Wenn der Specht klopft: Was bedeutet es für den Baum?
Spechte gehören zu den eher auffälligeren Waldbewohnern: Mit kräftigen Schnäbeln hämmern sie an Bäumen, erzeugen das typische Trommeln, das oft durch den ganzen Wald hallt. Auch in Gärten sind sie zu hören, doch wenn ein Specht sich längere Zeit mit einem bestimmten Baum beschäftigt, dann kann dies auch ein Warnzeichen sein.
Der Specht und sein Lebensraum
In Deutschland leben mehrere Spechtarten, darunter der bekannte Buntspecht (Dendrocopos major), der Grünspecht (Picus viridis) und der Schwarzspecht (Dryocopus martius). Sie bewohnen verschiedenste Waldtypen, aber auch Parks, Streuobstwiesen und größere Gärten. Allen gemeinsam ist ihre Spezialisierung auf das Leben am und im Baum: Sie trommeln zur Revierabgrenzung, zimmern Höhlen zum Brüten und suchen unter der Rinde nach Nahrung.
Warum ein Specht an einem Baum hämmert
Das Hacken und Klopfen der Spechte kann verschiedene Gründe haben:
- Nahrungssuche: Viele Spechtarten ernähren sich von Insektenlarven, die im Holz oder unter der Rinde leben – z. B. Bockkäfer- oder Borkenkäferlarven. Klopft ein Specht intensiv an einer Stelle, ist das oft ein Hinweis darauf, dass sich dort holzbewohnende Insekten befinden.
- Höhlenbau: Besonders im Frühjahr zimmern Spechte ihre Bruthöhlen in weicheres Holz. Sie bevorzugen dabei tatsächlich oft bereits geschwächte oder abgestorbene Bäume, da sich diese leichter bearbeiten lassen.
- Revierverhalten: Beim sogenannten Trommeln handelt es sich nicht um Fressverhalten, sondern um eine akustische Reviermarkierung. Dieses Klopfen erfolgt meist an gut klingenden Ästen oder Baumstämmen – unabhängig vom Zustand des Baumes.
Ist der Baum krank oder von Ungeziefer befallen?
Ein intensives Bearbeiten durch einen Specht kann durchaus ein Hinweis auf einen Insektenbefall sein – besonders dann, wenn der Specht tiefer in den Stamm hackt. Auch absterbende oder bereits tote Bäume werden bevorzugt genutzt, da sie weicher und oft schon von Pilzen oder Insekten zersetzt sind. Der Specht ist somit ein möglicher Indikator für Schäden oder Schwäche – er selbst verursacht sie aber in der Regel nicht.
Gesunde Bäume nehmen durch das Hacken des Spechts selten ernsthaften Schaden, einzelne Löcher oder Trommelstellen beeinträchtigen ihre Vitalität kaum. Kritisch kann es werden, wenn Spechte an jungen Obstbäumen wiederholt die Rinde ringförmig abklopfen oder große Höhlen in geschwächte Bäume meißeln – insbesondere, wenn der Baum bereits vorgeschädigt ist.
In der Regel gilt aber: Der Specht ist kein Schädling, sondern ein Teil des natürlichen Waldökosystems.
Die Bedeutung der Spechte für das Ökosystem
Spechte spielen eine zentrale Rolle im Wald: Viele andere Tierarten – von Meisen über Fledermäuse bis zu Hornissen – nutzen verlassene Spechthöhlen als Unterschlupf oder Brutstätte. Ohne den Specht gäbe es für viele von ihnen kaum geeignete Baumhöhlen. Durch die gezielte Jagd auf holzbewohnende Insekten helfen Spechte zudem dabei, Massenvermehrungen potenzieller Schädlinge einzudämmen.
Wenn sich ein Specht an einem Baum zu schaffen macht, ist das kein Grund zur Sorge, sondern oft ein Zeichen für ein funktionierendes Ökosystem. Der Baum könnte zwar geschwächt oder von Insekten befallen sein – aber der Specht selbst ist kein Verursacher, sondern ein nützlicher Helfer und genauer Beobachter seiner Umgebung.
Autorin: Caroline Haller für www.einrichtungsbeispiele.de