Blog: Taubenschwänzchen oder Kolibri - Wer schwirrt durch den Garten? (7466)
Wenn man zum ersten Mal ein Taubenschwänzchen im Garten beobachtet, kann das durchaus verwirrend sein. Dieses kleine Wesen, das an warmen Sommertagen von Blüte zu Blüte schießt und mit rasanten Flügelschlägen scheinbar in der Luft stehen bleibt, erinnert frappierend an Kolibris. Viele Gartenbesitzer stellen sich genau deshalb die Frage, ob es sich bei diesem Tier vielleicht tatsächlich um einen Kolibri handelt. Zumal das Verhalten, die Flugmanöver und sogar das „Schwirren“ beim Nektarsammeln sehr ähnlich sind. In Europa sind Kolibris allerdings nicht heimisch, und so lohnt sich ein genauer Blick auf das Taubenschwänzchen, seinen Lebensraum, seine Besonderheiten und die Gründe, warum es so oft mit dem Kolibri verwechselt wird.
In diesem ausführlichen Artikel schauen wir uns an, was das Taubenschwänzchen wirklich ausmacht, welche erstaunlichen Fähigkeiten es besitzt und warum es in so vielen Gärten auftaucht. Dabei gehen wir auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Taubenschwänzchen und echten Kolibris ein und beleuchten, wie Gartenfreunde ihren Garten so gestalten können, dass diese faszinierenden Tiere sich besonders wohlfühlen.
Was ist ein Taubenschwänzchen?
Das Taubenschwänzchen, wissenschaftlich bekannt als Macroglossum stellatarum, gehört zur Familie der Schwärmer, also zu den Schmetterlingen. Es zählt zu den sogenannten Nachtfaltern, obwohl es im Gegensatz zu vielen anderen Arten tagaktiv ist. Schon allein dieses Merkmal führt oft zu Verwirrung, da man tagsüber eher nicht mit einem „Nachtfalter“ rechnet. Das Taubenschwänzchen ist kompakt gebaut, besitzt einen robusten Körper und eine erstaunliche Fluggeschwindigkeit. Besonders charakteristisch ist sein extrem langer Saugrüssel, mit dem es Nektar aus tiefen Blütenkelchen holt.
Warum wird das Taubenschwänzchen mit einem Kolibri verwechselt?
Das liegt vor allem an seiner Flugtechnik. Das Taubenschwänzchen ist in der Lage, vor Blüten zu „stehen“, also an Ort und Stelle zu schwirren, während es seinen Saugrüssel in die Blüte steckt. Diese Fähigkeit ist sonst vor allem von Kolibris bekannt. Dazu kommen die schnellen Flügelschläge, die ein deutliches Brummen erzeugen, das dem Kolibri-Schwirren recht ähnlich ist. Auch seine Wendigkeit beim Flug erinnert stark an die kleinen Vögel aus Amerika.
Ein weiterer Punkt ist die Körperform. Das Taubenschwänzchen wirkt auf den ersten Blick deutlich massiver und weniger „schmetterlingshaft“ als viele andere Falterarten. Sein Körper ist eher torpedoförmig und kompakt, und diese Form trägt zusätzlich dazu bei, dass viele Beobachter zuerst an einen kleinen Vogel denken.
Wo kommt das Taubenschwänzchen vor?
Das Taubenschwänzchen ist in Südeuropa, Nordafrika und Teilen Asiens heimisch, wird jedoch durch den Klimawandel zunehmend auch in Mittel- und Nordeuropa gesichtet. Gerade in Deutschland sind sie mittlerweile regelmäßige Sommergäste. Viele Exemplare überwintern sogar hier, wenn die Temperaturen nicht zu streng sind. Das erklärt, warum man sie in manchen Regionen bereits im zeitigen Frühjahr beobachten kann.
Ihr bevorzugter Lebensraum sind offene, blütenreiche Landschaften. Dazu zählen Gärten, Wiesen, Waldränder und Böschungen. Besonders wichtig sind für sie Pflanzen mit tiefen Kelchen und einem hohen Nektargehalt.
Die Flugtechnik des Taubenschwänzchens
Die Flugtechnik ist eines der spektakulärsten Merkmale dieses Insekts. Es kann mit einer beeindruckenden Präzision vor einer Blüte schweben und dabei binnen Sekundenbruchteilen Richtung, Höhe und Abstand verändern. Das gelingt ihm dank seiner kräftigen Flugmuskulatur und den schmalen, langen Flügeln, die extrem schnell schlagen. Während das menschliche Auge die Flügel nur als leichte Unschärfe wahrnimmt, arbeitet der Falter mit einer Frequenz von etwa 70 bis 90 Schlägen pro Sekunde.
Diese Technik ermöglicht es ihm, effizient Nektar zu sammeln, ohne sich auf einer Blüte niederlassen zu müssen. Das spart Zeit und Energie und erlaubt es dem Falter, innerhalb kurzer Zeit viele Futterquellen anzufliegen.
Unterschiede zwischen Taubenschwänzchen und Kolibri
Obwohl beide Tiere im Verhalten ähnlich aussehen, gehören sie zu völlig unterschiedlichen Gruppen. Der Kolibri ist ein Vogel, während das Taubenschwänzchen ein Insekt ist. Ihr Körperbau unterscheidet sich fundamental, angefangen beim Skelett und der Muskulatur bis hin zu Atmung, Stoffwechsel und Fortpflanzung.
Auch ihre Lebensweise ist verschieden. Kolibris kommen ausschließlich in Amerika vor und benötigen warme Temperaturen. Sie bauen Nester, legen Eier und ziehen Jungvögel groß. Taubenschwänzchen dagegen legen einzelne Eier an Futterpflanzen für die Raupen ab, typischerweise an Labkräutern.
Bei näherem Hinschauen fällt außerdem auf, dass das Taubenschwänzchen einen Saugrüssel besitzt, während Kolibris einen langen, schmalen Schnabel mit einer spezialisierten Zunge haben. Der Körper des Kolibris ist gefiedert, während das Taubenschwänzchen einen behaarten Schmetterlingskörper besitzt.
Welche Pflanzen mag das Taubenschwänzchen?
Wer das Taubenschwänzchen regelmäßig im Garten beobachten möchte, sollte auf nektarreiche Pflanzen setzen. Besonders beliebt sind Phlox, Buddleja, verbeneartige Pflanzen, Ziertabak, Lavendel und Fuchsien. Tiefkelchige Blüten mit sattem Nektar ziehen die Falter magisch an.
Auch Kräuter wie Oregano und Thymian sind attraktive Quellen. Da Taubenschwänzchen über den Tag hinweg viele Kilometer zurücklegen, lohnt sich ein Garten, der durchgehend blüht – vom Frühjahr bis zum Herbst.
Verhalten und Tagesrhythmus
Das Taubenschwänzchen ist tagaktiv und fliegt selbst bei starkem Sonnenschein intensiv. Es hat jedoch eine Besonderheit: Es fliegt auch bei bedecktem Himmel und sogar in der Dämmerung. An besonders warmen Sommerabenden kann man es noch kurz nach Sonnenuntergang beobachten.
Sein Tagesrhythmus ist auf energiereiches Futter angewiesen. Der Falter hat einen hohen Stoffwechsel und muss daher ständig Nektar aufnehmen. Deshalb findet man es in Gärten meist an mehreren Pflanzen hintereinander, oft in rascher Folge.
Entwicklung: Vom Ei zur Raupe zum Falter
Wie jeder Schmetterling durchläuft auch das Taubenschwänzchen eine vollständige Metamorphose. Die Eier sind klein, grünlich und werden an Raupenfutterpflanzen abgelegt. Die Raupen sind grün oder bräunlich, mit einem markanten „Schwanzhorn“, wie es für Schwärmer typisch ist. Nach ihrer Entwicklung verpuppen sie sich meist am Boden oder in geschützten Bereichen. Der fertige Falter schlüpft einige Wochen später.
In milden Regionen können mehrere Generationen pro Jahr entstehen, was erklärt, warum Taubenschwänzchen über den Sommer hinweg sehr häufig auftreten.
Klimawandel und Ausbreitung
Der Klimawandel spielt eine wichtige Rolle bei der zunehmenden Präsenz des Taubenschwänzchens in Mitteleuropa. Da die Winter milder werden, können die Falter häufiger überleben, anstatt wie früher auf Wanderbewegungen angewiesen zu sein. Dadurch etabliert sich eine stabile Population.
Auch die zunehmende Beliebtheit von nektarreichen Gartenpflanzen spielt ihnen in die Karten. In vielen Gärten finden sie ein reichhaltiges Angebot an Nahrung, das sie früher vor allem in mediterranen Gebieten vorfanden.
Mythen und Irrtümer
Rund um das Taubenschwänzchen kursieren einige Mythen. Einer davon ist, dass es ein „Baby-Kolibri“ sei, was biologisch unmöglich ist. Ein anderer Mythos besagt, dass es gefährlich sein könnte, doch das stimmt ebenfalls nicht. Taubenschwänzchen sind vollkommen harmlos. Sie können weder stechen noch beißen.
Viele Menschen glauben außerdem, dass ihr Auftauchen ein seltenes Ereignis sei. Tatsächlich sind sie bei genauerem Hinsehen jedoch weit verbreitet, nur werden sie oft nicht bewusst wahrgenommen.
Wie unterstützt man das Taubenschwänzchen im Garten?
Um das Taubenschwänzchen langfristig in den Garten zu locken, benötigt man eine Kombination aus Nahrungspflanzen, vielfältiger Bepflanzung, sonnigen Standorten und Rückzugsorten. Offene Bodenstellen, Kräuterbeete, Sommerflieder und andere nektarreiche Stauden sorgen für ein attraktives Umfeld.
Auch der Verzicht auf Pestizide ist entscheidend. Da die Raupen auf bestimmte Pflanzen angewiesen sind, schadet jede chemische Behandlung ihrer Entwicklung erheblich.
Beobachtungsverhalten und Tipps
Wer Taubenschwänzchen beobachten möchte, sollte sich ruhig verhalten und einen kleinen Abstand zu den Blüten halten. Die Falter sind zwar nicht wirklich scheu, aber sehr schnell und stetig in Bewegung. Mit etwas Geduld lassen sie sich auch gut fotografieren.
Idealerweise steht man etwas seitlich der Pflanze, da man so die typischen Flugbewegungen und den langen Rüssel am besten erkennen kann.
FAQs
Sind Taubenschwänzchen Kolibris? Nein. Sie sind Schmetterlinge, die lediglich im Verhalten an Kolibris erinnern.
Sind Taubenschwänzchen gefährlich? Nein, sie sind völlig harmlos.
Warum schweben Taubenschwänzchen vor Blüten? Diese Technik ermöglicht ihnen eine effiziente Nektaraufnahme ohne Landung.
Kann man Taubenschwänzchen anlocken? Ja, mit nektarreichen Pflanzen und einem naturnahen Garten.
Überwintern Taubenschwänzchen in Deutschland? In milden Wintern ist das mittlerweile häufig der Fall.
Fazit
Das Taubenschwänzchen ist ein faszinierendes Insekt, das durch seine Flugtechnik und sein Verhalten stark an Kolibris erinnert. Obwohl es kein Vogel ist, zieht es durch sein Aussehen und seine Bewegungen unsere Aufmerksamkeit magisch an. In vielen Gärten ist es inzwischen ein regelmäßiger Sommergast, und seine Anwesenheit zeigt, wie wertvoll naturnahe, blütenreiche Gärten sind. Wer seinen Garten entsprechend gestaltet, kann sich jedes Jahr aufs Neue an diesen beeindruckenden Besuchern erfreuen. Ihre Eleganz, ihre Geschwindigkeit und ihre Anpassungsfähigkeit machen sie zu einem der spannendsten Insekten unserer heimischen Fauna.










