Blog: Sauerkraut: So gelingt die Herstellung im eigenen Garten (7214)
Sauerkraut ist ein echter Klassiker der deutschen Küche und weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Es gilt als traditionelles Superfood, reich an Vitaminen, Mineralstoffen und probiotischen Milchsäurebakterien. Schon unsere Großeltern wussten, wie wertvoll dieses fermentierte Lebensmittel ist, besonders in den Wintermonaten, wenn frisches Obst und Gemüse knapp war.
Das Tolle: Sauerkraut lässt sich nicht nur im Laden kaufen, sondern auch ganz einfach im eigenen Garten und in der eigenen Küche herstellen. Dafür braucht man im Grunde genommen nur Weißkohl, Salz und etwas Geduld. Doch bevor das Kraut ins Glas kommt, stellt sich die Frage: Wie baue ich Weißkohl am besten im eigenen Garten an, um später leckeres Sauerkraut daraus zu machen?
In diesem Artikel zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du vom Anbau der richtigen Kohlsorte bis zur erfolgreichen Fermentation dein eigenes Sauerkraut herstellst. Wir gehen dabei auf die Wahl der Sorten, den optimalen Standort, Pflanz- und Pflegehinweise sowie die Verarbeitung nach der Ernte ein. Außerdem beantworte ich die häufigsten Fragen rund um Anbau, Lagerung und Fermentation. So hast du am Ende einen umfassenden Leitfaden, um dein eigenes, hausgemachtes Sauerkraut genießen zu können.
Warum lohnt es sich, Sauerkraut selbst herzustellen?
Sauerkraut ist nicht nur lecker, sondern auch ausgesprochen gesund. Durch die Milchsäuregärung entstehen lebendige Mikroorganismen, die unsere Darmflora unterstützen und das Immunsystem stärken. Industriell hergestelltes Sauerkraut wird häufig pasteurisiert, wodurch viele dieser wertvollen Bakterien abgetötet werden.
Wenn du dein Sauerkraut selbst machst, bestimmst du:
- welche Kohlsorte du nutzt,
- ob du Bio-Qualität möchtest,
- wie viel Salz du hinzufügst,
- ob du zusätzliche Gewürze wie Kümmel, Wacholderbeeren oder Lorbeerblätter verwendest.
Außerdem ist es ein besonderes Gefühl, im Herbst den selbst angebauten Kohl aus dem Garten zu holen und ihn dann Schritt für Schritt zu Sauerkraut zu verarbeiten – ganz so wie früher.
Die richtige Kohlsorte für Sauerkraut
Nicht jeder Weißkohl eignet sich gleich gut für die Herstellung von Sauerkraut. Klassischerweise verwendet man späte, feste Weißkohlsorten, die große Köpfe mit dicht anliegenden Blättern bilden. Diese Sorten haben einen hohen Zuckeranteil, der die Milchsäuregärung begünstigt.
Geeignete Sorten sind zum Beispiel:
- Filderkraut (spitz zulaufende Köpfe, aromatisch, besonders beliebt in Süddeutschland),
- Brunswijker Weißkohl (kräftig und ertragreich),
- Holsteiner Platter (große, flachrunde Köpfe, traditionell für Sauerkraut genutzt),
- Dithmarscher Kraut (robust, bewährt für den Anbau in Norddeutschland).
Wenn du für deinen Garten planst, lohnt es sich, samenfeste Sorten zu verwenden, die du später auch selbst weitervermehren kannst.
Der ideale Standort für Weißkohl
Weißkohl gehört zu den Starkzehrern. Das bedeutet, er braucht einen nährstoffreichen Boden und ausreichend Feuchtigkeit. Ein sonniger bis halbschattiger Standort ist optimal.
Bodenansprüche:
- tiefgründig und humusreich,
- gleichmäßig feucht, aber nicht staunass,
- pH-Wert zwischen 6,5 und 7,5 (leicht kalkhaltig ist günstig).
Tipp: Baue Kohl nicht Jahr für Jahr auf derselben Fläche an, sondern halte eine Fruchtfolge von mindestens 3–4 Jahren ein, bevor du an derselben Stelle wieder Kohl oder andere Kreuzblütler pflanzt. So verhinderst du die gefürchtete Kohlhernie, eine Pilzerkrankung, die Kohlpflanzen massiv schädigen kann.
Pflanzung und Aussaat
Du kannst Weißkohl entweder selbst vorziehen oder Jungpflanzen im Fachhandel kaufen.
Vorziehen:
- Ab Ende Februar bis März im Haus oder im Frühbeet.
- Jungpflanzen nach 4–6 Wochen ins Freiland setzen.
Direktsaat:
- Ab April/Mai ins Beet möglich, erfordert aber mehr Pflege und Ausdünnen.
Pflanzabstand:
- 50–70 cm zwischen den Pflanzen,
- 60–80 cm zwischen den Reihen.
Die Pflanzen brauchen Platz, damit sich die Köpfe voll entwickeln können.
Pflege und Düngung
Da Kohl viel Nährstoffe benötigt, solltest du den Boden gut vorbereiten:
- Im Herbst vor der Pflanzung reichlich Kompost oder Mist einarbeiten.
- Während der Wachstumszeit regelmäßig nachdüngen, am besten mit organischem Dünger wie Brennnesseljauche oder Hornmehl.
Wichtig ist außerdem:
- gleichmäßige Wasserversorgung, besonders im Sommer,
- Mulchen mit Grasschnitt, um Feuchtigkeit zu halten,
- regelmäßiges Hacken, um den Boden locker zu halten.
Schädlings- und Krankheitsvorbeugung
Weißkohl ist anfällig für verschiedene Schädlinge wie Kohlweißlingsraupen, Erdflöhe oder Blattläuse. Vorbeugung ist hier entscheidend:
- Mischkultur mit Sellerie, Tomaten oder Zwiebeln kann Schädlinge fernhalten.
- Abdecken mit Kulturschutznetzen schützt vor Raupenfraß.
- Bei Befall hilft Absammeln oder biologischer Pflanzenschutz.
Erntezeit
Weißkohl für Sauerkraut wird in der Regel im Spätsommer bis Herbst geerntet, je nach Sorte zwischen September und November. Wichtig ist, dass die Köpfe fest und ausgereift sind. Je fester der Kopf, desto besser lässt er sich hobeln und desto höher die Ausbeute.
Kohl sollte möglichst frisch verarbeitet werden, da er sonst welkt und an Qualität verliert.
Sauerkraut herstellen – Schritt für Schritt
Nun kommt der spannendste Teil: die Fermentation.
Du brauchst:
- Weißkohl,
- Salz (2 % des Kohlgewichts, also ca. 20 g pro Kilogramm),
- ein großes Gärgefäß (z. B. Sauerkrauttopf, Glas mit Bügelverschluss oder Gärglas),
- optional Gewürze wie Kümmel, Lorbeer, Wacholder.
Zubereitung:
- Kohl putzen, äußere Blätter entfernen und beiseitelegen.
- Kohl fein hobeln oder schneiden.
- Salz hinzufügen und kräftig durchkneten, bis Saft austritt.
- Kraut schichtweise ins Gefäß füllen, feststampfen, sodass Flüssigkeit austritt und das Kraut vollständig bedeckt ist.
- Mit den beiseitegelegten Blättern abdecken und beschweren (z. B. mit einem Glasgewicht oder Stein).
- Gefäß verschließen, sodass Gase entweichen können, aber kein Schmutz hineingelangt.
Fermentationsdauer:
- 1–2 Wochen bei Zimmertemperatur starten lassen.
- Danach kühler (10–15 °C) lagern und weitere 4–6 Wochen reifen lassen.
- Nach etwa 6–8 Wochen ist dein Sauerkraut fertig.
Lagerung
Selbstgemachtes Sauerkraut hält sich im kühlen Keller oder Kühlschrank mehrere Monate. Wichtig ist, dass das Kraut immer vollständig mit Flüssigkeit bedeckt bleibt, sonst kann es verderben.
Häufig gestellte Fragen (FAQs)
1. Muss ich unbedingt ein spezielles Gärgefäß haben?
Nein, auch ein einfaches Glas mit Schraub- oder Bügelverschluss funktioniert. Wichtig ist nur, dass keine Luft an das Kraut kommt.
2. Wie verhindere ich Schimmelbildung?
Das Kraut muss immer vollständig von Flüssigkeit bedeckt sein. Außerdem sollte das Gefäß sauber und hygienisch sein.
3. Kann ich andere Gemüsearten mitfermentieren?
Ja, sehr gut eignen sich Möhren, Paprika oder Rote Bete. Sie geben Farbe und zusätzlichen Geschmack.
4. Wie lange dauert die Fermentation wirklich?
Je nach Temperatur und gewünschtem Geschmack zwischen 4 und 8 Wochen. Je länger das Kraut fermentiert, desto saurer wird es.
5. Wie viel Salz ist nötig?
Mindestens 1,5 %, besser 2 % des Kohlgewichts. Weniger Salz erhöht das Risiko von Fehlgärungen.
6. Kann ich Sauerkraut auch einfrieren?
Ja, das geht. Allerdings gehen dabei die lebendigen Milchsäurebakterien größtenteils verloren. Für die Darmgesundheit ist frisches, nicht erhitztes Sauerkraut besser.
Fazit
Sauerkraut aus dem eigenen Garten zu machen, ist ein lohnendes Projekt für jeden Hobbygärtner. Von der Auswahl der richtigen Kohlsorte über den Anbau und die Pflege bis hin zur Fermentation in der Küche ist es ein spannender Prozess, der altes Wissen mit moderner Nachhaltigkeit verbindet.
Du weißt nun, wie du Weißkohl optimal anbaust, wann du ernten solltest und wie du Schritt für Schritt dein eigenes Sauerkraut herstellst. Das Ergebnis ist nicht nur ein köstliches, traditionelles Lebensmittel, sondern auch ein echter Beitrag zu einer gesunden Ernährung.
Gerade in Zeiten, in denen Regionalität und Selbstversorgung wieder mehr an Bedeutung gewinnen, ist Sauerkraut ein perfektes Beispiel dafür, wie man mit einfachen Mitteln ein wertvolles Nahrungsmittel selbst herstellen kann. Und das Beste daran: Es schmeckt nicht nur gut, sondern bringt auch jede Menge gesundheitliche Vorteile mit sich.
Also: Pflanze im kommenden Jahr ein paar Weißkohlsorten in deinem Garten, lege die Basis für deine eigene kleine Sauerkrautproduktion und genieße den unvergleichlichen Geschmack deines selbstgemachten Krauts.








