Die bekanntesten Symbiosen im Aquarium
In der faszinierenden Welt der Aquaristik geht es nicht nur darum, schöne Fische, Pflanzen und Dekorationselemente in einem Becken zu vereinen. Vielmehr entstehen in einem gut eingerichteten Aquarium kleine, aber bedeutende Ökosysteme – mit komplexen biologischen und chemischen Wechselwirkungen. Eine der spannendsten und zugleich nützlichsten Erscheinungen dabei ist die Symbiose. Doch was genau versteht man darunter? Und welche Symbiosen im Aquarium sind besonders bekannt oder relevant für Hobby-Aquarianer?
In diesem Artikel schauen wir uns die bekanntesten Symbiosen an, die im Aquarium beobachtet werden können – sowohl in Süß- als auch in Meerwasseraquarien. Dabei gehen wir auf konkrete Beispiele ein, erklären den biologischen Hintergrund und zeigen, wie man sich diese Beziehungen im heimischen Aquarium zunutze machen kann. Zusätzlich beantworten wir häufige Fragen und geben Tipps für die erfolgreiche Integration solcher Symbiosen im Becken.
Was ist eine Symbiose?
Bevor wir ins Detail gehen, sollten wir den Begriff „Symbiose“ kurz definieren. In der Biologie bezeichnet eine Symbiose das Zusammenleben zweier verschiedener Arten, bei dem mindestens einer der Partner einen Nutzen aus der Beziehung zieht. Meist profitieren jedoch beide Organismen – man spricht dann von einer mutualistischen Symbiose.
Es gibt jedoch auch andere Formen, etwa die Kommensalismus (ein Partner profitiert, der andere bleibt unbeeinflusst) und Parasitismus (ein Partner profitiert auf Kosten des anderen). In der Aquaristik sprechen wir meist von positiven Symbiosen, die das ökologische Gleichgewicht fördern und das Leben der Aquarienbewohner angenehmer machen.
Die bekanntesten Symbiosen im Aquarium
1. Anemonen und Clownfische (Meerwasser)
Diese Beziehung ist wohl das bekannteste Beispiel einer Symbiose in der Meerwasseraquaristik und wurde durch Filme wie Findet Nemo weltberühmt. Der Clownfisch (z. B. Amphiprion ocellaris) lebt zwischen den giftigen Tentakeln von Seeanemonen. Diese bieten dem Fisch Schutz vor Fressfeinden, denn sie besitzen Nesselkapseln, die andere Fische fernhalten. Im Gegenzug verteidigt der Clownfisch seine Anemone gegen Fressfeinde und reinigt sie sogar von Parasiten.
Vorteile für das Aquarium:
- Natürliches Verhalten
- Spannende Beobachtungsmöglichkeit
- Förderung des ökologischen Gleichgewichts
2. Knallkrebse und Wächtergrundeln (Meerwasser)
Ein weiteres bemerkenswertes Duo besteht aus Knallkrebsen (z. B. Alpheus randalli) und Wächtergrundeln (z. B. Stonogobiops spp.). Der Knallkrebs gräbt eine Höhle im Sandboden und bietet der Grundel dort Unterschlupf. Im Gegenzug warnt die Grundel den fast blinden Krebs vor Gefahren – sie bleibt mit ihrer Schwanzflosse in Kontakt mit dem Krebs und signalisiert Gefahr durch Zuckungen.
Vorteile:
- Sehr natürliches Verhalten
- Erhöhte Aktivität im Bodengrund
- Fördert die Durchlüftung des Substrats
3. Putzerfische und „Kundenfische“ (Süß- und Meerwasser)
In der Natur und auch im Aquarium beobachten wir Putzerfische wie den Putzerlippfisch (Labroides dimidiatus) oder Garnelenarten wie Lysmata amboinensis, die Parasiten und abgestorbene Haut von anderen Fischen entfernen. Dieses Verhalten ist für beide Seiten nützlich: Der Putzer erhält Nahrung, der gereinigte Fisch bleibt gesund.
Achtung: In Aquarien mit großem Fischbesatz sollte darauf geachtet werden, dass die Putzer nicht überbeansprucht oder gestresst werden.
4. Nitrobacter und Nitrosomonas (unsichtbare Bakteriensymbiose)
Auch wenn sie nicht sichtbar sind, sind nitrifizierende Bakterien ein fundamentaler Bestandteil jedes funktionierenden Aquariums. Diese Mikroorganismen wandeln Ammoniak (hochgiftig für Fische) in Nitrit und dann in das weniger schädliche Nitrat um. Sie arbeiten dabei in enger Abfolge zusammen: Nitrosomonas wandeln Ammoniak zu Nitrit, Nitrobacter anschließend Nitrit zu Nitrat. Diese Symbiose findet auf Substraten, im Filtermaterial und auf Pflanzenwurzeln statt.
Wichtiger Hinweis: Diese Bakterien benötigen Zeit zur Ansiedlung (Einlaufphase) und eine sauerstoffreiche Umgebung.
5. Amanogarnelen und Algen (Süßwasser)
Amanogarnelen (Caridina multidentata) gelten als ausgezeichnete Algenvertilger und sind bei Aquascapern besonders beliebt. Ihre Beziehung zu Algen ist zwar keine klassische Symbiose im biologischen Sinne, doch im Aquarium entsteht ein ökologisch stabiles Gleichgewicht, bei dem Garnelen durch das Fressen von Algen zur Sauberkeit beitragen.
Nutzen:
- Natürliches Algenmanagement
- Förderung der Wasserqualität
- Reduktion von Pflegeaufwand
6. Mykorrhiza-ähnliche Pilze bei Aquarienpflanzen (Süßwasser)
In gut etablierten Pflanzenaquarien findet man im Bodengrund oft Pilze, die in einer symbiotischen Beziehung zu Pflanzenwurzeln stehen. Diese Pilze verbessern die Nährstoffaufnahme der Pflanzen, indem sie Nährstoffe aus schwer zugänglichen Bodenschichten verfügbar machen. Im Gegenzug erhalten die Pilze Kohlenhydrate von den Pflanzen.
Tipp: Verwende nährstoffreichen Bodengrund und achte auf eine ausreichende Belüftung des Substrats.
Häufige Fragen (FAQ)
Welche Symbiose eignet sich für Anfänger im Aquarium?
Für Einsteiger im Süßwasserbereich sind Amanogarnelen als Algenfresser eine gute Wahl. Sie sind pflegeleicht, fördern die Beckenhygiene und lassen sich gut mit anderen friedlichen Arten vergesellschaften.
Kann man Clownfische und Anemonen einfach zusammen halten?
Nicht jede Anemone wird automatisch vom Clownfisch akzeptiert. Auch umgekehrt braucht es Geduld, bis eine Symbiose entsteht. Wichtig ist ein stabiles, gut eingefahrenes Meerwasserbecken mit ausreichender Beleuchtung und Wasserqualität.
Wie kann ich die nitrifizierenden Bakterien unterstützen?
Vermeide das gründliche Ausspülen von Filtermaterial mit Leitungswasser. Stattdessen lieber Aquariumwasser verwenden. Außerdem: Nicht überfüttern und das Becken nicht zu stark besetzen, um die biologische Belastung gering zu halten.
Sind Putzerfische aggressiv?
Nein, in der Regel sind Putzerfische und -garnelen friedlich. In zu kleinen Becken oder bei übermäßigem Kontakt mit gestressten Fischen kann es aber zu Problemen kommen.
Wie lange dauert es, bis sich eine Symbiose etabliert?
Das ist sehr unterschiedlich. Manche Beziehungen (wie Garnelen und Algen) sind sofort sichtbar, andere – wie Clownfisch und Anemone – benötigen Wochen oder sogar Monate zur Eingewöhnung.
Fazit
Symbiosen im Aquarium sind nicht nur spannend zu beobachten, sondern auch ein Zeichen für ein funktionierendes, naturnahes Ökosystem im heimischen Becken. Ob sichtbare Partnerschaften wie zwischen Clownfisch und Anemone oder unsichtbare Helfer wie Bakterien im Filter – sie alle tragen entscheidend zur Gesundheit und Stabilität des Aquariums bei.
Wer als Aquarianer Wert auf naturnahe Gestaltung und nachhaltige Pflege legt, sollte sich mit den verschiedenen Formen der Symbiose vertraut machen. Viele dieser Beziehungen lassen sich gezielt fördern oder sogar bewusst im Aquarium etablieren. Mit dem nötigen Wissen und etwas Geduld entstehen so faszinierende Mikrohabitate, die nicht nur funktional sind, sondern auch ein echter Hingucker.