Begriffe erklärt: Was sind Absenker?

Die Natur hat viele clevere Methoden entwickelt, um Pflanzen zu vermehren – und eine dieser Methoden kannst du dir ganz einfach im eigenen Garten zunutze machen: die sogenannte Absenker-Methode. Wenn du deinen Garten vergrößern oder bestimmte Pflanzen vervielfältigen möchtest, ohne dafür Geld im Gartencenter auszugeben, ist das Absenken eine der einfachsten und effektivsten Möglichkeiten. Besonders für Gartenfreunde, die sich mit der vegetativen Vermehrung beschäftigen wollen, bietet diese Methode eine spannende, kostengünstige und natürliche Lösung. In diesem Artikel erklären wir dir detailliert, was Absenker sind, wie die Methode funktioniert, welche Pflanzen sich dafür eignen und was du beachten solltest, um erfolgreich neue Pflanzen zu ziehen.
Was sind Absenker?
Der Begriff Absenker bezeichnet eine Methode der vegetativen Pflanzenvermehrung, bei der ein noch mit der Mutterpflanze verbundener Trieb in Kontakt mit der Erde gebracht und dort zur Wurzelbildung angeregt wird. Sobald der Trieb eigene Wurzeln gebildet hat, kann er von der Mutterpflanze getrennt und als eigenständige Pflanze kultiviert werden.

Es handelt sich also nicht um eine Samenvermehrung, sondern um eine sogenannte „klonale“ Methode – das bedeutet, dass die neu entstandene Pflanze genetisch identisch mit der Mutterpflanze ist. Diese Form der Vermehrung ist besonders bei vielen Sträuchern und Kletterpflanzen beliebt und erfordert weder spezielle Geräte noch große Vorkenntnisse. Du brauchst lediglich etwas Geduld, einen geeigneten Trieb und ein wenig Erde.
Wie funktioniert die Absenker-Methode?
Die Absenker-Methode ist erstaunlich einfach, aber dennoch effektiv. Hier sind die einzelnen Schritte im Detail erklärt:
1. Den richtigen Zeitpunkt wählen
Die beste Zeit, um mit Absenkern zu arbeiten, ist das Frühjahr oder der frühe Sommer. Zu dieser Zeit befinden sich die meisten Pflanzen im Wachstum und bilden besonders leicht neue Wurzeln. Auch der Spätsommer ist geeignet, wenn noch genügend Zeit bleibt, damit sich vor dem Winter stabile Wurzeln bilden können.
2. Geeignete Pflanzen auswählen
Nicht jede Pflanze eignet sich für diese Vermehrungsmethode. Besonders geeignet sind:
- Johannisbeeren und Stachelbeeren
- Brombeeren und Himbeeren
- Kletterrosen
- Clematis
- Efeu
- Rhododendron
- Hortensien (manche Sorten)
- Lavendel und Salbei (eingeschränkt)
Im Allgemeinen eignen sich verholzende oder halbverholzende Pflanzen mit langen biegsamen Trieben besonders gut.
3. Den richtigen Trieb auswählen
Suche einen gesunden, kräftigen Trieb aus, der lang genug ist, um auf den Boden gebogen zu werden. Der Trieb sollte möglichst jung, aber bereits ausgereift sein – zu weiches Gewebe kann faulen, zu altes Gewebe bewurzelt oft schlechter.
4. Den Trieb in Bodenkontakt bringen
Biege den Trieb vorsichtig in Richtung Boden, ohne ihn zu beschädigen. An der Stelle, die du in der Erde vergraben willst, solltest du die Rinde leicht mit einem scharfen Messer oder einer Rasierklinge anritzen. Dieser kleine Eingriff fördert die Wurzelbildung.
5. Fixieren und bedecken
Grabe an der vorgesehenen Stelle ein kleines Loch (ca. 5–10 cm tief), lege den angeritzten Trieb hinein und bedecke ihn mit Erde. Um sicherzugehen, dass der Trieb nicht wieder hochschnellt, fixierst du ihn am besten mit einem gebogenen Draht, einem Hering oder einem Stein. Der Triebspitz sollte aus der Erde herausragen und weiterhin Licht bekommen.
6. Regelmäßig gießen
Halte die Erde rund um den Absenker konstant feucht – insbesondere in trockenen Sommerwochen. Das fördert die Wurzelbildung und verhindert ein Austrocknen.
7. Abtrennen und umsetzen
Nach einigen Wochen (meist 6 bis 10 Wochen, je nach Pflanze) haben sich ausreichend Wurzeln gebildet. Du erkennst das daran, dass der Trieb fest in der Erde sitzt und eventuell neue Triebe gebildet hat. Nun kannst du ihn vorsichtig von der Mutterpflanze abtrennen und an seinen endgültigen Standort pflanzen.
Vorteile der Absenker-Methode
Kostenfrei: Du brauchst keine neuen Pflanzen zu kaufen.
Einfach: Keine besonderen Werkzeuge oder Vorkenntnisse nötig.
Natürlich: Die Pflanze bleibt während des Wurzelns mit der Mutterpflanze verbunden und wird weiterhin versorgt.
Erfolgreich: Höhere Erfolgsquote als bei Stecklingen, weil die Pflanze nicht von Anfang an auf sich allein gestellt ist.
Klonung: Die neue Pflanze hat exakt dieselben Eigenschaften wie die Mutterpflanze (Wuchsform, Blütenfarbe, Fruchtausbildung etc.).
Typische Fehler und wie du sie vermeidest
Zu altes Pflanzenmaterial
Alte, verholzte Triebe bilden oft nur schwer Wurzeln. Verwende lieber junge, gesunde Triebe.
Zu trocken
Die Erde darf nicht austrocknen, sonst scheitert die Bewurzelung. Gieße regelmäßig, aber vermeide Staunässe.
Falscher Standort
Wenn die Pflanze generell schattig steht oder in verdichteter Erde, kann das die Wurzelbildung behindern. Ein lockerer, nährstoffreicher Boden ist ideal.
Ungeduld
Wurzeln brauchen Zeit. Wer zu früh abtrennt, riskiert, dass die neue Pflanze eingeht. Warte lieber einige Wochen länger.
Häufige Fragen (FAQs)
Wie lange dauert es, bis ein Absenker Wurzeln bildet?
Das hängt von der Pflanzenart, dem Boden, der Temperatur und der Feuchtigkeit ab. Im Durchschnitt dauert es 6 bis 10 Wochen. Bei manchen Arten (z. B. Clematis) kann es auch länger dauern.
Kann man auch mehrere Absenker von einer Pflanze nehmen?
Ja, das ist möglich, solange du die Mutterpflanze nicht überlastest. Achte darauf, dass die Hauptpflanze gesund bleibt und nicht zu viele Triebe auf einmal geopfert werden.
Brauche ich Bewurzelungshormon?
Nein, das ist in der Regel nicht notwendig. Die natürliche Verbindung zur Mutterpflanze und das Anritzen der Rinde reichen in den meisten Fällen aus. Wenn du möchtest, kannst du ein natürliches Bewurzelungshilfsmittel wie Weidenwasser verwenden.
Geht die Methode auch im Topf?
Grundsätzlich ja, wenn du ausreichend Platz hast. Du kannst z. B. den Trieb in einen benachbarten Topf leiten und dort absenken. Die Erde sollte locker und durchlässig sein.
Was ist der Unterschied zwischen Absenkern und Stecklingen?
Bei Stecklingen wird ein Trieb vollständig von der Mutterpflanze abgetrennt und muss eigenständig Wurzeln bilden. Beim Absenken bleibt der Trieb während der Bewurzelung mit der Mutterpflanze verbunden, was die Erfolgschancen deutlich erhöht.
Fazit
Die Absenker-Methode ist eine der ältesten, natürlichsten und einfachsten Möglichkeiten, Pflanzen im eigenen Garten zu vermehren. Sie eignet sich besonders gut für Hobbygärtner, die ohne großen Aufwand mehr aus ihren bestehenden Pflanzen herausholen möchten. Ob für eine neue Hecke, ein dichteres Rosenbeet oder einfach, um Lieblingspflanzen zu verschenken – mit etwas Geduld und Pflege kannst du erfolgreich neue Pflanzen großziehen.
Mit der richtigen Pflanzenauswahl, etwas Geschick und einem aufmerksamen Auge für die Pflege steht deinem Erfolg nichts im Wege. Und das Beste: Du brauchst weder viel Equipment noch Geld – nur einen gesunden Trieb und etwas Geduld.
Wenn du deine Gartenkenntnisse erweitern möchtest oder nach natürlichen Methoden suchst, deinen Garten zu gestalten, ist das Arbeiten mit Absenkern ein toller Einstieg in die Welt der Pflanzenvermehrung. Probier’s einfach mal aus!