Lebens(t)räume für Menschen, Tiere & Pflanzen
Gestaltungsbeispiele für naturnahe Lebensräume
Einrichtungsbeispiele.de-Logo
Neu
Login
Wir werden unterstützt von:
19.02.2025 von Tom

Reproduktionsverschiebung bei Wildtieren – Das Beispiel des Igels

Reproduktionsverschiebung bei Wildtieren – Das Beispiel des Igels
Reproduktionsverschiebung bei Wildtieren – Das Beispiel des Igels - Foto 1

Der Klimawandel und menschliche Eingriffe in die Natur beeinflussen das Verhalten vieler Wildtiere. Eine der auffälligsten Veränderungen ist die sogenannte Reproduktionsverschiebung – also eine zeitliche Verschiebung oder Verlängerung der Fortpflanzungsphase. Dieses Phänomen lässt sich inzwischen bei zahlreichen Arten beobachten, darunter auch beim Igel (Erinaceus europaeus). Was genau steckt dahinter, welche Folgen hat das für die Igelpopulation, und welche Auswirkungen hat diese Entwicklung generell auf Gärten und ihre Bewohner?

Was ist eine Reproduktionsverschiebung?

Reproduktionsverschiebung beschreibt eine Veränderung des Zeitpunkts oder der Häufigkeit der Fortpflanzung innerhalb einer Tierpopulation. Dabei kann es sich um eine Vorverlagerung (frühere Fortpflanzung), eine Verlängerung (längere Fortpflanzungsphase) oder eine Verzögerung (spätere Fortpflanzung) handeln.

Reproduktionsverschiebung bei Wildtieren – Das Beispiel des Igels
Reproduktionsverschiebung bei Wildtieren – Das Beispiel des Igels - Foto 2

Dieses Phänomen tritt auf, wenn Umweltbedingungen die biologischen Signale beeinflussen, die den Fortpflanzungszyklus steuern. Tiere orientieren sich dabei meist an Umweltfaktoren wie Temperatur, Tageslänge oder Nahrungsverfügbarkeit.

Die Gründe für eine Veränderung der Fortpflanzungszeit können vielfältig sein und oft spielen mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle:

Klimawandel und steigende Temperaturen

Höhere Durchschnittstemperaturen können dazu führen, dass Tiere früher aktiv werden und ihre Fortpflanzung früher beginnen. Ein milder Frühling bedeutet beispielsweise, dass Paarungsbereitschaft und Geburten früher einsetzen. Gleichzeitig kann ein wärmerer Herbst dazu führen, dass sich Tiere später als üblich erneut fortpflanzen.

Reproduktionsverschiebung bei Wildtieren – Das Beispiel des Igels
Reproduktionsverschiebung bei Wildtieren – Das Beispiel des Igels - Foto 3

Veränderte Nahrungsverfügbarkeit

Viele Wildtiere koppeln ihre Fortpflanzung an das Nahrungsangebot. Wenn durch wärmere Temperaturen Pflanzen länger blühen oder Insekten länger aktiv sind, steht mehr Nahrung zur Verfügung – das kann eine zweite oder sogar dritte Fortpflanzungsperiode ermöglichen.

Gestörte Winterschlafzyklen

Bei Tieren, die Winterschlaf halten, kann eine veränderte Umwelt dazu führen, dass sie zu früh oder zu spät aufwachen. Wenn sie zu früh aktiv werden, könnten sie sich früher fortpflanzen. Umgekehrt kann eine späte Fortpflanzung dazu führen, dass einige Tiere gar nicht mehr in den Winterschlaf gehen, weil ihre biologische Uhr nicht mehr mit den Jahreszeiten synchron läuft.

Menschliche Einflüsse

In Siedlungsnähe profitieren manche Wildtiere von Fütterung oder zusätzlichen Nahrungsquellen (z. B. Mülleimer, Haustierfutter). Auch künstliche Lichtquellen können biologische Rhythmen beeinflussen. So kann beispielsweise Straßenbeleuchtung die Wahrnehmung der Tageslänge verändern, was sich auf die Fortpflanzung auswirkt.

Der Igel als Beispiel für Reproduktionsverschiebung

Normalerweise beginnt die Paarungszeit des Igels in Mitteleuropa im Frühjahr, kurz nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf. Wenn es genügend Nahrung gibt, folgt oft eine zweite Fortpflanzungsperiode im Sommer. Durch die oben genannten Veränderungen zeigt sich jedoch ein verändertes Muster:

Früheres Erwachen und Paarung im Frühjahr

Ein milder Winter führt dazu, dass Igel früher aus dem Winterschlaf erwachen, aktiver sind und sich eher fortpflanzen.

Längere Fortpflanzungsperiode

Wenn der Herbst warm bleibt, nutzen einige Igel die verlängerte Nahrungsverfügbarkeit und paaren sich erneut.

Spätgeburten mit erhöhtem Sterberisiko

In milden Wintern wurden Igeljunge sogar noch im November oder Dezember gesichtet – ein Problem, da sie oft nicht genug Fettreserven für den Winterschlaf aufbauen können.

Welche Folgen hat die Reproduktionsverschiebung für Gartenbesitzer?

Veränderte Fortpflanzungszeiten und Aktivitätsmuster von Wildtieren können sich auf verschiedene Weise auf Gärten und ihre Besitzer auswirken.

Vermehrtes Auftreten von Wildtieren in Siedlungsnähe

Tiere wie Füchse, Marder oder Wildkaninchen, die sich länger oder öfter fortpflanzen, könnten in größerer Zahl in Gärten auftauchen. Das kann zu Problemen führen, wenn sie beispielsweise Beete durchwühlen, Nutzpflanzen fressen oder Schäden anrichten.

Längere Aktivitätsphasen von Insekten

Bestäuber wie Bienen oder Schmetterlinge könnten länger aktiv bleiben, was sich positiv auf die Blütenbildung im Garten auswirken kann. Gleichzeitig könnten Schädlinge wie Blattläuse oder Raupen ebenfalls länger auftreten und zu stärkerem Pflanzenfraß führen.

Veränderte Populationsdynamik von Nützlingen und Schädlingen

Durch eine frühere und längere Fortpflanzung können sich manche Tierpopulationen stark vermehren. Das kann dazu führen, dass bestimmte Nützlinge häufiger vorkommen, aber auch, dass es vermehrt zu Ungleichgewichten kommt.

Mehr Fürsorge für Wildtiere nötig

Wenn Jungtiere zu spät im Jahr geboren werden, haben sie oft Schwierigkeiten, den Winter zu überleben. Das betrifft nicht nur Igel, sondern auch Vögel, Eichhörnchen oder Amphibien. Gartenbesitzer können helfen, indem sie Futterquellen, Unterschlupfmöglichkeiten und Schutzräume bereitstellen.

Veränderte Blüh- und Fruchtzeiten von Pflanzen

Wenn Bestäuber früher oder länger aktiv sind, können Pflanzen ihre Samen- und Fruchtbildung früher oder später im Jahr anpassen. Das kann für Gartenbesitzer Vor- und Nachteile haben: Einerseits könnte es zu einer längeren Erntezeit führen, andererseits könnten einige Pflanzen durch frühe Blütezeit empfindlicher auf Spätfröste reagieren.

Ein Phänomen mit weitreichenden Auswirkungen

Die Reproduktionsverschiebung ist ein Phänomen, das sich immer stärker zeigt und sich auf das gesamte Ökosystem auswirkt – vom kleinsten Insekt bis zum größeren Wildtier. Während einige Arten von den veränderten Bedingungen profitieren, geraten andere unter Druck. Gartenbesitzer können mit kleinen Maßnahmen nicht nur Igel, sondern auch andere Wildtiere und die biologische Vielfalt insgesamt unterstützen. Indem sie natürliche Lebensräume erhalten und sich auf die neuen Bedingungen einstellen, leisten sie einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz.

 

Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de

Tom

Userbild von TomTom ist Administrator*in von EB und stellt 12 Beispiele vor. In den Bereichen Malawisee, Tanganjikasee, Victoriasee, West- / Zentralafrika, Südamerika, Mittelamerika, Amerikagesellschaftsbecken, Asien/Australien, Gesellschaftsbecken, Wasserchemie, Fragen zu einrichtungsbeispiele.de steht er/sie den Usern bei Fragen kompetent als Anspechpartner zur Seite.

Titel: Reproduktionsverschiebung bei Wildtieren – Das Beispiel des Igels (Artikel 6725)

Das könnte dich ebenfalls interessieren:

Gräser im Winter schützen: Tipps und Tricks für den Garten
Tom am 06.10.2024

Gräser im Winter schützen: Tipps und Tricks für den Garten

Ziergräser erfreuen uns auch im Herbst und Winter mit ihrer eleganten Erscheinung. Während sie im Herbst mit warmen Farben wie Gold, Rot und Bronze bezaubern, bringen sie im Winter mit Raureif oder Schnee überzogene Halme eine natürliche, ästhetische Struktur in den Garten. Viele Gräserarten wirken durch ihre Standfestigkeit und Struktur

Christian Gottlieb Ludwig – Namensgeber der Ludwigia
Tom am 17.05.2025

Christian Gottlieb Ludwig – Namensgeber der Ludwigia

Der Name Ludwigia, bekannt aus der Aquaristik und Botanik, begegnet Pflanzenfreunden weltweit – doch nur wenige wissen, dass sich hinter dieser Gattungsbezeichnung ein deutscher Gelehrter verbirgt: Christian Gottlieb Ludwig. Als Arzt, Botaniker und Professor prägte er im 18. Jahrhundert die naturwissenschaftliche Lehre seiner Zeit. Carl von Linné

Schlangen aus dem Garten fernhalten: Schutz und Abschreckung
Tom am 30.09.2024

Schlangen aus dem Garten fernhalten: Schutz und Abschreckung

Einheimische Schlangen wie die Ringelnatter, Schlingnatter oder Kreuzotter sind wichtige Bestandteile des Ökosystems und erfüllen wertvolle Funktionen. Sie regulieren die Population von Kleinsäugern, wie Mäusen, und tragen so zum natürlichen Gleichgewicht bei. Besonders in naturnahen Gärten können Schlangen nützlich sein, indem sie Schädlingspopulationen

Winterlicher Brauch: Misteln als Dekoration
Tom am 04.12.2024

Winterlicher Brauch: Misteln als Dekoration

Die Mistel, mit ihren kugelförmigen, immergrünen Zweigen und den weißen Beeren, ist in der kalten Jahreszeit nicht nur ein beliebtes Dekorationselement, sondern auch von symbolischer Bedeutung. Besonders in der Weihnachtszeit zieren Mistelzweige Eingänge und Wohnzimmer, oft über der Türschwelle aufgehängt. Der Brauch, sich unter einem Mistelzweig

Nach dem Rückschnitt: Lavendelblüten verwerten
Tom am 03.08.2024

Nach dem Rückschnitt: Lavendelblüten verwerten

Auch wenn es schwer fällt: Der sommerliche Rückschnitt ist mit die wichtigste Maßnahme um Schönheit und Gesundheit des Lavendels zu erhalten! Wann dafür der beste Zeitpunkt ist und wie Lavendel im Garten zu pflegen ist, kannst du in einem eigenen Artikel zur Lavendelpflege nachlesen.Doch nach dem Rückschnitt müssen die Blüten nicht entsorgt

Vom Wasser an Land – Der große Schritt der Evolution
Tom am 13.02.2025

Vom Wasser an Land – Der große Schritt der Evolution

Das Leben begann vor mehr als 3, 5 Milliarden Jahren in den Ozeanen. Dort bot das Wasser Schutz vor schädlicher UV-Strahlung, stabile Umweltbedingungen und die chemischen Grundlagen für erste Lebensformen. Über Milliarden Jahre hinweg entwickelten sich aus einfachen Bakterien komplexe Lebewesen. Während sich Tiere wie Gliederfüßer und später