Wintereinbruch - Was passiert im Gartenteich?
Die ersten frostigen Nächte, verbunden mit leichtem Schneefall, führen zu Veränderungen in den biologischen Prozessen eines Gartenteichs. Diese betreffen das Verhalten und den Stoffwechsel von Fischen, das Aktivitätsniveau der Mikroorganismen sowie den Nährstoffkreislauf und die Gase im Wasser.
Was beim Wintereinbruch im Gartenteich passiert
Stoffwechselverlangsamung bei Tieren
Fische und andere wechselwarme Tiere reduzieren ihren Stoffwechsel mit sinkender Wassertemperatur. Die Aktivität der Verdauung nimmt ab, Nahrungsbedarf sinkt deutlich; ab etwa 8 °C ist ein vollständiges Einstellen der Fütterung üblich.
Viele Fischarten ziehen in tiefere Zonen des Teichs, wo die Temperatur stabiler und oft etwas höher ist. Dort wird Energie gespart, Aktivität ist minimal; dies ist kein krankhaftes Verhalten, sondern eine effektive Winterstrategie.
Amphibien im Erwachsenstadium und Larvenstadien überdauern je nach Art in Sedimentschichten, unter Totholz oder in Uferzonen; einige gräbt sich teilweise ein.
Mikroben und Zersetzung
Mikroorganismen (Bakterien, Pilze) verlangsamen ihre Stoffwechselrate. Aerobe Zersetzungsprozesse laufen weiterhin, aber deutlich reduziert. Dadurch verringert sich die Geschwindigkeit, mit der organisches Material abgebaut und Mineralien freigesetzt werden.
Anaerobe Prozesse im Sediment (z. B. Methanbildung) laufen ebenfalls langsamer, bleiben aber aktiv; es kann also weiterhin zu Gasbildung kommen, die bei Auftauen entweichen muss. Da die Gesamtaktivität reduziert ist, bleibt die Freisetzung von Nährstoffen im Winter meist begrenzt.
Sauerstoff- und Gashaushalt
Kaltes Wasser kann mehr Sauerstoff lösen als warmes Wasser. Das ist zunächst vorteilhaft. Allerdings wird die Photosynthese durch Eis und Schneebedeckung stark eingeschränkt, sodass die eigentliche Sauerstoffproduktion in der Wassersäule abnimmt.
Gleichzeitig können weiterhin Gase aus dem Sediment entweichen (CO₂, Methan). Unter einer durchgehenden Eis- und Schneedecke wird der Gasaustausch mit der Atmosphäre behindert. Dadurch steigt das Risiko, dass sich anoxische Bereiche entwickeln, besonders wenn viel organisches Material auf dem Grund liegt und von Mikroben abgebaut wird.
Die Balance zwischen gelöstem Sauerstoff und Verbrauch durch Atmung/Zersetzung entscheidet über das Auftreten von Fischsterben. Das Freihalten einer kleinen offenen Wasserfläche reduziert dieses Risiko, weil Gase entweichen und Sauerstoff nachgeliefert werden kann.
Lichtverfügbarkeit und Photosynthese
Schneebedeckung und Eis reduzieren die Lichtmenge erheblich, die ins Wasser gelangt. Je nach Dicke der Schneeschicht und Klarheit des Eises kann die Photosynthese von Algen und Wasserpflanzen auf ein Minimum fallen.
Weniger Photosynthese bedeutet weniger kurzfristige Sauerstoffproduktion und geringere Fixierung von Kohlendioxid. Dadurch verschiebt sich das Gasgleichgewicht zugunsten gelöster Gase aus der Zersetzung.
Physikalische Wasserstruktur: Schichtung und Dichteanomalie
Wasser zeigt bei ungefähr 4 °C maximale Dichte. In vielen Teichen führt das im Übergang zum Winter zur Ausbildung einer inversen Temperaturverteilung: Oberflächenwasser kühlt zuerst ab, sinkt unter bestimmten Bedingungen ab, und das massivere ~4 °C-Wasser sammelt sich in tieferen Schichten. Dadurch entstehen für den Winter oft stabilere Tiefenzonen mit moderateren Temperaturen, die Tiere als Rückzugszone nutzen.
Ist der Teich sehr flach, ist diese Pufferwirkung geringer, und Temperaturschwankungen sowie Durchfrieren sind wahrscheinlicher.
Nährstoffdynamik über den Winter und beim Wiederauftauen
Insgesamt ist die Nährstofffreisetzung im Winter begrenzt. Beim Wiederauftauen kann jedoch eine Beschleunigung der Zersetzung eintreten, die in der frühen Saison zu Sauerstoffzehrung und gelegentlich zu kurzzeitigen Algen- oder Bakterienblüten führen kann, wenn viele leicht abbaubare Substrate vorhanden sind.
Deshalb ist die jetzt vorgenommene Reduktion von Laub- und Pflanzenresten entscheidend, um starke biochemische Reaktionen beim Auftauen zu vermeiden.
Die Winterruhe ist Teil des natürlichen Zyklus eines Gartenteichs. Störmaßnahmen in dieser Zeit wirken oft negativer als unterstützende Eingriffe. Ein gut vorbereiteter Teich übersteht die Winterzeit ohne Probleme und wird startet stabil in ein neues Jahr.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de





