Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES): Seine Bedeutung für Besitzer von Aquarien, Terrarien und Gartenteichen
Artenschutz geht uns alle an – auch im eigenen Zuhause
In einer Welt, in der immer mehr Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind, rücken internationale Artenschutzabkommen zunehmend in den Fokus. Besonders das Washingtoner Artenschutzabkommen – besser bekannt unter seinem englischen Kürzel CITES – spielt dabei eine zentrale Rolle. Was viele Tierfreunde nicht wissen: Dieses Abkommen betrifft nicht nur Zoos, Tierhandlungen oder Züchter, sondern auch ganz normale Privatpersonen. Wer ein Aquarium, Terrarium oder einen Gartenteich besitzt, kann unter Umständen ganz direkt mit den Regelungen von CITES in Berührung kommen.
Ob Korallen im Meerwasseraquarium, tropische Zierfische, Schlangen im Terrarium oder exotische Teichpflanzen – viele dieser Arten fallen unter den Schutz von CITES. Aber was genau regelt das Abkommen eigentlich? Wie funktioniert es? Und was müssen Tier- und Pflanzenhalter konkret beachten, um nicht unwissentlich gegen internationales Artenschutzrecht zu verstoßen? Genau diesen Fragen gehen wir in diesem Beitrag auf den Grund – ausführlich, verständlich und praxisnah.
Was ist das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES)?
Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, im Englischen "Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora", wurde 1973 in Washington, D.C. unterzeichnet. Ziel des Abkommens ist es, den internationalen Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten zu regulieren und damit deren Überleben zu sichern. Heute sind über 180 Staaten – darunter auch Deutschland – Vertragsparteien.
CITES regelt den legalen Handel mit Arten, indem es ein System aus Genehmigungen, Kontrollen und Sanktionen schafft. Das Abkommen stellt sicher, dass der internationale Handel nicht zur Ausrottung von Arten beiträgt. Dabei ist wichtig: CITES verbietet den Handel nicht grundsätzlich, sondern reguliert ihn. Je nachdem, wie stark eine Art bedroht ist, gelten unterschiedliche Schutzstufen und Handelsbeschränkungen.
Die drei Anhänge von CITES – und was sie bedeuten
Das Herzstück von CITES sind die drei Anhänge (Appendices), in denen die geschützten Arten gelistet sind:
- Anhang I: Hier sind Arten aufgeführt, die akut vom Aussterben bedroht sind. Der internationale Handel mit wild gefangenen Exemplaren dieser Arten ist grundsätzlich verboten. Ausnahmen gibt es nur in Sonderfällen – z. B. für wissenschaftliche Zwecke. Tiere oder Pflanzen, die aus kontrollierter Nachzucht stammen, dürfen unter strengen Auflagen gehandelt werden.
- Anhang II: Dieser umfasst Arten, die zwar noch nicht unmittelbar vom Aussterben bedroht sind, aber durch unkontrollierten Handel schnell in Gefahr geraten könnten. Der Handel ist erlaubt, jedoch genehmigungspflichtig.
- Anhang III: Enthält Arten, die in bestimmten Ländern geschützt sind und für deren Handel diese Länder internationale Unterstützung erbeten haben. Hier gelten je nach Fall besondere Regeln, die meist nationale Schutzinteressen betreffen.
Diese Einteilung ist entscheidend, wenn es um den Besitz, Kauf oder Verkauf von Tieren und Pflanzen geht – und damit auch für Halter von Aquarien, Terrarien oder Gartenteichen.
Wie wirkt sich CITES auf Aquarien aus?
Viele beliebte Aquarienbewohner stammen aus tropischen Regionen – darunter Meerwasserkorallen, Garnelen, Schnecken, Fische und Wasserpflanzen. Gerade im Bereich Meerwasseraquaristik ist CITES allgegenwärtig, denn viele Steinkorallenarten stehen unter Schutz.
Beispiele für geschützte Aquarienarten:
- Korallen (Scleractinia): Fast alle Steinkorallenarten fallen unter Anhang II. Das heißt: Import, Export und Handel sind genehmigungspflichtig, auch wenn die Tiere gezüchtet wurden.
- Seepferdchen (Hippocampus spp.): Diese faszinierenden Tiere sind ebenfalls im Anhang II gelistet.
- Arowanas: Der Asiatische Arowana (Scleropages formosus) steht sogar im Anhang I. Sein Besitz ist stark reglementiert.
- Roter Diskusfisch (Symphysodon discus): Einige Wildformen stehen unter Beobachtung und regionalem Schutz.
Beim Kauf solcher Tiere oder Korallen muss man auf eine gültige CITES-Bescheinigung oder eine Nachzuchtbestätigung achten. Importe aus Nicht-EU-Ländern sind meist besonders streng kontrolliert.
Was bedeutet CITES für Terrarienhalter?
Auch Reptilien, Amphibien und exotische Wirbellose erfreuen sich in der Terraristik großer Beliebtheit – viele von ihnen stehen unter Schutz.
Geschützte Arten in der Terraristik:
- Boas und Pythons: Viele Arten stehen unter Anhang II, teilweise unter Anhang I.
- Chamäleons: Etliche Arten – z. B. der Pantherchamäleon – sind CITES-gelistet.
- Schildkröten: Besonders viele Wasserschildkröten und Landschildkrötenarten fallen unter CITES.
- Frösche und Salamander: Hier sind oft gefährdete Tropenarten betroffen.
Besonders wichtig ist hier die Nachweispflicht. Wer eine geschützte Art hält, muss den legalen Erwerb nachweisen können – etwa mit Kaufbeleg und Herkunftsnachweis. In Deutschland übernimmt die Kontrolle in der Regel die zuständige Artenschutzbehörde des Bundeslandes.
CITES und Gartenteiche – das unterschätzte Risiko
Was hat ein Gartenteich mit Artenschutz zu tun? Mehr, als man denken würde. Auch hier können geschützte Pflanzen und Tiere vorkommen – sei es absichtlich gekauft oder versehentlich ausgesetzt.
Beispiele:
- Lotuspflanzen oder tropische Seerosenarten: Einige seltene Arten stehen unter Schutz.
- Teichmuscheln und Schnecken: Auch einige Wirbellose sind betroffen.
- Koi oder exotische Fische: Zwar sind gängige Koi-Rassen meist nicht geschützt, aber bei Hybriden mit Wildformen kann es zu Problemen kommen.
Gerade beim Import von Teichpflanzen aus Asien oder Amerika sollte man sich vorher genau informieren, ob Artenschutzvorgaben greifen.
Was müssen Halter konkret tun?
Vor dem Kauf informieren
- Ist die Art CITES-gelistet?
- Wenn ja, unter welchem Anhang?
- Ist der Verkäufer seriös und bietet eine CITES-Bescheinigung an?
Herkunftsnachweise aufbewahren
- Kaufbelege, Zertifikate, Herkunftsnachweise müssen dauerhaft aufbewahrt werden.
- Bei Zucht oder Weiterverkauf: Neue Nachweise ausstellen!
Meldepflichten beachten
In Deutschland gelten je nach Bundesland Meldepflichten für bestimmte Arten. Diese beinhalten:
- Art, Anzahl, Herkunft, Standort
- Änderungen wie Zucht, Tod oder Abgabe
Keine Tiere oder Pflanzen aus dem Urlaub mitnehmen
- Auch scheinbar harmlose Muscheln oder Korallenstücke können CITES-relevant sein.
- Verstöße – selbst unbeabsichtigte – können mit hohen Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen geahndet werden.
FAQs zum Thema CITES und Tierhaltung
Was passiert, wenn ich keine Papiere für mein Tier habe?
Wenn du ein geschütztes Tier ohne gültige Herkunftsnachweise besitzt, kann es beschlagnahmt werden. Außerdem drohen Bußgelder. Es lohnt sich also, vor dem Kauf alle Unterlagen zu prüfen.
Wie erkenne ich, ob eine Art unter CITES fällt?
Auf der offiziellen Website von CITES oder beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) findest du umfassende Listen. Auch Zoofachhändler müssen darüber informieren.
Gilt CITES auch für Nachzuchten?
Ja – auch Nachzuchten geschützter Arten benötigen unter Umständen Nachweise. Zwar sind Nachzuchten meist einfacher zu handeln, aber der legale Ursprung muss nachgewiesen werden.
Ich habe ein altes Tier aus den 90ern – brauche ich trotzdem Papiere?
Ja. Auch für ältere Tiere muss ein Nachweis existieren. Falls dieser nicht mehr vorhanden ist, kann ggf. ein Bestandsnachweis nachträglich anerkannt werden – das entscheidet die zuständige Behörde.
Was ist mit Onlinekäufen aus dem Ausland?
Vorsicht! Viele Onlinehändler bieten CITES-relevante Arten ohne Papiere an. Beim Import aus Drittländern brauchst du oft eine Einfuhrgenehmigung. Ohne sie droht die Beschlagnahme durch den Zoll.
Fazit: Verantwortungsvoll halten heißt auch rechtlich sicher handeln
Das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) ist ein wichtiger Pfeiler im Kampf gegen das Aussterben bedrohter Arten. Es stellt sicher, dass der internationale Handel mit Tieren und Pflanzen nicht zu deren Ausrottung beiträgt. Für Tier- und Pflanzenfreunde bedeutet das: Verantwortung übernehmen – nicht nur gegenüber den Tieren, sondern auch gegenüber geltendem Recht.
Ob im Aquarium, Terrarium oder Gartenteich – wer exotische Arten hält, muss sich über deren Schutzstatus informieren und die entsprechenden Nachweise bereithalten. Der Besitz geschützter Arten ohne gültige Dokumente kann schwerwiegende Folgen haben – von Bußgeldern bis hin zu strafrechtlicher Verfolgung.
Aber keine Sorge: Mit etwas Vorbereitung, einem kritischen Blick beim Kauf und der Bereitschaft zur Dokumentation steht einer artgerechten und legalen Haltung nichts im Wege. Wer sich informiert, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch die Vielfalt unserer Natur.
Wenn du dich tiefer einlesen willst, findest du hier einige offizielle Quellen:





