Der Teich bei Nacht - Wer kommt, wenn es dunkel wird?

Ein Gartenteich verändert sich mit der Tageszeit: Was tagsüber ruhig und vertraut wirkt, wird nachts zum Schauplatz zahlreicher Aktivitäten. Viele Tiere meiden das Tageslicht, nicht aus Scheu, sondern weil sie darauf spezialisiert sind, im Dunkeln zu jagen, zu wandern oder sich zu paaren. Wer sich mit etwas Geduld und einer Taschenlampe an den Teich setzt, kann überraschende Entdeckungen machen.
Bei Nacht
Mit der Dämmerung sinkt die Wassertemperatur leicht ab, Insektenflug und Photosynthese lassen nach – und die nächtlichen Bewohner übernehmen. Einige Wasserpflanzen wie die Seerose schließen jetzt ihre Blüten, während andere, etwa die Weiße Seerose (Nymphaea alba), nachts erst zu ihrer vollen Pracht erwachen.

Die Aktivität im Wasser verlagert sich: Räuberische Insektenlarven, Molche und nachtaktive Käferarten beginnen ihre Beutezüge. Auch die akustische Kulisse verändert sich – Froschrufe, Rascheln im Schilf und das leise Plätschern eines nachaktiven Besuchers am Ufer gehören zur nächtlichen Atmosphäre.
Molche, besonders der Teichmolch (Lissotriton vulgaris), sind bei Nacht deutlich aktiver. Sie durchstreifen den Teichboden auf der Suche nach Würmern, Insektenlarven oder kleinen Schnecken. Tagsüber verstecken sie sich unter Wurzeln, Steinen oder in Ufervegetation.
Wasserkäfer wie der Gelbrandkäfer (Dytiscus marginalis) steigen erst nach Sonnenuntergang richtig auf. Sie sind ausgezeichnete Schwimmer und jagen mit kräftigen Mundwerkzeugen kleine Fische, Kaulquappen oder andere Insekten. Ihre Larven sind ebenfalls nachtaktiv und bemerkenswert effizient.

Libellenlarven sind überraschend robuste Jäger: Mit ihrer ausklappbaren Fangmaske schnappen sie blitzschnell nach Beute. Da sie sich oft über ein Jahr lang im Wasser entwickeln, sind sie dauerhaft präsent – aber vor allem in der Dunkelheit aktiv.
Auch Wasserschnecken wie die Spitzschlammschnecke (Lymnaea stagnalis) werden nachts mobil. Sie weiden Algen und Pflanzenreste ab und sind dabei ein wichtiger Teil des natürlichen Reinigungssystems im Teich.
Am Ufer
Nicht nur das Wasser selbst, auch der Uferbereich wird bei Nacht belebt. Kröten und Frösche wandern an warmen Sommerabenden zwischen Gartenbereichen und dem Teich hin und her. Ihre Rufe, wie das dumpfe „Ruh-ruh“ der Erdkröte oder das Quaken des Laubfrosches, geben dem Garten eine wunderschöne Klangkulisse.

Igel kommen zum Trinken, durchstöbern dabei auch Mulm und Laub nach Insekten. Selbst Fledermäuse sind manchmal über der Wasserfläche zu beobachten, wo sie Mücken im Flug fangen – ein nützlicher Beitrag zur Insektenkontrolle.
Nachtbeobachtung: So entdeckt man das verborgene Leben
Wer das nächtliche Leben im Teich entdecken möchte, sollte mit Ruhe und Rücksicht vorgehen. Viele Tiere sind äußerst lichtempfindlich und verschwinden sofort, wenn sie geblendet werden. Besonders Frösche, Molche und Insektenlarven reagieren auf plötzliches helles Licht mit Flucht oder stellen ihre Aktivität ein. Eine handelsübliche Taschenlampe mit grellem LED-Licht kann daher wesentlich mehr stören als nützen.
Stattdessen empfiehlt sich eine Taschenlampe mit Rotlichtfilter. Diese Variante nutzt rotes Licht, das von vielen nachtaktiven Tieren kaum wahrgenommen wird. Es ermöglicht eine sanfte Ausleuchtung der Wasseroberfläche oder der Uferzonen, ohne das Verhalten der Tiere maßgeblich zu beeinflussen. Einige Taschenlampen besitzen bereits einen integrierten Rotlichtmodus – alternativ kann man mit roter Folie oder einem einfachen Filteraufsatz nachhelfen.

Wer es noch unauffälliger mag, kann eine Wildkamera mit Infrarotsensor aufstellen. Solche Kameras lösen automatisch bei Bewegung aus und nehmen völlig lautlos Bilder oder kurze Videos auf – ideal, um auch scheue Besucher wie Igel, Waschbären oder nachtaktive Vögel zu erfassen.
Für die direkte Beobachtung genügt meist eine bequeme Sitzgelegenheit am Ufer und ein wenig Geduld. Am besten beginnt man die Beobachtung in der Dämmerung, wenn erste Tiere aktiv werden. Wer sich ruhig verhält, wird nach und nach mit einem überraschend lebendigen Schauspiel belohnt.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de