Blog: Garnelen-Arten für Anfänger - Der große Leitfaden für den Einstieg in die Garnelenhaltung (7392)
Garnelen haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom in der Aquaristik erlebt. Was früher eher als exotisches Nischenthema galt, ist heute fester Bestandteil vieler Süßwasseraquarien. Die kleinen Krustentiere sind nicht nur faszinierend zu beobachten, sondern auch nützliche Bewohner, die bei der Algenbekämpfung und beim Abbau von Futterresten helfen. Besonders für Einsteiger eignen sich Garnelen hervorragend, denn viele Arten sind pflegeleicht, friedlich und zeigen ein erstaunlich vielfältiges Verhalten.
Doch bevor man sich die ersten Garnelen ins Aquarium holt, sollte man sich gut informieren. Nicht jede Garnelenart ist gleich gut für Anfänger geeignet. Unterschiede in Wasserwerten, Verhalten, Vermehrung und Futteransprüchen können schnell zu Problemen führen, wenn man unvorbereitet startet. Dieser umfassende Leitfaden stellt die besten Garnelenarten für Einsteiger vor, erklärt ihre Haltung im Detail und gibt praktische Tipps, wie man erfolgreich in die faszinierende Welt der Garnelenhaltung einsteigt.
Warum Garnelen für Anfänger ideal sind
Garnelen gehören zu den genügsamsten Aquarienbewohnern überhaupt. Sie benötigen keine teure Technik, sind im Vergleich zu Fischen deutlich weniger empfindlich gegenüber kurzfristigen Schwankungen und lassen sich in kleinen Aquarien halten. Außerdem sind sie äußerst friedlich und können gut mit anderen Aquarienbewohnern vergesellschaftet werden, solange diese nicht zu räuberisch sind.
Ein weiterer Vorteil: Garnelen sind äußerst aktiv. Sie durchkämmen den Bodengrund, weiden Pflanzen, Steine und Dekoration auf der Suche nach Futter ab und zeigen ein reges Sozialverhalten. So entsteht im Aquarium ständig Bewegung, was gerade für Anfänger spannend zu beobachten ist.
Zudem sind viele Garnelenarten sehr vermehrungsfreudig. Wer sich also anfangs einige Tiere anschafft, kann sich bald über Nachwuchs freuen – vorausgesetzt, die Haltungsbedingungen stimmen. Das gibt Einsteigern ein motivierendes Erfolgserlebnis und macht den Einstieg in die Aquaristik besonders spannend.
Grundlagen der Garnelenhaltung
Bevor man sich eine Garnelenart zulegt, sollten einige Grundvoraussetzungen erfüllt sein. Ein stabil laufendes Aquarium mit eingefahrenem Filter ist Pflicht. Garnelen reagieren empfindlich auf Nitrit, Ammoniak und Schwermetalle wie Kupfer. Daher sollte das Becken mindestens vier Wochen eingefahren sein, bevor die ersten Tiere einziehen.
Die wichtigsten Grundlagen:
- Aquariumgröße: Ein Becken ab 20 Litern reicht für die meisten Anfängerarten aus. Größere Becken sind aber immer stabiler und einfacher zu pflegen.
- Bodengrund: Feiner Kies oder spezieller Garnelen-Soil eignet sich am besten. Soil kann die Wasserwerte leicht senken und stabilisieren, was vor allem für empfindlichere Arten vorteilhaft ist.
- Bepflanzung: Viele Pflanzen bieten Versteckmöglichkeiten, Algenaufwuchs und Mikroorganismen – perfekte Nahrung für Garnelen. Besonders beliebt sind Moose wie Javamoos oder Riccia.
- Filter: Ein Schwammfilter ist ideal, da er schonend filtert und keine Garnelenbabys einsaugt.
- Wasserwerte: Je nach Art unterschiedlich, aber stabile Werte sind immer wichtiger als perfekte.
- Beleuchtung und Temperatur: Die meisten Arten fühlen sich bei 20 bis 25 Grad Celsius wohl.
Die besten Garnelenarten für Einsteiger
Neocaridina davidi – Die Klassiker unter den Anfängergarnelen
Wenn es um Anfängerfreundlichkeit geht, führt kein Weg an Neocaridina davidi vorbei. Diese Art ist robust, vermehrungsfreudig und in unzähligen Farbvarianten erhältlich. Besonders bekannt sind die Red Fire Garnelen, die mit ihrem leuchtend roten Farbton das Becken sofort aufwerten. Es gibt jedoch auch viele andere Varianten wie Orange Sakura, Blue Dream, Yellow Fire oder Rili-Garnelen.
Merkmale:
- Größe: bis 3 cm
- Temperatur: 18–26 °C
- pH-Wert: 6,5–8
- Haltung: sehr einfach
- Futter: Algen, Futterreste, spezielles Garnelenfutter, Laub
Besonderheiten:
Neocaridina-Garnelen sind extrem anpassungsfähig. Sie tolerieren Leitungswasser, solange es nicht mit Kupfer belastet ist, und benötigen keine besonderen Wasseraufbereitungen. Auch ihre Fortpflanzung ist unkompliziert – die Weibchen tragen ihre Eier rund 3–4 Wochen unter dem Bauch, und die Junggarnelen schlüpfen als Miniaturausgaben der Erwachsenen.
Für Einsteiger ist diese Art perfekt, um erste Erfahrungen zu sammeln. Ihre Vitalität und farbliche Vielfalt machen sie zu den beliebtesten Garnelen überhaupt.
Caridina cf. cantonensis – Die Bienengarnele und ihre Varianten
Die Bienengarnele, auch bekannt als Crystal Red oder Crystal Black, ist optisch ein echter Hingucker. Sie gilt als etwas anspruchsvoller als die Neocaridina, eignet sich aber mit etwas Erfahrung ebenfalls für ambitionierte Anfänger.
Merkmale:
- Größe: 2,5–3 cm
- Temperatur: 20–24 °C
- pH-Wert: 5,8–7
- Haltung: mittelschwer
- Futter: pflanzlich betont, gelegentlich Proteinfutter
Besonderheiten:
Bienengarnelen bevorzugen weiches, leicht saures Wasser. Viele Halter verwenden spezielles Garnelen-Soil, um die Wasserwerte zu stabilisieren. Wer von Anfang an Osmosewasser nutzt und es mit Mineralien aufhärtet, hat gute Chancen auf gesunde Tiere und erfolgreiche Vermehrung.
Für absolute Einsteiger mit Leitungswasserhaltung sind Bienengarnelen weniger geeignet, aber wer sich etwas einarbeitet und Geduld mitbringt, wird mit ihrer eleganten Erscheinung und faszinierenden Farbvarianten belohnt.
Amanogarnele (Caridina multidentata)
Die Amanogarnele ist eine der bekanntesten Garnelenarten überhaupt. Sie wurde durch den japanischen Aquascaper Takashi Amano populär gemacht, der sie als natürlichen Algenfresser in seinen Becken einsetzte.
Merkmale:
- Größe: bis 5 cm
- Temperatur: 20–28 °C
- pH-Wert: 6–7,5
- Haltung: einfach bis mittel
- Futter: Algen, Gemüse, Futtertabletten
Besonderheiten:
Amanogarnelen sind sehr robust und leisten hervorragende Arbeit bei der Algenbekämpfung. Ihre Vermehrung ist jedoch im Süßwasser nicht möglich, da die Larven Brackwasser benötigen. Das macht sie ideal für Einsteiger, die keine Überpopulation riskieren möchten.
Ihr friedliches Verhalten und ihre Größe machen sie zu idealen Beckenbewohnern, allerdings sollte man sie nicht mit sehr kleinen Arten vergesellschaften, da sie beim Futter durchaus dominant sein können.
Sulawesi-Inlandsgarnelen (z. B. Caridina dennerli)
Etwas exotischer, aber faszinierend sind die Sulawesi-Garnelen aus Indonesien. Besonders die Caridina dennerli, auch Kardinalsgarnele genannt, beeindruckt mit ihrem kräftigen Rot und den weißen Punkten. Sie benötigt jedoch sehr spezielle Bedingungen und ist daher nur bedingt für Anfänger geeignet, die bereits ein stabiles Aquarium führen.
Merkmale:
- Größe: 2–3 cm
- Temperatur: 27–30 °C
- pH-Wert: 7,5–8,5
- Haltung: anspruchsvoll
- Futter: Aufwuchs, Garnelenfutter, Biofilme
Besonderheiten:
Sulawesi-Garnelen benötigen warmes, hartes und sehr sauberes Wasser. Leitungswasser in Deutschland ist oft zu weich oder zu stark belastet, weshalb viele Halter auf spezielles Mineralwasser oder aufbereitete Mischungen setzen. Für echte Garnelenfans, die sich weiterentwickeln möchten, sind sie jedoch ein faszinierendes Ziel.
Futter und Ernährung
Garnelen sind Allesfresser. In der Natur ernähren sie sich von Algen, Pflanzenresten, Mikroorganismen und abgestorbenem Material. Im Aquarium nehmen sie fast alles an, was organisch ist. Dennoch sollte die Fütterung ausgewogen sein. Zu viel Protein kann Häutungsprobleme verursachen, während eine rein pflanzliche Ernährung zu Mangelerscheinungen führt.
Optimal ist ein Mix aus pflanzlichem Futter, abgestorbenem Laub (z. B. Seemandelbaumblätter oder Brennnessel), speziellem Garnelenfutter und gelegentlichen Proteinsnacks. Einmal pro Woche ein Fastentag hilft, das Wasser sauber zu halten und die Tiere zur Nahrungssuche anzuregen.
Vergesellschaftung mit anderen Tieren
Viele Einsteiger möchten Garnelen mit Fischen halten. Das ist grundsätzlich möglich, solange die Fische klein und friedlich sind. Ideal sind Arten wie Endler-Guppys, Zwergbärblinge oder kleine Rasboras. Dennoch gilt: Garnelen sind Fluchttiere, und in Gesellschaftsbecken ziehen sie sich oft zurück.
Wer wirklich das natürliche Verhalten beobachten möchte, sollte ein reines Garnelenbecken einrichten. Schnecken, wie Turmdeckelschnecken oder Posthornschnecken, sind perfekte Mitbewohner, da sie ähnliche Ansprüche haben und keine Gefahr darstellen.
Häutung und Krankheiten
Garnelen häuten sich regelmäßig, um zu wachsen. Dabei streifen sie ihre alte Panzerung ab. Eine gesunde Häutung ist ein Zeichen für gute Wasserqualität und Ernährung. Probleme treten meist auf, wenn das Wasser zu weich oder zu proteinreich ist. Mineralien wie Calcium und Magnesium sind wichtig, damit sich der neue Panzer richtig bildet.
Krankheiten treten bei Garnelen selten auf, aber es gibt einige bekannte Probleme wie die Weißpünktchenkrankheit, bakterielle Infektionen oder Pilzerkrankungen. Meist sind schlechte Wasserwerte oder Stress die Ursache. Deshalb ist regelmäßige Pflege und Kontrolle der Wasserparameter entscheidend.
FAQs – Häufige Fragen von Einsteigern
1. Wie viele Garnelen sollte man am Anfang einsetzen?
Für ein 20-Liter-Becken empfiehlt sich ein Start mit 10 bis 15 Tieren. So bildet sich schnell eine stabile Gruppe, die sich bei guten Bedingungen selbst vermehrt.
2. Wie oft sollte man Wasser wechseln?
Etwa 10 bis 20 Prozent pro Woche sind optimal. Wichtig ist, dass das neue Wasser ähnliche Temperatur und Werte wie das Aquarienwasser hat.
3. Kann man verschiedene Garnelenarten zusammen halten?
Grundsätzlich ja, aber Vorsicht: Neocaridina und Caridina können sich nicht kreuzen, das ist unproblematisch. Innerhalb einer Art kann es jedoch zu Kreuzungen kommen, die zu unschönen Mischfarben führen. Daher am besten nur eine Art pro Becken halten.
4. Wie lange leben Garnelen?
Je nach Art zwischen 1,5 und 3 Jahren. Amanogarnelen können sogar bis zu 5 Jahre alt werden.
5. Brauchen Garnelen einen Heizstab?
In den meisten Wohnungen reicht die Raumtemperatur aus. Nur bei sehr kühlen Räumen oder empfindlichen Arten ist ein Heizstab sinnvoll.
Fazit
Die Garnelenhaltung ist ein faszinierendes und zugleich entspannendes Hobby, das ideal für Einsteiger in die Aquaristik ist. Mit robusten Arten wie der Neocaridina davidi gelingt der Start fast immer problemlos, während Amanogarnelen eine pflegeleichte Ergänzung bieten. Wer sich weiterentwickeln möchte, kann später mit empfindlicheren Arten wie der Bienengarnele experimentieren.
Garnelen bereichern jedes Aquarium – durch ihre Farben, ihr interessantes Verhalten und ihren Nutzen für das ökologische Gleichgewicht. Mit etwas Geduld, guter Pflege und stabilem Wasser wird man lange Freude an ihnen haben. Der Einstieg in die Garnelenwelt ist nicht nur leicht, sondern auch der Beginn einer Leidenschaft, die viele Aquarianer ein Leben lang begleitet.








