Blog: Je bunter, desto giftiger - Was ist dran an diesem Sprichwort (7278)
Farbenpracht im Tierreich übt seit eine besondere Faszination aus: Ob im Aquarium, im Terrarium oder draußen in freier Natur, auffällige Farben ziehen Blicke auf sich. Der bekannte Spruch „je bunter, desto giftiger“ spielt darauf an, dass viele Tiere mit diesen Farben eine Warnung aussprechen. Aber ist er eigentlich zutreffend?
Farben als Warnung
Es gibt tatsächlich viele Beispiele, die den Spruch bestätigen. Im Regenwald Mittel- und Südamerikas tragen die winzigen Baumsteigerfrösche ein regelrechtes Leuchtkostüm. Ihre grellen Muster sind keine Zierde, sondern eine deutliche Botschaft an jeden Fressfeind: Ich bin ungenießbar und hochgiftig. Auch zahlreiche Insekten bedienen sich solcher Signale. Der knallrote Marienkäfer etwa sondert ein bitteres Sekret ab, das ihn für Vögel unattraktiv macht. Und im Meer zeigen bunt gemusterte Nacktschnecken, dass sie für Angreifer alles andere als ein schmackhafter Happen wären.
Farben als Täuschung
Doch nicht jede auffällige Farbe bedeutet Gift. Manche Tiere bluffen, und zwar ziemlich erfolgreich. Die harmlose Milchschlange imitiert mit ihrem „Rot Schwarz Gelb“- Muster die gefährlichen Korallenottern. Schwebfliegen tragen schwarzgelbe Streifen, die täuschend an Wespen erinnern, obwohl sie weder Stachel noch Gift besitzen. Solche Imitationen nennt man Mimikry, und sie funktionieren, weil Fressfeinde lieber einmal zu vorsichtig sind als einen schmerzhaften Fehler zu riskieren.
Farben ohne Gefahr
Viele farbenprächtige Tiere verdanken ihr Aussehen aber ganz anderen Ursachen. Bei Fischen wie Guppys oder Neons im Aquarium handelt es sich schlicht um Zuchtergebnisse oder Balzsignale. Auch Chamäleons wechseln ihre Farben nicht, um Giftigkeit anzukündigen, sondern vorrangig um ihre Stimmung oder Temperatur zu zeigen. Für den Menschen sind sie damit völlig ungefährlich.
Ein besonders spannender Fall sind die Baumsteigerfrösche in Terrarien. Während sie im Regenwald zu den giftigsten Amphibien überhaupt zählen, verlieren sie ihre Toxine in Menschenobhut, da ihnen die speziellen Insekten fehlen, aus denen sie die Gifte bilden. Die Farben bleiben bestehen, doch ihre warnende Bedeutung verpufft.
Was bleibt vom Spruch?
Der Satz „je bunter, desto giftiger“ enthält also einen wahren Kern, aber er ist keineswegs ein Naturgesetz. Manche bunten Tiere sind tatsächlich gefährlich, andere bluffen, wieder andere sind schlicht schön anzusehen, ohne jede Bedrohung.
Bunt bedeutet nicht immer giftig, aber niemals bedeutungslos. Ob als Warnung, Tarnung, Täuschung oder Liebeswerbung, hinter jedem Farbton steckt eine Botschaft.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de




