Blog: Riesen-Bärenklau: So soll die invasive Pflanze bekämpft werden (7144)
Die Herkulesstaude, auch bekannt als Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), ist eine beeindruckende, aber zugleich gefährliche Pflanze, die ursprünglich aus dem Kaukasus stammt. Seit ihrer Einführung nach Europa im 19. Jahrhundert hat sie sich rasant verbreitet – insbesondere auch in Deutschland. Was anfangs als Zierpflanze in botanischen Gärten und Parkanlagen geschätzt wurde, entpuppte sich bald als invasive Art mit massiven ökologischen und gesundheitlichen Folgen.
Ihre riesige Wuchsform – bis zu vier Meter hoch – und die aggressive Vermehrung machen die Pflanze zu einem ernsthaften Problem für die Biodiversität und die öffentliche Sicherheit. Vor allem ihr giftiger Pflanzensaft, der bei Kontakt mit Sonnenlicht phototoxisch wirkt, stellt eine Gefahr für Mensch und Tier dar. Auch für die Umwelt ist die Ausbreitung der Herkulesstaude ein massives Problem, da sie heimische Pflanzen verdrängt, Erosionsschutz entlang von Gewässern untergräbt und landwirtschaftliche Flächen beeinträchtigen kann.
Doch was genau wird in Deutschland unternommen, um dieser invasiven Art Einhalt zu gebieten? In diesem Artikel beleuchten wir ausführlich die verschiedenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Herkulesstaude – von gesetzlichen Grundlagen über mechanische und chemische Methoden bis hin zu präventiven Ansätzen und öffentlichkeitswirksamen Kampagnen.
Rechtlicher Rahmen: Was sagt das Gesetz zur Herkulesstaude?
Die Herkulesstaude ist in Deutschland als invasive, gebietsfremde Art gelistet. Seit Inkrafttreten der EU-Verordnung 1143/2014 über invasive Arten wird sie als eine von mehreren problematischen Pflanzenarten in der sogenannten Unionsliste geführt. Diese Listung verpflichtet die Mitgliedsstaaten dazu, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung dieser Art zu verhindern, zu minimieren und – wo möglich – rückgängig zu machen.
In Deutschland obliegt die Umsetzung dieser Vorgaben sowohl den Ländern als auch den Kommunen. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf der Bekämpfung bestehender Vorkommen, sondern auch auf der Prävention neuer Ausbreitungen. Zusätzlich kann die Herkulesstaude unter das Naturschutzgesetz (§ 40 BNatSchG) fallen, wenn ihre Ausbreitung die heimische Flora und Fauna gefährdet.
Auch private Grundstücksbesitzer können verpflichtet sein, Vorkommen zu melden und zu entfernen – insbesondere, wenn eine Ausbreitung auf öffentliche Flächen droht oder bereits erfolgt.
Mechanische Bekämpfungsmaßnahmen
Eine der gängigsten Methoden zur Entfernung der Herkulesstaude ist die mechanische Bekämpfung. Diese Methode hat sich vor allem auf kleineren Flächen bewährt oder wenn der Einsatz von Chemikalien ausgeschlossen ist – etwa in Naturschutzgebieten oder in der Nähe von Gewässern.
Ausgraben der Wurzel
Die Herkulesstaude besitzt eine Pfahlwurzel, die tief in den Boden reicht. Diese muss mit einem Spaten oder einer speziellen Wurzelstechlanze etwa 10 bis 15 cm unterhalb des Vegetationskegels durchtrennt oder vollständig entfernt werden. Wird die Wurzel nicht vollständig entfernt, treibt die Pflanze erneut aus.
Dieses Verfahren muss oft mehrfach pro Saison wiederholt werden, um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen – insbesondere bei Altbeständen.
Mähen und Schneiden
Regelmäßiges Mähen oder Abschneiden der oberirdischen Pflanzenteile kann das Wachstum schwächen und die Samenbildung verhindern. Allerdings ist dies keine dauerhafte Lösung, da die Pflanze meist erneut austreibt. Diese Methode ist vor allem als begleitende Maßnahme sinnvoll.
Abdecken mit Folien
Eine weniger verbreitete, aber wirksame Methode ist das Abdecken der Fläche mit lichtundurchlässiger Folie über mehrere Monate. Dadurch wird die Photosynthese unterbunden, und die Pflanzen sterben langfristig ab. Dies eignet sich vor allem für kleine, gut zugängliche Flächen.
Chemische Bekämpfungsmaßnahmen
Der Einsatz von Herbiziden, insbesondere auf Basis von Glyphosat, ist eine weitere Möglichkeit zur Bekämpfung der Herkulesstaude. Diese Maßnahme sollte jedoch nur unter bestimmten Bedingungen und von Fachpersonal durchgeführt werden, da sie mit rechtlichen Auflagen und Umweltaspekten verbunden ist.
Einsatzbedingungen
Herbizide dürfen nur mit entsprechender Genehmigung eingesetzt werden, insbesondere wenn sich die befallenen Flächen in der Nähe von Gewässern oder Schutzgebieten befinden. Der Einsatz ist oft nur durch zugelassene Fachbetriebe erlaubt.
Wirkung
Glyphosat-haltige Präparate wirken systemisch und dringen über die Blätter in die Pflanze ein, wodurch auch die Wurzel zerstört wird. Der Erfolg ist meist schon nach wenigen Wochen sichtbar, erfordert aber in vielen Fällen eine Nachbehandlung im Folgejahr, da Samen im Boden verbleiben.
Biologische Bekämpfung: Noch in der Forschung
Bislang gibt es keine zugelassenen biologischen Bekämpfungsmethoden in Deutschland, die gezielt gegen Heracleum mantegazzianum eingesetzt werden können. In Großbritannien und anderen Ländern wird derzeit erforscht, ob bestimmte Insektenarten, z. B. Blattläuse oder Pilze, die Pflanze schwächen können, ohne andere Arten zu gefährden. Diese Methoden befinden sich jedoch noch im Versuchsstadium und sind in Deutschland (noch) nicht zugelassen.
Prävention und Monitoring
Ein zentraler Baustein im Kampf gegen den Riesen-Bärenklau ist die Prävention neuer Ausbreitungen. Dazu gehört unter anderem:
- Früherkennung durch Monitoringprogramme, etwa durch Umweltämter, Naturschutzverbände oder ehrenamtliche Helfer.
- Vermeidung von Samenverbreitung, z. B. durch Entfernen der Blütenstände vor der Samenreife.
- Information und Sensibilisierung der Öffentlichkeit, insbesondere von Grundstücksbesitzern, Gärtnern, Landwirten und Wanderern.
- Pflege von Flächen mit konkurrenzstarken Pflanzen, um der Herkulesstaude die Etablierung zu erschweren.
Einige Kommunen arbeiten mit Karten-Apps oder Online-Meldesystemen, über die Bürger Vorkommen melden können. Das erleichtert das frühzeitige Eingreifen.
Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung
Ohne die Mithilfe der Bevölkerung ist eine flächendeckende Bekämpfung der Herkulesstaude kaum möglich. Viele Kommunen setzen daher auf Aufklärungskampagnen, Infoveranstaltungen und Schulprojekte, um auf die Gefahren der Pflanze aufmerksam zu machen.
Typische Inhalte solcher Kampagnen:
- Erkennung der Pflanze (z. B. Unterschiede zu anderen Doldenblütlern wie dem Wiesen-Bärenklau)
- Hinweise zum Verhalten bei Kontakt
- Anleitung zur sicheren Entfernung
- Telefonnummern und Anlaufstellen für Meldungen
In vielen Fällen können sich Bürger bei der ehrenamtlichen Bekämpfung engagieren – mit entsprechender Schutzausrüstung und unter Anleitung.
FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Bekämpfung der Herkulesstaude
Ist die Herkulesstaude wirklich so gefährlich?
Ja. Der Pflanzensaft enthält Furanocumarine, die in Verbindung mit UV-Licht schwere Hautreaktionen wie Verbrennungen und Blasen hervorrufen können. Auch bei Tieren kann es zu ähnlichen Effekten kommen.
Darf ich die Herkulesstaude einfach entfernen?
Auf dem eigenen Grundstück ja – unter Beachtung des Pflanzenschutzrechts. In öffentlichen oder naturschutzrechtlich relevanten Bereichen dürfen Maßnahmen nur durch Fachkräfte oder mit Genehmigung erfolgen.
Wann ist der beste Zeitpunkt zur Bekämpfung?
Am besten bekämpft man die Herkulesstaude im Frühjahr, wenn sie austreibt, aber noch keine Samen gebildet hat. Eine wiederholte Kontrolle über die ganze Saison hinweg ist sinnvoll.
Wie lange muss man die Bekämpfung durchführen?
Da Samen mehrere Jahre keimfähig bleiben, ist eine mehrjährige Nachkontrolle und Nachbehandlung notwendig – meist über 3 bis 5 Jahre.
Welche Schutzkleidung ist beim Entfernen notwendig?
Langärmlige Kleidung, feste Handschuhe, Schutzbrille und ggf. Gesichtsschutz sind Pflicht. Die Bekämpfung sollte nie bei direkter Sonneneinstrahlung erfolgen, um die Gefahr phototoxischer Reaktionen zu minimieren.
Fazit
Die Bekämpfung der Herkulesstaude in Deutschland ist eine komplexe Aufgabe, die sowohl ökologisches Feingefühl als auch rechtliche und praktische Kenntnisse erfordert. Die Pflanze ist nicht nur wegen ihrer gesundheitlichen Risiken gefürchtet, sondern auch wegen ihrer massiven Auswirkungen auf die heimische Natur. Deutschland setzt daher auf ein mehrstufiges Maßnahmenkonzept, das von gesetzlichen Regelungen über mechanische und chemische Bekämpfungsmethoden bis hin zu Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung reicht.
Wirklich erfolgreich ist die Bekämpfung jedoch nur, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten – von Kommunen über Naturschutzverbände bis hin zu engagierten Bürgern. Auch die Prävention spielt eine zentrale Rolle: Je früher ein Vorkommen entdeckt und beseitigt wird, desto geringer ist die Gefahr der weiteren Ausbreitung.
Wer sich informiert, schützt nicht nur sich selbst, sondern leistet auch einen wertvollen Beitrag zum Erhalt der heimischen Biodiversität. Für Gartenfreunde, Naturfreunde und Umweltbewusste gilt daher: Augen auf im Grünen – und handeln, bevor aus einem kleinen Vorkommen ein großes Problem wird.







