Physella acuta im Aquarium halten
Einrichtungsbeispiele mit Spitze Blasenschnecken

Wissenswertes zu Physella acuta (Spitze Blasenschnecke)
Die Spitze Blasenschnecke (Physella acuta) gehört zu den bekanntesten Süßwasserschnecken in der Aquaristik. Sie ist klein, anpassungsfähig, genügsam und kommt in nahezu jedem Aquarium früher oder später einmal vor – gewollt oder ungewollt. Doch obwohl sie oft als „Plage“ bezeichnet wird, ist die spitze Blasenschnecke in Wirklichkeit ein nützliches und interessantes Tier, das viele positive Eigenschaften mitbringt.
Herkunft und Verbreitung
Die Spitze Blasenschnecke stammt ursprünglich aus Nordamerika, hat sich aber durch menschliche Einflüsse nahezu weltweit verbreitet. Heute findet man sie in Europa, Asien, Afrika, Südamerika und Australien. Sie gilt als kosmopolitische Art und ist sowohl in stehenden als auch langsam fließenden Gewässern zu finden – etwa in Teichen, Gräben, Tümpeln, Kanälen oder sogar in leicht verschmutzten Abwässern.
In Deutschland ist Physella acuta weit verbreitet und kommt auch in der freien Natur regelmäßig vor. Sie ist ein typischer Kulturfolger, der hervorragend mit vom Menschen geschaffenen Lebensräumen zurechtkommt.
Systematik: Gattung und Familie
- Familie: Physidae
- Gattung: Physella
- Art: Physella acuta
- Synonyme: Physa acuta, Physella heterostropha, Physa heterostropha pomilia
Die Physidae-Familie ist innerhalb der Lungenschnecken (Pulmonata) angesiedelt. Charakteristisch für diese Familie ist die spiegelverkehrte Windung des Gehäuses – das heißt, die Schale ist linksgewunden, im Gegensatz zu den meisten anderen Schnecken, deren Gehäuse rechtsgewunden ist.
Beschreibung und Aussehen
Die Spitze Blasenschnecke ist eine kleine, zarte Schnecke mit einem charakteristisch dünnwandigen, durchscheinenden Gehäuse.
- Größe: Erwachsene Tiere werden meist zwischen 8 und 12 Millimeter groß, selten etwas größer.
- Form: Das Gehäuse ist länglich, eiförmig und zur Spitze hin zugespitzt.
- Farbe: Die Schale ist hellbraun bis gelblich, teils leicht transparent, sodass der Körper der Schnecke schimmernd durchscheint. Der Körper selbst ist hell- bis dunkelgrau und weist häufig dunkle Sprenkelungen auf.
- Spitze: Der Apex (Gehäusespitze) ist auffallend scharf ausgezogen, was der Art ihren deutschen Namen „Spitze Blasenschnecke“ eingebracht hat.
Eine Besonderheit dieser Schnecke ist die linksgedrehte Windung des Gehäuses. Das bedeutet, dass sich die Öffnung des Hauses auf der linken Seite befindet, wenn man das Gehäuse mit der Spitze nach oben hält – ein wichtiges Erkennungsmerkmal.
Verhalten
Die Spitze Blasenschnecke ist ein sehr aktiver Bewohner des Aquariums. Sie kriecht mit erstaunlicher Geschwindigkeit über Pflanzen, Dekorationen und die Glasscheiben. Besonders auffällig ist ihre Fähigkeit, an der Wasseroberfläche „kopfüber“ entlangzugleiten. Das gelingt ihr durch eine hauchdünne Luftschicht unter dem Fuß, die als Auftriebskissen dient.
Sie ist ein typischer Aufwuchsfresser, der sich von Algen, Bakterienfilmen, abgestorbenen Pflanzenresten und Futterresten ernährt. Damit übernimmt sie eine wichtige Rolle im biologischen Gleichgewicht des Aquariums.
Interessant ist auch, dass Physella acuta keine Pflanzen frisst, solange genügend organisches Material vorhanden ist. Nur bei starkem Nahrungsmangel kann sie zarte Pflanzenteile anknabbern, was aber selten vorkommt.
Haltung im Aquarium
Die Spitze Blasenschnecke ist ausgesprochen pflegeleicht und kann unter verschiedensten Bedingungen überleben. Dennoch profitiert sie, wie alle Tiere, von stabilen und sauberen Wasserwerten.
- Temperatur: 10–28 °C (optimal: 18–25 °C)
- pH-Wert: 6,0–8,0
- Gesamthärte (GH): 5–20 °dGH
- Karbonathärte (KH): 3–12 °dKH
Sie eignet sich sowohl für Gesellschaftsaquarien als auch für spezielle Schnecken- oder Garnelenbecken. Ein Filter ist von Vorteil, aber nicht zwingend nötig, solange die Wasserqualität stabil bleibt.
Die Schnecke bevorzugt Becken mit reichem Pflanzenwuchs und ausreichender Sauerstoffzufuhr. Sie ist sehr tolerant gegenüber Nitrat und anderen Belastungen, was sie zu einem hervorragenden Indikator für die Wasserqualität macht – wenn sich ihre Population stark vermehrt, deutet das meist auf zu viele Futterreste hin.
Futter:
- Algenbeläge
- Futterreste
- Gemüseblätter (z. B. Spinat, Zucchini, Gurke)
- Braunes Laub (z. B. Seemandelbaumblätter)
Giftigkeit
Die Spitze Blasenschnecke ist völlig ungiftig und ungefährlich für alle Aquarienbewohner. Weder Fische noch Garnelen oder andere Schnecken werden durch sie bedroht. Auch für Menschen besteht keinerlei Risiko.
Vermehrung und Zucht
Die Art ist zwittrig, das heißt, jedes Tier besitzt sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane. Dennoch paaren sich Blasenschnecken meist mit einem Partner, bevor sie Eier legen.
Die Eigelege sind kleine, durchsichtige Gallertballen, die an Pflanzen, Steinen oder der Aquarienscheibe haften. Darin befinden sich meist zwischen 10 und 30 winzige Eier. Die Entwicklung dauert – abhängig von der Temperatur – etwa 1 bis 3 Wochen. Nach dem Schlüpfen sind die Jungschnecken sofort selbstständig.
Da sich die Tiere auch ohne Partner fortpflanzen können (Selbstbefruchtung), kann sich die Population sehr schnell vermehren. Eine explosionsartige Vermehrung ist jedoch immer ein Zeichen für zu viele Futterreste – reduziert man die Futtermenge, reguliert sich der Bestand von selbst.
Krankheiten und mögliche Probleme
Spitze Blasenschnecken sind äußerst widerstandsfähig. Krankheiten treten nur selten auf. Gelegentlich können sie von Parasiten befallen sein, insbesondere wenn sie aus freier Natur stammen.
Ein häufiger Irrtum ist, dass sie „Krankheiten einschleppen“ – tatsächlich ist das Risiko minimal, wenn man sie aus einem gesunden Aquarium übernimmt. Problematisch kann eher eine zu schnelle Vermehrung sein, wenn das Becken zu viel organisches Material enthält.
FAQ – Häufige Fragen
Sind spitze Blasenschnecken schädlich?
Nein, sie sind nützlich und helfen, das Aquarium sauber zu halten. Nur bei starker Überfütterung vermehren sie sich massenhaft.
Fressen sie Pflanzen?
In der Regel nicht. Sie ernähren sich von Algen und abgestorbenem Material.
Wie kann man sie loswerden?
Wer ihre Anzahl reduzieren möchte, kann Futtermenge verringern, Fallen einsetzen oder Fressfeinde wie Helena-Schnecken einsetzen.
Wie alt werden sie?
In der Regel etwa ein Jahr, in optimaler Haltung auch bis zu 18 Monate.
Alternative Bezeichnungen
- Blasenschnecke
- Gemeine Blasenschnecke
- Physa-Schnecke
- Physella heterostropha (ältere Bezeichnung)
Fazit
Die Spitze Blasenschnecke ist ein unterschätzter, aber wertvoller Bewohner im Aquarium. Sie sorgt für Sauberkeit, frisst Algen und Futterreste und trägt zur Stabilität des ökologischen Gleichgewichts bei. Ihre unkomplizierte Haltung macht sie ideal für Einsteiger, während ihr interessantes Verhalten auch erfahrene Aquarianer fasziniert.
Ob als Reinigungshelfer, Indikator für Wasserqualität oder einfach als stiller Mitbewohner – Physella acuta ist weit mehr als eine „Eingeschleppte Schnecke“. Wer sie versteht und richtig einordnet, erkennt schnell, dass sie zu den nützlichsten Schneckenarten in der Aquaristik zählt.
Haltungsbedingungen
Um Physella acuta (Spitze Blasenschnecke) möglichst artgerecht zu halten, empfehlen wir nachfolgende Bedingungen zu schaffen. Vor allem bei der Angabe zur Mindestgröße bitten wir zu beachten, dass die optimalen Verhältnisse unter Umständen erst in wesentlich größeren Aquarien hergestellt werden können.
- Wassertemperatur: 18° bis 25°C
- pH-Wert: 6.0 bis 8.0
- Gesamthärte: 5° bis 20° dGH
- Mindestaquariengröße: 10 Liter


