Begriffe erklärt: Fortpflanzung ohne Männchen - Parthenogenese

In der Tierwelt ist Fortpflanzung ohne Befruchtung durch ein Männchen keine bloße Ausnahmeerscheinung – sie ist in bestimmten Gruppen eine etablierte Strategie. Die sogenannte Parthenogenese, auch Jungfernzeugung genannt, ermöglicht es Weibchen, Nachkommen zu produzieren, ohne dass Spermien beteiligt sind. Was zunächst wie ein biologisches Kuriosum wirkt, ist in Wirklichkeit ein ausgeklügelter Fortpflanzungsmechanismus mit weitreichenden Folgen.
Was ist Parthenogenese?
Parthenogenese (von griechisch parthenos = Jungfrau, genesis = Entstehung) beschreibt eine Form der ungeschlechtlichen Fortpflanzung, bei der sich ein Weibchen aus unbefruchteten Eiern fortpflanzen kann. Die Nachkommen sind genetisch in der Regel Klone der Mutter oder ihnen sehr ähnlich. Diese Form der Fortpflanzung ist bei vielen Wirbellosen, insbesondere bei Insekten, verbreitet, aber auch bei Reptilien, Amphibien und sogar einigen Fischarten belegt.
Wie funktioniert sie biologisch?
Bei den meisten Tieren entstehen Eizellen durch Meiose, ein Prozess, bei dem die Chromosomenzahl halbiert wird. In der Parthenogenese kommt es entweder zu einer automatischen Verdopplung der Chromosomen nach der Meiose (automixis) oder es wird die Meiose umgangen (apomixis), sodass die Eizelle ein vollständiges Chromosomenset behält. Das Ergebnis ist ein vollständig lebensfähiges, meist weibliches Tier, das ohne Befruchtung herangewachsen ist.
Vorteile der Parthenogenese
- Schnelle Vermehrung: In stabilen, günstigen Umgebungen kann sich eine Population schnell vergrößern, ohne auf Paarungspartner angewiesen zu sein.
- Besiedlung neuer Lebensräume: Einzelne Weibchen können isolierte Lebensräume kolonisieren, da keine Männchen zur Fortpflanzung notwendig sind.
- Energieersparnis: Energie, die bei der Partnersuche oder Paarung aufgewendet würde, steht für andere Prozesse zur Verfügung.
Grenzen und Risiken
- Geringe genetische Vielfalt: Da alle Nachkommen nahezu identisch sind, fehlt die genetische Durchmischung. Das kann Populationen anfälliger für Krankheiten oder Umweltveränderungen machen.
- Langfristige Evolution: Arten mit ausschließlich parthenogenetischer Fortpflanzung gelten häufig als evolutionär „kurzlebiger“, weil ihnen die Anpassungsfähigkeit fehlt, die durch genetische Variation entsteht.
Sonderformen: Obligate vs. fakultative Parthenogenese
Nicht alle Arten, die zur Parthenogenese fähig sind, tun dies ausschließlich. Man unterscheidet:
- Obligate Parthenogenese - Die Art pflanzt sich ausschließlich ungeschlechtlich fort. Männchen existieren entweder gar nicht oder sind nicht fortpflanzungsfähig.
- Fakultative Parthenogenese - Die Tiere können sich auch ohne Männchen fortpflanzen, nutzen diese Strategie aber nur bei Bedarf – etwa wenn kein Männchen verfügbar ist.
Ein cleverer Trick der Natur
Die Parthenogenese zeigt, wie flexibel und einfallsreich evolutionäre Prozesse sein können. Was wie ein biologischer Notbehelf wirkt, ist in Wahrheit ein wirksames Mittel zur Vermehrung unter schwierigen Bedingungen. Besonders für Halter von Terrarientieren ist sie nicht nur faszinierend, sondern auch praktisch: Sie ermöglicht eine schnelle und unkomplizierte Zucht.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de