Blog: Trend Kunstrasen: Was sind die ökologischen Folgen? (7037)
Der perfekte Rasen – aber zu welchem Preis?
Ein gepflegter, sattgrüner Rasen gilt in vielen deutschen Gärten als das Sinnbild für Ordnung, Ästhetik und Lebensqualität. Doch die Realität sieht oft anders aus: Moos, Unkraut, kahle Stellen oder der Aufwand, der mit regelmäßigem Mähen, Düngen und Bewässern einhergeht, trüben die Freude vieler Hobbygärtner. Kein Wunder also, dass immer mehr Menschen nach einer Alternative suchen – und diese scheinbar perfekte Lösung in Kunstrasen finden.
Kunstrasen verspricht ein makelloses Erscheinungsbild bei minimalem Pflegeaufwand. Kein Mähen, kein Gießen, kein Unkrautzupfen. Doch was auf den ersten Blick nach einer cleveren Lösung aussieht, wirft bei näherer Betrachtung viele ökologische Fragen auf. Ist Kunstrasen tatsächlich eine nachhaltige Option? Welche Auswirkungen hat er auf die Umwelt, das Mikroklima und die Artenvielfalt im Garten?
In diesem ausführlichen Artikel werfen wir einen kritischen Blick auf den Trend Kunstrasen im Garten, beleuchten die ökologischen Folgen, stellen Alternativen vor und beantworten häufig gestellte Fragen zum Thema.
Was ist Kunstrasen überhaupt?
Kunstrasen besteht in der Regel aus Kunststofffasern – meist Polyethylen (PE) oder Polypropylen (PP) – die in eine Trägerschicht aus Latex oder Polyurethan eingearbeitet sind. Die Fasern imitieren natürliche Grashalme in Farbe, Länge und Haptik. Unter dem Kunstrasen wird häufig eine Drainageschicht aus Schotter oder Sand eingebracht, um Regenwasser abzuleiten.
Je nach Qualität und Preisklasse unterscheidet sich Kunstrasen in Aussehen, Haltbarkeit und Ökobilanz. Besonders hochwertige Produkte wirken täuschend echt und können bis zu 15 Jahre halten.
Warum wird Kunstrasen immer beliebter?
Die Gründe für den Boom sind vielfältig:
- Wenig Pflege: Kein Rasenmähen, kein Gießen, kein Düngen.
- Ganzjährig grün: Unabhängig von Jahreszeit und Wetter.
- Saubere Optik: Keine braunen Stellen oder Unkraut.
- Langlebigkeit: Bis zu 15 Jahre Haltbarkeit.
- Ideal für Schattenlagen: Wo echter Rasen schlecht wächst.
Gerade in Städten, auf Dachterrassen oder in Vorgärten wird Kunstrasen immer häufiger eingesetzt. Doch trotz aller Vorteile bleiben zentrale ökologische Fragen offen.
Ökologische Folgen von Kunstrasen im Garten
Bodenversiegelung und eingeschränkte Versickerung
Ein wesentlicher Kritikpunkt ist die sogenannte Bodenversiegelung. Kunstrasen lässt zwar Wasser durch, jedoch in weitaus geringerem Maße als natürlicher Boden oder echter Rasen. Besonders wenn unter dem Kunstrasen eine feste Schicht aus Sand, Schotter oder sogar Beton liegt, wird die natürliche Versickerung des Regenwassers stark behindert.
Folgen:
- Höhere Belastung der Kanalisation bei Starkregen.
- Geringere Grundwasserneubildung.
- Erhöhtes Risiko für lokale Überschwemmungen.
Verlust von Lebensraum und Artenvielfalt
Ein Garten mit Kunstrasen ist kein Lebensraum für Insekten, Vögel oder Kleinsäuger. Während ein natürlicher Rasen mit Wildblumen und Kräutern eine wertvolle Nahrungsquelle darstellt, bietet Kunstrasen keinerlei ökologische Funktion.
Folgen:
- Rückgang von Bienen, Schmetterlingen und Regenwürmern.
- Kein Platz für Wildpflanzen oder bodenlebende Tiere.
- Störung des ökologischen Gleichgewichts im Garten.
Mikroklima und Hitzebildung
Kunststoff heizt sich bei Sonneneinstrahlung deutlich stärker auf als natürlicher Boden. Im Sommer können auf Kunstrasenflächen Temperaturen von über 60 Grad Celsius gemessen werden. Dies hat Auswirkungen auf das Mikroklima im Garten, insbesondere in urbanen Gebieten.
Folgen:
- Erhöhte Umgebungstemperaturen.
- Geringerer Verdunstungskühleffekt.
- Schlechteres Klima für angrenzende Pflanzen und Tiere.
Plastikmüll und Entsorgungsproblematik
Kunstrasen besteht vollständig aus Kunststoffen, deren Herstellung energieintensiv ist und auf fossilen Rohstoffen basiert. Nach Ende der Lebensdauer stellt sich die Frage der Entsorgung.
Probleme:
- Recycling ist schwierig, da Kunstrasen aus Verbundstoffen besteht.
- Häufig landet er auf dem Sondermüll oder wird verbrannt.
- Mikroplastik-Abrieb kann in die Umwelt gelangen.
Keine natürliche Bodenentwicklung
Unter Kunstrasen stirbt das Bodenleben ab. Regenwürmer, Mikroorganismen und Pilze finden keinen Lebensraum und keine Nahrung. Dadurch verarmt der Boden langfristig – ein natürlicher Gartenboden regeneriert sich jedoch nur mit biologischer Aktivität.
Alternativen zum Kunstrasen
Für alle, die den Pflegeaufwand reduzieren, aber nicht auf ökologische Werte verzichten wollen, gibt es interessante Alternativen:
Kräuterrasen oder Blumenwiese
Statt sterilem Zierrasen können Kräuterrasen oder Wildblumenwiesen angelegt werden. Sie sind robust, pflegeleicht und bieten gleichzeitig Lebensraum für zahlreiche Insekten.
Rasengittersteine oder begrünte Wege
Für begehbare Flächen bieten sich Rasengittersteine an, die mit echtem Rasen oder Bodendeckern bepflanzt werden. Das sieht natürlich aus und ist wasserdurchlässig.
Bodendeckerpflanzen
Pflanzen wie Thymian, Sedum, Waldmeister oder Immergrün eignen sich hervorragend als Alternative, besonders in halbschattigen Bereichen.
Ökologischer Rasen mit Mähroboter
Wer nicht auf echten Rasen verzichten will, kann mit einem Mähroboter Pflegeaufwand minimieren, ohne auf die positiven ökologischen Aspekte zu verzichten.
FAQs – Häufige Fragen rund um Kunstrasen im Garten
1. Ist Kunstrasen wirklich wasserdurchlässig?
Ja, viele Kunstrasenprodukte verfügen über Drainagelöcher. Dennoch ist die Wasserdurchlässigkeit im Vergleich zu natürlichem Boden reduziert, vor allem wenn eine verdichtete Unterbauschicht verwendet wird.
2. Kann Kunstrasen recycelt werden?
In der Theorie ja, in der Praxis selten. Die Kombination aus verschiedenen Materialien erschwert die Trennung und Wiederverwertung.
3. Wie lange hält Kunstrasen?
Je nach Qualität zwischen 8 und 15 Jahren. Danach muss er ersetzt und entsorgt werden.
4. Ist Kunstrasen für Haustiere geeignet?
Viele Kunstrasenprodukte sind haustierfreundlich, allerdings kann sich die Oberfläche stark aufheizen, was für Tiere unangenehm sein kann.
5. Kann man Kunstrasen selbst verlegen?
Ja, mit etwas handwerklichem Geschick ist die Eigenverlegung möglich. Wichtig ist eine sorgfältige Vorbereitung des Untergrunds.
6. Gibt es biologisch abbaubaren Kunstrasen?
Derzeit sind solche Produkte noch in der Entwicklungsphase. Einige Hersteller experimentieren mit biobasierten Materialien, jedoch ist die Marktdurchdringung noch gering.
Fazit: Kunstrasen – bequem, aber problematisch für die Umwelt
Kunstrasen mag auf den ersten Blick wie die perfekte Lösung für den pflegeleichten Garten erscheinen. Doch unter dem ästhetischen Deckmantel verbirgt sich eine Vielzahl ökologischer Probleme: Bodenversiegelung, Verlust von Biodiversität, Mikroklimabelastung und Entsorgungsprobleme sind nur einige davon.
Wer seinen Garten nachhaltig gestalten möchte, sollte Kunstrasen kritisch hinterfragen und auf naturnahe Alternativen setzen. Denn ein lebendiger Garten mit echten Pflanzen, blühenden Wiesen und tierischem Besuch ist nicht nur ökologisch wertvoll, sondern auch langfristig schöner und gesünder – für Mensch, Tier und Umwelt.







