Marpissa muscosa im Terrarium halten
Einrichtungsbeispiele mit Rindenspringspinne

Wissenswertes zu Marpissa muscosa (Rindenspringspinne)
Die Rindenspringspinne (Marpissa muscosa) ist eine faszinierende Vertreterin der Familie der Springspinnen (Salticidae), die sich immer größerer Beliebtheit unter Terrarienfreunden erfreut. Durch ihre auffällige Erscheinung, ihr neugieriges Verhalten und ihre vergleichsweise einfache Haltung eignet sich diese Art hervorragend für Einsteiger in die Welt der Spinnenhaltung.
Herkunft und Verbreitung von Marpissa muscosa
Marpissa muscosa ist in weiten Teilen Europas heimisch, von Südskandinavien über Mitteleuropa bis in den Mittelmeerraum. Auch in Teilen Asiens, beispielsweise in der Türkei oder im Kaukasus, ist diese Springspinne anzutreffen. Sie bevorzugt strukturreiche, trockene Lebensräume und ist häufig an Baumrinden, in Hecken, auf alten Zäunen oder an Gebäudewänden zu finden – daher auch der deutsche Trivialname „Rindenspringspinne“.
In Deutschland gehört Marpissa muscosa zu den häufigeren Arten und ist vor allem in lichten Wäldern, Parks und naturnahen Gärten zu beobachten. Durch ihre Anpassungsfähigkeit kann sie sowohl in natürlichen als auch in urbanen Biotopen erfolgreich leben.
Systematik: Gattung und Familie
- Familie: Salticidae (Springspinnen)
- Gattung: Marpissa
- Art: Marpissa muscosa
- Erstbeschreibung: Carl Alexander Clerck, 1757
Die Familie der Springspinnen umfasst weltweit über 6.000 Arten, von denen viele ein ausgeprägtes Sehvermögen, ein charakteristisches Springverhalten und ein oft tagaktives Leben zeigen. Marpissa muscosa ist eine der bekanntesten mitteleuropäischen Vertreterinnen dieser faszinierenden Spinnenfamilie.
Aussehen und Merkmale
Marpissa muscosa erreicht eine Körperlänge von etwa 7 bis 12 Millimetern. Weibchen sind in der Regel etwas größer und massiger gebaut als Männchen. Die Grundfärbung ist ein warmes Braun bis Grau, oft mit fein gezeichneten, helleren und dunkleren Mustern, die hervorragende Tarnung auf Baumrinde ermöglichen. Die Beine sind lang und kräftig, was zusammen mit der flachen Körperform hilft, sich flink und sicher in Spalten und auf rauen Oberflächen zu bewegen.
Besonders auffällig ist das große vordere Mittelaugenpaar, das typisch für Springspinnen ist und ihnen eine ausgezeichnete räumliche Wahrnehmung ermöglicht. Dieses ausgeprägte Sehvermögen nutzen sie sowohl zur Beutejagd als auch für komplexe visuelle Kommunikation – insbesondere bei der Balz.
Haltung im Terrarium
Die Haltung von Marpissa muscosa im Terrarium ist relativ unkompliziert, sofern einige grundlegende Bedingungen erfüllt werden. Hier die wichtigsten Punkte im Überblick:
Terrariumgröße:
Ein kleines Aufzuchtterrarium von etwa 15x15x20 cm reicht für ein einzelnes Tier völlig aus. Wichtig ist eine gute Belüftung, da stehende Feuchtigkeit Schimmelbildung und Erkrankungen fördern kann.
Einrichtung:
Die Einrichtung sollte möglichst naturnah sein. Korkrückwände, Rindenstücke, Äste und vertikale Strukturen bieten Rückzugsorte und Kletterflächen. Wichtig ist, dass die Spinne viele Versteckmöglichkeiten und Sitzplätze hat – besonders in der Nähe der oberen Terrarienbereiche, wo sie sich gerne aufhält.
Temperatur und Luftfeuchtigkeit:
Marpissa muscosa bevorzugt Temperaturen zwischen 20 und 25 °C, mit leichter Nachtabsenkung. Eine Luftfeuchtigkeit von etwa 50 bis 60 % ist optimal. Gelegentliches, leichtes Besprühen mit Wasser reicht meist aus, um die nötige Feuchtigkeit sicherzustellen.
Beleuchtung:
Da die Spinne tagaktiv ist, empfiehlt sich eine moderate Beleuchtung, idealerweise mit Tageslichtspektrum. UV-Licht ist nicht zwingend notwendig, kann aber das natürliche Verhalten fördern.
Fütterung:
Die Rindenspringspinne ernährt sich von kleinen Insekten wie Drosophila (Fruchtfliegen), Mikro-Heimchen oder kleinen Springschwänzen. Zwei- bis dreimal pro Woche Fütterung reicht in der Regel aus. Überfütterung sollte vermieden werden.
Giftigkeit
Marpissa muscosa ist für den Menschen absolut ungefährlich. Wie alle Spinnen besitzt sie zwar Giftklauen (Cheliceren), mit denen sie ihre Beute lähmt, doch ihr Gift ist für Menschen weder gefährlich noch schmerzhaft. Selbst ein Biss, der äußerst selten vorkommt, verursacht höchstens eine leichte Rötung – vergleichbar mit einem Mückenstich.
Für Allergiker kann ein Spinnenbiss theoretisch problematisch sein, jedoch ist das Risiko minimal. Die Art eignet sich daher auch für Familien mit Kindern, sofern ein verantwortungsvoller Umgang gewährleistet ist.
Vermehrung und Zucht
Die Zucht von Marpissa muscosa im Terrarium ist möglich, erfordert jedoch einiges an Erfahrung, insbesondere in Bezug auf das Verhalten bei der Paarung.
Paarung:
Die Männchen führen eine auffällige Balz durch, bei der sie mit den Vorderbeinen winken und sich vorsichtig dem Weibchen nähern. Wichtig ist, das Weibchen gut zu füttern, um Kannibalismus zu vermeiden. Nach erfolgreicher Paarung legt das Weibchen mehrere Eikokons, die es gut bewacht.
Aufzucht der Jungtiere:
Die Jungspinnen schlüpfen nach etwa zwei bis drei Wochen und bleiben anfangs in der Nähe des Kokons. Später zerstreuen sie sich. Die Aufzucht gelingt am besten in Gruppenbehältern mit ausreichend Futter (z. B. Springschwänze) und Verstecken. Eine zu hohe Dichte sollte vermieden werden, da die Tiere sich kannibalisieren können.
Mögliche Krankheiten
Bei sachgemäßer Haltung sind Krankheiten selten. Dennoch können folgende Probleme auftreten:
- Schimmelbildung im Terrarium durch zu hohe Luftfeuchtigkeit
- Milbenbefall, vor allem bei mangelnder Hygiene
- Verlust von Gliedmaßen durch Häutungsprobleme oder Stürze
- Dehydrierung bei zu trockener Umgebung oder fehlendem Wasserangebot
Regelmäßige Kontrolle des Terrariums, saubere Bedingungen und eine artgerechte Fütterung sind die beste Prophylaxe.
Alternative Bezeichnungen
- Rindenspringspinne
- Große Rindenspringspinne
- Springspinne auf Baumrinde
- Marpissa muscosa (wissenschaftlich)
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist Marpissa muscosa giftig für Menschen?
Nein, die Spinne ist völlig ungefährlich für Menschen. Ein Biss kommt extrem selten vor und hat keine ernsthaften gesundheitlichen Folgen.
Wie lange lebt eine Rindenspringspinne?
Die Lebenserwartung beträgt etwa ein bis zwei Jahre, abhängig von Geschlecht, Ernährung und Haltungsbedingungen.
Kann man mehrere Tiere zusammen halten?
Grundsätzlich nein – Marpissa muscosa ist einzelgängerisch und kann bei Gruppenhaltung zu Kannibalismus neigen. Nur Jungtiere lassen sich kurzfristig gemeinsam aufziehen.
Wie oft muss ich das Terrarium reinigen?
Eine gründliche Reinigung alle zwei bis drei Monate reicht meist aus. Futterreste sollten aber regelmäßig entfernt werden, um Schimmel und Milben vorzubeugen.
Wo kann man Marpissa muscosa kaufen?
Züchter, Terraristikbörsen oder spezialisierte Onlineshops bieten gelegentlich Nachzuchten an. Vom Fang in freier Natur wird abgeraten.
Fazit
Marpissa muscosa ist eine ideale Einsteigerspinne für das Terrarium: aktiv, neugierig, hübsch anzusehen und leicht zu halten. Ihre tagaktiven Erkundungstouren, das interessante Balzverhalten und die faszinierende Art der Fortbewegung machen sie zu einem spannenden Pflegling, der sich auch gut für die Beobachtung und sogar Fotografie eignet. Wer sich für Springspinnen interessiert und ein überschaubares, pflegeleichtes Terrariumprojekt sucht, ist mit der Rindenspringspinne bestens beraten.
Obwohl sie kein spektakuläres Exoten-Image wie tropische Vogelspinnen hat, ist Marpissa muscosa in ihrer Natürlichkeit und Anpassungsfähigkeit ein echtes Juwel der heimischen Spinnenfauna – und eine wertvolle Botschafterin für mehr Akzeptanz von Spinnen in unserer unmittelbaren Umgebung.