Blog: Asterina (Gänsefußseesterne) im Meerwasseraquarium: Freude oder Plage? (7515)
Kaum ein Thema im Meerwasseraquarium sorgt für so gemischte Gefühle wie Asterina, besser bekannt als Gänsefußseesterne. Für die einen sind sie harmlose, fast schon niedliche Mitbewohner, die plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen. Für andere sind sie der Beginn einer handfesten Krise, wenn Korallen Schäden zeigen oder sich die kleinen Seesterne explosionsartig vermehren.
Fast jeder Meerwasseraquarianer macht früher oder später Bekanntschaft mit Asterina. Meist entdeckt man sie nachts mit Taschenlampe an der Scheibe oder auf Lebendgestein. Anfangs sind es nur ein oder zwei Exemplare, dann plötzlich ein halbes Dutzend – und irgendwann stellt man sich die Frage: Soll ich mich freuen oder muss ich eingreifen?
Dieser Artikel geht dem Thema richtig auf den Grund. Wir schauen uns an, was Asterina eigentlich sind, wie sie ins Aquarium kommen, welche Arten es gibt, ob sie wirklich Korallen fressen, wann sie nützlich sein können und wann sie zur Plage werden. Außerdem bekommst du konkrete Tipps zum Umgang mit Asterina, zur Kontrolle der Population und zu häufigen Irrtümern. Ziel ist nicht Panik, sondern ein realistischer, praxisnaher Blick.
Was sind Asterina überhaupt?
Asterina gehören zur Klasse der Seesterne und sind im Meerwasseraquarium vor allem wegen ihrer kleinen Größe und unregelmäßigen Form bekannt. Typisch sind fünf Arme, wobei diese oft unterschiedlich lang oder sogar asymmetrisch wirken. Genau deshalb nennt man sie auch Gänsefußseesterne.
Typische Merkmale
Asterina erkennt man meist an folgenden Eigenschaften:
- Größe zwischen wenigen Millimetern und etwa zwei Zentimetern
- Häufig grauweiß, beige, bräunlich oder leicht grünlich
- Unregelmäßige Armform, oft nur drei bis fünf deutlich ausgeprägt
- Langsame, kriechende Bewegung
- Aktiv vor allem nachts
Viele Aquarianer verwechseln sie anfangs mit anderen Mikro-Seesternen. Doch Asterina sind besonders anpassungsfähig und vermehren sich deutlich schneller als viele andere Seesternarten.
Wie kommen Asterina ins Meerwasseraquarium?
Die Antwort ist simpel und für viele beruhigend: Fast immer unabsichtlich.
Einschleppung über Lebendgestein
Der häufigste Weg ist klassisches Lebendgestein. Asterina verstecken sich in Poren, Ritzen und Hohlräumen und überstehen selbst längere Transportzeiten problemlos. Gerade sehr frisches oder hochwertiges Lebendgestein bringt oft eine große Vielfalt an Kleinstlebewesen mit – inklusive Asterina.
Ableger und Korallensteine
Auch Korallenableger sind eine typische Quelle. Winzige Jungtiere oder sogar nur ein einzelnes Fragment kann ausreichen, um später eine ganze Population aufzubauen. Da Asterina sehr klein sind, bleiben sie bei der Kontrolle oft unbemerkt.
Warum man sie nicht komplett vermeiden kann
Selbst bei größter Vorsicht lassen sich Asterina kaum vollständig ausschließen. Sie gehören zur natürlichen Mikrofauna vieler Riffsysteme. Wer ein möglichst lebendiges Aquarium möchte, wird früher oder später mit ihnen konfrontiert.
Vermehrung: Der Schlüssel zum Problem
Was Asterina so kontrovers macht, ist ihre außergewöhnliche Vermehrungsstrategie.
Teilung statt klassischer Fortpflanzung
Viele Asterina vermehren sich asexuell durch Teilung. Das bedeutet: Ein einzelner Seestern kann sich buchstäblich in zwei Teile teilen, aus denen jeweils ein vollständiges Tier entsteht. Dieser Prozess kann sich immer wieder wiederholen.
Warum das zur Explosion führen kann
Unter guten Bedingungen – ausreichend Futter, wenig Fressfeinde, stabile Wasserwerte – kann sich eine kleine Population sehr schnell vervielfachen. Aus ein paar Exemplaren werden innerhalb weniger Monate Dutzende oder sogar Hunderte.
Einfluss der Aquarienpflege
Interessanterweise ist eine starke Asterina-Population oft ein Hinweis auf:
- hohes Nahrungsangebot
- viel Aufwuchs
- erhöhte Nährstoffwerte
- wenig Konkurrenz
Das bedeutet nicht automatisch schlechte Pflege, aber es zeigt, dass das System reichlich Ressourcen bietet.
Fressen Asterina Korallen? Der große Streitpunkt
Hier scheiden sich die Geister. Die ehrliche Antwort lautet: Es kommt darauf an.
Die gute Nachricht zuerst
Die Mehrheit der Asterina-Arten ernährt sich von:
- Biofilmen
- Algenaufwuchs
- Detritus
- Bakterienbelägen
In diesen Fällen sind sie sogar nützlich und helfen bei der natürlichen Reinigung des Aquariums.
Die problematischen Arten
Es gibt jedoch auch Asterina-Varianten, die nachweislich an Korallen gehen, vor allem an:
- Zoanthus
- Palythoa
- Montipora
- weichen LPS-Geweben
Typisch ist, dass sie nachts auf den Korallen sitzen und kleine, helle Fraßstellen hinterlassen. Diese Schäden werden oft erst spät bemerkt, da sie langsam entstehen.
Schwierigkeit der Unterscheidung
Optisch lassen sich „harmlose“ und „problematische“ Asterina kaum sicher unterscheiden. Farbe, Größe und Form sind keine zuverlässigen Merkmale. Deshalb entsteht so viel Unsicherheit rund um dieses Thema.
Asterina als Nützlinge im Aquarium
Bevor man sie verteufelt, sollte man auch ihre positiven Seiten kennen.
Teil der natürlichen Mikrofauna
Asterina tragen zur biologischen Vielfalt bei und sind Teil eines funktionierenden Mini-Ökosystems. Sie übernehmen ähnliche Aufgaben wie andere Aufwuchsfresser.
Unterstützung der biologischen Stabilität
In moderater Anzahl können sie:
- Biofilme kontrollieren
- Algenansätze reduzieren
- Detritus abbauen
- Nährstoffe binden
Viele Aquarianer berichten, dass Asterina jahrelang im Becken leben, ohne jemals Probleme zu verursachen.
Wann werden Asterina zur Plage?
Problematisch wird es nicht wegen ihrer bloßen Anwesenheit, sondern wegen Masse und Verhalten.
Warnsignale
Du solltest genauer hinschauen, wenn:
- sich die Anzahl sichtbar erhöht
- Asterina regelmäßig auf Korallen sitzen
- Korallen sich schlecht öffnen
- helle oder kahle Stellen entstehen
- nachts ungewöhnlich viele Tiere sichtbar sind
In solchen Fällen ist Handeln sinnvoll, bevor größerer Schaden entsteht.
Zusammenhang mit Beckenbedingungen
Eine starke Vermehrung ist oft ein Symptom, kein Zufall. Häufige Ursachen sind:
- zu viel Futter
- geringe Strömung
- wenig Konkurrenz durch andere Aufwuchsfresser
- wenig natürliche Fressfeinde
Asterina entfernen oder kontrollieren – welche Möglichkeiten gibt es?
Nicht jedes Becken braucht eine radikale Lösung. Oft reicht Kontrolle statt kompletter Vernichtung.
Manuelles Absammeln
Die einfachste Methode ist das gezielte Absammeln, besonders nachts. Das ist zwar zeitaufwendig, aber effektiv, wenn früh begonnen wird.
Natürliche Fressfeinde
Es gibt Tiere, die Asterina fressen können. Dazu zählen bestimmte Garnelen oder Seesterne. Hier ist Vorsicht geboten, da viele dieser Tiere auch andere Beckenbewohner gefährden können oder spezielle Ansprüche haben.
Reduktion der Nahrungsgrundlage
Weniger Futter, bessere Strömung und regelmäßige Pflege können das Wachstum der Population deutlich bremsen. Oft reguliert sich das Problem dann von selbst.
Warum chemische Mittel keine gute Idee sind
Chemische Bekämpfung schadet fast immer dem gesamten System. Absterbende Asterina können das Wasser belasten und weitere Probleme auslösen. Solche Mittel sind im Meerwasseraquarium generell keine gute Lösung.
Häufige Irrtümer über Asterina
„Alle Asterina fressen Korallen“
Das stimmt nicht. Viele leben jahrelang völlig unauffällig im Becken.
„Ein paar Asterina sind harmlos, viele sind immer schlecht“
Auch größere Populationen können harmlos sein, solange sie sich nicht an Korallen vergreifen.
„Man muss sofort eingreifen“
Nicht zwingend. Beobachtung ist oft der bessere erste Schritt.
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Sind Asterina ein Zeichen für schlechte Wasserwerte?
Nicht direkt. Sie zeigen eher ein nährstoffreiches, stabiles Umfeld an.
Können Asterina komplett ausgerottet werden?
In der Praxis fast nie dauerhaft. Selbst einzelne überlebende Tiere können die Population neu aufbauen.
Sind Asterina für Fische gefährlich?
Nein, sie stellen keine Gefahr für Aquarienfische dar.
Sollte man neue Korallen wegen Asterina behandeln?
Eine gründliche Sichtkontrolle und gegebenenfalls ein Bad kann helfen, ist aber keine Garantie.
Fazit: Freude oder Plage?
Asterina sind weder automatisch gut noch grundsätzlich schlecht. Sie sind ein typisches Beispiel dafür, wie komplex ein Meerwasseraquarium als Ökosystem ist. In vielen Becken leben sie unauffällig und leisten sogar einen kleinen Beitrag zur Stabilität. In anderen Fällen können sie durch Vermehrung und Korallenfraß zum echten Problem werden.
Der wichtigste Punkt ist Beobachtung statt Panik. Wer sein Becken kennt, Veränderungen ernst nimmt und rechtzeitig eingreift, kann Asterina meist problemlos in den Griff bekommen. Sie sind kein Todesurteil für ein Riffaquarium – aber ein Hinweis darauf, dass es sich lohnt, genauer hinzuschauen.
Am Ende entscheidet nicht der Seestern, sondern der Aquarianer, ob aus Asterina eine Freude oder eine Plage wird.







