Blog: Aquaristik ohne Internetzugang - kaum noch denkbar? (7376)
Das Internet ist kein Neuland mehr für viele Tierhalterinnen und Tierhalter. Mittlerweile suchen viele Menschen ganz selbstverständlich Informationen rund um ihr Haustier im World Wide Web. Nach einer aktuellen Studie aus 2024 ist das Web für 63% der Tierhalter die bevorzugte Informationsquelle. Damit ist es gefragter als Tierärzte, die für 59% der Halter eine wichtige Quelle sind. Gefolgt von 51% der Befragten, die durch Gespräche mit anderen Haustierhaltern wichtige Informationen erhalten.
Viele Halter bestellen gerne online das Futter und Zubehör für ihre tierischen Lieblinge, das dann bequem vor die Haustür geliefert wird. Momentan liegen bei der Beliebtheit unter Tierbesitzern der Online-Heimtierhandel mit 42% und der stationäre Zoohandel mit 44% nahezu gleichauf. Die Bequemlichkeit einer Online-Bestellung ist dabei aus Sicht der Online-Shopper der hauptsächliche Vorteil.
Viele Tierbesitzer knüpfen und pflegen im Web Kontakte zu anderen Haltern. Foren und Social Media-Gruppen rund um Haustiere gibt es zuhauf, und auch zu seltener gehaltenen Heimtieren finden sich eigene virtuelle Communities. Manche Halter lassen auf den Social Media-Plattformen gar die Öffentlichkeit am Alltag ihrer Haustiere teilhaben. Mitunter hat das kommerziellen Charakter, sogenannte Petfluencer-Profile mit über 100.000 Fans sind keine Seltenheit mehr. Dahinter steckt in vielen Fällen ein lukratives Geschäftsmodell – denn für die Hersteller von Heimtierprodukten sind beliebte Petfluencer sehr interessante Werbepartner.
Viele Menschen werden überhaupt erst durch das Web und die Social Media auf ihre künftigen Haustiere aufmerksam. Insbesondere bei weniger bekannten Tierarten aus dem Bereich der Vögel, Kleinsäuger, der Aquaristik und Terraristik ist das der Fall. Aber auch seltenere Hunde- und Katzenrassen wecken häufig über das Netz die Aufmerksamkeit ihrer späteren Besitzer.
Wenn das Haustier krank wird, ist guter Rat kostbar. Für menschliche Leiden ist „Dr. Google“ längst ein geflügeltes Wort, denn noch vor dem Arztbesuch informieren sich 62% der Deutschen zunächst im Internet über ihre Beschwerden und deren mögliche Ursachen. Nach dem Arztbesuch wird dann oft zu Diagnosen und Medikamenten online recherchiert. Etwas ganz Ähnliches lässt sich auch bei Krankheiten von Haustieren beobachten. Schon 2009 fand eine Befragung von Tierhaltern heraus, dass ein Drittel der Befragten nach Informationen rund um die Tiergesundheit zuerst online suchte.
Zugleich verriet die Studie auch, das große Bedürfnis nach noch mehr Informationen: Ein Fünftel wünschte sich mehr Beratung in Form von digitalen Tierarztsprechstunden oder Chats zu Fragen der Tiergesundheit. Und knapp 30 Prozent wünschten sich mehr Informationen zur Gesundheit von Haustieren auf tierbezogenen Websites und Nachrichtenwebsites.
Der Trend zu „Dr. Google“ für Hund, Katze und Co. hat in der Zwischenzeit noch deutlich zugenommen: 2024 zeigte eine internationale Studie, dass nur 31% der Tierhalter niemals im Internet nach Informationen suchen, bevor sie einen Tierarzt aufsuchen. Die beliebteste Informationsquelle sind Websites mit allgemeinen tiermedizinischen Informationen (55% der Befragten nutzen solche Websites), gefolgt von den Websites einzelner Tierarztpraxen (35%), den Websites tierärztlicher Fachgesellschaften (24%), und den Social Media (18,5%).
Allerdings ist Vorsicht geboten, denn das World Wide Web ist nicht nur ein Segen, weil es viele nützliche Informationen bereithält. Auf vielen Websites, in Internetforen und den Social Media finden sich auch haufenweise Fehlinformationen. Diese falschen oder irreführenden Angaben verursachen häufig Haltungsfehler. Beispielsweise wurden Tierärzte zur Ursache von unabsichtlichen Haltungsfehlern bei Meerschweinchen befragt: Fast 40% der Tierärzte nannten das Internet als sehr häufige bzw. häufige Quelle von Fehlinformationen.
Jens Crueger hat sich als Digital-Historiker auf den Einfluss digitaler Technologien auf die Gesellschaft sowie die Geschichte des Internets spezialisiert. Das Foto zu diesem Beitrag entstand im Oldenburger Computer-Museum, wo viele Computer aus der Vor-Internetära zu bestaunen sind.





