Naturteiche - Lebensraum statt Deko-Objekt

Naturteiche erfreuen sich wachsender Beliebtheit – nicht nur bei naturnahen Gärtnern, sondern auch bei all jenen, die im eigenen Garten bewusst Lebensräume schaffen wollen. Im Gegensatz zu klassischen Zierteichen stehen bei Naturteichen nicht Fischbesatz oder klar gefiltertes Wasser im Vordergrund, sondern die Förderung eines funktionierenden, artenreichen Ökosystems. Sie sind Rückzugsorte für Amphibien, Insekten und Vögel, beherbergen viele heimische Pflanzenarten und helfen mit, den Verlust an Lebensräumen für viele heimische Arten auszugleichen.
Ein Paradies für bedrohte Arten
Ein Naturteich kann innerhalb kurzer Zeit zur Heimat für Molche, Frösche, Libellen, Wasserläufer, Vögel und sogar selten gewordene Wildbienen werden. Wer einen Naturteich anlegt wird überrascht sein, wie schnell sich diese Tiere ansiedeln, denn sie sind auf strukturreiche, unbehandelte Wasserflächen angewiesen und genau solche Biotope sind in der freien Landschaft durch Flächenversiegelung, Pestizide und intensive Landwirtschaft fast verschwunden.

Jeder Teich, vor allem ohne Fischbesatz, mit flachen Uferzonen, ohne Filtertechnik und chemische Zusätze kann so zum kleinen Rettungsanker werden. Viele Arten finden ganz von selbst den Weg, wenn die Bedingungen stimmen.
Was beim Anlegen eines Naturteichs beachtet werden sollte
Ein Naturteich muss nicht groß sein, sollte aber bestimmte Elemente aufweisen, um als Lebensraum zu funktionieren:
- Flache Uferzonen mit unterschiedlichen Tiefen bieten nicht nur Pflanzen, sondern auch Amphibien sichere Bedingungen für Fortpflanzung und Überwinterung.
- Verzicht auf Fischbesatz, denn Fische fressen Laich und Larven und stören das Gleichgewicht empfindlicher Arten.
- Einheimische Pflanzenarten wie Wasserfeder, Kalmus oder Froschlöffel bieten Nahrung und Schutz, ohne das Wasser unnötig zu belasten.
- Keine Filteranlagen oder Springbrunnen: Die Bewegung des Wassers hält zwar Algen zurück, zerstört aber ruhige Zonen, die für viele Tiere lebenswichtig sind.
- Ein Standort mit teilweise sonniger Lage, aber nicht ganztägiger Beschattung oder kompletter Sonnenexposition, begünstigt ein stabiles Mikroklima.
Besonders wichtig ist auch, den Teich sich entwickeln zu lassen. Eingriffe wie Rückschnitt oder Schlammentfernung sollten auf das Notwendigste reduziert und möglichst im Spätherbst durchgeführt werden, um die Tierwelt nicht zu stören. Auch Algen sind hier kein Problem, sie dienen vielen Teichbewohnern als Nahrung und nehmen durch das natürliche Gleichgewicht des Teiches in der Regel auch nicht überhand.

Naturnah gestalten – auch mit Technik
Nicht jeder Garten lässt einen vollständig technikfreien Naturteich zu. In dicht bebauten Wohngebieten oder bei dauerhaftem Fischbesatz, auf den man nicht verzichten möchte, kann es sinnvoll oder notwendig sein, mit Pumpe, Filter oder einer leichten Wasserzirkulation zu arbeiten, um Wasserqualität und Sauerstoffversorgung zu sichern. Dennoch lässt sich auch ein solcher Teich naturnah und tierfreundlich gestalten – mit ein paar gezielten Maßnahmen, die den Tieren Rückzugsräume schaffen und das ökologische Gleichgewicht fördern:
Besonders wichtig sind ruhige Ecken ohne Wasserbewegung. Selbst wenn eine Pumpe im Einsatz ist, sollten Zonen geschaffen werden, in denen das Wasser stillsteht. Diese Bereiche sind für Amphibien, Insektenlarven und viele Kleinlebewesen essenziell, da sie empfindlich auf ständige Strömung reagieren. Oft genügt es, einen Seitenarm anzulegen oder durch Steine und dichte Bepflanzung eine abgeschirmte Ecke zu schaffen.
Auch stark bepflanzte Zonen, vor allem mit Sumpf- und Unterwasserpflanzen, spielen eine große Rolle. Sie dienen nicht nur der Wasserreinigung, sondern bieten Verstecke, Laichplätze und Schutz – gerade in Teichen mit Fischen, die den Laich oder Jungtiere ansonsten stark dezimieren würden. Idealerweise werden solche Bereiche bewusst abgegrenzt, etwa mit einer Pflanzzone im Flachwasser, die für größere Fische schwer zugänglich ist.
Totholz, Steine, Kiesecken und flache Uferbereiche ergänzen das naturnahe Gesamtbild. Sie schaffen Mikrohabitate, fördern die Artenvielfalt und laden Tiere zum Verweilen ein. Auch eine abwechslungsreiche Bepflanzung mit einheimischen Arten sorgt dafür, dass nicht nur das Auge, sondern auch die Natur auf ihre Kosten kommt.
So lässt sich ein Kompromiss schaffen: Ein funktionaler Teich mit technischer Unterstützung, der trotzdem Lebensraumcharakter hat – und den kleinen Wildtieren unserer Gärten eine echte Chance gibt.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de