima und ist wichtig für das Wohlbefinden sowie den Stoffwechsel der Tiere
- Luftfeuchte: relativ hoch — täglich wiederkehrende Nebel-/Misting-Phasen oder ein automatisches Nebelsystem sind empfehlenswert; Luftfeuchte tagsüber 60–80 %, nachts gelegentlich darüber. Wichtig sind aber trockene Phasen, damit sich keine ständige Nässe bildet, die Schimmel begünstigt
Beleuchtung
UVA/UVB: eine hochwertige UVB-Quelle ist unverzichtbar; moderate UVB-Stärken (z. B. 5 % UVB je nach Leuchtmittel) für einige Stunden täglich fördern Vitamin-D3-Synthese und Kalziumaufnahme. Zusätzlich sollte ein Tageslichtspektrum für Aktivität und Farbverhalten vorhanden sein
Wasser & Fütterung
- Hydration: viele Bergchamäleons nehmen Wasser bevorzugt über Tropfen von Blättern auf. Neben Nebelsystem ist tägliches Abtropfen oder ein Bewässerungssystem sinnvoll
- Futter: überwiegend Insekten (Heimchen, Grillen, Schaben, kleinere Wanderheuschrecken), juveniles Chamäleons häufiger füttern (täglich), adulte Tiere eher alle 2–3 Tage. Gut vitaminisierte und mit Kalzium bestäubte Futterinsekten sind Pflicht. Ergänzungen mit Multivitaminen in einem moderaten Rhythmus (z. B. 1× Woche) werden empfohlen
Soziales Verhalten & Stress
- Einzelhaltung ist sicherer: Männchen sind territorial, auch Weibchen können unter Stress leiden, wenn Platz oder Rückzugsmöglichkeiten fehlen
- Sichtschutz durch Bepflanzung reduziert Stress
Giftigkeit
Chamäleons sind keine giftigen Reptilien. Kinyongia xenorhina besitzt keine Giftdrüsen und stellt für Menschen keine Gefahr durch Gift dar. Bisse sind selten und meistens harmlos; dennoch können durch Bissverletzungen bakterielle Infektionen auftreten.
Vermehrung und Zucht
Die Vermehrung von Kinyongia xenorhina in menschlicher Obhut gilt als schwierig und ist in der Terraristik selten dokumentiert.
- Fortpflanzungsverhalten: Balz und territoriale Rangkämpfe wie bei vielen Chamäleons; Männchen zeigen oft intensivere Farbmuster bei Balz
- Eiablage: Kinyongia-Arten sind überwiegend eierlegend (ovipar). Die Inkubationszeit ist oft mehrere Monate, abhängig von Temperatur und Feuchte
- Nachzucht: Juvenile benötigen konstant geeignete Mikroklimate, häufige kleine Fütterungen und saubere Haltung
Wegen der Seltenheit und gesetzlichen Vorgaben ist es wichtig, nur Nachzuchten aus verlässlichen, legalen Zuchtlinien zu halten und keine Wildfänge zu entnehmen.
Mögliche Krankheiten & Gesundheitsvorsorge
- Metabolische Knochenerkrankung (MBD): durch Kalziummangel oder fehlendes UVB verursacht — Symptome: Weichheit, Deformation, Lähmungen
- Parasiten: sowohl äußere (Acarina, Laven) als auch innere (Nematoden). Wildfänge haben oft höhere Parasitenlast
- Atemwegs- und Hautinfektionen: zu hohe, dauerhafte Feuchte oder schlechte Belüftung begünstigt Pilz- und Bakterienprobleme
- Stressbedingte Probleme: Futterablehnung, Farbverlust, Selbstverletzung. Stressfaktoren: zu häufige Handhabung, Sichtkontakt zu Artgenossen, ungeeignete Einrichtung
Regelmäßige Kontrollen durch reptilien-erfahrene Tierärzte, saubere Haltung und Präventivmaßnahmen sind entscheidend.
Alternative Bezeichnungen
- Deutsche Namen: „seltsamnasiges Chamäleon“, „Rwenzori-Schildnase“
- Englische Namen: „strange-horned chameleon“, „Rwenzori plate-nosed chameleon“, „single welded-horn chameleon“
- Frühere wissenschaftliche Synonyme tauchen in älterer Literatur auf
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist Kinyongia xenorhina für Anfänger geeignet?
Nein. Die Art ist anspruchsvoll in puncto Klima, Feuchte und Ernährungsmanagement.
Benötigt die Art spezielle Temperaturen?
Ja — eher kühleres Bergklima mit nächtlicher Absenkung. Stabile Temperaturen, aber keine andauernde Hitze, sind wichtig.
Können mehrere Tiere zusammen gehalten werden?
Generell nur mit großer Vorsicht. Einzelhaltung wird empfohlen, da Territorialverhalten und Stress Probleme verursachen können.
Wie lange leben Kinyongia xenorhina?
Langzeitdaten sind spärlich; viele Chamäleonarten erreichen in guter Haltung 5–10+ Jahre.
Woher bekomme ich legal Nachzuchten?
Nur von seriösen Züchtern mit Nachweis über Herkunft und rechtliche Dokumente. Wildfänge sollten vermieden werden.
Pflege-Tipps aus der Praxis
- Großes, hoch bauendes Terrarium mit sehr guter Belüftung
- Dichte Bepflanzung für Mikroklimata
- Programmierbares Misting-/Nebelsystem plus manuelles Abtropfen
- Regelmäßige Kontrolle der UVB-Leistung
- Abwechslungsreiche, vitamin- und kalziumbestäubte Insektenfütterung
- Kotproben und Gesundheitschecks beim Reptilien-Tierarzt
Fazit
Kinyongia xenorhina ist ein faszinierendes Chamäleon mit außergewöhnlicher Morphologie und großem Beobachtungswert für erfahrene Terrarianer. Die Ansprüche an Klima, Feuchte und Haltung machen es jedoch zu einer Herausforderung; die Art ist selten in der privaten Terraristik. Wer sich auf dieses Projekt einlässt, sollte Zeit, Geld und Erfahrung mitbringen — und die Verantwortung, nur legale, in menschlicher Obhut gezüchtete Tiere zu erwerben. Artgerechte Haltung, Hygiene, gute Beleuchtung und ein aufmerksam beobachteter Gesundheitsplan sind Pflicht. Für erfolgreiche Nachzucht empfiehlt sich die Zusammenarbeit mit erfahrenen Züchtern und Reptilienveterinären.