Nützlinge im Garten: Die Ohrenkneifer
Der Ohrenkneifer, in Mitteleuropa meist der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia), zählt zu den Insekten, die vielen Menschen zunächst etwas unheimlich erscheinen. Seine auffälligen Zangen am Hinterleib und der alte Volksglaube, er könne in Ohren kriechen, haben ihm einen zweifelhaften Ruf eingebracht. Dabei ist er ein faszinierendes Insekt, das im ökologischen Gleichgewicht eine wichtige Rolle spielt und in Gärten als geschätzter Nützling gilt.
Ein gruseliger Name
Der Name „Ohrwurm“ oder „Ohrenkneifer“ geht auf alte Überlieferungen zurück. Man glaubte früher, die Tiere würden nachts in die Ohren von Menschen kriechen, was jedoch nie nachgewiesen wurde. Auch die wissenschaftliche Bezeichnung auricularia bezieht sich auf das Ohr. Wahrscheinlicher ist, dass der Name aus der Volksmedizin stammt: getrocknete Ohrwürmer wurden in Pulverform bei Ohrleiden verwendet. Heute weiß man, dass die Insekten harmlos sind – ihre Zangen dienen nicht dem Angriff auf Menschen, sondern werden zur Verteidigung und im Paarungsverhalten eingesetzt.
Unscheinbar, aber unverzichtbar
Der Ohrenkneifer ist ein Allesfresser. Er ernährt sich von Pflanzenteilen, Algen und Pilzen, vor allem aber von kleinen Insekten wie Blattläusen. Dadurch erfüllt er gleich zwei Funktionen: Zum einen trägt er zum Abbau organischer Reste bei und unterstützt so die Bildung von Humus. Zum anderen reguliert er Schädlingspopulationen und reduziert damit Schäden an Kulturpflanzen. Besonders in Obstgärten wirkt er als natürlicher Gegenspieler der Blattlaus und ist somit ein stiller Helfer, der ohne Aufsehen zu erregen, zur Pflanzengesundheit beiträgt.
Das Vorkommen von Ohrenkneifern im Garten deutet auf ein intaktes, vielfältiges Ökosystem hin. Sie benötigen Verstecke, eine abwechslungsreiche Vegetation und eine gewisse Bodenfeuchtigkeit. In monoton gestalteten Flächen mit wenig Struktur oder in stark gepflegten Ziergärten fehlen ihnen Rückzugsorte, was ihre Bestände deutlich einschränkt.
Den Garten ohrwurmfreundlich gestalten
Wer die Nützlinge fördern möchte, sollte ihnen geeignete Verstecke anbieten. Bewährt haben sich umgedrehte Blumentöpfe, die mit Holzwolle oder Stroh gefüllt und in Bäume gehängt werden. Dort finden die Tiere tagsüber Unterschlupf und können nachts aktiv auf Beutefang gehen. Auch Totholz, Laubhaufen oder Rindenstücke bieten Lebensraum. Der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel ist ebenfalls entscheidend, da Ohrwürmer sehr empfindlich auf Gifte reagieren. So entsteht ein Umfeld, in dem sie sich wohlfühlen und dauerhaft zur natürlichen Schädlingskontrolle beitragen.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de





