Ökologische Gartengestaltung: Das empfielt der Bund Naturschutz

Ein Garten ist für viele Menschen ein Ort der Erholung, der Kreativität und der Verbindung zur Natur. Doch in Zeiten von Klimakrise, Insektensterben und zunehmender Flächenversiegelung rückt der naturnahe Garten immer stärker in den Fokus. Dabei stellt sich eine wichtige Frage: Wie kann ich meinen Garten so gestalten, dass er nicht nur schön, sondern auch ökologisch wertvoll ist?
Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) – eine der ältesten und größten Umweltschutzorganisationen in Deutschland – hat zu diesem Thema zahlreiche Empfehlungen und Ratgeber veröffentlicht. Ziel ist es, Gärten in wertvolle Lebensräume zu verwandeln, die heimische Tiere und Pflanzen unterstützen, das Mikroklima verbessern und gleichzeitig für den Menschen attraktiv und pflegeleicht sind.

In diesem ausführlichen Artikel zeigen wir dir, welche Empfehlungen der Bund Naturschutz für die Gartengestaltung gibt, wie du sie konkret umsetzen kannst und warum sich naturnahes Gärtnern nicht nur für die Umwelt, sondern auch für dich lohnt.
Der naturnahe Garten – Grundprinzipien laut Bund Naturschutz
Der Bund Naturschutz propagiert das Konzept des „naturnahen Gartens“. Dabei handelt es sich nicht um einen wilden, ungepflegten Garten, sondern um einen gezielt geplanten, ökologisch ausgerichteten Lebensraum, der gleichzeitig ästhetisch und funktional ist.
Zentrale Prinzipien dabei sind:

- Verzicht auf chemische Mittel (Pestizide, Herbizide, Kunstdünger)
- Förderung heimischer Pflanzenarten
- Vielfalt statt Monokultur
- Lebensräume für Tiere schaffen
- Boden schonen und Humus aufbauen
- Wasser sparsam und sinnvoll nutzen
Diese Prinzipien ziehen sich durch alle Empfehlungen des BN und dienen als Leitlinie für nachhaltiges Gärtnern.
Pflanzenwahl: Heimische Arten bevorzugen
Der Bund Naturschutz empfiehlt, bei der Bepflanzung des Gartens auf heimische Wildpflanzen zu setzen. Der Grund: Nur diese Pflanzen haben sich im Laufe der Evolution gemeinsam mit unseren heimischen Insekten entwickelt und bieten ihnen Nahrung und Lebensraum.
Beispiele für empfehlenswerte Pflanzen:

- Heimische Sträucher wie Weißdorn, Schlehe, Holunder oder Kornelkirsche
- Wildstauden wie Wiesen-Flockenblume, Natternkopf oder Margerite
- Kletterpflanzen wie Waldrebe (Clematis vitalba) oder Efeu
- Blühende Kräuter wie Thymian, Salbei und Schnittlauch
Diese Pflanzen bieten Nahrung für Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer und Vögel. Sie sind außerdem robuster, benötigen weniger Pflege und sind besser an unser Klima angepasst als exotische Zuchtformen.
Lebensräume schaffen: Tiere willkommen heißen
Ein zentrales Anliegen des BN ist es, Lebensräume für Tiere im Garten zu fördern. Das gelingt durch einfache Maßnahmen:
- Totholzhaufen und Reisighaufen für Igel, Insekten und Vögel
- Trockenmauern und Steinhaufen für Eidechsen, Wildbienen und Käfer
- Insektenhotels, am besten aus natürlichen Materialien wie Schilfrohr oder Hartholz
- Wasserstellen für Vögel, Insekten und Amphibien
- Nistkästen für Meisen, Spatzen, Fledermäuse oder Mauersegler
- Unordentliche Ecken, in denen Laub, alte Stängel und Staudenreste über den Winter stehen bleiben
Wichtig: Diese Strukturen sollten dauerhaft sein, um Tieren eine sichere Umgebung zu bieten.
Bodenpflege: Natürlich gärtnern ohne Chemie
Ein gesunder Boden ist die Grundlage für einen funktionierenden Naturgarten. Der Bund Naturschutz empfiehlt deshalb:
- Kompostierung organischer Abfälle statt Kunstdünger
- Mulchen mit Rasenschnitt, Laub oder Rindenmaterial
- Verzicht auf Bodenbearbeitung mit Maschinen, die das Bodenleben zerstören
- Förderung von Regenwürmern und Bodenlebewesen
- Anbau von Gründüngung wie Phacelia oder Lupine zur Bodenverbesserung
Durch diese Maßnahmen wird der Boden lebendig und fruchtbar gehalten – ganz ohne chemische Zusätze.
Verzicht auf Schottergärten und sterile Flächen
Der Bund Naturschutz warnt explizit vor sogenannten „Gärten des Grauens“ – also Gärten, die mit Schotter, Kies, Betonplatten oder Kunstrasen bedeckt sind. Diese versiegelten Flächen:
- bieten keinerlei Lebensraum für Tiere
- heizen sich im Sommer extrem auf
- tragen zur Verschmutzung des Grundwassers bei
- sind pflegeintensiver, als viele glauben
Stattdessen wird empfohlen, Wege und Terrassen mit wasserdurchlässigen Materialien wie Holz, Rindenmulch, Sand oder Naturstein anzulegen und möglichst viele Grünflächen zu erhalten.
Wasserhaushalt ökologisch gestalten
Wasser ist eine kostbare Ressource – besonders in Zeiten von Hitzesommern. Der BN gibt hierzu folgende Empfehlungen:
- Regenwasser sammeln in Tonnen oder Zisternen
- Verzicht auf automatische Sprinkleranlagen
- Pflanzen gezielt morgens oder abends gießen
- Trockenresistente Pflanzenarten wählen
- Teiche oder Feuchtbereiche anlegen, die auch Tieren nutzen
Ein naturnaher Garten kommt meist mit deutlich weniger Wasser aus als ein klassischer Ziergarten.
Jahreszeitliche Dynamik zulassen
Ein Garten ist kein statisches Kunstwerk, sondern ein lebendiges Ökosystem. Der Bund Naturschutz rät, diese Dynamik zuzulassen:
- Blühflächen nicht zu früh mähen
- Verblühte Pflanzen über Winter stehen lassen
- Laub als Lebensraum und Winterschutz nutzen
- Rückschnitt nur selektiv und spät im Frühjahr durchführen
Diese Maßnahmen schützen überwinternde Tiere, fördern die Artenvielfalt und sorgen für einen natürlichen Kreislauf im Garten.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zur Gartengestaltung nach BN-Richtlinien
1. Ist ein naturnaher Garten nicht viel Arbeit?
Nein – im Gegenteil. Ein naturnaher Garten braucht weniger Pflege als ein aufgeräumter Ziergarten. Es wird weniger gemäht, nicht gedüngt, nicht gespritzt und vieles darf einfach wachsen.
2. Muss ich komplett auf Nutzpflanzen verzichten?
Nein. Obstbäume, Beerensträucher und Kräuter passen sehr gut in einen Naturgarten. Auch Gemüseanbau ist möglich, wenn auf Monokulturen und chemische Mittel verzichtet wird.
3. Wie kann ich den Garten kinderfreundlich gestalten?
Ein naturnaher Garten ist ein echtes Abenteuerland für Kinder: Verstecke, Tiere beobachten, Beeren naschen – das alles macht einen Naturgarten besonders spannend und lehrreich.
4. Was tun bei Schneckenplage oder Blattläusen?
Naturnahe Gärten haben ein ausgeglichenes Ökosystem – Fressfeinde wie Igel, Vögel oder Marienkäfer halten Schädlinge meist im Zaum. Chemische Mittel sind überflüssig und sogar schädlich.
5. Welche Pflanzen soll ich auf keinen Fall setzen?
Der BN rät vom Anpflanzen invasiver Neophyten wie Kirschlorbeer, Sommerflieder (Buddleja), Goldregen oder Riesenbärenklau ab. Diese Arten verdrängen heimische Pflanzen und stören das ökologische Gleichgewicht.
Fazit
Die Empfehlungen des Bund Naturschutz zur Gartengestaltung zielen nicht nur auf einen ökologisch wertvollen, sondern auch auf einen ästhetisch ansprechenden und pflegeleichten Garten ab. Ein naturnaher Garten ist kein Verzicht, sondern ein Gewinn – für Mensch, Tier und Umwelt.
Wer sich an die Prinzipien des BN hält, schafft nicht nur ein blühendes Paradies vor der eigenen Haustür, sondern wird auch Teil einer wachsenden Bewegung für mehr Artenvielfalt, Klimaschutz und Lebensqualität. Schon kleine Veränderungen im Garten können eine große Wirkung haben – und sie beginnen mit einem bewussten Blick auf die Natur.