Blog: Altweibersommer: Das Phänomen der schwebenden Spinnfäden (7243)
Der Altweibersommer ist nicht bloß ein poetischer Name für ein paar warme Tage im Frühherbst, sondern ein auffälliges Naturphänomen. Gemeint ist eine Wetterperiode mit beständigen Hochdrucklagen, die zwischen September und Oktober auftritt, und durch sonnige Tage, kühle Nächte sowie klare Sichtverhältnisse geprägt ist. Besonders auffällig sind die unzähligen Spinnfäden, die dann in der Luft schweben und in der tiefstehenden Herbstsonne silbrig glänzen.
Die Bezeichnung selbst hat sprachgeschichtliche Wurzeln: „Weiben“ bedeutete im Mittelhochdeutschen „weben“, sodass das Wort ursprünglich auf die vielen schimmernden Fäden verweist. Erst später entwickelte sich daraus die volkstümliche Assoziation mit den „weißen Haaren alter Frauen“.
Das eigentliche Phänomen: Spinnen im Aufwind
Das, was den Altweibersommer so unverwechselbar macht, ist der faszinierende Anblick der Spinnfäden in der Luft. Sie stammen vor allem von Jungspinnen, die in dieser Jahreszeit eine spezielle Form der Verbreitung nutzen: Das sogenannte „Ballooning“. Dabei setzen sich die Tiere an erhöhte Punkte, spinnen Fäden aus und lassen sich vom Wind oder sogar von elektrischen Kräften der Atmosphäre forttragen.
Die Spinnseide ist hauchdünn, reißfest und so leicht, dass sie durch kleinste Luftströmungen in Schwebe gehalten werden kann. Hinzu kommt ihre Fähigkeit, elektrische Ladungen aufzunehmen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass das Erd- und Luftfeld die Fäden zusätzlich anheben können. Damit sind die Spinnen nicht bloß Passagiere des Windes, sondern nutzen gleich mehrere physikalische Kräfte, um sich über weite Strecken auszubreiten.
Die Bedingungen dieser Jahreszeit sind ideal: Stabile Hochdrucklagen sorgen für ruhige Luftschichten, wenig Verwirbelung und damit lange Schwebezeiten.
Ein schimmerndes Zeichen des Übergangs
Der Altweibersommer markiert einen natürlichen Übergang zwischen Jahreszeiten, sichtbar gemacht durch ein faszinierendes Zusammenspiel von Biologie und Physik. Wenn sich morgens der Tau auf die Fäden legt und sie besonders sichtbar macht, wenn das Licht der tiefstehenden Sonne sie zum Glitzern bringt, dann entsteht das charakteristische Bild von Feldern, Wiesen und Hecken, die von unsichtbarer Hand versponnen scheinen.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de






