Blog: Korallenfütterung - Wann und wie sie sinnvoll ist (7398)
Korallen wirken auf den ersten Blick wie Pflanzen des Meeres: unbeweglich, mit zarten Tentakeln und farbenprächtigen Geweben. Doch sie sind Tiere, die aktiv Nährstoffe aufnehmen. In ihrem Gewebe leben mikroskopisch kleine Algen – die sogenannten Zooxanthellen –, die ihnen Energie durch Photosynthese liefern. Diese Symbiose ist die Grundlage des Lebens in tropischen Riffen. Dennoch reicht sie nicht immer aus, um alle Bedürfnisse der Tiere zu decken.
Im Aquarium, wo Lichtintensität, Nährstoffverfügbarkeit und Wasserbewegung von Technik abhängen, kann gezielte Fütterung entscheidend zur Vitalität, zum Wachstum und zur Farbintensität der Korallen beitragen. Dabei gilt jedoch: Nicht jede Art profitiert im gleichen Maß, und falsche Fütterung kann dem gesamten System schaden. Umso wichtiger ist es, die physiologischen Grundlagen zu verstehen und zu wissen, wann und wie Futtergaben sinnvoll sind.
Zwei Wege der Ernährung: Autotrophie und Heterotrophie
Energie aus Licht – die autotrophe Komponente
Der größte Teil der Energie vieler Riffkorallen stammt von den symbiotischen Algen in ihrem Gewebe. Diese Dinoflagellaten, meist der Gattung Symbiodinium oder Cladocopium, betreiben Photosynthese und versorgen die Koralle mit Kohlenhydraten, Sauerstoff und anderen Stoffwechselprodukten. Die Koralle wiederum liefert den Zooxanthellen Schutz und Nährstoffe in Form von Kohlendioxid und Stickstoffverbindungen.
Diese enge Gemeinschaft ermöglicht es Korallen, auch in nährstoffarmen tropischen Gewässern zu gedeihen. In einem Aquarium, in dem Lichtstärke und -spektrum künstlich erzeugt werden, ist die Qualität der Beleuchtung daher entscheidend für die autotrophe Ernährung. Doch Photosynthese allein kann nicht alle lebenswichtigen Stoffe liefern. Besonders Stickstoff, Phosphor, Aminosäuren und Spurenelemente müssen auf anderem Wege aufgenommen werden.
Nahrung aus dem Wasser – die heterotrophe Komponente
Die zweite Säule der Ernährung ist die heterotrophe Aufnahme organischer Substanzen. Korallen sind aktive Jäger – auch wenn ihre Beute winzig ist. Mit Hilfe ihrer Tentakel und Nesselzellen fangen sie Zooplankton, Detritus oder gelöste organische Stoffe (DOM). Diese Partikel liefern Eiweiß, Lipide und Vitamine, die die Zooxanthellen nicht bereitstellen können.
In der Natur stehen Strömung und Planktonbewegung in ständigem Austausch, wodurch Korallen regelmäßig mit Nahrungspartikeln in Kontakt kommen. Im Aquarium hängt die Verfügbarkeit solcher Partikel jedoch vom Aquarianer ab. Ohne gezielte Fütterung leben viele Arten in einer nährstoffärmeren Umgebung, was langfristig zu verlangsamtem Wachstum und blasseren Farben führen kann.
Wann Fütterung sinnvoll ist
Nicht alle Korallenarten benötigen zusätzliche Fütterung. Manche Arten, insbesondere viele SPS-Korallen (Small Polyp Stony), beziehen den größten Teil ihrer Energie aus Licht und profitieren nur indirekt von gelösten Nährstoffen im Wasser. Andere Arten, vor allem Weichkorallen, LPS-Korallen (Large Polyp Stony) und azooxanthellate Arten, sind stärker auf externe Nahrungszufuhr angewiesen.
Typische Fälle, in denen Fütterung empfehlenswert ist:
- Bei stark beleuchteten, nährstoffarmen Systemen: Wenn Nitrat und Phosphat dauerhaft nahe Null liegen, leiden die symbiotischen Algen an Nährstoffmangel. Eine leichte Futtergabe stabilisiert das Gleichgewicht.
- Bei LPS-Korallen mit großen Polypen: Arten wie Euphyllia, Trachyphyllia oder Acanthastrea nehmen aktiv Futterpartikel auf und zeigen nach regelmäßiger Fütterung besseres Wachstum.
- Bei azooxanthellaten Arten: Korallen ohne Symbiosealgen (z. B. Tubastraea) sind vollständig auf Fütterung angewiesen und benötigen regelmäßige Nahrungszufuhr.
Fütterung im Zusammenhang mit Wasserqualität
Jede Futtergabe verändert das Nährstoffgleichgewicht des Beckens: Organische Rückstände zerfallen zu Nitrat und Phosphat, die bei übermäßiger Konzentration problematisch werden. Eine funktionierende Filterung, regelmäßiger Wasserwechsel und gezielte Kontrolle der Werte sind daher unerlässlich.
Ein leichter Nährstoffgehalt ist jedoch kein Nachteil – im Gegenteil. Zu „saubere“ Systeme führen häufig zu blassen Farben, weil die Zooxanthellen in Nährstoffmangel geraten. Eine moderate Nährstoffversorgung mit gezielter Fütterung sorgt oft für intensivere Färbung und stabileres Wachstum.
Der richtige Zeitpunkt
Die meisten Korallen nehmen in der Dämmerung oder nachts Nahrung auf, wenn sich Polypen öffnen. Eine Fütterung in diesen Phasen ist daher besonders effektiv. Bei Arten, die sich tagsüber öffnen, kann man den Zeitpunkt flexibel anpassen.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de









