Natürliche Kletterhilfe: Efeu an Bäumen
Der Efeu (Hedera helix) ist eine der bekanntesten Kletterpflanzen Europas. Mit seinen immergrünen Ranken erklimmt er Mauern, Zäune – und sehr häufig auch Bäume. Dabei wirft der Anblick efeubewachsener Stämme aber Fragen auf: Wird der Baum durch den Efeu geschwächt? Muss er entfernt werden oder handelt es sich um eine wertvolle Lebensgemeinschaft?
Nachteile und mögliche Beeinträchtigungen für den Baum
Der Efeu besitzt Haftwurzeln, mit denen er sich an der Rinde von Bäumen festhält. Diese dringen nicht in das lebende Gewebe ein, weshalb er zunächst keinen direkten Schaden verursacht. Dennoch kann es im Laufe der Zeit zu Beeinträchtigungen kommen:
Beschattung der Krone
Wenn der Efeu in die Baumkrone hineinwächst, kann er das Laub des Wirtsbaums stark beschatten. Vor allem lichtbedürftige Arten wie Obstbäume, Birken oder junge Buchen können dadurch in ihrer Vitalität beeinträchtigt werden.
Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe
In Bodennähe konkurriert der Efeu mit den Baumwurzeln um Wasser, besonders in trockenen Sommern. Bei älteren, standfesten Bäumen ist das selten problematisch – bei Jungbäumen dagegen kann der Kletterer das Wachstum bremsen.
Gefahr durch Windlast
Bei starkem Bewuchs erhöht sich die Windangriffsfläche des Baumes deutlich. In stürmischen Zeiten kann das die Standfestigkeit beeinträchtigen – vor allem, wenn der Baum bereits geschwächt ist oder sich in freier Lage befindet.
Verdeckte Schäden
Der Efeu kann Risse, Pilzbefall oder morsches Holz verdecken, was die Kontrolle des Baumzustands erschwert – insbesondere bei verkehrsnahen Standorten oder in Parks ein relevanter Aspekt.
Ökologischer Nutzen für Tiere
Trotz möglicher Nachteile bringt der Efeu vor allem auch an Bäumen enorme Vorteile für die Tierwelt mit sich:
Lebensraum und Versteck
Die dichte Blattmasse bietet ganzjährig Schutz und Unterschlupf für viele Tiere – von Kleinvögeln wie Zaunkönig oder Amsel über Fledermäuse bis hin zu Spinnen und Käfern.
Nahrung für Insekten
Der Efeu blüht spät im Jahr (September bis November) und ist damit eine der letzten Nektarquellen für Bienen, Schwebfliegen und Wespen. Die unscheinbaren Blüten sind für viele Insekten von hoher Bedeutung.
Beeren für Vögel
Im Winter trägt alter Efeu dunkle Beeren, die – obwohl für Menschen giftig – für Amsel, Drossel und andere Wildvögel eine wichtige Nahrung darstellen.
Tipps im Umgang mit Efeu an Bäumen
Ein generelles Entfernen von Efeu ist nicht notwendig – oft ist ein ausgewogenes Maß sinnvoller. Folgende Tipps helfen dabei, ihn gezielt zu kontrollieren:
Bei neu gepflanzten Bäumen sollte der Efeu möglichst frühzeitig entfernt werden oder gar nicht erst aufkommen. Später kann es sinnvoll sein den Efeu einzudämmen und ihn jährlich zurückzuschneiden. Dabei sollte man die Haupttriebe unterhalb der Krone durchtrennen – der obere Teil stirbt dann langsam ab und kann vorsichtig entfernt werden.
Große, standfeste Laubbäume vertragen Efeubewuchs in der Regel gut, solange die Krone licht bleibt. Bei starkem Aufwuchs sollte geprüft werden, ob eine teilweise Entfernung notwendig ist.
Grüner Mitbewohner mit Schattenseiten – aber vielen Stärken
Der Efeu ist kein Parasit, aber ein kräftiger Kletterer, der schwache oder junge Bäume durchaus beeinträchtigen kann. Richtig eingesetzt und kontrolliert, stellt er jedoch eine wertvolle ökologische Bereicherung dar – gerade in Gärten, Höfen oder Parkanlagen. Statt ihn pauschal zu entfernen, lohnt es sich, den Zustand des Baums zu beobachten und den Efeu gezielt zu lenken. Wer diesen Ausgleich schafft, unterstützt nicht nur die Gesundheit der Bäume, sondern auch die Vielfalt heimischer Tierarten.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de