Blog: Brennhaare: So verteidigen sich Vogelspinnen - Alles über das faszinierende Abwehrsystem (7157)
Vogelspinnen und ihre geheimen Waffen
Vogelspinnen gelten für viele Menschen als furchteinflößende Kreaturen, doch unter Terrarianern sind sie faszinierende und oft sogar liebevoll gepflegte Tiere. Mit ihrer Größe, ihrem Verhalten und ihren einzigartigen Eigenschaften ziehen sie nicht nur Experten, sondern auch Hobbyhalter in ihren Bann. Besonders bemerkenswert ist das Abwehrverhalten dieser Spinnen – und dabei spielen sogenannte Brennhaare eine zentrale Rolle.
Diese mikroskopisch kleinen Abwehrwaffen sind bei vielen Vogelspinnenarten weit verbreitet und dienen als effektiver Schutz gegen Fressfeinde. Für Terrarianer, die sich mit diesen Tieren beschäftigen, ist es essenziell, die Funktionsweise, Wirkung und den richtigen Umgang mit Brennhaaren zu verstehen. In diesem Artikel erfährst du alles, was du über Brennhaare wissen musst: Von der biologischen Struktur über den Verteidigungsmechanismus bis hin zu Risiken für den Menschen und sinnvollen Schutzmaßnahmen.
Was sind Brennhaare?
Brennhaare (auch urtizierende Haare genannt) sind winzige, widerhakenartige Haare, die sich bei bestimmten Vogelspinnenarten auf dem Abdomen (Hinterleib) befinden. Sie dienen nicht dem Schutz durch Tarnung oder Flucht, sondern sind ein aktives Verteidigungsmittel gegen potenzielle Angreifer – vor allem größere Wirbeltiere, aber auch neugierige Menschen.
Die Haare sind in der Regel nur wenige hundert Mikrometer lang, kaum mit bloßem Auge sichtbar, und besitzen eine besondere Struktur: winzige Widerhaken, die sich in Haut, Schleimhäute oder Augen von Angreifern einhaken können. Diese Haare sind leicht ablösbar und werden von der Spinne durch gezielte Bewegungen mit den hinteren Beinpaaren abgestreift und in Richtung des Angreifers geschleudert.
Welche Vogelspinnenarten besitzen Brennhaare?
Nicht alle Vogelspinnenarten sind mit Brennhaaren ausgestattet. Der Besitz dieser Abwehrmechanismen ist vor allem bei neuweltlichen Arten verbreitet, also solchen, die ursprünglich aus Mittel- und Südamerika stammen. Einige bekannte Beispiele sind:
- Brachypelma hamorii (Mexikanische Rotknievogelspinne)
- Grammostola rosea (Chilenische Vogelspinne)
- Aphonopelma seemanni (Zebra-Vogelspinne)
- Lasiodora parahybana (Brasilianische Riesenvogelspinne)
- Nhandu chromatus (Brasilianische Weißknievogelspinne)
Im Gegensatz dazu verfügen viele altweltliche Arten (Afrika, Asien) nicht über Brennhaare, sondern setzen eher auf Drohverhalten, Bisse und eine generell aggressivere Verteidigungsstrategie.
Wie funktionieren Brennhaare als Verteidigung?
Wenn sich eine Vogelspinne bedroht fühlt, kehrt sie dem vermeintlichen Feind den Hinterleib zu und beginnt, mit den hinteren Beinpaaren hektisch über das Abdomen zu streichen. Dabei lösen sich Tausende winzige Haare, die in einer Art Staubwolke durch die Luft fliegen. Dieses Verhalten nennt man „Brennen“.
Die Brennhaare schweben dann in der Luft und setzen sich auf Haut und Schleimhäuten fest. Durch ihre Widerhakenstruktur verursachen sie beim Eindringen in die Haut kleine Verletzungen. Manche Arten besitzen zusätzlich reizende Substanzen, die eine chemische Reaktion hervorrufen und die Haut oder Schleimhäute reizen.
Welche Symptome verursachen Brennhaare beim Menschen?
Für viele Terrarianer gehört der Kontakt mit Brennhaaren zum Alltag – manchmal ohne es gleich zu bemerken. Die Reaktionen auf Brennhaare sind individuell sehr unterschiedlich und hängen stark von der Art der Spinne, der Expositionsdauer und der Empfindlichkeit der betroffenen Person ab.
Typische Symptome:
- Juckreiz: Meist das erste und häufigste Symptom, oft stundenlang anhaltend
- Rötungen und Quaddeln: Besonders bei empfindlicher Haut
- Atemwegsreizungen: Bei Inhalation der Haare kann es zu Husten, Kurzatmigkeit oder Niesreiz kommen
- Augenreizungen: Sehr ernst zu nehmen, da die Härchen sich festsetzen können und teils operativ entfernt werden müssen
- Allergische Reaktionen: In seltenen Fällen kann es zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen
Wichtig: Besonders gefährdet sind Menschen mit bestehenden Atemwegserkrankungen (z. B. Asthma) und Kontaktlinsenträger.
Umgang mit Brennhaaren im Terrarium
Da Brennhaare leicht durch Luftverwirbelung oder Reinigungsmaßnahmen im Terrarium freigesetzt werden können, ist der sachgerechte Umgang mit Vogelspinnen besonders wichtig.
Praktische Tipps:
- Vermeide unnötigen Stress: Vogelspinnen sind stressanfällig. Jede Störung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie brennen.
- Handschuhe tragen: Beim Arbeiten im Terrarium (z. B. beim Entfernen von Häutungsresten oder Substratwechsel) sollten immer Einweg- oder Latexhandschuhe getragen werden.
- Gesicht fernhalten: Das Terrarium niemals mit dem Gesicht zu nahe untersuchen. Brennhaare können mehrere Meter weit geschleudert werden.
- Lüften nach Reinigungsarbeiten: Um eventuell aufgewirbelte Brennhaare zu entfernen.
- Transport mit Vorsicht: Beim Umsetzen oder Transportieren sollte ein geschlossener Behälter verwendet werden. Tiere möglichst ohne direkten Körperkontakt umsetzen.
Sind Brennhaare gefährlich?
Für einen gesunden Erwachsenen stellen Brennhaare in der Regel keine ernsthafte Gefahr dar. Unangenehm – ja, potenziell langwierig – auch. Aber lebensgefährlich sind sie nur in extrem seltenen Ausnahmefällen, beispielsweise bei extremen allergischen Reaktionen.
Besonders gefährlich kann der Kontakt mit Augen oder Atemwegen sein. Brennhaare, die ins Auge gelangen, können dort nicht nur akute Schmerzen und Entzündungen auslösen, sondern sich dauerhaft in der Bindehaut oder Hornhaut festsetzen. Eine ärztliche Entfernung ist dann oft unumgänglich.
Was tun bei Kontakt mit Brennhaaren?
Falls es zu einem Kontakt gekommen ist, sollte man wie folgt vorgehen:
- Nicht kratzen: Das reizt die Haut zusätzlich und verteilt die Haare noch weiter.
- Waschen: Mit kaltem Wasser und milder Seife abspülen. Warmes Wasser kann die Reizwirkung verstärken.
- Kühlen: Kalte Kompressen helfen gegen Juckreiz und Entzündungen.
- Antihistaminika oder Kortisoncreme: Bei stärkeren Reaktionen oder anhaltendem Juckreiz sinnvoll (nach Rücksprache mit Arzt oder Apotheker).
- Arzt aufsuchen: Bei Augenkontakt, Atemnot oder allergischen Symptomen sollte unbedingt medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zu Brennhaaren
Welche Vogelspinnen brennen besonders häufig?
Arten wie Lasiodora parahybana oder Nhandu chromatus sind bekannt für ihre Neigung, sehr schnell und häufig zu brennen. Auch viele Brachypelma-Arten nutzen diese Verteidigung regelmäßig.
Können Brennhaare auch in der Wohnung verteilt werden?
Ja, vor allem bei offener Haltung oder unsachgemäßem Arbeiten im Terrarium können sich die Haare über Kleidung, Hände oder durch Luftzug verbreiten.
Wie lange bleiben Brennhaare aktiv?
Brennhaare behalten ihre reizende Wirkung über Wochen bis Monate. Selbst alte Häutungen enthalten noch aktives Material.
Kann ich durch Brennhaare eine Allergie entwickeln?
Langfristiger Kontakt kann in Einzelfällen zu Sensibilisierung führen. Deshalb ist Vorsicht auch bei wiederholtem Kontakt angebracht.
Sind Brennhaare ein Problem bei Nachzuchten?
Ja, auch Jungtiere können bereits Brennhaare besitzen. Bei der Aufzucht ist daher dieselbe Vorsicht wie bei adulten Tieren geboten.
Fazit: Faszinierendes, aber nicht ungefährliches Abwehrsystem
Brennhaare sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie sich Tiere an ihre Umwelt angepasst haben. Für die Vogelspinne sind sie ein effektiver Schutz gegen Fressfeinde – für den Menschen können sie jedoch zur echten Herausforderung werden. Besonders im Bereich der Terraristik ist daher ein bewusster und respektvoller Umgang mit diesen Tieren und ihren biologischen Besonderheiten notwendig.
Wer Vogelspinnen hält, sollte sich der Risiken bewusst sein und geeignete Schutzmaßnahmen treffen. Mit dem richtigen Wissen, etwas Vorsicht und Respekt vor dem Tier lässt sich das Risiko minimieren, während die Faszination für diese erstaunlichen Kreaturen bestehen bleibt.
Brennhaare sind keine Waffe gegen Menschen – sie sind ein cleverer Überlebensmechanismus. Wer sie versteht, wird das Verhalten seiner Spinne besser einordnen können und langfristig gesünder und sicherer mit seinem Tier leben.







