Blog: Unsichtbare Helfer im Boden: Die Bedeutung der Mistkäfer (7292)
Wer über artenreiche Ökosysteme spricht, denkt meist an große Säugetiere, Vögel oder auffällige Insekten wie Schmetterlinge. Weniger Beachtung finden dagegen jene Arten, die im Verborgenen wirken und deren Tätigkeit unscheinbar, aber unverzichtbar ist. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel liefern die Mistkäfer, die in enger Verbindung mit Weidetieren stehen und entscheidend zur Stabilität ganzer Lebensräume beitragen.
Kreislauf des Dungs
Mistkäfer nutzen den Kot von Huftieren wie Rindern, Pferden oder Wildtieren als Nahrungsquelle und Brutstätte. Sie rollen kleine Kugeln aus Dung oder vergraben ihn direkt im Boden, um darin ihre Eier abzulegen. Die Larven ernähren sich vom organischen Material, während der Boden gleichzeitig mit wertvollen Nährstoffen angereichert wird. Auf diese Weise beschleunigen die Käfer die Zersetzung des Dungs und sorgen dafür, dass der natürliche Nährstoffkreislauf geschlossen bleibt.
Was passiert, wenn die Käfer fehlen?
Ohne Mistkäfer würde Tierkot lange auf den Weiden liegen bleiben. Das hat mehrere Folgen:
- Verlust an Weidefläche
Kotfladen hemmen das Graswachstum, sodass weniger Futter für Weidetiere zur Verfügung steht. - Anstieg von Parasiten
Fliegen und andere Schädlinge legen ihre Eier bevorzugt in unvergrabenen Dung. Fehlen die Mistkäfer, können sich Parasiten wie Magen-Darm-Würmer oder Stechfliegen stark vermehren und sowohl Nutztiere als auch Wildtiere belasten. - Nährstoffstau
Anstatt in den Boden zurückzukehren, bleiben Nährstoffe lange ungenutzt an der Oberfläche liegen. Der Boden verliert an Fruchtbarkeit, und die Weiden verarmen.
Besonders deutlich zeigen sich solche Folgen in Regionen, in denen Mistkäferpopulationen zurückgegangen sind – etwa durch den Einsatz von Entwurmungsmitteln bei Weidetieren, die auch für Käferlarven giftig sind.
Ein historisches Beispiel: Australien und die eingeführten Käfer
Ein eindrückliches Beispiel für die Bedeutung der Mistkäfer liefert Australien. Mit der Ankunft europäischer Siedler im 18. Jahrhundert wurden Rinder und Schafe eingeführt, deren Dung eine ganz andere Zusammensetzung hatte als der der einheimischen Beuteltiere. Die australischen Mistkäfer waren daran nicht angepasst und ließen die neuen Kotfladen unberührt. Bald lagen Millionen Tonnen Rinderdung auf den Weiden, was das Graswachstum hemmte und Fliegenplagen verursachte.
Erst ab den 1960er-Jahren wurde eine Lösung gefunden: Australische Wissenschaftler führten gezielt Mistkäferarten aus Afrika und Europa ein, die an Rinderdung angepasst waren. Diese Käfer etablierten sich erfolgreich und sorgten dafür, dass der Dung wieder im Boden verschwand. Das Beispiel zeigt, wie existenziell diese unscheinbaren Käfer für die Landwirtschaft sein können und welche Probleme entstehen, wenn sie fehlen.
Ein Blick auf die Empfindlichkeit des Gleichgewichts
Mistkäfer sind stille Regulierer, die nicht nur den Lebensraum für Weidetiere verbessern, sondern auch die Ausbreitung von Krankheitserregern und Parasiten eindämmen. Ihr Beitrag ist damit nicht nur ein Gewinn für die Natur, sondern auch für den Menschen, der von gesunden Weidetieren und produktivem Boden profitiert.
Das Beispiel der Mistkäfer zeigt, wie eng biologische Kreisläufe miteinander verbunden sind. Fällt ein Glied heraus – sei es durch Pestizide, Medikamentenrückstände oder den Verlust von Lebensräumen –, geraten ganze Systeme ins Wanken.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de








