Hier wohnen wir - Aus Unordnung wird Lebensraum

Naturgärten leben von Vielfalt, Strukturreichtum und auch einem gewissen Maß an „Unordnung“. Ein alter Steinhaufen, ein liegengelassenes Astbündel oder eine wilde Ecke mit Brennnesseln sind in ökologischer Hinsicht wahre Schatzkammern.
Nicht jeder allerdings erkennt auf den ersten Blick den Wert solcher Bereiche. Spaziergänger, Nachbarn oder Besucher blicken mitunter kritisch auf diese „verwilderten“ Stellen. Hier kann ein einfacher, aber wirkungsvoller Trick helfen: Information mit Charme.

Aus Wildnis wird Wohnraum – durch Beschilderung
Ein liebevoll gestaltetes Schild mit der Aufschrift „Hier wohnen wir“ verleiht einem Haufen aus Totholz oder Steinen plötzlich Persönlichkeit. Die unaufgeräumte Fläche wird zum adressierten Lebensraum für z.B. Eidechse, Wildbiene oder Igel. Wer die Bewohner sichtbar macht, weckt Aufmerksamkeit und vielleicht sogar Bewunderung.
Ergänzt werden kann das Schild durch kleine Illustrationen, Fußabdrücke oder „Unterschriften“ der Tiere, die diesen Ort nutzen: „L. agilis – Zauneidechse“, „Bombus lapidarius – Steinhummel“, „Erinaceus europaeus – Igel“. Auch Piktogramme oder aufgemalte gemalte Spuren wirken sympathisch und lassen sich leicht anpassen.
Wirkung nach außen
Die Idee dahinter: Wer versteht, sieht mit anderen Augen. Ein Steinhaufen ist nicht mehr bloß ein Haufen, sondern Winterquartier für Amphibien oder Rückzugsort für Insekten. Ein dürrer Aststapel wird zum Brutplatz der Wildbiene oder zur Kinderstube der Zaunkönige. Durch kleine Hinweise lässt sich diese Perspektive vermitteln – niedrigschwellig, ohne erhobenen Zeigefinger.

Vielleicht hilft eine charmante Hinweistafel die kritischen Blicke in ein zustimmendes Nicken zu verwandeln. Wer weiß, dass sich hinter dem scheinbar achtlos liegengelassenen Holz echte Lebensräume verbergen, begegnet der Szene mit Respekt oder sogar Begeisterung. Im allerbesten Fall inspiriert die Idee sogar dazu, selbst eine solche Ecke im eigenen Garten anzulegen.
Gestaltungsideen für naturnahe Schilder
Bei der Gestaltung ist Kreativität gefragt, ob selbst bemalt, mit wetterfestem Marker beschriftet oder als kleines Kunstprojekt:
- kleine Holztafeln mit aufgemalten Tiernamen oder Fußabdrücken
- bemalte Steine mit Tiermotiven
- Schilder in Insektenform, die an Pfosten oder Bäumen befestigt werden
- wetterfeste QR-Codes, die zu Infoseiten über die Bewohner führen
Wichtig ist, dass die Schilder zum Charakter des Gartens passen und freundlich wirken – sie sollen erklären, nicht rechtfertigen.

Kleine Geste, große Wirkung
Ein Naturgarten muss sich nicht verstecken – aber manchmal hilft ein kleiner erklärender Hinweis, um seine Besonderheiten zu vermitteln. Vielleicht wird dann aus dem skeptischen Blick eines Spaziergängers schon bald ein begeisterter erster Schritt zum eigenen wilden Eckchen.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de
