Salzwasser: So wird es für das Meerwasseraquarium aufbereitet
Die Faszination der Meerwasseraquaristik
Meerwasseraquaristik übt auf viele Aquarianer eine ganz besondere Faszination aus. Die leuchtenden Farben tropischer Fische, die filigranen Formen von Korallen und Anemonen, die vielfältigen Lebensformen – all das macht ein Meerwasseraquarium zu einem beeindruckenden Blickfang in jeder Wohnung. Doch bevor man sich diesen Traum erfüllt, müssen viele wichtige Aspekte berücksichtigt werden. Einer der wichtigsten Punkte: die Herstellung von geeignetem Meerwasser.
Im Gegensatz zur Süßwasseraquaristik reicht es bei einem Meerwasseraquarium nicht aus, einfach Leitungswasser zu verwenden. Stattdessen muss das Wasser speziell aufbereitet und mit den richtigen Salzen und Spurenelementen angereichert werden. Fehler in der Zusammensetzung können schwerwiegende Folgen für die empfindlichen Lebewesen im Becken haben. In diesem Artikel erfährst du alles, was du zur Herstellung von Meerwasser wissen musst – von den Grundlagen über die richtige Wasseraufbereitung bis hin zu häufigen Fehlern und deren Vermeidung.
Die Herstellung von Meerwasser Schritt für Schritt
1. Warum nicht einfach echtes Meerwasser verwenden?
Es klingt naheliegend: Wer ein Meerwasseraquarium betreibt, könnte doch einfach echtes Meerwasser verwenden, oder? In der Theorie ja – in der Praxis aber gibt es viele gute Gründe, die dagegen sprechen:
- Verunreinigungen: Natürliches Meerwasser kann Schadstoffe, Krankheitserreger, Algensporen oder andere Verunreinigungen enthalten, die dem Aquarium schaden könnten.
- Transport und Lagerung: Das Abfüllen, Lagern und Transportieren großer Mengen Meerwasser ist aufwendig, teuer und logistisch nicht einfach.
- Rechtliche Einschränkungen: In vielen Ländern – auch in Deutschland – ist das Abpumpen von Meerwasser aus natürlichen Gewässern ohne Genehmigung verboten.
Aus diesen Gründen hat sich die künstliche Herstellung von Meerwasser durchgesetzt. Sie bietet Kontrolle, Sicherheit und Reproduzierbarkeit – alles wichtige Faktoren für eine erfolgreiche Aquaristik.
2. Die Basis: Osmosewasser oder destilliertes Wasser
Die Grundlage für künstliches Meerwasser ist hochreines Wasser. Einfaches Leitungswasser ist wegen möglicher Verunreinigungen (Chlor, Kupfer, Nitrat, Silikat etc.) ungeeignet. Zwei gängige Methoden zur Gewinnung von geeignetem Wasser sind:
Umkehrosmosewasser
Die Umkehrosmose (kurz: UO oder RO für „Reverse Osmosis“) ist die am häufigsten genutzte Methode. Dabei wird Leitungswasser durch eine semipermeable Membran gepresst, die fast alle gelösten Stoffe zurückhält.
Vorteile:
- Entfernt bis zu 98 % der im Wasser gelösten Stoffe
- Kostengünstig im Betrieb
- Nachhaltig und platzsparend
Nachteile:
- Produziert Abwasser (Verhältnis ca. 1:3 – 1 Teil Osmosewasser, 3 Teile Abwasser)
- Filter müssen regelmäßig gewartet werden
Destilliertes Wasser
Destilliertes Wasser ist chemisch sehr rein und kann ebenfalls als Basis für Meerwasser verwendet werden. Es ist allerdings im Vergleich teurer und nicht so leicht in großen Mengen verfügbar.
3. Die richtige Meersalzmischung
Nach der Wasseraufbereitung folgt der entscheidende Schritt: die Zugabe von synthetischem Meersalz. Dieses Salz ist speziell für die Meerwasseraquaristik entwickelt worden und enthält neben Natriumchlorid auch viele andere wichtige Bestandteile:
- Magnesium
- Calcium
- Kalium
- Strontium
- Sulfate
- Hydrogencarbonat
- Spurenelemente wie Jod, Mangan, Eisen, Zink
Unterschiede bei Meersalzen
Es gibt viele verschiedene Marken und Zusammensetzungen. Manche Mischungen sind speziell auf bestimmte Biotoptypen oder Aquarienformen abgestimmt (z. B. Fischaquarien, Riffaquarien mit SPS- oder LPS-Korallen).
Tipp: Achte beim Kauf auf folgende Angaben:
- Gehalt an Calcium (Ca): ca. 400–450 mg/l
- Magnesium (Mg): ca. 1200–1350 mg/l
- Karbonathärte (KH): ca. 7–10 °dKH
- Salinität: 33–35 ppt (Praktische Salinität), das entspricht einem Salzgehalt von 1.023–1.026 g/cm³
4. Mischvorgang: So wird Meerwasser richtig angerührt
Benötigte Materialien:
- Reines Wasser (Osmose oder destilliert)
- Meersalzmischung
- Lebensmittelechter Kunststoffbehälter oder Wassertank
- Strömungspumpe zur Durchmischung
- Heizer (optional, aber empfohlen)
- Refraktometer oder Dichtemesser zur Salinitätskontrolle
Anleitung Schritt für Schritt:
- Wassertemperatur einstellen: Idealerweise 23–25 °C, da sich Salz bei dieser Temperatur optimal löst.
- Meersalz langsam einrieseln lassen: Gib die Salzmischung unter ständigem Rühren oder mit eingeschalteter Strömungspumpe ins Wasser. Nicht umgekehrt – sonst kann es zu Ausfällungen kommen.
- Gut durchmischen: Lasse das Gemisch mindestens 1–2 Stunden mit Pumpe laufen. Manche Aquarianer mischen auch über Nacht.
- Werte kontrollieren: Messe die Salinität mit einem Refraktometer. Gegebenenfalls mit etwas Salz oder Wasser nachjustieren.
- Wasser verwenden oder lagern: Nach dem Mischen kann das Wasser direkt verwendet oder bis zu 5–7 Tage bei Raumtemperatur gelagert werden.
5. Tipps für die Lagerung und Haltbarkeit von Meerwasser
Frisch hergestelltes Meerwasser kann problemlos einige Tage gelagert werden, solange:
- der Behälter lichtgeschützt und sauber ist
- eine leichte Umwälzung vorhanden ist (z. B. durch eine kleine Pumpe)
- keine organischen Verunreinigungen ins Wasser gelangen
Tipp: Lagere Meerwasser nicht in offenen Eimern oder mit Metall in Kontakt – Korrosion oder chemische Reaktionen können das Wasser verunreinigen.
6. Häufige Fehler bei der Herstellung von Meerwasser
Zu hohe oder zu niedrige Salinität
Bereits kleine Abweichungen vom Idealbereich können empfindliche Korallen und Wirbellose schädigen. Ein Refraktometer ist Pflicht – günstige Spindeln sind oft ungenau.
Falsche Reihenfolge beim Mischen
Salz ins Wasser geben – nicht andersrum. Andernfalls bilden sich ungelöste Klumpen oder gefährliche chemische Ausfällungen.
Verwendung von Leitungswasser
Auch wenn dein Leitungswasser „gut“ schmeckt, enthält es Stoffe wie Kupfer oder Silikat, die in Meerwasseraquarien zu Algenplagen oder Fischkrankheiten führen können.
Schlechte Lagerbedingungen
Offenes, stehendes Wasser wird schnell zu einem Bakterienherd. Wenn du Wasser auf Vorrat mischst, sorge für eine geeignete Lagerung.
7. Zusätzliche Wasseraufbereitung: Was kann noch nötig sein?
Je nach Anspruch und Besatz kann es sinnvoll sein, zusätzlich zum Salz spezielle Zusätze zu verwenden:
- Spurenelemente wie Jod oder Strontium
- Mineralienpuffer zur Stabilisierung der KH
- Phosphat- und Nitratentferner für besonders empfindliche Riffaquarien
Wichtig: Nicht blind dosieren – immer vorher testen und Werte kontrollieren.
FAQs: Häufige Fragen zur Meerwasserherstellung
Wie oft muss ich Meerwasser neu anmischen?
Je nach Größe deines Aquariums und Wasserwechselrhythmus meist einmal pro Woche oder alle zwei Wochen. In Notfällen (z. B. Fischkrankheiten oder Algenblüten) auch häufiger.
Wie viel Salz brauche ich pro Liter Wasser?
Im Schnitt ca. 33–35 Gramm pro Liter, um eine Salinität von 1.025 g/cm³ zu erreichen. Die genaue Dosierung steht auf der Verpackung des Meersalzes.
Kann ich zu viel Salz wieder "verdünnen"?
Ja. Wenn du versehentlich zu viel Salz hinzugefügt hast, kannst du destilliertes oder Osmosewasser nachfüllen, bis die Werte wieder stimmen.
Wie messe ich die Salinität richtig?
Mit einem optischen Refraktometer, das du regelmäßig kalibrierst (am besten mit destilliertem Wasser). Alternativ: ein digitales Dichtemessgerät.
Was passiert, wenn ich unreines Wasser verwende?
Leitungswasser enthält oft Schadstoffe wie Silikat, Nitrat oder Kupfer. Diese können zu Algenproblemen führen, Korallenwachstum hemmen oder Fische krank machen.
Wie lange ist fertig gemischtes Meerwasser haltbar?
Bei sauberer Lagerung (z. B. lichtdichtem Kanister mit Umwälzung) bis zu einer Woche, in manchen Fällen auch länger.
Was ist der Unterschied zwischen Reef Salt und normalem Meerwassersalz?
Reef Salt enthält meist höhere Konzentrationen von Calcium, Magnesium und Spurenelementen – speziell für Korallenbecken entwickelt.
Fazit: Sorgfalt zahlt sich aus
Die Herstellung von Meerwasser ist keine Raketenwissenschaft, erfordert aber Sorgfalt, Präzision und ein Grundverständnis für chemische Zusammenhänge. Wer die Grundlagen beachtet und regelmäßig misst, wird mit einem stabilen Aquariensystem belohnt, in dem Fische, Korallen und Wirbellose optimal gedeihen können.
Verwende immer reines Ausgangswasser, achte auf hochwertige Salzmischungen und überprüfe regelmäßig die Wasserparameter. So vermeidest du typische Anfängerfehler und legst den Grundstein für langfristigen Erfolg in der Meerwasseraquaristik.
Mit etwas Routine wird die Meerwasserherstellung bald zu einer selbstverständlichen Tätigkeit – und du kannst dich ganz auf das konzentrieren, was wirklich Freude macht: dein eigenes kleines Riff im Wohnzimmer.





