Lasius niger im Formicarium halten
Einrichtungsbeispiele für Schwarzgraue Wegameise

Wissenswertes zu Lasius niger
Lasius niger (Schwarzgraue Wegameise) gehört zur Familie der Formicidae (Ameisen) und zur Unterfamilie Formicinae. Innerhalb der Gattung Lasius zählt sie zu den am weitesten verbreiteten Arten Europas und ist auch im Hobbybereich als Einsteigerart für die Formicariumhaltung sehr beliebt.
Herkunft und Lebensraum
Die Schwarzgraue Wegameise ist in fast ganz Europa, Teilen Asiens und Nordafrikas heimisch. Sie bewohnt ein breites Spektrum an Lebensräumen – von Gärten, Wiesen und Wegrändern bis hin zu städtischen Bereichen wie Pflasterfugen oder Mauerritzen. Diese Anpassungsfähigkeit spiegelt sich auch in der Haltung wider: Lasius niger lässt sich problemlos in Formicarien mit Erdnestern, Sand-Lehm-Gemischen oder Ytongsteinen halten. Die Art bevorzugt eher trockene bis leicht feuchte Nester mit guter Belüftung.
Aussehen
Arbeiterinnen erreichen Größen von etwa 3–5 mm, sind dunkelbraun bis schwarz gefärbt und glänzen leicht. Die Königin ist deutlich größer, mit etwa 8–9 mm, und hat einen kräftigeren, rundlichen Thorax. Die Männchen sind zierlicher, schwarz und geflügelt.
Im Handel werden meist begattete Königinnen direkt nach dem Schwarmflug angeboten, seltener kleine Gründungskolonien. Da die Art claustral gründet, kann man die Entwicklung von der Eiablage bis zur ersten Arbeiterin gut im Formicarium beobachten – ein reizvoller Aspekt für Einsteiger.
Verhalten und Ernährung
Lasius niger ist tag- und nachtaktiv, wobei die Aktivität stark von Temperatur und Nahrungsangebot abhängt. Die Ameisen sind sehr laufaktiv und zeigen ein ausgeprägtes Explorationsverhalten. Für das Formicarium bedeutet das: Ein ausreichend großes Auslaufbecken mit sicherer Ausbruchssperre ist unerlässlich.
In der Natur ernährt sich die Art vorwiegend von Honigtau, Pflanzensäften und kleinen Insekten. In der Haltung werden Zucker-Wasser-Lösungen sowie Eiweißquellen (z. B. Heimchen, Mehlwürmer, gekochtes Ei) benötigt. Ein abwechslungsreiches Futterangebot fördert die Kolonieentwicklung.
Fortpflanzung
Der Schwarmflug erfolgt meist an heißen, windstillen Tagen im Juli oder August, oft nach Sommerregen. Nach der Begattung wirft die Königin ihre Flügel ab und sucht einen geeigneten Platz zur Nestgründung. In der Haltung wird die Königin meist in einem Reagenzglas mit Wassertank gehalten, das zur Gründung dient. Die ersten Arbeiterinnen („Naniten“) schlüpfen nach etwa 4–6 Wochen. Die Kolonie wächst dann relativ langsam, aber stetig. Innerhalb eines Jahres können bei guten Bedingungen mehrere Dutzend bis über hundert Tiere erreicht werden. Erweiterbare Nestmodule sind sinnvoll.
Nutzen
Die Schwarzgraue Wegameise ist ein ideales Modellorganismus für Einsteiger, Schulen und Forschungsprojekte. Sie ist robust, leicht zu pflegen und erlaubt detaillierte Beobachtungen von Brutpflege, Nestbau und Kommunikation. Die Tiere benötigen keine exotischen Klimabedingungen und können bei Raumtemperatur (20–24 °C) problemlos gehalten werden. Im Winter sollte jedoch eine Winterruhe von ca. 8–10 Wochen bei 5–10 °C eingehalten werden.
Natürliche Feinde und Krankheiten
Zu den natürlichen Feinden zählen Vögel, Spinnen, räuberische Käferlarven und parasitierende Fliegen. In der Haltung ist die größte Gefahr Schimmelbildung im Nest, Milbenbefall und Futterreste, die nicht entfernt werden. Sauberkeit, gute Nestbelüftung und regelmäßige Kontrolle sind daher essenziell.
Rechtliche Hinweise zur Haltung
Lasius niger ist nicht geschützt und darf frei gesammelt und gehalten werden, solange keine geschützten Biotope beeinträchtigt werden. Auch der Kauf und Tausch unter Hobbyisten ist erlaubt. Wegen ihrer hohen Anpassungsfähigkeit und nicht-invasiven Natur besteht keine Melde- oder Genehmigungspflicht. Dennoch sollte auf eine verantwortungsvolle Haltung geachtet werden – Kolonien dürfen nicht ausgesetzt werden, auch wenn sie aus heimischer Herkunft stammen.
Deutsche und alternative Bezeichnungen
Im Deutschen ist die Art bekannt als Schwarzgraue Wegameise oder einfach Wegameise. Der wissenschaftliche Name Lasius niger bedeutet „schwarzhaarig“ (lasius = behaart, niger = schwarz) und beschreibt sowohl die Färbung als auch die fein behaarte Oberfläche der Tiere.