Blog: Geeignete Schneckenhäuser für Schneckenbuntbarsche aus dem Tanganjikasee (7381)
Der Tanganjikasee in Ostafrika ist nicht nur einer der ältesten und tiefsten Seen der Welt, sondern auch Heimat einer faszinierenden Artenvielfalt. Unter den bekanntesten Bewohnern dieses einzigartigen Ökosystems befinden sich die Schneckenbuntbarsche – kleine, aber äußerst interessante Cichliden, die ihr Zuhause in leeren Schneckenhäusern finden. Diese Fische sind bekannt für ihr spannendes Verhalten, ihre ausgeprägte Brutpflege und ihre faszinierende Lebensweise.
Wer Schneckenbuntbarsche, etwa Neolamprologus multifasciatus, Neolamprologus similis oder Lamprologus ocellatus, im Aquarium pflegen möchte, muss sich intensiv mit ihren natürlichen Lebensbedingungen auseinandersetzen. Ein entscheidender Faktor für ihr Wohlbefinden sind dabei die richtigen Schneckenhäuser. Diese bilden nicht nur ihren Rückzugsort, sondern auch den Mittelpunkt ihres Territoriums und ihres sozialen Verhaltens.
In diesem Artikel erfährst du alles über geeignete Schneckenhäuser für Schneckenbuntbarsche aus dem Tanganjikasee: welche Arten sich am besten eignen, welche Größe und Form optimal sind, wie viele Häuser du brauchst, wo du sie herbekommst, wie du sie vorbereitest und wie du sie im Aquarium am besten platzierst. Außerdem bekommst du nützliche Tipps aus der Praxis, häufige Fehlerquellen und Antworten auf typische Fragen rund um dieses spannende Thema.
Lebensweise der Schneckenbuntbarsche – Warum Schneckenhäuser so wichtig sind
Schneckenbuntbarsche leben in der Natur im sogenannten „Schneckenfeld“ am sandigen Ufer des Tanganjikasees. Dort sammeln sich unzählige leere Schneckenhäuser der Gattung Neothauma tanganyicense, einer Süßwasserschnecke, deren stabile, spiralförmige Gehäuse ideale Verstecke für die kleinen Buntbarsche bieten.
Die Schneckenbuntbarsche graben die Häuser teilweise ein, drehen sie in eine bestimmte Position und verteidigen sie gegen Eindringlinge. Sie nutzen sie als Rückzugsort, Schlafplatz, Brutstätte und Schutz vor Fressfeinden. Besonders interessant ist das Sozialverhalten mancher Arten wie Neolamprologus multifasciatus: Sie leben in Kolonien, in denen jedes Tier sein eigenes Haus besitzt, die aber gemeinsam ein komplexes, oft weitläufiges Territorium bilden.
Im Aquarium sind Schneckenhäuser daher nicht nur Deko, sondern absolut lebensnotwendig. Ohne sie fühlen sich die Fische unsicher, zeigen Stressverhalten, und ihre natürliche Lebensweise kann sich nicht entfalten.
Welche Schneckenhäuser eignen sich am besten?
Das natürliche Schneckenhaus der Neothauma tanganyicense ist im Handel kaum oder nur sehr teuer erhältlich. Es ist etwa 5–7 cm hoch und besitzt eine Öffnung von rund 2–3 cm – perfekt für die kleinen Buntbarsche. Da Originalgehäuse selten sind, greifen Aquarianer auf Ersatzhäuser anderer Schneckenarten zurück. Wichtig ist dabei, dass Größe, Form und Stabilität passen.
Weinbergschneckenhäuser
Die Häuser der Weinbergschnecke (Helix pomatia) sind der Klassiker und am weitesten verbreitet. Sie sind leicht erhältlich, günstig und in Größe und Form sehr gut geeignet. Besonders für Arten wie N. multifasciatus oder N. similis passen sie perfekt. Ihre runde, stabile Struktur bietet Schutz und genügend Raum.
Der Nachteil: Weinbergschneckenhäuser sind etwas dünnwandiger als die Neothauma-Originale und können im Aquarium leichter beschädigt werden, etwa durch grobes Graben oder scharfe Steine. Trotzdem sind sie die erste Wahl für viele Aquarianer.
Apfelschneckenhäuser
Etwas größer und robuster sind die Gehäuse von Apfelschnecken (Pomacea sp.). Sie eignen sich besonders für größere Schneckenbuntbarsche wie Lamprologus ocellatus oder Neolamprologus brevis. Durch ihre dicke Wandstruktur bieten sie mehr Schutz und sind langlebiger. Allerdings sind sie schwerer zu beschaffen, da Apfelschnecken in der EU seit einigen Jahren unter Handelsbeschränkungen stehen.
Achat- oder Turboschneckenhäuser
Manche Aquarianer verwenden auch Gehäuse von Meeresarten wie Achat- oder Turboschnecken. Sie sind robust, dekorativ und in verschiedenen Größen erhältlich. Der Nachteil ist allerdings ihr Gewicht und ihre glatte Oberfläche, die oft weniger natürlich wirkt. Außerdem müssen sie gründlich gereinigt und vom Kalk befreit werden, um die Wasserwerte nicht negativ zu beeinflussen.
Künstliche Schneckenhäuser
Inzwischen gibt es auch Nachbildungen aus Ton, Keramik oder Kunststoff, die speziell für Schneckenbuntbarsche hergestellt werden. Diese Modelle sind langlebig, leicht zu reinigen und in Form und Größe exakt an die Bedürfnisse der Fische angepasst. Sie sind besonders dann sinnvoll, wenn du Wert auf ein gleichmäßiges, optisch ansprechendes Aquascape legst oder viele Tiere in einem größeren Becken pflegst.
Größe und Anzahl der Schneckenhäuser
Die richtige Größe hängt stark von der jeweiligen Art ab:
- Neolamprologus multifasciatus und N. similis:
Hausöffnung etwa 2–2,5 cm, Gesamthöhe 4–6 cm.
Diese Arten sind klein und brauchen viele Häuser – mindestens 3–4 pro Tier. In Kolonien können es schnell 30–50 Häuser auf 60–80 cm Beckenlänge sein. - Neolamprologus brevis:
Etwas größer, bevorzugt stabile, tiefere Gehäuse mit einer Öffnung von 2,5–3 cm.
Hier reichen meist 2 Häuser pro Tier, da sie paarweise leben. - Lamprologus ocellatus:
Nutzt gern etwas größere Häuser (3–3,5 cm Öffnung) und beansprucht ein kleines Revier.
1–2 Häuser pro Tier sind ideal, aber sie müssen stabil stehen.
Grundsätzlich gilt: Lieber zu viele als zu wenige Schneckenhäuser. Überangebot reduziert Stress und Aggression, besonders in Kolonien. Außerdem nutzen Jungtiere kleinere Häuser, die mit der Zeit ersetzt werden sollten.
Vorbereitung und Reinigung der Schneckenhäuser
Bevor du Schneckenhäuser ins Aquarium gibst, sollten sie gründlich gereinigt werden. Naturhäuser können Verunreinigungen, Kalkreste oder organisches Material enthalten, das das Wasser belastet.
Reinigungsschritte:
- Häuser unter heißem Wasser abspülen.
- Mit einer alten Zahnbürste Schmutz und Kalk entfernen.
- 10 Minuten in kochendem Wasser abkochen, um Keime und Parasiten abzutöten.
- Anschließend gut trocknen lassen.
Bei Meeresgehäusen empfiehlt sich zusätzlich eine Entsalzung: einige Tage in Süßwasser legen und regelmäßig das Wasser wechseln, um eventuelle Salzreste zu entfernen.
Keramik- oder Kunsthäuser brauchen meist nur eine kurze Spülung. Auf keinen Fall solltest du chemische Reinigungsmittel verwenden – Rückstände können für die Fische giftig sein.
Platzierung im Aquarium
Schneckenbuntbarsche leben am Boden, daher sollte der Bodengrund aus feinem Sand bestehen. Grober Kies ist ungeeignet, weil die Fische aktiv graben. Sie verschieben, drehen und halb vergraben ihre Häuser ständig – das gehört zu ihrem natürlichen Verhalten.
Die Schneckenhäuser sollten locker auf dem Sand liegen, nicht fest eingedrückt. Ein leichter Sandhügel, in den sie eingegraben werden können, fördert das natürliche Verhalten. Achte darauf, dass kein Stein auf einem Haus liegt, damit sich die Fische nicht verletzen oder einklemmen.
Koloniearten wie N. multifasciatus brauchen offene Flächen mit vielen dicht beieinanderliegenden Häusern. Paarbildende Arten wie L. ocellatus oder N. brevis hingegen bevorzugen ein klar abgegrenztes Territorium mit etwas Abstand zwischen den Häusern.
Eine Kombination aus offenen Zonen, einzelnen Steinen als Sichtbarrieren und dichter platzierten Häusergruppen sorgt für eine naturnahe Struktur und verhindert Aggressionen.
Pflege und Austausch
Mit der Zeit können Schneckenhäuser Kalkablagerungen oder Algen ansetzen. Das ist grundsätzlich unproblematisch, solange sie nicht komplett überwachsen sind. Eine regelmäßige Kontrolle und gelegentliche Reinigung (z. B. beim Wasserwechsel) reicht völlig aus.
Wenn ein Haus beschädigt ist oder Risse zeigt, solltest du es austauschen – scharfe Kanten können die Fische verletzen. Besonders beim Nachwuchs lohnt sich ein Vorrat an sauberen, unterschiedlich großen Häusern.
Häufige Fehler bei der Auswahl und Nutzung von Schneckenhäusern
Viele Einsteiger machen typische Fehler, die leicht vermeidbar sind:
- Verwendung von zu wenigen Häusern: führt zu Stress und Kämpfen.
- Zu große Öffnungen: Fische fühlen sich ungeschützt.
- Dekorative, lackierte Gehäuse: oft giftige Beschichtungen.
- Zu fester Bodengrund: verhindert das natürliche Eingraben.
- Falsche Platzierung (z. B. direkt an Filterauslässen): stört das Ruheverhalten.
Wer diese Punkte beachtet, schafft optimale Bedingungen für gesunde, aktive Schneckenbuntbarsche.
FAQs – Häufige Fragen zu Schneckenhäusern für Schneckenbuntbarsche
1. Kann man echte Neothauma-Häuser kaufen?
Ja, aber sie sind selten und teuer. Einzelstücke kosten oft mehrere Euro. Nachbildungen aus Keramik sind eine gute und nachhaltige Alternative.
2. Müssen die Schneckenhäuser ersetzt werden?
Nur wenn sie beschädigt oder zu klein geworden sind. Erwachsene Tiere behalten oft jahrelang dasselbe Haus.
3. Wie viele Schneckenhäuser brauche ich für ein 100-Liter-Becken?
Für Koloniearten wie N. multifasciatus etwa 30–40 Häuser, bei paarbildenden Arten reichen 6–10.
4. Können Schneckenbuntbarsche verschiedene Häusertypen kombinieren?
Ja, sie wählen individuell nach Größe und Form. Eine Mischung aus Weinberg- und Apfelschneckenhäusern kann vorteilhaft sein.
5. Färben Schneckenhäuser das Wasser oder beeinflussen sie die Werte?
Kalkhaltige Häuser können den pH-Wert leicht erhöhen, was für Tanganjikasee-Arten oft sogar positiv ist, da sie hartes, alkalisches Wasser bevorzugen.
6. Können Schneckenhäuser mit Algenbewuchs im Becken bleiben?
Ja, ein leichter Algenfilm ist unproblematisch und wirkt natürlicher. Nur bei starkem Bewuchs sollten sie gereinigt werden.
Fazit
Die Wahl der richtigen Schneckenhäuser ist ein zentrales Element bei der Haltung von Schneckenbuntbarschen aus dem Tanganjikasee. Sie bilden das Herzstück ihres Lebensraums und sind weit mehr als einfache Dekoration. Die Fische nutzen sie als Schutz, Revierzentrum und Brutstätte – ihr gesamtes Verhalten ist auf diese kleinen „Häuser“ abgestimmt.
Am besten eignen sich Weinbergschneckenhäuser, weil sie günstig, verfügbar und in Form und Größe ideal sind. Für größere Arten oder besondere Ansprüche sind Apfelschneckenhäuser, Meeresgehäuse oder künstliche Modelle ebenfalls sehr gut geeignet. Entscheidend ist, dass jedes Tier genügend Rückzugsmöglichkeiten hat und die Häuser sauber, stabil und passend platziert sind.
Wer sich Zeit nimmt, die Schneckenhäuser sorgfältig auszuwählen, vorzubereiten und klug im Aquarium anzuordnen, wird mit einer lebendigen, natürlichen und spannenden Unterwasserlandschaft belohnt. Schneckenbuntbarsche zeigen dann ihr volles Verhalten – vom Graben über das Verteidigen des Hauses bis hin zur liebevollen Brutpflege.
Ein artgerechtes Schneckenfeld im Aquarium ist nicht nur schön anzusehen, sondern auch Ausdruck echten Verständnisses für das faszinierende Ökosystem des Tanganjikasees. Und genau darin liegt der Reiz dieser kleinen, aber großartigen Fische.










