Gärtnern nach der Natur: Phänologische Beobachtungen

Der Gartenkalender kennt kein Datum, doch wer genau hinschaut, kann sich auch ganz ohne Datum orientieren: Viele Pflanzen zeigen mit ihrem Wachstum oder ihrer Blüte, wann der richtige Moment für bestimmte Arbeiten gekommen ist. Diese sogenannten phänologischen Beobachtungen verbinden Naturgeschehen und Gartenpraxis auf anschauliche Weise. Wer sie kennt, ist im Einklang mit dem Jahreslauf, trotz Wetterphänomenen und Klimawandel.
Frühling: Blüten als Startsignal
Forsythienblüte - Zeit für den Rosenschnitt
Wenn die Forsythie in leuchtendem Gelb aufblüht, ist das ein klassisches Zeichen für den Frühlingsbeginn im Garten. Es gilt als idealer Zeitpunkt, um Rosen zurückzuschneiden, Beete aufzulockern und mit der ersten Düngung zu beginnen. Auch Ziergräser, die über den Winter stehen geblieben sind, können nun bodennah gekürzt werden.

Blüte der Apfelbäume - Zeit für die Pflanzung wärmeliebender Gemüse
Die Apfelblüte, die meist im April bis Anfang Mai stattfindet, zeigt an: Jetzt wird es frostärmer. Tomaten, Paprika oder Kürbisse können in milden Lagen bereits ausgepflanzt werden – gegebenenfalls mit Schutz. Auch empfindlichere Balkonpflanzen dürfen nun vorsichtig ins Freie.
Frühsommer: Wachstum und erste Pflege
Blühende Lupinen und Pfingstrosen - Jetzt ist Jäten und Mulchen angesagt
Wenn die Stauden in voller Blüte stehen, wächst auch das Unkraut kräftig. Der Frühsommer ist die Zeit, in der das Mulchen besonders sinnvoll ist: Der Boden bleibt feucht, das Unkraut wird unterdrückt. Gleichzeitig sollte nun regelmäßig gewässert und gedüngt werden – besonders bei Starkzehrern.
Erste Blüte der Kartoffeln: Frühkartoffeln im Blick behalten
Sobald die Kartoffelpflanzen blühen, beginnen die Knollen sich zu entwickeln. Frühkartoffeln können etwa drei Wochen nach der Blüte geerntet werden – oft schon ab Ende Juni.

Hochsommer: Reife und Rückschnitt
Blühende Lavendelsträucher - Jetzt zurückschneiden
Nach der Hauptblüte des Lavendels – meist im Juli – ist ein leichter Formschnitt sinnvoll, um ein kompaktes Wachstum und eine Nachblüte zu fördern. Auch bei anderen Sommerblühern wie Katzenminze oder Salbei kann dann ein Rückschnitt im Hochsommer eine zweite Blühwelle anregen.
Reife Holunderbeeren - Zeit für die Aussaat von Spinat und Feldsalat
Wenn sich die Holunderbeeren dunkel färben, kündigt sich der Spätsommer an. Nun ist der Boden noch warm, aber die Nächte werden länger – ideal für die Aussaat von Herbstgemüse wie Feldsalat, Spinat oder Winterpostelein.
Herbst: Abschied und Vorbereitung
Fallende Kastanien und buntes Laub - Pflanzzeit für Blumenzwiebeln
Sobald Kastanien zu Boden fallen und die ersten Bäume bunt werden, ist der richtige Moment für die Pflanzung von Frühlingsblühern wie Tulpen, Narzissen oder Krokussen. Auch Stauden und Gehölze lassen sich jetzt gut setzen – der Boden ist noch warm, die Luft jedoch feuchter.

Absterben der Dahlien - Vor dem ersten Frost ausgraben
Wenn die ersten Nachtfröste drohen und die Dahlienblätter schwarz werden, sollten die Knollen ausgegraben, gereinigt und frostfrei gelagert werden. Auch Gladiolen und Begonien folgen jetzt.
Winter: Ruhe und Planung
Blühende Christrosen - Zeichen für die Winterruhe
Wenn die Christrose blüht, ist Ruhe im Garten. Wenn die Christrose blüht, ist der Garten im Ruhezustand. Jetzt ist Zeit für Pflege von Geräten, Planung.
Gärtnern mit Gefühl für den Jahreslauf
Wer auf die Zeichen der Natur achtet, ist oft besser beraten als mit starren Kalenderdaten. Pflanzen sind sensible Zeitmesser – sie zeigen mit ihrer Entwicklung, wann der Boden bereit ist, wann Wärme kommt, wann der Frost geht. Gärtnern mit der Natur heißt: Beobachten, lernen, im Rhythmus arbeiten.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de