Begriffe erklärt: Was ist Phytoplankton?

Die unsichtbaren Helden der Wasserwelt
In der faszinierenden Welt der Aquaristik gibt es viele Faktoren, die das Gleichgewicht eines Aquariums beeinflussen. Einer der oft übersehenen, aber unglaublich wichtigen Bestandteile des aquatischen Ökosystems ist das Phytoplankton. Diese winzigen, pflanzlichen Mikroorganismen spielen eine Schlüsselrolle im Nährstoffkreislauf und der biologischen Stabilität sowohl in Süß- als auch in Meerwasseraquarien.
Wenn du ein leidenschaftlicher Aquarianer bist, der sein Aquarium nicht nur schön, sondern auch ökologisch stabil und naturnah betreiben möchte, solltest du dich näher mit dem Thema Phytoplankton beschäftigen. In diesem Artikel erklären wir dir ausführlich, was Phytoplankton ist, wie es wirkt, wie man es im Aquarium nutzen kann und welche Vorteile es für Fische, Korallen und Wirbellose bringt.
Was ist Phytoplankton?
Phytoplankton ist eine Sammelbezeichnung für mikroskopisch kleine, pflanzliche Organismen, die frei im Wasser treiben. Der Begriff setzt sich aus dem griechischen „phyton“ (Pflanze) und „planktos“ (umherschwebend) zusammen. Diese Mikroalgen betreiben Photosynthese und sind somit in der Lage, aus Sonnenlicht, Kohlendioxid und Wasser Sauerstoff und organische Stoffe zu produzieren.
Phytoplankton bildet die Basis der Nahrungskette in fast allen aquatischen Ökosystemen. Es gibt zahlreiche verschiedene Arten von Phytoplankton, darunter Diatomeen (Kieselalgen), Dinoflagellaten, Grünalgen und Cyanobakterien. Jede Gruppe hat unterschiedliche Eigenschaften und Anforderungen an ihre Umweltbedingungen.
Die Rolle von Phytoplankton im natürlichen Lebensraum
Im natürlichen Lebensraum ist Phytoplankton die Hauptnahrungsquelle für Zooplankton, welches wiederum von kleinen Fischen, Garnelen, Muscheln und anderen Organismen gefressen wird. Außerdem produziert Phytoplankton einen erheblichen Teil des atmosphärischen Sauerstoffs – etwa 50 % des weltweiten Sauerstoffs stammen aus marinem Phytoplankton.
In Meeren, Seen und Flüssen ist Phytoplankton also nicht nur Nahrungsquelle, sondern auch ein zentraler Bestandteil des Kohlenstoffkreislaufs.
Einsatz von Phytoplankton im Aquarium
In der Aquaristik wird Phytoplankton gezielt eingesetzt, vor allem in der Meerwasseraquaristik und in speziellen Becken wie Korallenaquarien, Seepferdchenbecken oder Zuchtanlagen für Larven und Jungtiere.
Vorteile von Phytoplankton im Aquarium:
Nährstoffquelle für Filtrierer
Viele Organismen wie Muscheln, Schwämme, Röhrenwürmer und bestimmte Korallenarten ernähren sich direkt von Phytoplankton. Diese Tiere sind auf die kontinuierliche Verfügbarkeit feiner, schwebender Nahrung angewiesen.
Förderung des Zooplanktons
Eine stabile Population von Phytoplankton führt zu einer gesunden Entwicklung von Zooplankton. Dies wiederum dient vielen Fischen und Garnelen als wichtige Nahrungsquelle – vor allem für Jungtiere.
Verbesserung der Wasserqualität
Phytoplankton kann überschüssige Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat aufnehmen, wodurch das Risiko von Algenblüten durch unerwünschte Makroalgen verringert wird.
Stabilisierung des pH-Werts
Durch die Photosynthese trägt Phytoplankton zur Sauerstoffproduktion bei, was wiederum hilft, den pH-Wert im Gleichgewicht zu halten.
Unterstützung der Korallenpflege
Einige Korallenarten – insbesondere nicht-photosynthetische (azooxanthelle) Arten – profitieren direkt von einer regelmäßigen Gabe von Phytoplankton.
Kultivierung von Phytoplankton im eigenen Aquarium
Viele Aquarianer entscheiden sich dafür, Phytoplankton selbst zu kultivieren. Dies ist mit relativ geringem Aufwand möglich und hat den Vorteil, dass man genau weiß, welche Art von Plankton man im Becken einsetzt.
Für die Kultivierung benötigt man:
- Einen Behälter (z. B. Kunststoffkanister)
- Eine Lichtquelle (Tageslichtlampen oder LED-Panels)
- Eine Starterkultur (z. B. Nannochloropsis oder Isochrysis)
- Eine Nährlösung (meist F/2-Nährmedium)
- Eine Luftpumpe mit Ausströmer für die Umwälzung
Die Kulturen müssen regelmäßig „geerntet“ werden, bevor sie kollabieren. Ein typischer Erntezyklus liegt bei 5–7 Tagen. Die so gewonnene Planktonmasse kann entweder direkt ins Aquarium gegeben oder eingefroren werden.
Dosierung und Anwendung
Die Dosierung von Phytoplankton richtet sich nach dem Besatz und dem Bedarf der Tiere. Eine Faustregel für Meerwasseraquarien lautet: 1–2 ml Phytoplankton pro 100 Liter Wasser täglich, wobei man langsam anfangen und die Dosis je nach Reaktion der Tiere steigern sollte.
Es ist wichtig, die Wasserparameter im Auge zu behalten, insbesondere Nitrat und Phosphat, um unerwünschte Nebeneffekte wie Cyanobakterien oder Schmieralgen zu vermeiden.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
Was ist der Unterschied zwischen Phytoplankton und Zooplankton?
Phytoplankton ist pflanzlich und betreibt Photosynthese. Zooplankton hingegen besteht aus tierischen, meist mikroskopisch kleinen Organismen, die sich u. a. von Phytoplankton ernähren.
Kann ich Phytoplankton auch in Süßwasseraquarien verwenden?
Ja, insbesondere in Garnelenbecken oder für Fischlarven kann Phytoplankton auch im Süßwasser nützlich sein. Allerdings ist der Einsatz dort weniger verbreitet als in der Meerwasseraquaristik.
Wie lange ist flüssiges Phytoplankton haltbar?
Frisch geerntetes Phytoplankton hält sich im Kühlschrank etwa 1 Woche. Tiefgefroren kann es mehrere Monate haltbar bleiben, verliert aber mit der Zeit an Nährwert.
Welche Arten von Phytoplankton eignen sich besonders für Aquarien?
Beliebt sind unter anderem Nannochloropsis, Tetraselmis, Isochrysis und Chaetoceros. Jede Art hat unterschiedliche Vorteile hinsichtlich Nährstoffprofil, Größe und Beweglichkeit.
Woran erkenne ich eine gute Phytoplankton-Kultur?
Eine gesunde Kultur ist gleichmäßig grün oder bräunlich (je nach Algenart) und riecht nicht unangenehm. Ein fauliger Geruch oder milchige Trübungen deuten auf eine abgestorbene oder kontaminierte Kultur hin.
Fazit: Kleine Algen mit großer Wirkung
Phytoplankton ist ein oft unterschätzter, aber äußerst wirkungsvoller Bestandteil eines gesunden Aquariums. Es unterstützt die Ernährung von Filtrierern, fördert das Zooplankton, verbessert die Wasserqualität und trägt zu einem stabileren biologischen Gleichgewicht bei. Für Meerwasseraquarianer und Züchter ist es nahezu unverzichtbar, aber auch in Süßwassersystemen kann es gezielt eingesetzt werden.
Wer bereit ist, sich mit der Kultivierung oder regelmäßigen Zugabe von Phytoplankton zu beschäftigen, wird schnell die positiven Effekte auf Tiergesundheit, Farbenpracht und Wasserwerte bemerken. Besonders in komplexen Becken mit empfindlichen Organismen ist Phytoplankton ein unsichtbarer, aber verlässlicher Helfer – ganz im Sinne eines naturnahen Aquariums.