Eurycantha calcarata im Terrarium halten
Einrichtungsbeispiele mit Riesendornschrecke

Wissenswertes zu Eurycantha calcarata (Riesendornschrecke)
Die Eurycantha calcarata, auch bekannt als Riesendornschrecke, gehört zu den faszinierendsten und zugleich robustesten Stabschreckenarten, die in der Terraristik gepflegt werden. Mit ihrem eindrucksvollen Äußeren, ihrem friedlichen Wesen und ihrer unkomplizierten Haltung eignet sie sich sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Halter exotischer Insekten.
Systematik und wissenschaftliche Einordnung
Die Riesendornschrecke gehört zur Ordnung der Gespenstschrecken (Phasmatodea). Ihre systematische Einordnung lautet:
- Ordnung: Phasmatodea (Gespenstschrecken)
- Familie: Phasmatidae
- Unterfamilie: Eurycanthinae
- Gattung: Eurycantha
- Art: Eurycantha calcarata
Diese Art wurde bereits im 19. Jahrhundert wissenschaftlich beschrieben und zählt heute zu den bekanntesten Arten ihrer Gattung. Besonders die charakteristischen Dornen an den Beinen und das kräftige Exoskelett machen sie unverwechselbar.
Herkunft und Lebensraum
Eurycantha calcarata stammt ursprünglich von den Inseln des südwestlichen Pazifiks, insbesondere Neuguinea, den Salomonen und Vanuatu. Dort bewohnt sie die tropischen Regenwälder, wo sie sich tagsüber gut getarnt im dichten Blattwerk oder unter abgestorbenen Baumstämmen versteckt.
In freier Natur lebt die Riesendornschrecke überwiegend boden- und stammnah, also nicht ausschließlich auf Bäumen wie viele andere Phasmidenarten. Sie bevorzugt feucht-warme, schattige Plätze mit dichter Vegetation, wo sie sowohl ausreichend Nahrung als auch Schutz vor Fressfeinden findet.
Aussehen und Merkmale
Das Erscheinungsbild der Eurycantha calcarata ist beeindruckend. Weibchen erreichen eine Körperlänge von bis zu 14 cm, während Männchen etwas kleiner bleiben und meist zwischen 10 und 12 cm messen. Der Körperbau ist massiv und kräftig, was ihr den deutschen Namen Riesendornschrecke eingebracht hat.
Auffällig sind die stachelartigen Dornen, insbesondere an den Hinterbeinen der Männchen. Diese dienen sowohl der Verteidigung als auch beim Paarungsverhalten. Die Körperfarbe variiert je nach Individuum und Umgebung von dunkelbraun bis olivgrün, was eine hervorragende Tarnung im natürlichen Habitat ermöglicht.
Die Weibchen sind deutlich kräftiger gebaut und haben einen kurzen, aber breiten Legestachel (Ovipositor), mit dem sie ihre Eier in den Boden legen. Männchen dagegen wirken schlanker und besitzen stärker ausgeprägte Dornen an den Hinterbeinen, die sie bei Bedrohung anwinkeln und blitzschnell einsetzen können.
Haltung im Terrarium
Die Haltung von Eurycantha calcarata gilt als relativ einfach, solange einige grundlegende Bedingungen erfüllt werden.
Terrariumgröße und Einrichtung
Ein Terrarium von mindestens 80 x 50 x 50 cm (L x B x H) ist für ein Paar ausreichend. Bei Gruppenhaltung sollte die Grundfläche entsprechend größer sein. Die Tiere sind eher bodenorientiert, daher ist die Grundfläche wichtiger als die Höhe.
Als Bodengrund eignet sich eine Mischung aus ungedüngter Blumenerde, Kokoshumus und Laub, die leicht feucht gehalten wird. Eine dicke Laubschicht oder Rindenstücke bieten zusätzliche Versteckmöglichkeiten.
Zur Einrichtung gehören Kletteräste, Korkröhren und Verstecke, die sowohl als Rückzugsort als auch zur Häutung genutzt werden.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit
Die ideale Temperatur liegt tagsüber zwischen 24 und 28 °C, nachts darf sie auf etwa 20 °C absinken. Eine Luftfeuchtigkeit von 70–90 % ist optimal. Das Terrarium sollte täglich leicht besprüht werden, um ein konstantes Mikroklima zu gewährleisten.
Beleuchtung
Da die Riesendornschrecken dämmerungs- und nachtaktiv sind, benötigen sie keine starke Beleuchtung. Eine Tageslichtlampe mit UV-Anteil kann jedoch helfen, den natürlichen Rhythmus zu simulieren und Pflanzen im Terrarium zu unterstützen.
Ernährung
Eurycantha calcarata ernährt sich rein pflanzlich. Im Terrarium nehmen sie gerne frische Blätter von:
- Brombeere
- Eiche
- Buche
- Himbeere
- Hasel
- Liguster
Im Winter können immergrüne Pflanzen wie Brombeerblätter oder Efeu angeboten werden. Wichtig ist, dass das Futter frei von Pestiziden ist.
Giftigkeit und Verhalten
Trotz ihres wehrhaften Erscheinungsbilds ist die Riesendornschrecke völlig ungiftig. Sie kann allerdings mit ihren kräftigen Dornen schmerzhaft zwicken, wenn sie sich bedroht fühlt – vor allem die Männchen.
Ihr Verhalten ist insgesamt ruhig, wenig aggressiv und nachtaktiv. Tagsüber sitzen die Tiere meist reglos in Verstecken oder am Boden, während sie nachts auf Nahrungssuche gehen.
Fortpflanzung und Zucht
Die Zucht von Eurycantha calcarata gelingt in Gefangenschaft recht problemlos. Nach erfolgreicher Paarung legt das Weibchen regelmäßig einzelne, etwa 5 mm große Eier in den feuchten Bodengrund.
Die Inkubationszeit beträgt je nach Temperatur 6 bis 12 Monate. Die geschlüpften Nymphen ähneln bereits den adulten Tieren, sind jedoch heller gefärbt und deutlich kleiner.
Die Jungtiere sollten in einem separaten Behälter mit feuchtem Substrat und feinen Blättern aufgezogen werden. Sie häuten sich etwa sechs- bis siebenmal, bevor sie nach 8–10 Monaten das Erwachsenenstadium erreichen.
Mögliche Krankheiten und Pflegeprobleme
Riesendornschrecken sind robust, können jedoch bei falscher Haltung krank werden. Typische Probleme sind:
- Häutungsprobleme durch zu trockene Luft
- Schimmelbildung bei zu hoher Feuchtigkeit ohne ausreichende Belüftung
- Milbenbefall bei mangelnder Hygiene
- Futterverweigerung bei zu niedriger Temperatur oder schlechter Futterqualität
Ein gut belüftetes, aber feuchtes Terrarium ist daher entscheidend. Regelmäßige Reinigung und das Entfernen abgestorbener Pflanzenreste beugen Krankheiten zuverlässig vor.
Alternative Bezeichnungen
- Riesendornschrecke
- Dornschrecke von Neuguinea
- Eurycantha
- Stachelgespenstschrecke
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie alt wird Eurycantha calcarata?
Im Terrarium kann die Lebenserwartung zwischen 1,5 und 2 Jahren liegen, abhängig von Pflege und Temperatur.
Kann man mehrere Tiere zusammen halten?
Ja, sie sind friedlich und sozial verträglich, solange genügend Platz und Futter vorhanden ist.
Sind Riesendornschrecken gefährlich?
Nein, sie sind ungefährlich für den Menschen. Die Dornen werden nur zur Verteidigung genutzt, enthalten aber kein Gift.
Braucht man eine Genehmigung für die Haltung?
In Deutschland ist keine Genehmigung erforderlich, da die Art nicht unter das Artenschutzgesetz fällt.
Wie erkennt man das Geschlecht?
Männchen sind schlanker und haben kräftige Dornen an den Hinterbeinen. Weibchen sind größer und haben einen Legestachel.
Fazit
Die Eurycantha calcarata ist eine beeindruckende, pflegeleichte und faszinierende Insektenart, die im Terrarium nicht nur durch ihr urtümliches Erscheinungsbild, sondern auch durch ihr interessantes Verhalten begeistert. Wer ein naturgetreu eingerichtetes, feucht-warmes Tropenterrarium pflegt, wird an dieser Art lange Freude haben.
Dank ihrer robusten Natur, der einfachen Zucht und ihres friedlichen Wesens ist die Riesendornschrecke ideal für Einsteiger in die Welt der Phasmiden. Ihre Haltung vermittelt anschaulich, wie vielfältig und anpassungsfähig die Insektenwelt sein kann – ein echtes Highlight für jedes Terrarium.